Ferdinand Sacksofsky (re.) ist der neue Sportwart der Deutschen Rugby-Jugend.
Ferdinand Sacksofsky ist das neue Gesicht im Präsidium der Deutschen Rugby-Jugend (DRJ). Als Stellvertretender Jugendwart Sport wird er zukünftig für die Entwicklung der Nachwuchs-Nationalmannschaften verantwortlich sein. Wir haben mit Sacksofsky über seine Ziele und Pläne in der DRJ gesprochen.
Ferdinand Sacksofsky, damit sich die Leser ein Bild von dir machen können, kannst du uns etwas zu dir persönlich sagen?
Mein Name ist Ferdinand Sacksofsky. Ich bin 31 Jahre alt und gebürtiger Heidelberger. Ich habe selbst lange Rugby gespielt und zwar von 2001 bis 2011 beim TSV Handschuhsheim. Zwischendurch war ich auch Trainer und Manager in verschiedenen Funktionen des Vereins. Ich lebte zuletzt über zwei Jahre in Berlin. Ab August widme ich mich einer neuen Aufgabe in München und werde dort in der politischen Unternehmenskommunikation als "Manager Government Relations & Regulatory Affairs" eines großen deutschen Unternehmens arbeiten.
Wie bist du eigentlich zum Rugby gekommen?
Rugby ist in Heidelberg extrem stark vertreten und allgegenwärtig. Ich kannte den Sport somit schon lange bevor ich selbst angefangen habe und da auf meiner Schule besonders viele Handschuhsheimer Rugbyspieler waren, wurde ich erst für Rugby-AG und dann auch recht schnell für das Vereinstraining gewonnen.
Und warum hast du damals gesagt, dass Rugby die richtige Sportart für dich ist?
Beim TSV Handschuhsheim konnte ich direkt auf einem, für die Zeit, hohem Niveau einsteigen, was es mir als Neuling leichtgemacht hat. Darüber hinaus hatten wir ein Team mit über 30 Jugendlichen, die mir ein neues Verständnis von Teamgefühl und Vereinszugehörigkeit vermittelt haben. Das war für mich ausschlaggebend, dass ich nie wieder einen anderen Sport in Betracht gezogen habe.
Du hast eine Weile selbst Rugby gespielt, hattest verschiedene Funktionen im Verein inne und nun hast du dich in eine DRJ-Funktion wählen lassen. Warum hast du kandidiert?
Nachdem ich mich lange auf Vereinsebene engagiert habe, hat sich durch meinen Umzug nach Berlin die Situation verändert und es war einfach nicht mehr möglich, meine Aufgaben in Handschuhsheim so zu erledigen, wie ich es gerne getan hätte. Daher habe ich mich zunehmend zurückgezogen und habe den TSV weiterhin dort unterstützt, wo ich das aus der Ferne konnte. Mir liegt selbst sehr viel an unserem Sport und es war immer mein Anspruch, einen Beitrag zu leisten, um Rugby in Deutschland ein Stück populärer, professioneller und besser zu machen. Somit war es nur eine konsequente Überlegung, früher oder später eine Rolle auf Verbandsebene zu übernehmen, um auch tatsächlich Einfluss auf bestimmte Entwicklungen nehmen zu können.
Du hast dich für eine Rolle auf Verbandsebene interessiert, kam eine Funktion im Präsidium des Deutschen Rugby-Verbands nicht in Betracht?
Nein, ich habe mich für die DRJ interessiert. Mich hat dabei von Anfang an die Möglichkeit gereizt, jungen Spielern ein Umfeld zu schaffen, indem sie sich noch besser entwickeln können, um gerade die schwierige Übergangsphase vom Jugend- in den Herren- bzw. Damenbereich schneller und erfolgreicher zu meistern. Die Jugendarbeit bildet die Grundlage für die weitere Entwicklung von Rugby in Deutschland, weshalb es umso wichtiger ist, diesen Bereich im gleichen Tempo zu professionalisieren und strukturiert zu fördern, wie das bereits seit einigen Jahren im Bereich der 15er und 7s Nationalmannschaften geschieht. Das sehe ich als eine durchaus lohnende Herausforderung, der ich mich gerne stellen wollte.
