Das TVP-Duo Sitah und Chitokwindo bekommen Verstärkung durch DRV XV Außen Harris und werden die Defensiven der Liga aufmischen. Foto (c) Kessler
Bereits an diesem Wochenende geht die Rugby-Bundesliga in die neue Saison. Im ersten Teil unserer Vorschau wollen wir euch die Favoriten unter den 16 Mannschaften, die am dritten September in die neue Saison starten, vorstellen.
TV Pforzheim - Personeller Umbruch beim Titelverteidiger
Der Titel in der vergangenen Saison kam selbst für die Verantwortlichen bei den Pforzheimer Rhinos überraschend. Über Jahre hinweg blieb den Grün-Weißen aus der Goldstadt auf nationaler Ebene lediglich die Rolle der zweiten Geige im Vereinsrugby hinter dem übermächtigen Ruderklub aus Heidelberg. Doch als der TVP am 7. Mai zum vierten Finale in fünf Jahren gegen den Favoriten HRK um die Meisterschaft in der scheinbar schlechtesten Ausgangslage jemals antrat, gelang die Sensation in einem packenden Endspiel: Das 41:36, erzielt in letzter Sekunde durch Außen Chitokwindo, zu Gunsten der Männer von TVP-Trainer John Willis im Heusenstammer Sportzentrum Martinsee war in jeglicher Hinsicht ein sensationeller Überraschungserfolg.
Doch im Vorfeld zur neuen Saison muss der amtierende Meister mit deutlich verändertem Personal die Mission Titelverteidigung antreten. Einige der wichtigsten Stützen der vergangenen Jahre haben den südlichsten aller Bundesligisten verlassen und anderweitig angeheuert. Doch die Verantwortlichen um den Teammanager Jens Poff haben über die Sommerpause ebenso versucht, diese Verluste auszugleichen. Der in sein Geburtsland zurückkehrende Verbinder Jeremy te Huia, den TVP-Trainer Willis als seinen verlängerten Arm auf dem Platz bezeichnete, wurde mit Matthew Bressons mehr als adequat ersetzt. Der Australier, der bereits als Profi in Italien unterwegs war, wird zudem eine wichtige Rolle in der Jugendentwicklung einnehmen. Erste-Reihe-Ass Jörn Schröder wechselt zum englischen Ex-Klub von DRV XV Kollege Dale Garner, den Luctonians, aber mit Arthur Zeiler hat man beim Meister für mehr als adequaten Ersatz gesorgt. Die schnellen Pforzheimer Außen mit dem verbliebenen Simbabwe Siebener-Duo Sitah und Chitokwindo und der kurzfristigen Rückkehr von Samj Harris dürften noch gefährlicher geworden sein.
Insgesamt betont Jens Poff vom TVP, dass man den Fokus zukünftig verstärkt auf junge deutsche Spieler legen werde. Wobei sich das nicht immer leicht gestalten ließe, da diese von vielen Vereinen umworben werden. Zudem dürfe man den Blick auf die Ergebnisse verlieren, denn die Entwicklung des Vereins sei ja schließlich nur durch Sponsoren möglich gewesen, die wiederum ein großes Interesse an Erfolgen hätten. Dementsprechend verwundert es kaum, dass der TVP für die nun beginnenden Saison zumindest den erneuten Halbfinaleinzug für sich als Ziel ausgegeben hat.
Wobei der Auftakt vielleicht etwas holpriger geraten dürfte, denn neben dem personellen Umbruch war auch die Vorbereitung durch die Abwesenheit einiger Akteure nicht einfach zu meistern. Zudem hat der TVP kein einziges Testspiel bestritten und wird sich gegen die RGH allerdings keine allzu lange Eingewöhnungsphase erlauben dürfen. Deshalb betont auch Coach John Willis, dass man zu aller erst auf dem Feld als Mannschaft zusammenwachsen müsse. Dennoch ist sich der Erfolgscoach sicher, dass die Stärke des Kaders eher zu- als abgenommen habe.
Rob May wird die Rhinos dabei als erfahrener Turm in der Schlacht als Kapitän aufs Feld führen, als jemand der auch in hitzigen Situationen einen kühlen Kopf bewahrt. Mit Ali Sürer vom TSV Handschuhsheim wurde zudem ein erfahrener Spieler für die Dreiviertelreihe verpflichtet, der auch einigen Spielern mit türkischstämmigen Wurzelm in der Zweiten des Meisters als Vorbild dienen kann.
