Jubelnde Japaner und ein niedergeschlagener Scott Curry, die Sensation an Tag eins der Herren in Rio. Foto (c) ARU instagram
Siebener-Rugby ist rasant, actiongeladen und vor allem sind die Ergebnisse weitaus schlechter vorhersagbar. So viel wusste der geneigte Beobachter auch bereits vor der Rugby-Premiere bei Olympia in Rio. Aber ob die schnelle Form des Spiels auch bei Olympia funktionieren würde, war von einigen kritischen Beobachtern in Frage gestellt worden. Aber bereits nach Tag eins des Herren-Wettbewerbs ist allerorts zu lesen, Siebener-Rugby bei Olympia passt wie die Faust aufs Auge.
Überraschungen, Action, Drama und knappe Spiele den gesamten Tag über. Die riesige Sensation schlechthin mit dem Sieg der Japaner über den Mitfavoriten Neuseeland und das Aus des Superstars schlechthin, Sonny Bill Williams. Der Auftakt hätte kaum spannender sein können. Wir fassen für euch die Lage nach den ersten beiden Runden von Gruppenspielen zusammen.
Gruppe A: Fidschi bereits so gut wie weiter, Argentinien und USA hoffen auf Viertelfinaleinzug
Mit Gastgeber Brasilien ist wohl die einzige Mannschaft des Teilnehmerfeldes in Gruppe A vertreten, die nicht gänzlich wettbewerbsfähig scheint. Zwar ist es alles andere als blamabel gegen Fidschi mit 12:40 unterzugehen und gegen die USA beim 0:26 punktlos zu bleiben, das ist auch einigen Teams auf der World Series schon passiert. Dennoch scheint Brasilien nach diesen zwei Niederlagen und vor dem abschließenden Gruppenspiel gegen Argentinien bereits so gut wie im Bowl-Wettbewerb, der Platzierungsrunde für die Plätz neun bis zwölf gelandet zu sein.
Ganz anders sieht es für Fidschi aus, die nach zwei Siegen und vor dem Duell gegen die USA schon so gut wie im Cup-Viertelfinale sind, ihren Platz aber noch nicht garantiert haben. Gegen Brasilien glich die Partie eher einem lockeren Aufgallop, denn eines richtig engen Spiels. Ganz anders sah es da schon gegen Argentinien aus, die Fidschi lange Zeit vor große Probleme stellten. Nach dem ersten Versuch für die Insulaner durch den spektakulären Toulon-Außen Josua Tuisova, der zwei Tackler abschüttelte, um unter den Malstangen abzulegen, kam Argentinien umso stärker zurück. Sabato und Alvarez jeweils vor und nach der Pause brachten die Pumas 14:7 in Front. Doch Fidschi wäre nicht Fidschi, wenn es nicht eine Antwort gewusst hätte. Taliga mit einem unnachahmlichen Sprint von einem Gedränge weg und einem weiteren mittigen Durchbruch drehte das Spiel erneut, dieses Mal zu Gunsten der Mannschaft Ben Ryans.
Argentinien hat dennoch gute Aussichten auf einen Viertelfinaleinzug, denn im Duell der an zwei und an drei gesetzten Mannschaften konnte man sich mit einem Last Minute Try durch Matias Moroni durchsetzen. Noch in der 13. Minute war es der beeindruckende US-Stürmer Danny Barrett, der Team USA die erstmalige 14:12 Führung beschert hatte. Doch mit dem knappen 17:14 Sieg bringt sich Argentinien in eine gute Ausganglsage und ein Sieg gegen Brasilien dürfte im Normalfall zum Viertelfinaleinzug genügen.
Josua Tuisova ist weder im Trikot Toulons noch bei den Flying Fijians einfach zu stoppen
Gruppe B: Südafrika auf Kurs, Frankreich schlägt überraschend Australien
Auch in Gruppe B ist mit Spanien eine Mannschaft schon so gut wie aus dem Rennen. Doch die Last-Minute-Qualifikanten aus Spanien zeigten sich dennoch wettbewerbsfähiger als Brasilien in Gruppe A. Gegen Südafrika, einen der Topfavoriten, gab es für den World Series Absteiger von 2014 erwartungsgemäß wenig zu holen. Afrika, Senatla und Snyman besiegelten beim 24:0 Sieg des Teams von Trainer Neil Powell das Schicksal der Iberer. Beim 12:26 gegen Australien konnte der GPS-Gegner unserer deutschen Siebener-Jungs den favorisierten Aussies länger Kopfzerbrechen bereiten und lag sogar weite Teile von Hälfte eins vorne.
