Die Top 14 startet in die neue Saison: Favoriten, neue Stars und ein deutscher Neuzugang
Geschrieben von TotalRugby Team
Mittwoch, 17. August 2016
Dan Carter und Racing 92 werden in dieser Saison die Gejagten sein. Foto (c) Racing 92 Instagram
Schon an diesem Wochenende beginnt der Kampf um den Bouclier de Brennus bei unseren linksrheinischen Nachbarn erneut. Nach den Überraschungstiteln der beiden Pariser Clubs Racing 92 und Stade Français in den beiden vergangenen Spielzeiten wollen die traditionellen Großmächte aus dem rugbyverrückten Süden Frankreichs den Titel in angestammte Gefilde zurückholen. Die kommende Saison verspricht erneut eine spannende zu werden und auch in Sachen Neuzugänge haben die Topklubs sich nicht lumpen lassen, so dass nunmehr noch mehr Superstars der Szene in Frankreichs Stadien gegeneinander antreten werden. Dabei werden Rugby-Fans in Deutschland besonders die Entwicklung von Castres Olympique verfolgen, die einen DRV-XV Nationalspieler verpflichtet haben.
Das große Finale der Top 14 am 24.06. vor über 99.000 Zuschauern in Barcelona ist noch nicht einmal zwei Monate her, da geht der Spielbetrieb in Frankreich in der neuen Saison bereits wieder los. Gleich ganze sechs zeitgleiche Partien zur besten Sendezeit am Samstag Abend um 20:45 bilden den Auftakt an Spieltag eins. Das Augenmerk der französischen Öffentlichkeit wird dabei sicherlich besonders auf Bordeaux liegen, wo der amtierende Meister Racing 92 bei der UBB aus Bordeaux zur Titelverteidigung aufbrechen wird.
Die Favoriten auf den Titel
Bei den erfolgsverwöhnten Akteuren des RC Toulon dürfte die Niederlage im Finale der letztjährigen Meisterschaft gegen Racing noch gut in Erinnerung sein. Bereits im Jahr zuvor war man in den Playoffs vorzeitig an einem Pariser Klub gescheitert und zwar im Halbfinale gegen Stade Français. Angesichts des Luxus-Kaders den Trainer Bernard Laporte zur Verfügung hat, dürfte eine weitere Enttäuschung für Toulon von Klubbesitzer Mourad Boudjelal nicht geduldet werden. Die im letzten Jahr etwas zu schwach besetzte erste Reihe wurde mit Springbok-Prop Marcel van der Merwe verstärkt und der eigentliche schmerzhafte Abgang von Flanker Steffon Armitage zum Aufsteiger Lyon wurde mit dem Transfer von Wallaby Liam Gill mehr als adequat aufgefangen. Durch die Abwesenheit einiger Top-Stars während der ebenfalls am Wochenende beginnenden Rugby-Championship - an dieser Stelle seien nur die Namen Matt Giteau, Drew Mitchell, Bryan Habana und Duane Vermeulen genannt - könnte der Auftakt in die neue Saison für Toulon ein wenig holprig geraten. Dennoch dürfte Toulon auch in dieser Saison wieder ein ganz heißer Kandidat auf den Titel sein.
Titelverteidiger Racing 92 haftete in den letzten Jahren das Etikett der Söldnertruppe an. Klubbesitzer Jacky Lorenzetti hatte über Jahre hinweg ordentlich in den Kader des Klubs aus dem mondänen Pariser Westen investiert, aber oftmals keinerlei Geduld mit der Mannschaft gehabt. Dementsprechend hoch war die personelle Fluktuation bei den "Himmelblauen". Erst die Verpflichtung des Trainerduos Laurent Labit und Laurent Travers, sowie All Blacks-Verbinder Dan Carter nach der WM im letzten Herbst hat aus einer unter ihren eigenen Ansprüchen zurückbleibenden Mannschaft ein Topteam gemacht. Carter fungierte als Strippenzieher und steckte mit seinem Professionalismus den Rest des Teams. Im hervorragend funktionierenden Zusammenspiel mit Gedrängehalb Maxime Machenaud wurden das Spiel Racings unberechenbarer und schneller. Das Trainergespann der beiden aus Castres stammenden Laurents trug ebenso entscheidend dazu bei eine Mannschaft zu formen, sortierte dabei aber ebenso gnadenlos aus. In der kommenden Saison spielt Racing indes zum letzten Mal in der traditionellen Heimstätte Stade Yves de Manoir. Das Olympia-Stadion von 1924 genügt den gehobenen Ansprüchen von Racing nicht mehr und für Ersatz wird momentan gesorgt. Im Finanzviertel von Paris, La Defense, lässt Klub-Besitzer und Bau-Unternehmer Lorenzetti gerade eine €320 Millionen teure Arena mit 35.000 Sitzplätzen errichten, die im kommenden Jahr als neue Heimstätte fungieren soll. In der letzten Saison im alten Stadion würde man sich bei Racing gerne mit dem erneuten Titelgewinn verabschieden.
