Im Vorfeld der deutschen Siebener-Meisterschaft war RGH-Trainer Rudolf Finsterer gegenüber TotalRugby noch vorsichtig optimistisch. Man bekomme zwar nichts geschenkt, sei aber aufgrund der vielen Kaderspieler aus der DRV VII gut aufgestellt. Finsterers Optimismus war berechtigt. Seine Mannschaft entschied alle ihre fünf Spiele am Wochenende für sich und darf sich erneut als verdienter Titelträger feiern lassen.
Im ersten Viertelfinale des zweiten Spieltages hatte der spätere Titelgewinner RGH die ambitionierte Germania aus List mit 33:10 recht deutlich in die Schranken weisen können. Hannover 78 wiederum setzte sich ebenso klar gegen die zweite VII der Rudergesellschaft durch und zog damit ebenso souverän ins Halbfinale ein wie der Heidelberger RK, der mit dem gastgebenden Sportclub Neuenheim kurzen Prozess machte.
Früh die Segel streichen musste dagegen Mitfavorit RK Heusenstamm. Die Füchse aus dem Frankfurter Umland unterlagen gegen den amtierenden Fünfzehner-Meister TV Pforzheim in einer hart umkämpften Partie mit nur einem einzigen Versuch und 7:0 Punkten. Leon Hees und Tim Biniak hatten auf dem Platz für den RKH eine wichtige Rolle inne, man merkte den DRV Siebener Jungs aber auch die lange und kräftezehrende Saison an. Das selbst gesteckte Ziel Halbfinale haben die Füchse damit also verpasst, mit ihren Siegen gegen Hannover 78 und dem engen Spiel gegen den späteren Vizemeister dennoch ihre Klasse bewiesen.
Das Halbfinale HRK-TVP begann für den Mitfavoriten aus dem Süden der Neckarstadt, den Ruderklub, alles andere als günstig. Hatte man bereits am Vortag den Ausfall von Steffen Liebig im ersten Spiel durch eine Gehirnerschütterung verkraften müssen, erwischte es gleich zu Beginn der Partie gleich zwei HRK Akteure. DRV VII Stürmer Anjo Buckman und sein Sturmkollege aus der DRV XV Kehoma Brenner gerieten äußerst unglücklich aneinander, so dass beide Kraftpakete zugleich das Feld verlassen mussten. Der TVP konnte aus diesem Umstand ordentlich Kapital schlagen, spielten die Männer vom Klub nun nur noch zu siebt und ohne Auswechseloptionen zu Ende. Das Simbabwe-Duo Sitah und Chitokwindo wirbelte die verbliebenen HRK-Recken um Vollenkemper und Armstrong ordentlich auseinander und siegte schlussendlich deutlich mit 40:12.
Hannover 78 bezwingt ersatzgeschwächten HRK
Auch das andere Halbfinale war eine klare Angelenheit, bei dem sich die RGH mit 38:5 gegen Hannover 78 durchsetzen konnte. Gegen die gut geölte RGH-Maschine, gespickt mit DRV VII Akteuren auf allen Positionen, war für die jungen 78er nicht viel zu holen. Dafür gelang den Nordlichtern aber im Spiel um Platz drei die Überraschung. Gegen einen stark ersatzgeschwächten HRK entwickelte sich eine packende Partie, in der lange Spielsequenzen von den Akteuren im heute schwülwarmen Heidelberg-Neuenheim konditionell alles abverlangten. DRV XV Kapitän Sean Armstrong wusste sich dabei für den HRK besonders auszuzeichnen, einmal durch einen rabiaten Durchbruch an der Linie, ein zweites Mal durch einen clever abgefangenen Pass, den er zum Versuch ablegen konnte. Doch auch die tolle Leistung des gebürtigen Australiers sollte den mit nur sieben Spielern auflaufenden HRK-Recken nicht reichen. Drei zu drei Versuche hieß es am Ende und mit der letzten Aktion des Spiels hätte der HRK noch ausgleichen können, doch die Erhöhung des dritten Klub-Versuchs segelte daneben und so darf sich 78 das drittbeste deutsche Siebener Team nennen, auch wenn man sicherlich vom Verletzungspech des HRK profitierte.