Mit Jeremy te Huia verliert der TVP den verlängerten Arm des Trainers Wilis und einen bombensicheren Kicker
Heidelberger RK - Mit neuem Personal zurück in die Erfolgsspur?
Der HRK stand im vergangenen Mai kurz davor seine dominante Ära der letzten Jahre mit einem Fabel-Rekord zu krönen, dem sechsten Meistertitel in Folge. Doch es kam anders und beim Klub musste man sich im Endspiel in der Heusenstammer Hitze dem Dauerrivalen der letzten Jahre, dem TV Pforzheim, geschlagen geben. Ein solches Missgeschick, das wohl nur beim erfolgsverwöhnten HRK als solches gelten würde, zu vermeiden, wird beim Ruderklub die oberste Prämisse in der kommenden Saison sein. Doch anders als in den vergangenen Spielzeiten heißt es auch beim HRK: Personalwechsel im gesamten Kader. Schmerzliche Abgänge, darunter unter anderem die gesamte erste Reihe der vergangenen Jahre mit Füchsel, Widiker und Zeiler, wurden mit vielversprechenenden Neuverpflichtungen kompensiert.
DRV VII Kapitän von Grumbkow beispielsweise zog es zu seinem Heimatklub SC Neuenheim auf die andere Neckarseite, doch mit Harris Aounallah und David Schulz ist für Ersatz auf der Dreiviertelreihe gesorgt, die mit Armstrong, Parkinson, Buckman, Mathurin und Hittel sowieso schon hochklassig besetzt ist. Aber auch der Verlust der ersten Stammreihe wurde mit der Verpflichtung von DRV XV Hakler Dale Garner aus England sowie Thore Schmidt von St. Pauli hervorragend kompensiert.
Zum Auftakt der kommenden Saison könnte der HRK dennoch in ungewöhnter Manier Punkte liegen lassen. Zum einen fallen mit Poppmeier, Parkinson, Armstrong, Mathurin, Jarrid Els, Robert Hittel und Julio Rodriguez eine ganze Reihe von Leistungsträgern aus und zudem werden die zahlreichen Neulinge auch nach überstandener längerer Saisonvorbereitung sicherlich noch ein wenig Zeit benötigen, um sich vollends in das Klub-Gefüge auf und neben dem Platz zu integrieren. Eine entscheidende Rolle wird dabei zweifelsohne Kehoma Brenner haben. Dieser habe, laut Aussage von HRK Cheftrainer Pieter Jordaan, einen hervorragenden Job gemacht und bleibt dementsprechend im Amt. Erneut jede einzelen Partie mit Offensiv-Bonuspunkt zu gewinnen, dürfte vielleicht in dieser Saison außer Reichweite liegen, hat man doch auch beim HRK Verwundbarkeit gezeigt. HRK-Coach Pieter Jordaan sieht auf eine schwierigere Saison auf seine Mannschaft zukommen. Trotz aller Anstrengungen in der Vorbereitung hat man beim Ruderklub noch einige Arbeit vor sich. Mit zahlreichen Verletzungen und weniger erfahrenen Neuzugängen liegt der Fokus mehr denn je auf der Entwicklung hoffnungsvoller Talente. Dennoch betont Jordaan, dass man beim HRK die Rückeroberung des Meistertitels fest im Visier habe. Dass dies bei weitem kein Selbstläufer werden wird, dürfte auch beim HRK deutlich geworden sein. Für die Entwicklung der Bundesliga als Ganzes und deren Spannungsborgen dürfte dies alles andere als schlecht sein und das betont auch Jordaan selbst.
Der Abgang von DRV VII Kapitän von Grumbkow wird den HRK schwächen, doch für Ersatz wurde gesorgt
RG Heidelberg -Mit den Siebener-Assen die beiden Topklubs herausfordern
Die Orange Hearts gehen nach dem dritten Platz in der Südgruppe der Bundesliga in der vergangenen Saison mit viel Selbstbewusstsein in die kommende Spielzeit. Während sich die beiden Topklubs an der Spitze der letzten Runde in der Südgruppe, TVP und HRK, beide mit ungewöhnlich großen Personalrochaden noch finden müssen, verfügt das Trainerduo Finsterer und Weselek über eine eingespielte Truppe. Der Siebener-Meister wird zwar im Laufe der Saison des Öfteren auf den einen oder anderen Akteur aus der DRV VII verzichten müssen, doch gerade in den ersten Wochen der Liga werden Heimpel, Himmer, Haase und co. für viel Spielwitz und Geschwindigkeit auf Seiten der RGH sorgen. Der Spielplan wird der RGH dabei insofern zu Gute kommen, als dass einige der schwersten Aufgaben gleich zu Beginn der Saison anstehen. Gerade das Auftaktspiel gegen den Meister aus Pforzheim könnte dabei zum Gradmesser für die folgenden Wochen werden. Anders als im Vorjahr wollen Finsterer und Weselek gerade die Hinrunde nutzen um "vorzulegen" und im weiteren Verlauf der Spielzeit von einem Polster zehren zu können.