ASM Clermont Ferrand ist in Frankreich sowas wie der ewige Meister der Herzen. Finalniederlage nach Finalniederlage hat dem Team aus dem französischen Zentralmassif diesen Ruf eingebrockt. Selbst der Titelgewinn 2010 konnte hieran nicht viel ändern. Clermont spielt schön, hat die besten und fanatischsten Fans der Liga, gewinnt aber schlicht nicht genug, wenn es darauf ankommt, so das Urteil der französischen Sport-Presse. Auch in der abgelaufenen Spielzeit waren "les jaunards" in der regulären Sauson die beste Mannschaft und gingen favorisiert in die Playoffs, nur um dann dort um Halbfinale in der Nachspielzeit mit einem einzigen Punkt gegen den späteren Meister Racing zu verlieren. Ebenso traditionell kauft Clermont nicht ähnlich spektakulär ein, wie die Konkurrenten um den Top 14 Titel. Auch in dieser Transferperiode sind mit Zweite-Reihe-Stürmer und ex-Wallaby Siteleki Timani und Remi Lamerat nur zwei prominente Namen zu Clermont gestoßen. Doch mit den Abgängen vom langjährigen Verbinder Brock James, sowie von Wales-Innen Jonathan Davies wirkt der Clermont-Kader insgesamt ein wenig schwächer. Doch Trainer Frank Azema gilt in Frankreich als hervorragender Vertreter seines Faches und angesichts der konstant guten Leistungen in der abgelaufenen Saison wird Clermont wohl auch in diesem Jahr zu den Titelanwärtern zählen.
Zum erweiterten Favoriten kreis muss man sicherlich Rekordmeister Stade Toulousain, Montpelier HR und Stade Français zählen. Toulouse tritt zwar immer noch mit dem höchsten Budget in der Top 14 an, hat aber in den letzten Jahren nicht mit ähnlich spektakulären Transfers aufwarten können wie Toulon oder Racing. Stattdessen verliert der Klub aus der heimlichen Rugby-Hauptstadt mit Louis Picamoles einen ganz wichtigen Anker im Sturm und hat mit Vincent Clerc einen alternden aber immer noch für einige Versuche guten Außen an den Konkurrenten Toulon verloren. Montpelier wiederum spielte schon in der zweiten Hälfte der vergangenen Saison wie eine Springbok B Auswahl, mit ganzen 10 Südafrikanern im Kader. Ex-Springbok-Coach Jake White hat damit den Verein wieder auf die Erfolgsspur geholt, aber zum Teil auch die eigenen Anhänger vergrault. Mit François Trinh-Duc komplimentierte White ein Eigengewächs aus der Mannschaft, das bereits zwölf Jahre beste Leistungen für Montpelier ablieferte und absolute Identifikationsfigur war. Nicht einmal einen letzten Auftritt im heimischen Stadion gönnte White dem sympathischen Verbinder, den es nun nach Toulon ziehen wird. Dafür erntete White Pfiffe, während der auf der Tribüne sitzende Trinh-Duc mit frenetischem Applaus gefeiert wurde, als er auf der Stadion-Leinwand zu sehen war. Meister von 2015, Stade Français, tritt mit einem ähnlich guten Kader an wie in der vorletzten Saison. Aber der gleiche Kader war es, der nach der Meisterschaft fast abgestiegen wäre. Eine Negativserie epischen Ausmaßes hätte den Hauptstadtklub fast den Verbleib in der Top 14 gekostet. Mit einem guten Auftakt könnte Stade angesichts des gut besetzten Kaders wieder einen Anlauf Richtung Playoffs unternehmen.
Die neuen Stars der Top 14
Die französische Top 14 vermarktet sich selbst gerne als die beste Rugby-Liga der Welt und tatsächlich werden in keiner anderen Liga rund um den Globus derart hohe Gehälter gezahlt, was reihenweise Top-Stars zu den französischen Klubs lockt. Überraschungsmeister Racing 92 aus Paris beschäftigt mit dem ehemaligen All Blacks Verbinder Dan Carter sogar den bestbezahlten Rugby-Spieler der Welt. Auch in diesem Sommer sind wieder einige prominente Namen auf den Transferlisten aufgetaucht.
Allen voran stechen die Namen Leone Nakarawa und Nemani Nadolo ins Auge. Die beiden Fidschianer werden jeweils in der kommenden Spielzeit in blau und weiß auflaufen. Wobei Nakarawa in Paris bei Racing, wie schon für Glasgow und Fidschis Triumph in Rio, mit seinen Wunder-Offloads glänzen werden wird. Der ehemalige Winger des neuseeländischen Top-Teams Crusaders Nadolo hingegen, wird sich Montpelier anschließen, das vom ehemaligen Springbok Weltmeister-Coach Jake White trainert wird. Ebenfalls zu Montpelier wechseln wird der Wallabies-Außen Joe Tomane. Der ehemalige Rugby League-Spieler hatte es in drei Jahren bei den Wallabies auf 17 Spiele und fünf Versuche gebracht.
