Die schnelle Dreiviertelreihe der Karlsruher schaffte es ein ums andere Mal der Defensive der Münchner Gäste zu entwischen. Foto (c) KSV
Der Auftakt in die neue Zweitliga-Saison wartete mit einigen Überraschungen auf. Den Aufsteigern Karlsruhe und Paderborn gelang es, sich in ihrer jeweiligen Staffel überraschend gegen etablierte Platzhirsche durchzusetzen. Wobei speziell der Kantersieg des Karlsruher SV gegen den Vorjahressieger der Südstaffel, den München in RFC speziell in der Deutlichkeit nicht zu erwarten war. Absteiger Köln hingegen vergeigte seine Zweitliga-Premiere deutlich und unterlag bei der TGS Hausen mit 20:29.
Nord
RFC Paderborn 16 - 15 FT Adler Kiel
Der RFC Paderborn ist ein noch recht junger Verein, verfügt aber durch die in der Region stationierten britischen Truppen über ein ordentliches Reservoir an erfahrenen Akteuren. Nach dem vierten Platz in der Endabrechnung der 16 Vereine der beiden NRW-Regionalligastaffeln im vergangenen Jahr, war man sich bei den Verantwortlichen sicher, ebenso wie die vor Paderborn gelandeten Regionalligavereine Münster und Essen das Abenteuer zweite Liga angehen zu können.
Zum Auftakt kam niemand geringeres als die Adler von der Kieler Förde nach Ostwestfalen. Noch vor zwei Monaten war den Kielern erst in der Relegation gegen den HRC der Aufstieg in die erste Bundesliga verwehrt geblieben, nun sah man sich nach sechsstündiger Anreise bei tropischen Temperaturen einem ganz harten Kampf vor magerer Kulisse ausgeliefert. In Abwesenheit einiger Urlauber lagen die sturmstarken Nordlichter zwar über weite Teile der Partie vorne, konnten sich aber nie so richtig absetzen.
Zwei Versuche wurden auf beiden Seiten erzielt, doch bis in die Schlussphase lagen die Adler Kiel aufgrund von einer erfolgreichen Erhöhung und eines Straftritts in Front. Erst mit der allerletzten Aktion gelang den Mannen von Trainer Woody Marira der entscheidende Straftritt, um den hauchdünnen Sieg über den klaren Favoriten zu sichern. Der Neuling beweist damit gleich zu Beginn, dass er auch in der höheren Spielklasse seine Berechtigung hat.
SC Germania List II 5 - 69 SG Odin / Döhren
Eine Abreibung der besonderen Art gab es für die zweite Mannschaft der Germania, die als Regionalliga Nord Sieger der Vorsaison ihr erstes Spiel in Liga zwei bestritt. Das Derby-Wochenende endete damit für den Verein mit zwei Niederlagen, da die erste der Germania sich bereits dem Lokalrivalen 78 geschlagen geben musste. Im zweiten Derby des Wochenendes erzielte der von Harald Lecht trainerte Gast aus Odin / Döhren ganze elf Versuche auf dem Rasen des Rivalen aus List.
Überragender Akteur war dabei Neuzugang Nico Fehrecke, der mit einer ganzen Reihe von Teamkollegen den Weg vom Lokalkonkurrenten Victoria Linden zur SG gefunden hatte. Fehrecke gelangen selbst sechs Versuche und die Leistung des Stürmers war symptomatisch für diesen Mannschaftsteil. Denn die Männer mit der eins bis acht auf dem Rücken legten ganze zehn der elf Versuche und waren ihrem Germania-Pendant in jeglicher Hinsicht überlegen.
Als Tabellenführer der Nordstaffel wird die SG nun mit breiter Brust in die erste Heimpartie gegen die ebenso siegreichen Bremer am kommenden Wochenende gehen. Die Germania hingegen hat mit dem Auswärtsspiel bei den heimstarken Kielern eine weitere schwierige Aufgabe vor der Brust, die es zu lösen gilt.
Bremen 1860 25 - 6 DRC Hannover
Einen ungefährdeten Bonuspunkt-Sieg konnte der Vorjahres-Dritte aus Bremen erzielen. Wie schon in der Vorsaison erwies sich die beste Bremer Mannschaft auf heimischen Geläuf als eine Nummer zu groß für den Hannoveraner Klub. Wie viel der Sieg für die Bremer schlussendlich wert sein wird, kann man wohl erst nach der endgültigen Standortbestimmung in der nächsten Woche gegen den Tabellenführer Odin / Döhren sagen.
West
Düsseldorf Dragons 33 - 7 Rugby Tourists Münster
Die selbsternannten Touristen aus der Fahrrad- und Universitätsstadt Münster hatten, nach vielen dominanten Jahren in der Regionalliga NRW, als das dominante Team und Meister den Sprung in die zweite Liga gewagt. Der erste richtige Härtetest im Düsseldorfer Stadtteil Lörick wurde bei hochsommerlichen Temperaturen allerdings deutlich verloren. Trotz gewohnt guter Standards konnte die Truppe von Spielertrainer Arne Falk das höhere Tempo nicht über 80 Minuten mitgehen und kassierte vier Versuche und konnte deren nur einen erzielen.