Während das Spiel um den dritten Platz also ein wahrlicher Krimi war, wartete das Finale um den Titel schlussendlich mit nicht dermaßen viel Spannung auf. Zwar gingen die Männer von John Willis durch eine schöne Einzelaktion von Chitokwindo mit dem ersten Versuch in Führung, als der Nationalspieler Simbabwes einen Gegenspieler im direkten Duell äußerst alt aussehen ließ. Doch in der Folge machte sich die Eingespieltheit der "Orange Hearts" mehr und mehr bemerkbar. Nach einer längeren Druckphase der RGH spielte Hakler Robert Haase einen RGH-Straftritt fünfzehn Meter vor der Linie schnell an und zieht unwiderstehlich an zwei Pforzheimern vorbei über die Mallinie hinweg. Die Einzelleistung nach hervorragendem Team-Spiel wirkte wie ein Dosenöffner im Spiel. Die RGH war nun endgültig wacher und funktionierte klar besser als Mannschaft.
RGH-Kapitän Dieckmann geht mit Leistung voran
Nach einer längeren Sequenz mit mehreren Ballwechseln war es dann RGH und DRV VII Verbinder Fabian Heimpel, der nach einem TVP-Vorball am schnellsten schaltete, das Spielgerät aufnahm und über 50m unwiderstehlich davonzug um unter den Stangen abzulegen. Bis zum Halbzeitpfiff sollten noch zwei weitere Versuche fallen, bei denen RGH-Kapitän Marvin Dieckmann entscheidenden Anteil hatte. Zuerst war er es der mit einem schnell angespielten Straftritt für weitere sieben RGH-Punkte sorgte, nur um Minuten später mit einem Antritt einige Pforzheimer Rhinos stehen zu lassen und dann Meter vor der gegenerischen im richtigen Moment an den heramstürmenden Bastian Himmer abzugeben, der sich mit Gewalt selbst über die Linie bugsieren konnte.
Mit 26:5 schien die Messe weitestgehend gelesen, auch angesichts der Tatsache, dass die RGH als das fittere Team gegenüber den schweren Rhinos gilt. Der verletzte DRV VII und TVP Innen Carlos Soteras-Merz gab seinen Teamkollegen noch letzte Anweisungen und tatsächlich erwischten die in grün auflaufenden Pforzheimer den besseren Start. Nach einer unübersichtlichen Situation an einem Offenen hatte es ein Rhino bis über die Mallinie der Rudergesellschaft geschafft und damit zum 10:26 verkürzt. Doch wer nun eine Aufholjagd erwartete wurde enttäuscht. Das Spiel verlief nun einige Minuten ohne Punkte auf beiden Seiten bis das DRV VII Duo Heimpel-Lichtenberg der Partie endültig den Deckel aufsetzte. Lichtenberg gelang es einen wunderschönen Cross-Kick von Verbinder Heimpel herunterzupflücken und zum Endstand von 31:10 abzulegen.
Die zahlreichen RGH-Fans jubelten lautstark und über den Verlauf des zweitägigen Turniers hinweg waren die Orange Hearts zweifelsohne auch die beste Mannschaft im Feld. Erfreulich ist, dass mehr und mehr Mannschaften die olympische Form des Rugby ernsthafter betreiben und das Spielniveau sich im Vergleich zu den letzten Jahren erheblich gesteigert hat. Von dieser Entwicklung, sowie hoffentlich einem regelmäßigen Siebener-Spielbetrieb auf hohem Niveau, kann unsere DRV VII schlussendlich nur profitieren.
Abschlusstabelle der Siebener-DM:
1. RG Heidelberg
2. TV Pforzeim
3. Hannover 78
4. Heidelberger RK
5. SC Germania List
6. RK Heusenstamm
7. SC Neuenheim
8. RG Heidelberg II
9. Berliner RC
10. ASV Köln
11. TG 75 Darmstadt
12. StuSta München
13. RC Rottweil
14. TSV Handschusheim
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