Goldmedaillen-Gewinner Nakarawa ist besonders für seine spektakulären Offloads bekannt, die er in der kommenden Saison auch bei Racing zeigen wird
Der RC Toulon hat mit Liam Gill und Ayumu Goramuru zwei absolute Hochkaräter an Land gezogen, um seine eigenen Reihen zu verstärken. Gill gilt als äußerst talentierter Openside Flanker und hat es auch für die Wallabies auf einige Einsätze gebracht. Doch an den beiden Platzhirschen David Pocock und Micheal Hooper führte für den 24-jährigen Queenslander in der Nationalmannschaft bis dato kein Weg vorbei, so dass er seine Reds für eine lukrative Offerte des RCT verlässt und damit vorerst nicht für Australien spielberechtigt ist. Goramuru, Japans WM-Held und ebenso bisher ein Reds Spieler, wird neben seinen äußerst guten Kick-Qualitäten wieder sicherlich einen ordentlichen Medientross mit an die Cote d'Azur bringen.
Bei der Union Bordeaxu Bègles hat derweil Irland-Verbinder Ian Madigan angeheuert. Nachdem sein bisheriger Verein Leinster mit der erneuten Verpflichtung von Johnny Sexton ihm den gleichen Mann vor die Nase gesetzt, der ihm auch in der Nationalmannschaft Irlands den Platz wegnimmt, hat Madigan die Flucht nach Frankreich angetreten. Statt in Dublin im Herbstregen bei jedem Spiel auf einer anderen Position eingesetzt zu werden, wird Madigan nun im bestbesuchten Stadion Europas antreten und dazu vielleicht auch ein wenig vom Lebensstil im Süden Frankreichs profitieren.
Damien Tussac wurde für seine überragende Zweitliga-Saison bei Montauban mit dem Wechsel in die Top 14 belohnt
Vom Zweitligisten US Montauban wird derweil DRV-XV Prop Damien Tussac in die Top 14 wechseln. Der bullige gebürtige Franzose mit deutschen Wurzeln wird sich Castres Olympique anschließen und sich damit in der kommenden Saison mit den besten Props der Welt messen können. Nach überragenden Leistungen in Frankreichs Unterhaus wird Tussac der Sprung in Liga eins von Experten zugetraut. Mit 28 Jahren steht Tussac für einen Erste-Reihe-Stürmer am Anfang seiner besten Jahre und seine Spielerfahrung auf allerhöchstem Niveau wird sicherlich auch der deutschen Nationalmannschaft in engen Spielen gegen die starken Stürmer von Rumänien und Georgien helfen.
TOP14 schauen?
Da warten wieder herzliche Spiele auf uns. Jetzt brauch ich nur eine Möglichkeit diese auch schauen zu können. Welche Möglichkeiten gibt es da in Deutschland? Vielleicht per Satellit oder so? Darf auch ne Kleinigkeit kosten.
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DAZN hat die Online-Übertragungen für Rugby League (NRL) schon gestartet (das nächste Live-Spiel mit Dt. Kommentar läuft Samstag 11:30 Uhr) und besitzt auch die Rechte für Top14, die englische Aviva Premiership (hier ist schon bestätigt, dass Spiele übertragen werden) sowie eine Reihe der Novembertests (etc.). Es ist jetzt an Euch fleißig in die bereits laufenden Übertragungen "reinzuklicken", um die Chancen auf noch mehr Rugby auf DAZN (u.a. eben auch Top14) zu erhöhen.
Momentan gibt es einen kostenlosen Probemonat und danach kostet das ganze knapp 10 Euro im Monat. Neben den Spielen mit Dt. Kommentar werden dann auch Spiele mit englischem Originalkommentar abrufbar sein (sowohl live als auch on demand).
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Das ist ein guter Anfang! Leider würden wir gerne in unserem Clubhaus (www.rugby-bremen.de) schauen und dort haben wir kein Internet, sondern nur eine Satellitenschüssel. Internet wird da kompliziert, aber da müssen wir das wohl irgendwie nochmal hinbekommen. Oder gibt es andere möglichkeiten?
DAZN
Auf Anfrage meinerseits wurden mir von DAZN folgende Rugbyveranstaltungen bestätigt: European Professional Club Rugby European Rugby Challenge Cup NRL Telstra Premiership English Premiership Rugby (Aviva) RBS 6 Nations WRU Autumn Internationals IRU Autumn Internationals Scotland Autumn Internationals Argentina June Internationals RFU Internationals
August 19, 2016
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Letzte Aktualisierung ( Samstag, 20. August 2016 )