Ob Marten Strauch auch im Pokalfinale wieder groß aufspielen wird, zeigt sich am Sonntag um 14 Uhr im Heidelberger Sportzentrum Nord
Der TSV Handschuhsheim und der Sportclub Neuenheim heißen die Finalisten um den DRV-Pokaltitel, der an diesem Sonntag um 14:00 im großen Endspiel im Heidelberger Norden ausgefochten wird. Zwei Vereine, deren Plätze bis zum letzten Herbst, also vor dem Umzug des TSV auf den neuen Kunstrasen im Sportzentrum Nord der Neckarstadt, noch direkt nebeneinander lagen. Zwei alte Rivalen, die sich nicht den Schmutz unter den Fingernägeln gönnen. Der Pokal war in dieser Saison bis dato zugegebenermaßen arm an spannenden Spielen vor großer Kulisse. Doch mit dem größten aller deutschen Rugby-Derbys im Finale wird der wiedereingeführte Wettbewerb ein packendes Endspiel mit dreistelliger Zuschauerzahl bei schönstem Sommerwetter haben.
Die Ausganslage vor dem Pokalduell ist eine interessante. In der abgelaufenen Bundesliga-Saison konnte der SCN beide Duelle gegen den TSV für sich entscheiden. Doch sowohl im Hin- als auch im Rückspiel trennte beide Mannschaften am Ende weniger als ein verwandelter Versuch auf der Anzeigetafel.
In der bisherigen Pokalsaison schlugen sich die beiden in blau und weiß auflaufenden Mannschaften bisher tadellos. Wobei der SCN aufgrund seines vierten Platzes in der Bundesliga ein Freilos in der ersten Runde des Pokals hatte und bisher mit dem RKH und der RGH "nur" zwei Teams aus dem Weg räumen musste um den Finaleinzug perfekt zu machen. Dennoch waren es zwei hart umkämpfte Partien, in denen sich jeweils die erfahrene Neuenheimer Truppe durchsetzen konnte.
Rama Aithal, der zweite Vorsitzende des SCN, spricht vor dem Duell mit dem Lokalrivalen, von der "Mutter aller deutschen Rugbyderbys". Für die Zuschauer seien die Heidelberger Derbys und speziell das anstehende Lokalduell "die attraktivsten Spiele".
Die Handschuhsheimer Löwen starteten ihr Pokalabenteuer vor gut sechs Wochen mit einem lockeren Aufgallop in der Domstadt Köln, bevor auf eigenem Feld der BRC deutlich wieder zurück in die Hauptstadt geschickt werden konnte. Erst in Frankfurt trafen die Handschuhsheimer erstmals auf ernstzunehmende Konkurrenz, konnten sich aber auch im Halbfinale mit 21:10 auf dem Feld des SC 1880 durchsetzen. Für die Löwen ist dieses Spiel laut Aussage des Cheftrainers Peter Ianusevici die "Krönung der Saison" und trotz aller Emotionen, die mit dieser Paarung verbunden sind hofft Ianusevici auf "ein offenes und vor allem faires Spiel".
Wenige Ausfälle und leistungstechnisch sind beide Teams eng beieinander
Für das nun anstehende Endspiel können beide Teams personaltechnisch nahezu aus dem Vollem schöpfen und die Bedingungen auf dem neuen Kunstrasen des TSV dürften für ein schnelles und ansehnliches Spiel sorgen. Beim SCN fehlen Giovanni Engelbrecht und André Fuchs weiterhin verletzt und beim TSV muss der tragische Held des Halbfinales, Matthias Pipa, der sich nach seinem bravurösem Solo-Versuch gegen Frankfurt am Knie verletzte, weiter aussetzen.
Spielerisch hat sich der TSV in den letzten beiden Jahren unter ex-Nationaltrainer Peter Ianusevici zwar beachtlich weiterentwickelt, dennoch bleibt der Sturm die Paradedisziplin der Löwen. Im Verlauf der bisherigen Pokalpartien hatte noch keine Mannschaft die adequate Antwort auf das Paket der Hendesser gefunden. Doch der SCN ist sicherlich einer der wenigen Mannschaften in Deutschland, der dem TSV im Sturm Paroli bieten kann. In den eigenen Reihen hat man mit dem zuletzt groß aufspielenden Schluss Marten Strauch einen überragenden Akteur, der im Halbfinale gegen die RGH deren Hintermannschaft schwindlig spielte.
An SCN-Verbinder Wynston Cameron-Dow wird es liegen, die schweren SCN Stürmer um Hartmann, Sacksofsky und El-Chami mit einem cleveren Kickspiel aus der Partie zu nehmen. Doch auch die Mannen von Peter Ianusevice haben an ihrem Spiel mit dem Fuß gearbeitet und agieren vermehrt in der Hälfte des Gegners, um mit ihrer überragenden Gasse gekickte Bälle wieder zu erobern. Doch auch bei den Kicks vom Tee dürften sich beide Mannschaften recht wenig nehmen, verfügen doch beide Teams mit Cameron-Dow und Seelinger über bärenstarke Standard-Spezialisten mit Nerven aus Stahl.
Die Rahmenbedingungen könnten am Sonntag kaum besser sein. Trotz einiger weniger angekündigter Regentropfen wird es ein warmes, aber nicht mehr derart heißes Wochenende am Neckar, wie zuletzt und gute Vorverkaufszahlen während der Hendsemer Kerwe deuten auf eine große Kulisse im Sportzentrum Nord hin. Der TSV will sich als hervorragender Gastgeber präsentieren und wird auch beim Catering noch einmal eine Schippe fürs Finale drauflegen. Dementsprechend können wir nur allen Ruggern im Rhein-Neckar-Raum empfehlen sich am Sonntag am Platz des TSV einzufinden, es dürfte ein verdammt enges Spiel werden, in dem Kleinigkeiten den entscheidenden Unterschied ausmachen werden.
Deshalb auch unsere TotalRugby-Prognose: Dieser Pokalkracher geht in die Nachspielzeit, wo Oliver Seelinger oder Wynston Cameron-Dow das auf Messers Schneide liegende Spiel per Dropkick entscheiden werden!
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