Erstmals stehen die Brüder Ardie und Julien Savea gemeinsam in der Startaufstellung der All Blacks. Foto (c) Savea Instagram
Den All Blacks ist der Gewinn der Rugby Championship zu diesem Zeitpunkt nur noch theoretisch zu nehmen. Drei Spiele, drei Bonuspunkt-Siege und damit 15 Punkte zur Halbzeit des Wettbewerbs auf dem Konto. Spannender ist da schon der Kampf um den zweiten Platz, denn mit sechs, fünf und vier Punkten liegen Südafrika, Argentinien und Australien ganz eng beeinander. Außerdem bleibt die Frage: Sind die All Blacks momentan überhaupt zu schlagen und da dürften die beiden Partien gegen die Springboks den Aufschluss geben, denn keine Mannschaft hat gegen den Weltmeister eine derart gute Bilanz.
Neuseeland - Südafrika
17. September, 09:35 deutscher Zeit, AMI Stadium, Christchurch
Die Bewohner des vom schweren Erdbeben 2011 immer noch gebeutelten Christchurch dürfen sich auf das erste Topspiel seit langem freuen. Im temporären Stadion der Metropole der Südinsel, welches das zerstörte Stadion Lancaster Park während dem Wiederaufbau ersetzt, wird morgen der zweimalige Weltmeister Südafrika auf den dreimaligen Weltmeister Neuseeland treffen. Größere Spiele als das Duell Springboks gegen die All Blacks gibt es im Welt-Rugby nicht.
Doch momentan verbreiten die Boks längst nicht mehr den Schrecken, den sie einst mit ihrem physisch extrem dominanten Sturm im Weltrugby verbreitet hatten. Das alte "neun Mann Rugby" mit einem starken Sturm und einem präzisem Kicker ist auch am Kap nicht mehr en vogue. Dem erfrischenden Spielstil des Johannesburger Super Rugby Teams Lions will man auch bei den Boks unter neu-Coach Allister Coetzee nacheifern. Doch das schnelle Reihespiel über Gedrängehalb de Klerk und Verbinder Jantjies von den Lions will im Grün der Boks noch nicht so Recht funktionieren.
Kapitän Adriaan Strauss, der erst zum Anfang dieser Saison zum Spielführer der Boks ernannt wurde, hat schon wieder seinen Abschied verkündet. Gegen Australien war Südafrika zwar stark mit zwei Versuchen gestartet, doch ab der 20-Minuten-Marke waren es fast nur noch die Wallabies die das Spiel machten und schließlich auch spät zum Sieg kamen. Nach zuvor sechs Niederlagen in Folge taugen die Boks nun nur noch als Aufbaugegner wurde in der südafrikanischen Heimat gespottet. Bei einer Umfrage des Pay-TV Anbieters Supersport glaubten nur 6% der Südafrikanischen Rugby-Fans, dass ihre Mannschaft gegen die All Blacks eine Chance hätte.
Bei den All Blacks hingegen liegt der Fokus darauf, die eigene Leistung weiter aufs Feld zu bekommen. Während Boks-Coach Coetzee schon bereits um seinen Job fürchten muss, wird sein Kollege wohl den fünfzehnten Sieg in Folge einfahren können. Selbst die Verletzung von Nummer-Sieben und Richie McCaw Erben Sam Cane bereitet Steve Hansen keine allzu großen Sorgen. Das was an Gefahr in den offenen mit Cane verloren geht, kann Ersatz Ardea Savea mit seiner Geschwindigkeit wett machen.
Ardie Savea, der jüngere Brüder von All Blacks Außen Julien, ist wohl der schnellste Stürmer im Welt-Rugby und läuft für seinen Verein Hurricanes öfter in genau dem richtigen Moment zur Unterstützung ein und legt damit einige Versuche. Ein weiterer Hurricane, Verbinder Beauden Barrett, hat sich in den letzten Wochen zum wohl besten Zehner im Welt-Rugby verbessert. Sein unnachahmlicher Antritt wird nur von seiner Spielübersicht übertroffen. Als zweiter Verbinder könnte Highlanders Nummer zehn Lima Sopoaga von der Bank ins Spiel eingreifen.
Seit 2009 haben die All Blacks auf heimischen Boden nicht mehr verloren. Die Springboks waren damals die Bezwinger und auch heute haben die Boks die nötigen Spieler für einen solchen Coup. Doch angesichts ihrer momentanen Form scheint eine weitere Überraschung mehr als unwahrscheinlich.
Die letzte Niederlage der All Blacks auf heimischen Boden war 2009 ebenfalls gegen die Springboks
Australien - Argentinien
17. September, 12:05 deutscher Zeit, nib Stadium, Perth
Australiens Rugby-Fangemeinde konnte aufatmen. Nach ganzen sechs Niederlagen in Folge war es den Wallabies doch noch gelungen in der Vorwoche einen Sieg gegen die ebenso schwächelnden Springboks einzufahren. Seit dem verlorenen WM-Finale hatte es nur noch Niederlagen gehagelt, doch im Heimspiel gegen die Pumas ist den Wallabies durchaus ein weiterer Sieg zuzutrauen. Im Halbfinale der WM 2015 war man zuletzt aufeinandergetroffen, Australien hatte sich relativ deutlich mit 29:15 durchsetzen können, wenn auch unter anderen Vorraussetzungen.
Doch während die Pumas sich seitdem stetig verbessert haben und die Boks daheim schlagen und auch in Südafrika kurz vor einem Sieg standen, setzte für Australien die besagte Abwärtsspirale ein. Selbst beim 22:57 gegen die All Blacks in der letzten Woche bewiesen die Pumas, dass sie zumindest über 50 Minuten jedes Tempo der All Blacks mitgehen können. Australiens bekannte Qualitätszeitung "the Australian" argumentiert im Vorfeld der Partie in Perth sogar, dass Argentinien mittlerweile die zweitbeste Mannschaft der Welt sei und dass der Fortschritt der Pumas in den letzten Jahren atemberaubend gewesen sei.
Australiens Nummer sieben Micheal Hooper betonte im Vorfeld, dass man speziell die Offloads der Pumas stoppen müsse, da es sonst sehr schwierig werden würde, deren Spiel zu verteidigen. Pumas Coach Daniel Hourcade wiederum wird nicht müde, das junge Alter seines Kaders zu betonen. "Wir sind auf dem richtigen Weg" und angesichts der Entwicklung dieser Mannschaft werden die künftigen Gegner der Pumas dies als Drohung empfinden.
Am Wochenende wird es spannend zu verfolgen sein, ob Australiens exentrischer Verbinder Quade Cooper den Weg zu alter Stärke findet, oder ob er der dritten Reihe der Pumas zum Opfer fallen wird. Der Druck in dieser Partie wird erneut bei Australien und seinem Trainer Micheal Cheika. Dessen Image-Bonus nach dem zweiten Platz bei der WM ist bei der ungeduldigen australischen Öffentlichkeit nämlich schon fast aufgebraucht. Sein Gegenüber Hourcade hat da mehr Spielraum, speziell da das große Ziel der Sieg gegen die All Blacks daheim in drei Wochen sein dürfte.
Brumbies und Argentinien Halb Cubelli wird in Perth auf viele seiner Klub-Kollegen treffen
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