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TotalRugby-Review: All Blacks verteidigen die Festung Eden Park - Irland mit historischem Triumph
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Dienstag, 14. Juni 2016

Neu-Kapitän Kieran Reid während des ersten All Black Hakas 2016
Neu-Kapitän Kieran Reid während des ersten All Black Hakas 2016

Die Experten waren sich einig: Die Nationalmannschaften der Nordhalbkugel sind mindestens eine Klasse schlechter als ihre Konkurrenten von der anderen Seite des Äquators, die WM hatte den unwiderlegbaren Beweis geliefert. Auch wir bei TotalRugby hatten in den Chor der Schwarzseher eingestimmt. Der Author dieser Zeilen erst in der letzten Woche, als er keiner Sechs-Nationen-Mannschaft eine Chance gegen ihre Rugby Championship Widersacher einräumen wollte. Doch Wales, England und vor allem Irland straften ihn Lügen. Irland gelang im achten Anlauf auf südafrikanischem Boden erstmals ein Sieg, überhaupt war der Triumph der Iren erst der sechste in 23 Anläufen. England konnte sich in Brisbane gegen die Wallabies durchsetzen und Wales ließ die so übermächtigen All Blacks zumindest 60 Minuten lang sehr ordinär aussehen.

Wales 21 - 39 Neuseeland

Die Vorzeichen für Wales standen alles andere als gut. Erst zwei Wochen zuvor hatte man im Londoner Twickenham-Stadion in einem Warm-Up Spiel ganze sechs Versuche gegen eine englische B-Mannschaft kassiert. Vom letzten Sieg gegen Neuseeland gibt es keinerlei Farbaufhnahmen, da er aus dem Jahr 1953 datiert und Neuseeland hat selbst gegen die anderen Rugby-Großmächte, wie Südafrika oder Australien seit über zwanzig Jahren in 35 Spielen nicht im heimischen Eden Park verloren.

Dass die tapferen Waliser um den Dritte-Reihe-Stürmer und Kapitän Sam Warburton über weite Teile des Spiels und bis 18 Minuten vor Schluss geführt haben, ist dann immerhin schon eine kleine Sensation. Einen verwandelten Straftritt von Aaron Cruden, dem die Ehre zu Teil wird in die großen Fußstapfen des legendären All Black Verbinders Dan Carter zu treten, beantworteten die Waliser mit einem Versuch ihrer Nummer acht Taulupe Faletau. Vorher hatte der überragende Schluss der Gäste, Liam Williams, Neuseelands Star Außendreiviertel Julien Savea verdammt alt aussehen lassen.

Doch auch wenn die All Blacks ganze 220 Tage nach ihrem letztem Spiel noch ein wenig eingerostet wirkten, Verbinder Cruden konnte mit einem präzisen Kick die blitzschnell aufrückende Verteidigung der Gäste überwinden, so dass Winger Savea das Leder nur noch fangen und ablegen musste. Ein weiterer Versuch durch Naholo, nachdem Schluss Ben Smith einen schlecht gesetzten Kick der Waliser mit einem Durchbruch bestrafte und die Dinge schienen ihren gewöhnlichen Lauf zu nehmen.

Doch Wales schlug zurück und erzielte bis zur Pause weitere dreizehn Punkte, wieder waren es Schluss Liam Williams mit dem Durchbruch und  Gedrängehalb Rhys Webb mit dem Finish, die brillierten. Für die All Blacks hätte es sogar noch dicker kommen können, doch in der letzten Aktion der ersten Halbzeit gelang es den Spielern des amtierenden Weltmeisters einen Waliser Ansturm auf die Mallinie der All Blacks Zentimeter vor dem Erfolg zu stoppen.

