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Nora Baltruweit: Das deutsche Nachwuchstalent in der besten Frauen-Rugby-Mannschaft der Welt
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Freitag, 16. September 2016

Voller Stolz vor dem ersten Einsatz für Auckland. Foto (c) N. Baltruweit
Voller Stolz vor dem ersten Einsatz für Auckland. Foto (c) N. Baltruweit

Bereits in der letzten Woche war es für Nora Baltruweit soweit. Die junge Deutsche hatte es erstmals als Zweite-Reihe-Stürmerin in das Aufgebot des besten neuseeländischen Frauen-Rugby Teams Auckland Storm geschafft. Zu ihren Mitspielern zählen nun zahlreiche Nationalspielerinnen der Black Ferns und des Olympia-Teams der besten Rugby-Nation der Erde. Dabei war Nora nur Monate nach dem sensationellen dritten Platz bei der U18 Rugby-EM im letzten Platz, wie viele ihrer Altersgenossen, nur zu einem "Work and Travel" Aufenthalt nach Neuseeland aufgebrochen. Wir haben uns mit sympathischen Aachenerin über ihre Erfolge im Trikot von Auckland, aber auch über Rugby in Neuseeland allgemein unterhalten.

Als sich Nora Baltruweit um die Adventszeit im letzten Jahr in das Land am anderen Ende der Welt aufgemacht hatte, war noch nicht abzusehen, wie weit es die deutsche U-Nationalspielerin in Sachen Rugby in Neuseeland bringen würde. Nach zweimonatiger Reise quer über die beiden Hauptinseln von Aotearoa blieb die 19-jährige schließlich in Auckland um sich dort einem der Rugby Klubs anzuschließen, die sich zu dem Zeitpunkt im neuseeländischen Spätsommer in der Saison-Vorbereitung befanden. Besonders ans Herz gelegt wurden Nora dabei der Ponsonby RFC und die College Rifles, zwei Vereine gespickt mit Nationalspielerinnen Neuseelands.

Denn die Saison im Frauen-Rugby des Landes ist, wie bei den Herren auch, mehr oder weniger zweigeteilt. Von März bis Juli werden innerhalb der neuseeländischen Rugby-Provinzen die Klub-Wettbewerbe ausgetragen. So duellieren sich die besten Vereine aus der Region Auckland untereinander, paralell geschieht dies aber auch in Wellington, Canterbury, Otago oder der Bay of Plenty. Im Winter und Frühling spielen dann die Auswahlmannschaften dieser Provinzen in der sogenannten Women's NPC (national provincial championship) gegeneinander. Bei den Männern heißt die nach dem gleichen Prinzip funktionierende NPC aus Sponsoringgründen momentan Mitre 10 Cup (früher ITM oder Air New Zealand Cup).

Nora entschied sich schließlich für die College Rifles und war pünktlich zu Beginn der Vorbereitung bei ihrem neuen Verein im Training. Bereits bei den Rifles, Vorjahres-Finalisten von Auckland, musste Nora hart an ihrer Fitness arbeiten. Ihr sei aber genauso von ihren erfahrenen Mitspielerinnen geholfen worden. Überhaupt in die erste Mannschaft des Vereins zu kommen habe sehr viel Arbeit erfordert. Zusammen mit ihrem anstrengenden Job im Hafen Aucklands bleib nicht viel Raum für Freizeit.

Doch der viele Aufwand hat sich gelohnt: Als Stammspielerin schaffte es die Aachener in die erste Mannschaft der Rifles und diese legten eine furiose Saison hin. Fünf Monate harte Arbeit kulminierten im Finale gegen eben jenen Verein Ponsonby RFC, bei dem Nora fast gelandet wäre. In einem ganz engen Spiel mit nur einem Versuch auf jeder Seite, setzten sich Noras Rifles am Ende durch und Nora Baltruweit darf sich mit nicht einmal 20 Jahren Auckland Club Champion nennen.