Die Düsseldorfer hingegen können mit ihrer Leistung zufrieden sein, hatte man doch im Vorjahr gegen Ende der Spielzeit immer weiter abgebaut und war nur in der Westgruppe der zweiten Liga nur Vorletzter geworden. Einzig die hoffnungslos unterlegenen Frankfurter von der Eintracht konnte man hinter sich lassen. Schon in der kommenden Woche dürfte sich dem Tabellenführer gegen den zweiten Aufsteiger, den Grashof RC aus Essen, die nächste Möglichkeit bieten, gegen einen Liganeuling zu punkten.
Grashof RC Essen 23 - 20 TG 75 Darmstadt
Der Liga-Neuling aus dem Ruhrpott startet erfolgreich in die zweite Bundesliga. Gegen die Gäste aus dem hessischen Darmstadt zeigte sich der vom Australier Andrew Whitton trainerte und nicht einmal zehn Jahre existierende Klub vor den Augen des Essener Oberbürgermeisters Thomas Kufen als gleichwertiger Gegner. Die Partie hatte wegen der staubedingten Verspätung des Gastes erst mit dreißigminütiger Verspätung beginnen können, doch über die 80 Minuten hinweg entwickelte sich ein spannender Kampf, in der sich keine Mannschaft so recht absetzen konnte. Essen-Prop Martin van Halteren war es dann, der mit dem ersten Versuch für die Essener in der zweiten Liga Vereinsgeschichte schrieb.
Bis kurz vor dem Abpfiff schien ein gütliches Unentschieden beim Stand von 20:20 das Ergebnis zu werden. Doch nach einer Essener Druckphase in der Darmstädter 22, konnten diese sich zwar per Kick befreien, doch ein übereifriger Gast war deutlich vor dem Kicker im Abseits und verursachte den schlussendlich entscheidenden Straftritt. Essen konnte verwandeln und hat damit, im Gegensatz zum ebenso aufgestiegenen RT aus Münster das Debüt in Liga zwei erfolgreich gestaltet.
TGS Hausen 29 - 20 ASV Köln
Auftakt nach Maß für die Hessen. Nach einer harten Vorbereitung ging man bis in die Haarspitzen motiviert in die Partie gegen den Absteiger aus der Bundesliga. Dieser startete unglaublich behäbig und war wohl der Überzeugung, dass die zweite Liga ein Zuckerschlecken werden würde. So waren es in einer zerfahrenen ersten Hälfte die Hausener Gastgeber, die durch drei Straftritte vom kickenden Erste-Reihe-Stürmer Almeida, davon zwei von der Mittellinie aus, mit 9:0 in Front lagen.
In Hälfte zwei fand der Kölner ASV schließlich zu seinem Spiel und profitierte immer dann, wenn das Spiel über mehrere Phasen lief. Drei erzielte und zwei wegen Regelwidrigkeiten abgepfiffene Versuche waren die Folge. Doch gleichzeitig war das Kölner Spiel immer noch von Fehlern durchzogen, so dass ein abgefangener Pass des Kölner Verbinders zehn Meter vor der Hausener Linie zum Bumerang wurde, den Außen Edgar Kljatschkowskij zu einem 90m Versuch verwandelte.
Weitere gute Möglichkeiten wurden verschenkt, wie beispielsweise Sekunden vor dem Ende, als der heranstürmende Kölner Prop nur Meter vor der gegnerischen Linie den Ball verlor. Statt dem Ausgleich konnte der Mann des Tages, der wohl erste kickende Prop der Rugby-Welt Daniel Almeida, mit einem weiteren Straftritt aus mehr als 40 Metern den Schlusspunkt setzen.
Hausen darf sich nun zweifelsohne zu den Top-Teams der Liga zählen und wird auch nach weiter Anreise gegen den Aufsteiger Münster in der kommenden Woche punkten wollen. Die Fehlstarter aus der Domstadt werden sich hingegen in der kommenden spielfreien Woche auf ihre dann folgende Partie gegen den Erzrivalen aus Aachen konzentrieren müssen. Gegen den Vorjahreszweiten der Weststaffel wird eine ganz andere Leistung von Nöten sein, um den Saisonauftakt nicht vollends zu verpassen.
Süd
Karlsruher SV 37 - 6 München RFC
Aufsteiger gegen den Vorjahressieger der Südstaffel, was sich nach einer ganz klaren Angelegenheit für den Gast aus der bayerischen Landeshauptstadt angehört hatte, wurde zur größten Überraschung des Zweitligaspieltags. Dabei hatten die Rugger aus der badischen Residenzstadt bereits in Liga drei ihre außerordentliche Heimstärke angedeutet.
In den Gedrängen dominierend und bei erdrückender Hitze augenscheinlich mit der weitaus besseren Kondition gelang es dem Gastgeber in den 80 Minuten auf heimischen Rasen ganze sechs Versuche zu legen. Zur Pause hatte Karlsruhe bereits deutlich mit 15:3 geführt, doch gerade in der Phase, als der münchner Gast durch eine Gelbe wegen Meckerns in Unterzahl spielte, vermochten es die Karlsruher nicht nachzulegen. In Minute 50. waren es gar die Münchner, die auf 6:15 verkürzen konnten.
