Graham Bentz (zweiter von Rechts) nach dem Sieg der DRV VII in Nancy
Es ist noch genau eine Woche hin bis zum alles entscheidenden Turnier um die Qualifikation für die Olympischen Spiele im August in Rio und unsere DRV VII befindet sich mitten in der heißen Phase der Vorbereitung. Wir haben uns mit DRV VII Athletiktrainer Graham Bentz unterhalten und er hat uns ein paar Einblicke in das knüppelharte Programm unserer Siebener Jungs gegeben. Wer sich momentan im Vorbereitungscamp am Heidelberger Olympia-Stützpunkt befindet, wie die Vorbereitung von jetzt bis Monaco genau abläuft erfahrt ihr in unserem TotalRugby-Hintergrund.
Graham Bentz selbst ist Südafrikaner und hat bereits mit seinen 34 Jahren schon einiges an Erfahrung vorzuweisen. Immerhin betreute Bentz als studierter Sportwissenschaftler mehrere U-Mannschaften seines Heimatverbandes SARU, sowie die Sevens World Series Mannschaft Kenia zwei Jahre lang als alleinverantwortlich Athletiktrainer.
Der Kontakt mit dem Top-Trainer Bentz kam für das Team-Management der Siebener-Nationalmannschaft über den ehemaligen Nationalspieler Anton Moolman zu Stande, welcher mittlerweile die Nachwuchsakademie der Western Province Rugby Union leitet. Dieser Verband organisiert sozusagen vergleichbar mit einem Rugby-Landesverband das gesamte Spiel in der Region rund um die Metropole Kapstadt, und deren Auswahlmannschaften WP Rugby und Stormers nehmen am Currie Cup beziehungsweise Super Rugby teil.
Als dann die DRV VII im Februar ein Trainingslager in Kapstadt und Stellenbosch (ebenfalls in der "Western Province" Region) abhielt, um unter anderen in einem Mini-Turnier gegen die Blitzbokke und die Western Province Academy anzutreten, wurde die Zusammenarbeit mit Bentz bis Hong Kong vereinbart, die mittlerweile bis zur Olympia-Quali verlängert wurde.
Dabei betont der Südafrikaner selbst, dass er ein absolut gnadenloser Schleifer vor dem Herrn sei und nur absoluter unbedingter Arbeitseinsatz und Willen seiner Spieler auf diesem Rugby-Niveau überhaupt zum Erfolg führen könne. Doch Bentz verneigt sich gleichwohl auch vor dem Fortschritt, den die Truppe um Kapitän Clemens von Grumbkow seit seinem Antritt im Februar gemacht habe. In den letzten Monaten habe man den Fortschritt der letzten vier Jahre gekrönt.
Viele der Trainingseinheiten im Siebener müssen unter höchster Intensität abgehalten werden, um auch bei Ermüdung fehlerfrei die eigene Leistung abrufen zu können. Immer wieder müssten seine Spieler 120 Meter Sprints machen und nach nur wenigen Sekunden das Ganze zu wiederholen und direkt im Anschluss eine Passübung mit langen Laufwegen fehlerfrei zu absolvieren.
Am gestrigen Freitag sowie am restlichen Wochenende wird dabei laut Aussage des Athletik-Trainers der Großteil der Vorbereitungsarbeit gemacht. Nachdem am vergangenen Montag und Dienstag Erholung vom Turnier in Moskau auf dem Plan stand, konnte die Trainings-Intensität im Laufe der Woche nur langsam hochgefahren werden. Am Donnerstag erfolgte die erste intensivere Krafteinheit und im momentanen Trainingslager sei schlicht "harte Arbeit gefragt, denn das Fine-Tuning machen wir in der Wettkampfwoche".
So verwundert es auch kaum, dass unsere Siebener Cracks bis zu fünf Trainingseinheiten am Tag abhalten, um optimal präpariert zu sein für Monaco und die weiteren beiden EM-Turniere. Aber das sei es nun einmal das, was man tagtäglich investieren müsse um mit World Series Teams mithalten zu können. Aber das dies mittlerweile für unsere Jungs im Rahmen des Möglichen liegt, kann der ehemalige Kenia-Athletiktrainer persönlich bestätigen: "An einem guten Tag können wir mit jeder Mannschaft auf der Welt mithalten".
Nach einer sehr harten Konditionseinheit am gestrigen Freitag, bei der auch der in Moskau angeschlagene Anjo Buckman erstmals wieder voll mit von der Partie war, steht der Fokus der Vorbereitung nun weiterhin auf der Defensive. Diese hat unserer DRV VII einige Spiele gewinnen, so dass während der Hong Kong Sevens die lokale "South China Morning Post" die einst als schwach wahrgenommen Verteidigungsarbeit unserer Auswahl mit der eines Wolfsrudels verglichen hat.
Doch selbst mit der im Moskau-Halbfinale jäh gestoppten Siegesserie von 23 Spielen über die letzten Turniere hinweg, von den Fehlern lernen ist weiterhin die der besten Möglichkeiten zur Verbesserung. Gerade das Semifinale gegen die Franzosen, die man noch kurz zuvor in Tours hatte schlagen können, wurde auch wegen individueller Fehler verloren. Doch Graham Bentz ist sich sicher, die Spieler haben daraus gelernt und werden die gleichen Fehler nicht erneut begehen.
Ein großer Teil der Arbeit von Bentz ist generell auch die Verletzungsprävention. "Prehab", das sogenannte präventive Fitness-Training sowie Stabilisierungs- und Mobilisierungsübungen ergänzen das hochintensive Training und sorgen dafür, dass die DRV VII Cracks die große Belastung im Training und Wettkampf abkönnen. Spezieller Fokus liegt dabei unter anderem auf der Oberschenkelmuskulatur, den sogenannten "Hamstrings", also die rückseitige Oberschenkelmuskulatur, die aufgrund der hohen Sprintbelastung besonders belastet wird und wiederholter Stärkung bedarf.
Nach den harten Einheiten des Wochenendes wird in der nun anstehenden Wettkampfwoche vermehrt an den Details des Spiels gearbeitet, wobei individuelle Fähigkeiten blockweise behandelt werden, sei es die Gasse, das Gedränge oder die im Siebener so extrem wichtigen Ankicks. Am Donnerstag erfolgt schließlich die Anreise der Mannschaft nach Monaco, wo man ein Hotel direkt neben dem Stade Louis II beziehen wird und am Freitag noch einen letzten Captain's Run abhalten wird. Wenngleich die Reisen früher ein wenig Gewöhnung bedurften, ist für die Jungs von der DRV VII nach ihrer halben Weltreise zur Vorbereitung der Weg ins Fürstentum nur noch ein Katzensprung.
Graham Bentz fasst zum Schluss unseres Gesprächs noch einmal die einmalige Möglichkeit zusammen, die jeder einzelne Spieler mit dem Adler auf der Brust am kommenden Wochenende haben wird. "Diese Jungs haben die einmalige Chance ein Vermächtnis zu hinterlassen." Nichts läge uns von TotalRugby ferner als Bentz zu widersprechen. Clemens, Anjo, Fabian, Basti, Phil, Ihr könnt für junge aufstrebende Talente noch mehr zum Vorbild werden und ihnen dabei noch viel mehr Türen öffnen als euch bereits offen standen. Fahrt nach Monaco und holt euch das Ticket für Rio!
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