Das an sich wäre schon bemerkenswert genug gewesen, doch die junge Deutsche hat im Laufe der Klub-Saison die Selektoren der Auckland-Auswahl "Storm" so sehr beeindruckt, dass sie in den Kader der besten Auswahl der wohl besten Frauen-Liga der Welt NPC berufen wurde. In einer Mannschaft gespickt mit Nationalspielerinnen des Fünfzehner- und Siebener-Nationalteams, die jeweils amtierende Weltmeister sind, befand sich nun in einer Mannschaft mit dem Anspruch Meisterschaft. Um diesen für Nora "massiven Schritt" zu schaffen bedurfte es noch zahlloser Sonderschichten in Sachen Fitness und Technik. Gegen Otago in der Vorwoche war es dann schließlich soweit. Von der Bank kommend konnte die Jugendspieler des RC Aachen schließlich in der zweiten Hälfte beim 62:0 Heimsieg ihrer Mannschaft mitwirken.

Auch an diesem Wochenende wird Nora dann gegen die Lokalrivalen von den Counties Manukau aus dem Süden der Metropole wieder das Auckland Trikot überstreifen können. Im Spitzenspiel der NPC treten die beiden punktgleichen Top-Teams um die Tabellenführung an. Dabei betont sie die Professionalität der Auckland Storm auf und neben dem Platz. Jede einzelne Trainingseinheit erfordere größte Aufmerksamkeit und die einstudierten Spielsysteme seien auch dementsprechend komplizierter. Dafür werden die Spielerinnen auch ungleich besser betreut und ausgestattet. Die Anreise per Flugzeug zu Auswärtsspielen ist genauso üblich wie eine hervorragende Betreuung durch Physios und Trainerteam.

 

 

Für den 30.11. hat Nora ihre Rückreise nach Deutschland nach dann einjährigem Aufenthalt geplant. Bis dahin kann sie mit Auckland ihren Aufenthalt in Neuseeland noch krönen. Denn bereits am 1. Oktober findet das Finale der NPC um den Farah Palmer Cup statt und Auckland ist nach dem jetzigen Stand zweifelsohne einer der heißesten Anwärter auf den Titel. Damit wäre Nora Baltruweit dann nicht nur live auf Sky Neuseeland zu sehen, sondern dürfte wohl auch in der spirituellen Heimat des neuseeländischen Rugby und Austragungsort zweier WM-Endspiele, dem Eden Park, auflaufen.

Auf die Frage ob sie nicht bereits über einen längeren Aufenthalt in Neuseeland nachgedacht hätte, entgegnet die junge Deutsche ohne lange nachdenken zu müssen mit ja. Doch erst einmal gelte es nach Deutschland zurückzukehren und dann vielleicht irgendwann Mal mit einem Job in der Hinterhand nach Neuseeland zurückzukehren. Denn das Leben in Neuseeland empfindet sie als viel entspannter als in der Heimat. Das Rugby in der größten Metropole des Landes macht ihr darüber hinaus unendlich Spaß, auch wenn ihr das typisch deutsche Essen fehle. Doch die Tatsache, dass der Kampf ums ovale Leder in ihrer temporären Heimat eine so größeren Stellenwert einnimmt, gleicht das zumindest aus. In der Öffentlichkeit gehe es generell viel öfter um Rugby und auch so gut wie in jeder Familie sei jemand der Rugby spiele. Dennoch wird Nora immer wieder Respekt gezollt, da sie als Frau diesen harten Sport betreibt.

Zurück in Deutschland will die talentierte Stürmerin dann auch wieder Siebener-Rugby spielen, denn immerhin war ihr mit der U18 ja der sensationelle dritte Platz bei der EM gelungen. So oder so, Rugby-Fans in Deutschland werden noch viel von der jungen Stürmerin aus der Kaiserstadt Aachen hören.

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