Bis zur 62. Minute tat sich dann auf dem Feld nicht sonderlich viel, ein Straftritt für beide Seiten und es stand 21:18 für die Gäste. Doch dann spielte Verbinder Cruden einen Straftritt sieben Meter vor der Linie schnell an, gab den Pass auf den heranstürmenden Eckdreiviertel Naholo, der seinen Gegenspieler Dan Biggar einfach überrante und ins Malfeld eintauchte.

Der Druck der All Blacks war nun immens und Wales bis dahin heroische Defensive wurde nur fünf Minuten später gebrochen als der neue Kapitän Kieran Reid nach unzähligen Phasen des Weltmeisters mittig durchbrach und den vierten Versuch seiner Mannschaft legen konnte. In der Nachspielzeit gelang es Ersatz-Hakler Nathan Harris dann mit einem Versuch nach einem schönen All Blacks Konter den Endstand von 39:21 herstellen. Das Ergebnis in der Höhe spiegelt das Spiel auch nicht ganz wieder, denn Wales war fast im gesamten Spiel gleichwertig und hätte mit einer besseren Chancenverwertung und einer stabileren Defensive gegen Ende der Partie den ersten Sieg auf neuseeländischem Boden überhaupt einfahren können.

 

Südafrika 20 - 26 Irland

Auch Irlands Tour nach Südafrika stand vor dem Auftakt unter keinen guten Vorzeichen. Noch nie hatte man auswärts gegen die Springboks gewinnen können und musste auf eine ganze Reihe von Stammspielern verzichten, unter anderem Star-Verbinder Johnny Sexton. Dennoch schaffte es die Auswahl des neuseeländischen Trainers Joe Schmidt gut in die Partie zu starten und mit einem Versuch vom groß aufspielenden Schluss Jared Payne in Führung zu gehen.

In der 23. Minute schienen dann alle Hoffnungen der Iren auf einen ersten Sieg in Südafrika begraben zu sein, als Irland-Flanker und gebürtiger Südafrikaner CJ Stander mit einer roten Karte vom Feld geschickt wurde. Er hatte versucht einen Kick des Bok-Verbinders Pat Lambie zu blocken, den Ball jedoch verfehlt und war dabei im Fallen mit der Hüfte gegen Lambies Kopf geflogen. Lambie musste mit einer Gehirnerschütterung und Stander mit einer roten Karte vom Feld. Eine viel zu harte Entscheidung angesichts der Tatsache, dass Stander einzig den Ball blocken wollte und augenscheinlich eher unglücklich in Lambie hineinkrachte.

Doch entgegen aller üblichen Gesetze und trotz einer weiteren gelben Karte für Innendreiviertel Robbie Henshaw im weiteren Verlauf der ersten Hälfte hielt sich Irland mit überragendem Kampf und einer für die Springboks fast unüberwindbaren Defensive im Spiel. Zur Pause stand es nach einem Südafrika-Versuch während der doppelten irischen Unterzahl 13:13 und direkt nach dem Pausentee nutzte der hervorragende Gedrängehalb der Gäste Conor Murray eine Lücke neben dem Ruck und erzielte den zweiten Versuch der Iren.

Nun starteten die Boks des neuen Coaches Allister Coetzee  einen wahren Sturmlauf auf die Linie, der aber ein ums andere Mal gestoppt wurde. Entweder war es eines der krachenden Tackles der Iren, oder ein schlecht gesichertes Ruck, Irland verteidigte mit Mann und Maus und die Heimmannschaft machte sinnlose Fehler. Bis schließlich der sonst sehr gute Verbinder Paddy Jackson mittig an der eigenen 22 einen völlig unnötigen Intercept genau in die Arme des eingewechselten südafrikanischen Zweite-Reihe-Stürmers Pieter Steph du Toit warf. Nun waren die Boks wieder oben auf und nur noch einen Versuch vom Sieg entfernt.

Mit der letzten Aktion des Spiels schien Springbok-Außen JP Pietersen noch den entscheidenden Versuch zu legen, doch gleich ganze vier Iren schlossen Blitzschnell die Lücke und bugsierten den erfahrenen Außen der Boks an der Eckfahne ins Aus, so dass der Video-Referee den ersten Sieg Irlands im Land am Kap der guten Hoffnung bestätigen konnte.