Doch obwohl Australien mit diesem Spiel immerhin eine ausgeglichene Bilanz an Tag eins vorweisen kann, bedeutet die vorherhige Niederlage zum Auftakt gegen Frankreich, dass es eng wird in Sachen Kampfs ums Viertelfinale. Frankreichs Verbinder Terry Bouhraoua hatte die Aussie Thunderbolts mit drei Versuchen und Erhöhungen, sowie einem Straftritt fast im Alleingang besiegt. Doch so stark sich die Franzosen gegen Australien präsentiert hatten, so sang und klanglos gingen sei beim 26:0 gegen Südafrika unter.
Die Blitzbokke wiederum haben sich mit ihrem Auftritt an Tag eins als klarer Favorit herauskristallisiert und ein Sieg gegen Australien würde den Gruppensieg endgültig besiegeln. Aber trotz der Favoritenrolle, die die Boks sicherlich einnehmen, darf angesichts des bisherigen Turnierverlaufs auch hier eine Überraschung nicht ausgeschlossen werden. Dabei verzichten müssen wird Australien auf Lewis Holland. Der Spielmacher der Thunderbolts verletzte sich in Spiel zwei gegen Spanien und wird aufgrund eines Muskelfaserrisses im Oberschenkel nicht weiter mitwirken können. Eben jener Holland, der Wallabies-Star Quade Cooper aus der Mannschaft von Australien-Trainer Andy Friend hielt.
Gruppe C: Team GB mit Vorteilen, All Blacks verlieren SBW und ihr Spiel gegen Japan!
Von dieser Sensation wird man wohl noch in vielen Jahren sprechen. Die in Gruppe C an eins gesetzten All Blacks verlieren ihr Auftaktspiel gegen die an vier gesetzten Japaner, die erst in der kommenden Saison als Aufsteiger in der World Series antreten werden. In einem rasanten Spiel, in dem die Japaner das Tempo konstant hochgehalten haben, überqueren Teruya Goto und Kameli Soejima die Linie der All Blacks, die selbst über Akira Ioane und Scott Curry zu Versuchen kamen. Doch die Erhöhungen des letzten Versuchs durch Katsuyuki Sakai und das heroische Tackle gegen Louis Almond, der bei abgelaufener Uhr nur Meter vor der Mallinie von zwei Japanern ins Aus befördert wurde machten am Ende den Unterschied aus, Japan gewinnt mit 14:12 gegen Neuseeland. Was die Niederlage für Neuseeland umso schlimmer macht ist das verletzungsbedingte Aus von Superstar Sonny Bill Williams in der Auftaktpartie. Ein Achillessehnenriss wird den sympathischen Williams nicht nur seinen Olympia-Traum kosten, sondern ihn auch für die gesamte Rugby-Championship außer Gefecht setzen. Für ihn rückt Sione Molia in den All Blacks Kader für den Rest des Turniers.
Doch noch ist in Gruppe C alles offen, denn im darauffolgenden Spiel scheiterte Japan nur denkbar knapp an Team GB. In einer offenen und spannenden Partie gelangen beiden Team drei Versuche, nur Team GB Kicker Tom Mitchell war mit allen drei Erhöhungen erfolgreich, während Japans Sakai mit der allerletzten Aktion die Chance auf das Unentschieden neben die Stangen setzte. Großbritannien ist mit dem hauchdünnen 21:19 Sieg also in der Pole Position im Kampf um das Cup-Viertelfinale, kann sich seiner Sache allerdings noch nicht gänzlich sicher sein.
Kenia hingegen ist hingegen in einer denkbar schlechten Ausgangslage für einen Viertelfinalplatz, nach zwei deutlichen Pleiten gegen Neuseeland und Großbritannien. Im nun anstehenden Duell gegen Japan könnte man aber dennoch bis auf Rang zwei vorrücken, bräuchte dazu aber Schützenhilfe Großbritanniens und ein hohes Ergebnis im eigenen Spiel. Japan wiederum wäre mit einem Sieg so gut wie durch und würde damit die Leistung an Tag eins mit dem Viertelfinaleinzug krönen. Neuseeland wiederum muss gegen Großbritannien fast schon gewinnen, denn sonst ist ein Ausscheiden in der Gruppenphase eine Möglichkeit, die im Rugby-verrücktesten Land des Planeten als Blamage riesigen Ausmaßes wahrgenommen würde. Auch wenn die Chancen dafür äußerst gering sind, da immer noch die Chance auf ein Finish als einer der besten Gruppendritten bestünde.
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