Kapitän bleibt weiterhin der Sturm-Veteran Elmar Heimpel und auch sonst wird sich in Sachen personal wenig ändern, denn einzig die Heranführung einiger Talente aus der U18 und der Shocks genannten zweiten Mannschaft dürfte im Laufe der Saison einige neue Gesichter im orangenen RGH-Trikot hervorbringen. Einzig die erste Reihe der Rudergesellschaft könnte sich in den ersten Wochen der Saison zum Sorgenkind entwickeln, solange Anthony Dickinson weiterhin ausfällt. RGH-Trainer Rudolf Finsterer gibt derweil die Losung aus ganz oben mitspielen zu wollen und dabei bereits in der Hinrunde vorzulegen. Denn wenn alle an Bord sind, kann man bei der RGH einen ganz starken Kader aufbieten, der vor allem aber nicht nur auf der Dreiviertelreihe glänzt.
Trainer Rudolf Finsterer betont gegenüber TotalRugby, dass man als Dritter im Bunde die beiden obenstehenden Topklubs ärgern wolle und so weit das mit den Mitteln der RGH möglich ist, oben mitspielen wolle. Die Stärke der RGH hängt mehr noch, als bei anderen Klubs, von deren Abstellungen für die Siebener-Nationalmannschaft ab. Mit der erneuten Qualifikation für die Hong Kong Sevens der DRV VII dürften die Orange Hearts erneut unter vielen Ausfällen durch Abwesenheit im Frühjahr leiden.
RK03 Berlin - Erneute Dominanz im Norden?
Der Aufstieg des Ostberliner Klubs von der Buschallee in den vergangenen Jahren zur dominanten Mannschaft in der Nordstaffel der Bundesliga war ein kontinuierlicher und hat den Schwarz-Gelben in der vergangenen Spielzeit eine fast perfekte Bilanz beschert. Ungeschlagen in der regulären Spielzeit der Liga und im Halbfinale nur knapp am späteren Meister TV Pforzheim gescheitert, steigen auch sicherlich beim RK03 die Ansprüche. Die beachtlichen Zuschauerzahlen, besonders beim Halbfinale daheim, werden den Männern um Christian Lill Lust auf mehr gemacht haben. Eine knüppelharte Vorbereitung, nachdem man sich den Sommer über hinweg nicht sonderlich stark dem olympischen Siebener gewidmet hatte, dürfte eine topfitte Mannschaft hervorgebracht haben.
Personell muss der Hauptstadtklub keinerlei namhaften Abgänge verzeichnen, sonder konnte sogar noch erfolgreich beim abgestiegenen Lokalrivalen RU Hohen Neuendorf wildern. Mit Tom König und Fabian Wendt stoßen zwei Spieler, die die chronisch schwache erste Reihe des RK sowie dessen bereits stark besetzte Dreiviertelreihe weiter verstärken. Kurz vor Saisonbeginn konnten die Verantwortlichen beim RK03 sogar noch einen Hochkaräter von der anderen Seite der Spree rekrutieren. Mit Raphael Hackl kommt eine erfahrener Mann für die Dreiviertelreihe, der bereits für die DRV VII aufgelaufen ist. Sollte also das Verletzungspech die Männer aus dem Osten der Hauptstadt nicht allzu sehr verfolgen, sollte auch in diesem Jahr mit dem RK03 zu rechnen sein. In die Nordgruppe wird man zweifelsohne als Favorit einsteigen und wenn man sich erneut einen derartigen Lauf erspielen sollte, ist der RK03 der einzige Klub, der es mit den Rugby-Großmächten aufnehmen kann.
Nach der schlagkräftige Vorbereitung des RK03 kommt den Berlinern im Norden erneut die Favoritenrolle zu Teil
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