 

 

Australien 20 - 26 England

Der letzte Sieg einer englischen Mannschaft in Brisbanes Suncorp Stadium lag genau 13 Jahre zurück. Das Team um Johnny Wilkinson, das sich im gleichen Jahr noch zum Weltmeister küren sollte, schlug damals die von Eddie Jones trainierten Wallabies. Eben jener Eddie Jones war am Samstag unter umgekehrten Vorzeichen in die Hauptstadt Queenslands zurückgekehrt um Englands Blamage gegen seine ehemalige Mannschaft wieder gut zu machen. Die Wallabies hatten den Spielern mit der roten Rose auf der Brust eine der schmerzhaftesten Niederlagen ihrer Geschichte zugefügt und den Gastgeber bereits in der Gruppenphase der Heim-WM 2015 rausgekegelt.

Australien hatte anderes im Sinn und startete dominant in das Duell. Zwei schnelle und schön herausgespielte Versuche durch Hooper und Folau brachten die Wallabies 10:0 in Führung. England hatte starke Probleme das Tempo der Aussies mitzugehen und kam erst so richtig ins Spiel, als es Eddie Jones Mannen gelang dem Gegner ihr Spiel aufzuzwingen: Immer wieder auf die starken Standards setzen, das Spiel verlangsamen und bei jeder Gasse das Paket ansetzen. In den Rucks konnten die schweren englischen Stürmer bei australischem Ballbesitz nun immer häufiger für unsaubere Bälle sorgen.

Australiens Angriffsstruktur, mit Dritte-Reihe-Stürmern, die bei Ballbesitz immer wieder auf Außen lauerten, tat ihr Übriges zu der Schwäche in den offenen bei. Zwar konnte Flanker Micheal Hooper auf Außen zwei Versuche legen, doch kassierten die Wallabies in der Mitte des Feldes immer wieder Turnover, da eben jene Stürmer mittig in den Rucks fehlten. England erzielte indes einen Straftritt nach dem anderen, bis ein katastrophaler Pass von Folau durch Joseph zum ersten englischen Versuch genutzt wurde. Ohne selbst viel Rugby gespielt zu haben lag England nach 30 Minuten plötzlich mit 16:10 vorne.

Auch Jones erkannte die Schwäche seiner Mannschaft im Spielaufbau und wechselte nach dem ersten Versuch seiner Mannschaft Bath-Verbinder George Ford ein. Dieser war seiner schlechten Kick-Performance in der letzten Partie gegen Wales zum Opfer gefallen, konnte aber nun die entscheidenden Impulse auf dem Feld setzen. England verteidigte weiterhin mit einer extrem schnell aufrückenden Linie, in der besonders Flanker James Haskell ein ums andere Mal mit überragenden Tackles auffiel. Er war es auch, der England fast zum zweiten Versuch führte, als er sich clever von einem Maul löste, den letzten Verteidiger umkurvte und nur Meter vor der Linie von hinten eingeholt und gestoppt wurde. Kein schlechter Antritt für einen 115 kg Stürmer und bereits in der nächsten Phase war es erneut Verbinder Ford, der mit einem wunderschönen Pass Marland Yarde den zweiten Versuch auflegte.

Die Wallabies antworteten mit zwei späten Versuchen durch Hooper und Kuridrani in den letzten 15 Minuten und hatten damit die England-Führung von 16 auf vier Punkte reduziert, doch ein unnötiger Ballverlust kostete die Mannschaft von Micheal Cheika schließlich die Chance auf den Sieg. England-Verbinder George Ford konnte im Gegenzug mit einem wunderschönen Kick über die Verteidigung, den Jack Nowell zum Versuch verwandelte, noch den Schlusspunkt für England setzen.

 

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