Chiefs entscheiden historisches Match auf Fidschi für sich
Geschrieben von TotalRugby Team
Samstag, 2. Juli 2016
Mit dem Sieg übernehmen die Chiefs die Tabellenführung in Neuseeland
Das erste Super Rugby Match auf den Pazifik-Inseln war eine historisches Ergeignis und beweist, dass sich das neuseeländische Rugby mehr um seine pazifischen Brüder im eigenen Hinterhof kümmert. Dafür gibt es gute Gründe: Welche das sind und wie das Spiel gelaufen ist, erfahrt ihr in unserem TotalRugby-Bericht vom Chiefs-Crusaders Spiel.
Der neuseeländische Rugby-Verband wurde von Kritikern seiner Politik über Jahre hinweg als der Totengräber der Pacific Islanders tituliert. Die talentiertesten Spieler der drei Rugby-Nationen Samoa, Tonga und Fidschi spielten über die beiden letzten Jahrzehnte seit der Professionalisierung des Rugby-Sports eben so oft im berühmten Schwarz der All Blacks, als in den Farben ihrer jeweiligen Heimatländer. Legenden im Trikot des dreimaligen Weltmeisters wie Jerry Collins oder Sitiveni Sivivatu kamen erst durch die Möglichkeiten einer besseren schulischen Ausbildung oder direkt als Rugby-Profis nach Aotearoa, dem Land der langen weißen Wolke.
Doch mit der zunehmenden Gefahr durch andere Verbände, allen voran die Franzosen und das in Australien und Neuseeland rivalisierende Rugby-League wurde beim Verband NZRU umgedacht. Mehrere französische Vereine, darunter Brive und Clermont haben mittlerweile eigene Akademien auf Fidschi. Auch die reichen Vereine der australischen League-Liga NRL gingen in den letzten Jahren zunehmend dazu über Talente der Pacific Islanders zu klauen. Semi Radradra ist dabei ein beeindruckendes Beispiel. Im Jahr 2011 noch bei der IRB Jugend-WM dabei, kurz darauf das Debüt für die Fliying Fijians auf der Sevens World Series, war es für die NRL Klubs ein leichtes den hochtalentierten Außen zu rekrutieren. Statt mit Fiji bei Olympia zu spielen, brilliert Radradra in der NRL bei Paramatta.
Bereits im letzten Jahr spielten die All Blacks in ihrer mehr als einhundertjährigen Geschichte erstmals ein Länderspiel in den Pacific Islands, ihrem Hinterhof. Das historische Duell gegen Samoa zeigte welche Begeisterung die All Blacks trotz des zwiespältigen Verhältnisses durch ihre Nominierungen von Pacific Islanders, dennoch für das neuseeländische Team besteht (TotalRugby berichtete).
Nun geht das neuseeländische Rugby einen Schritt weiter und will von nun an jährlich ein Spiel der Super Rugby Liga auf die Pacific Islands verlegen. Sicherlich ist dies alles andere als ein altruistischer Schritt, gilt es doch für die NZRU einen Markt gegenüber der NRL und den Franzosen zu verteidigen. Dennoch lösten auch die ersten beiden Mannschaften, denen diese Ehre zu Teil wurde, einen Sturm der Begeisterung aus. Die Topteams Chiefs und Crusaders, gespickt mit All Black Superstars, wie Aaron Cruden, Kieran Read oder Israel Dagg, wurden in Fijis Hauptstadt Suva wie Helden empfangen.
Das Spiel selbst geriet zur Wasserschlacht, bei tropischen Regen und extrem schwierigen Bedingungen. Der Intensität der Partie tat das keinen Abbruch. Immerhin ging es in der Partie um die Spitzenposition im gesamten Super Rugby und das ANZ Stadium in Suva war, trotz für Fiji-Verhältnisse horrenden Preise, seit Monaten ausverkauft. Selbst im monsunartigen Regen der Inselhauptstadt waren die 20.000 Zuschauer voller Begeisterung für das Gebotene. Die Sympathien der Einheimischen lagen ob der Tatsache, dass Fiji Kapitän Nemani Nadolo für die Crusaders aufläuft, klar verteilt.
Sicherlich waren beim 23:13 Sieg der Chiefs, die damit die Crusaders an der Spitze der neuseeländischen Konferenz ablösen, einige Vorbälle und Handling-Fehler zu beobachten. Aber der kommende All Black Schluss Damien McKenzie konnte ebenso wie Chiefs Gedrängehalb Brad Webber seine absolute Klasse beweisen. Auf Seiten der Crusaders zeigte sich auch Nadolo in guter Form im Super Rugby Schlussspurt.
Die Entscheidung, dieses und weitere Spiele auf die pazifischen Inseln zu verlegen, war ohne Zweifel die richtige. Zwar werden die geringeren Ticket-Einnahmen und die immense Reisekosten eine echte Investition darstellen, doch für die Zukunft des Rugby-Sports und der Popularität der All Blacks in den Inselstaaten wurde damit immens viel getan.