Auch nach dem Last Minute Sieg über Frankreich konnten Japaner jubeln. Foto (c) World Rugby Instagram
Tag zwei des Herren Wettbewerbs in Rio konnte erneut mit spektakulären Spielen, überraschenden Resultaten und ganz viel Action auf dem grünen Rasen des Deodoro Stadions in Rios äußerstem Nordwesten aufwarten. Nach vier spannenden Viertelfinalspielen entscheidet sich morgen also der Titelkampf in Rio!
Es hatte schon ironische Züge, dass Fidschi mit dem Sieg im letzten Gruppenspiel gegen die Amerikaner, dafür sorgte, dass die All Blacks es überhaupt ins Viertelfinale geschafft hatten. Nur um dann Stunden später im Viertelfinale wieder aufeinander zu treffen. Die All Blacks hatten mit ihrer zweiten Niederlage in der Gruppe gegen Großbritannien mit 19-21 am Abgrund gestanden, konnten sich aber durch die fidschianische Schützenhilfe als zweitbester Gruppendritter doch noch qualifizieren. Zwei Punkte mehr für die USA, also wäre beispielsweise die Erhöhung des letzten Versuchs der Amerikaner durch Nate Ebner gelungen, hätten die All Blacks rausgekegelt und den USA den Weg Richtung K.O. Runde geebnet.
So duellierten sich nun die beiden erfolgreichsten Teams der letzten Jahre bereits dermaßen früh im Turnier. Was folgte war ein Abnutzungskampf im Nieselregen in Rios Nordwesten. Neuseelands Abwehr wurde zuerst überwunden und zwar durch den pfeilschnellen Koloi, der ein Offload von Nakarawa mit einem weiteren Step und dem Versuch zur Führung Fidschis nutzen konnte. Während einer Unterzahl, wegen eines Tip-Tackles von Akira Ioane, gelang den All Blacks überraschend die Führung. Ein Vorball an der 22 Fidschis bescherte den Neuseeländern unerwartet den Ball und Gillies Kaka überspielte mit einem ganz starken Lupfer die Defensive Fidschis und konnte selbst verwandeln.
Schließlich war es aber Tuwai für die Insulaner, der einen typischen Spielzug der Flying Fijians mit dem Versuch zum 12:7 krönen konnte. Von nun an galt es den Druck Neuseelands zu absorbieren und die Defensive der Mannschaft von Ben Ryan war heute über jeden Zweifel erhaben. Mit dem "zu hohen" Sieg gegen die USA mag man sich zwar einen harten Gegner im Viertelfinale eingebrockt haben. Doch Trainer Ryan macht keinen Hehl daraus, dass man hier alle schlagen will und werden. Für Fiji zählt dieses Mal nur der Sieg in Rio.
Fidschi ist weiter auf Kurs Richtung allererste Medaille in der Geschichte des kleinen Insel-Staates
Japan 12-7 Frankreich
Japans Rugby-Märchen bei den Spielen in Rio geht in die Verlängerung. Nachdem im Vorfeld zum Turnier auch nur einen Groschen auf den World Series Aufsteiger der kommenden Saison gegeben hätte, gelang es den Japanern am Vortag bereits sensationell die All Blacks zu schlagen. Nun mussten Les Bleus im Viertelfinale dran glauben, zum Entsetzen vieler Fans des "Ovalie" in der Grande Nation. Zwar ging Frankreich nach längerer Druckphase bereits in Hälfte eins mit einem Durchbruch von Cler auf rechts Außen mit 7:0 in Führung. Doch in Hälfte zwei spielte einzig die Mannschaft aus Nippon und konnte sich erst mit einem Durchbruch ganz Außen durch Tuquiri belohnen, lag aber wegen der verfehlten Erhöhung noch weiterhin hinten. Erst als die Uhr schon auf Null stand und Japan einige Minuten in Frankreichs 22 kampiert hatte, tat sich eine Lücke für den schnell reagierenden Teruya Goto auf. Dieser nahm den Ball aus der Gedrängehalb Position, gerade als sich die französische Verteidigung verschob und hatte nur noch etwa sieben Meter zur Mallinie zurückzulegen. Goto gelang es damit, das Spiel im allerletzten Moment zu Gunsten seiner Japaner zu entscheiden.
