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TR-Interview mit Alexander Widiker: Der DRV XV Kapitän hat die Rugbystiefel an den Nagel gehängt
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Donnerstag, 28. Juli 2016

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Kaum ein Spieler hat das Gesicht der DRV XV in den letzten Jahren so geprägt, wie Alexander "Snakko" Widiker. Der eisenharte Hakler hat es in 15 Jahren Nationalmannschaftskarriere auf ganze 65 Länderspiele gebracht und dabei landauf wie landab die eine oder andere Schlacht geschlagen. Nach Meistertiteln mit dem SC Neuenheim und dem Heidelberger RK, einigen erfolgreichen Jahren in Frankreich bei Orléans, sowie zwei Aufstiegen in die höchste Spielklasse des European Nations Cup mit der DRV XV sagt Snakko nun endgültig tschüß und hängt die Rugbystiefel an den Nagel. Wir von TotalRugby haben uns zu seinem Abschied mit dem jungen Familienvater über seine lange und erfolgreiche Karriere unterhalten.


TotalRugby: Snakko, vielen Dank dafür, dass du dir die Zeit genommen hast, dich mit uns zu unterhalten. Du hast ja nun nach der letzten Saison die Rugbystiefel endgültig an den Nagel gehängt. Wenn also im nächsten Frühjahr in der ersten Reihe wieder mal Not am Mann herrschen sollte, braucht sich Nationaltrainer Kobus Potgieter gar nicht erst bei dir melden, oder?

Alexander "Snakko" Widiker: Nee, das braucht er wirklich nicht, das weiß Kobus aber auch. Ich habe jetzt aktuell auch so gut wie nichts in den letzten drei Monaten an Sport gemacht (lacht), es würde also auch sehr schwer werden. Auf diesem Niveau braucht es eine gewisse körperliche Verfassung und Fittness. Mich kann aktuell nicht mal meine Frau zum Sport motivieren. Vielleicht bin ich noch Müde von den letzten Jahren.


TotalRugby: In der Nationalmannschaft hast du ja eine illustre und äußerst erfolgreiche Karriere hinter dir. Ganze 65 Länderspiele, die Ehre Deutschland als Kapitän aufs Feld führen zu dürfen, Auf- und Abstiege und zahllose Mannschaftskameraden über die 15 Jahre hinweg. Welche Momente und Weggefährten sind dir besonders in Erinnerung geblieben?

Alexander "Snakko" Widiker: Ich habe genau 65 Länderspiele in 15 Jahren machen dürfen. Erinnerungen sind es nur positive, die Nationalmannschaft hat mein leben über 15 Jahre bestimmt und geprägt. Natürlich sind mir alle Trainer sehr gut in Erinnerung geblieben: Bazi Finsterer, Thorsten Schippe und Kobus Potgieter. Ich habe sehr viele Freunde durch die Nationalmannschaft gewonnen, mit denen ich auch privat viel zu tun habe. Mark Kuhlmann als erster Kapitän, den ich erleben durfte, der die Nationalmannschaft auch mit seiner Art sehr geprägt hat. Länderspiele sind Highlights, einmal der Sieg gegen Spanien in Heidelberg, ein Sieg in der Ukraine, was vielleicht nicht so besonders war, aber eines der härtesten Spiele überhaupt. Die beiden Aufstiege natürlich und letztendlich die letzte Saison mit dem Sieg gegen Portugal und dem klasse Spiel gegen Spanien. Die negativen Erfahrungen waren die Niederlage im Rückspiel gegen Spanien in Madrid, eine der bittersten Niederlagen die ich je erlebt habe. Es waren immer tolle, auch sehr unterschiedliche Reisen. In der Nationalmannschaft hat es in meiner Zeit immer eine besondere Kameradschaft gegeben. Natürlich auch die Mannschaft dann irgendwann als Kapitän aufs Feld zu führen, das hätte ich mir nie erträumen können, die Zeit war auch meine beste Rugby-Zeit, wenn ich es mal so formulieren darf.

TotalRugby: Auch in der Bundesliga willst du nach Titeln mit dem SCN und dem HRK nun nicht mehr auflaufen. Sieht man dich vielleicht in Zukunft mal in einer der tieferen  Ligen, oder gar bei den Old Boys? Müssen sich Hobbyspieler irgendwo in der Republik bald Sorgen machen, bald auf dich zu treffen? Oder willst du die Hände komplett vom ovalen Ball lassen, der dich über zwanzig Jahre begleitet hat, fernhalten?


Alexander "Snakko" Widiker: Jetzt aktuell will ich die Hände erstmal komplett weglassen. Vielleicht bekommt man nach einer bestimmten Zeit wieder Lust ein bisschen zu spielen, aber eher nicht. Ich bin dann so, wenn ich was mache, dann richtig. Deshalb will ich mich noch nicht mit dem Gedanken anfreunden, irgendwann Oldies zu spielen. Ich habe noch so viele andere Aufgaben und die Zeit ist mir dann auch zu wertvoll in den unteren Ligen dem Ei nachzugehen, da verbringe ich lieber Zeit mit meiner Frau und meiner kleinen Tochter. Ich bin wirklich noch müde von den letzten Jahren, vor allem die letzten zwei Jahre waren wirklich sehr hart. Familie, Full Time Job und dann noch Rugby auf dem Niveau, dass einem immer mehr abverlangt, vor allem im Fitness-Bereich, das hat doch Spuren bei mir hinterlassen. Deshalb kann ich mir aktuell gar nicht vorstellen, wieder zu spielen. Ich hatte wirklich eine wundervolle Kariere, mit sehr viele Höhen und Tiefen, sehr viele Titel aber auch mit verlorenen Endspielen. Die Zeit beim SCN, in Orléans (Frankreich), beim HRK und mit dem DRV war wirklich einzigartig!

TotalRugby: In den vergangenen Wochen bist du ja erstmals in den Genuss der neu gewonnen Freizeit gekommen. Als junger Familienvater hat das ja sicher seine Vorteile. Abgesehen davon, dass dein Jahresurlaub nicht mehr für Rugbyspiele draufgehen wird und dass du dich in der Saisonvorbereitung nicht mehr derart quälen musst, vermisst du das Rugbyspiel bereits ein wenig?

Alexander "Snakko" Widiker: Ich vermisse es im Moment gar nicht!

TotalRugby: Bleibst du unserem Sport denn sonst in der einen oder anderen Funktion erhalten? Bei der WRA könnte man sicher mit deinem über die vielen Jahren angesammelte Erfahrung einiges anfangen....

Alexander "Snakko" Widiker: Ich bin immer noch in unserem Sport sehr aktiv tätig. Ich stehe ab sofort den Bundesligateams, den DRV-Herren, den U18 und U16-Teams zur Verfügung als Gedränge- und Gasse-Trainer. Im Groben und Ganzen können Klubs auf mich zukommen und dann meine Unterstützung in allen Standard-Situationen bekommen. So kann ich meine Erfahrung auch sinnvoll weitergeben. Außerdem bin ich bei der WRA als Consulting-Coach tätig.

TotalRugby: Wir bedanken uns für das Gespräch Snakko und wünschen einen erholsamen Rugby-Ruhestand!

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