Du sprichst die Herausforderungen an. Welche Herausforderungen siehst du in der Deutschen Rugby-Jugend oder in der Arbeit der Nationalmannschaften selbst?
Die größte Herausforderung sehe ich darin, dass viele gute Ideen auch finanzierbar sein müssen und auch wenn die Förder- und Sponsorengelder im deutschen Rugby in den vergangenen Jahren wohl zunehmend gestiegen sind, so reicht das noch lange nicht an das Niveau der Nationen heran, mit denen sich Deutschland auf internationaler Ebene messen möchte. Dazu kommen die sportlichen Herausforderungen. Da unter meiner Verantwortung sämtliche U-Nationalmannschaften liegen, wird der Erfolg meiner Arbeit schlussendlich auch im sportlichen Erfolg dieser Teams gemessen. Um den zu ermöglichen, werde ich eng mit den Trainern und Teammanagern zusammenarbeiten, um den bestmöglichen Rahmen schaffen, in dem unsere Spieler trainieren, sich entwickeln und vor allem gewinnen können. Eine weitere große Herausforderung für die DRJ insgesamt bleibt die Konzentration von Rugby auf wenige Regionen, bzw. Städte in Deutschland. Um Rugby in der Breite populärer zu machen, muss unser Sport noch präsenter an Schulen und unter Jugendlichen werden. Insbesondere in Ballungsgebieten, mit einem großen Pool an jungen Talenten. Davon profitieren nicht nur die Vereine vor Ort, sondern auch unsere Nationalmannschaften und mittelfristig natürlich auch der Erwachsenenbereich.
Wie soll aus deiner Sicht der Rugby-Sport populärer gemacht werden?
Dafür braucht es vor allem viele ehrenamtliche Helfer und Kooperationspartner, aber auch professionelle Trainer, Fördermittel und Sponsoren. Ich sehe allerdings in allen Bereichen eine positive Tendenz und bin durchaus zuversichtlich, dass wir als DRJ das deutsche Jugendrugby in den kommenden Jahren kontinuierlich den internationalen Standards großer Rugbynationen näherbringen können.
Zum Abschluss: Was sind deine Ziele? Was möchtest du in deiner Funktion erreichen?
Ich denke, es ist noch zu früh, um konkrete Ziele zu benennen. Ich bin gerade noch in der Übergangsphase und muss mich zunächst einmal in meine neue Rolle einfinden. Es herrscht allerdings ein sehr reger Austausch mit den übrigen Kollegen aus dem DRJ-Präsidium und auch Nationaltrainer Kobus Potgieter. Als nächstes werden wir uns Mitte August in Heidelberg zu einer großen Sitzung treffen, bei der ich mich auch mit den Jugendnationaltrainern und -managern austauschen werde. Danach habe ich bestimmt konkretere Ziele vor Augen. Allgemein kann ich sicher sagen, dass ich den Kontakt zu anderen Rugbyverbänden gerne pflegen und ausbauen möchte, um unseren Nationalmannschaften künftig noch häufiger die Chance zu bieten, sich auf internationalem Niveau zu messen. Dazu kommt die Fortführung der Professionalisierung unserer Strukturen und Fördermöglichkeiten, sowie eine produktive Zusammenarbeit mit dem DRV. Und ich möchte diesen unsäglichen Titel "Sportwart" in "Sportdirektor" ändern, wie die Funktion auch in den meisten anderen Verbänden genannt wird - sodass mich niemand mehr fragen muss, ob ich jetzt künftig vor Länderspielen die Linien ziehe und die Fahnen aufstelle.
(jk)
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