Doch von nun an spielte nur noch Karlsruhe und gerade auf der Dreiviertelreihe wusste man nun auf Seiten der Gastgeber auch die eigenen Dominanz in Punkte umzumünzen. Weitere vier Versuche und eine Erhöhung besiegelten das Schicksal des ambitionierten Gastes. Dieser muss nach missglücktem Einstand nun daheim gegen Regensburg ran.
Die Karlsruher müssen nur den kurzen Weg nach Heidelberg, zum HTV machen und können mit einer weiteren Top-Leistung vielleicht sogar eine ähnliche Erfolgs-Story wie die Adler Kiel schaffen. Diese hatten in der Nordstaffel der zweiten Liga als Aufsteiger fast den sensationellen Durchmarsch ins Rugby-Oberhaus geschafft. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg mit 13 weiteren Partien.
StuSta München 34 - 3 Heidelberger TV
Auf dem Papier hätte das Duell des Vorjahres-Zweiten gegen den Dritten der Südstaffel eine enge Angelegenheit werden sollen. Doch die weite Anreise über volle Autobahnen hat den Heidelberger Gästen wohl genauso wenig gut getan wie die sommerlichen Verhältnisse im tiefen Süden der Republik. Am Ende mussten die Gäste mit einem mickrigen Straftritt in der Tasche, aber ohne jegliche Punkte den langen Heimweg antreten. StuSta hingegen dürfte nach der Niederlage des himmelblauen Lokalrivalen und des eigenen Sieg mit Bonuspunkt als Favorit auf den Staffelsieg weitermachen.
TSV Handschuhsheim II 50 - 0 RC Regensburg 2000
Die Partie wurde seitens des bayerischen Gastes abgesagt!
Ost
USV Potsdam 78 - 14 Berliner SC
Nach einer ausgeglichenen ersten Hälfte, in der der Vorjahressieger der Oststaffel Potsdam mit 21:14 in Führung liegend das Geschehen kontrollierte aber nicht dominierte, brach der Berliner Gast in Hälfte zwei förmlich ein. Bei etwa 30 Grad im Schatten wurden die Mängel in der Kondition beim Gast augenscheinlich, so dass die Brandenburger mit ihren Berliner Gegnern Katz und Maus spielen konnten. Ein ums andere lief die quirlige Dreiviertelreihe des USV ins Malfeld ein und am Ende wird man beim Sechsten der Vorsaison dem Abpfiff entgegengesehnt haben.
In der kommenden Woche geht es für die Berliner erneut nach Brandenburg zum Bundesliga-Absteiger aus Hohen Neuendorf, sicherlich erneut keine einfache Aufgabe. Potsdam wird in Dresden mit mehr Gegenwehr rechnen müssen.
USV Jena 10 - 57 Veltener RC
Die Studenten aus der Uni-Stadt Jena waren mitten in den Semesterferien scheinbar noch im Urlaubsmodus und machten es dem Brandenburger Gast einfach. Bei den Standards durchaus gleichwertig mit der zweitbesten Ost-Mannschaft der Vorsaison, boten die Jenenser durch ihre Fehler immer wieder einfache Kontermöglichkeiten, die der Veltener Gast zu nutzen wusste. Spielertrainer Carsten Stamm hatte seine Mannen in der Vorbereitung über den Platz gejagt, was sich nun in einem deutlichen Sieg auszahlte. Noch im Vorjahr war das Duell in Jena mit nur einem Straftritt Unterschied ausgegangen.
Die Veltener werden nun gegen die Zweite des BRC weiter versuchen ihre gute Ausgangslage zu festigen und im kommenden Frühjahr erneut in den Playoffs um den Bundesligaaufstieg mitzukämpfen. Jena hingegen wird ebenso gegen einen Berliner Gegner antreten und gegen die Grizzlies werden die Thüringer eine Leistungssteigerung vollbringen müssen, um zu punkten.
Berliner RC II 22 - 34 RC Dresden
In einer munteren Partie in der Jungfernheide gelang den "Hillbillies" aus der Elbmetropole Dresden ein verdienter Bonuspunkt-Sieg gegen die Zweitvertretung des BRC. Der Bonuspunkt nach verrichteter Arbeit im Glutofen Berlin dürfte für die in ungewohntem Auswärts-Rot auflaufenden Dresdner genug Lohn gewesen sein, denn immerhin hatte die junge Reservetruppe des BRC lange Zeit gut mitgespielt. Aber gerade da im nächsten Spiel gegen den Klassenprimus aus Potsdam nicht unbedingt mit Punkten zu rechnen sein wird, nimmt man auf Dresdner Seite gerne die volle Ausbeute von fünf Punkten mit. Die Zweite des BRC wird als Gast beim Veltener RC ebenfalls auf einen Top-Klub treffen und erneut viel investieren müssen um erneut zu punkten. Denn der einzige positive Aspekt gegen die Hillbillies aus Dresden dürfte der Bonuspunkt für vier erzielte Versuche sein.
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