Das Spiel zweier physisch starker Mannschaften war fast schon bizarr anzuschauen, so chaotisch war das Geschehen auf dem Grün zum Teil. Viele Straftritte, der Ballbesitz wechselte oftmals in den offenen den Besitzer, aber zumindest in Sachen Aggressivität war dies ein hochwertiges Match. Hatten beide Mannschaften in der regulären Spielzeit noch beste Chancen verfehlt, so war es Argentinien die mit einem Straftritt aus 30m mit dem Ablauf der regulären Spielzeit das Spiel entscheiden wollten. Bis dahin hatten es weder die Gauchos, noch Team GB zu einem Versuch gebracht, trotz bester Chancen. Wilde Rucks und aggressives Spiel gaben der Partie ihren ganz eigenen Charakter und als dann Tom Mitchell in der ersten Hälfte der Nachspielzeit selbst einen Straftritt, dieses Mal aus fast vierzig Metern per Dropkick unterbringen wolle, nur um ihn an die Stange zu setzen, spätestens da war diese Partie völlig vogelwild. Komplett ausgepowerte Akteure auf dem Rasen und ungewöhnlich häufige Befreiungskicks waren die Folge. Schließlich war es ein Durchbruch von Dan Bibby, den die DRV VII Jungs aus der GPS-Serie noch in unguter Erinnerung haben dürften, der das Spiel entschied.
Der Moment, in dem Dan Bibby die Partie nach vier Minuten Nachspielzeit für Großbritannien entscheidet
Südafrika 22-5 Australien
Bereits im letzten Gruppenspiel hatten sich beide Teams gegenüber gestanden. In der ersten Partie Australien-Südafrika standen die Jungs aus Down Under mit dem Rücken zur Wand und lieferten den nötigen Sieg gegen die bereits qualifizierten Südafrikaner ab, um ins Viertelfinale einzuziehen. Doch im "Rückspiel" nur wenige Stunden später war das übliche Kräfteverhältnis beider Teams wieder bei dieser Paarung wieder hergestellt. Zu oft hatte Südafrika auf der World Series die Australier dominiert, so dass bereits der erste Sieg einer Überraschung gleichkam. Specman, zwei Mal Senatla und Kyle Brown ließen beim 22:5 der Blitzbokke nichts anbrennen und punkteten, während Australien seltsam lethargisch wirkte und nur durch Cusack zu einem Versuch kam. So richtig Spannung wollte dann in der letzten Partie also speziell in Hälfte zwei eher nicht aufkommen.
Für Australien gab es meist angesichts der starken Defensive der Blitzbokke kein Durchkommen
Halbfinalpaarungen:
Bereits am heutigen Abend wird sich entscheiden, wer mit den Medaillen um den Hals aus Rio abreisen darf. Der australische Doppelsieg ist bereits nicht mehr möglich, da die Herren es ihren weiblichen Kollegen nicht nachmachen konnten und im Viertelfinale ausschieden. Ob Japans Traum weitergeht ist auch fraglich, gegen den World Series Sieger Fidschi dürften die Asiaten erneut krasser Aussenseiter sein, wobei das schon gegen Frankreich und Neuseeland der Fall war. Allerdings dürften Ben Ryans Fidschianer nicht den Fehler begehen, Japan zu unterschätzen.
Im zweiten Halbfinale dürfte Südafrika als leichter Favorit in das Duell mit Großbritannien gehen. Keine andere Mannschaft hat das Viertelfinale derart souverän überstanden, wie die Blitzbokke, während Großbritannien in der epischen Schlacht gegen die argentinischen Pumas einige Körner verschossen haben dürfte. Doch Favoritenrolle hin oder her, Siebener-Rugby ist nur ganz schwer vorherzusagen, was es derart spannend macht!
Fidschi - Japan 19:30
Großbritannien - Südafrika 20:00
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