Für den BRC nie unter Kontrolle zu bringen: TSV Innendreiviertel Ayachi. Foto (c) Inge Schneckenberger
Vier Favoritensiege gab es am vergangenen Wochenende in den vier Viertelfinalpartien des Pokals. Wie erwartet dominiert wieder einmal der Süden der Rugby-Republik. Bis ins Halbfinale des Pokals haben es der SC Frankfurt 1880, der TSV Handschuhsheim, die RG Heidelberg und der SC Neuenheim geschafft. Alle Details zu den Viertelfinalspielen, wie gewohnt in unserer TotalRugby-Review.
TSV Handschuhsheim 50-3 Berliner Rugby Club
In der ersten Partie am Samstag-Nachmittag hatten die Hauptstadt-Rugger auf dem Kunstrasen des Sportzentrums Nord gegen den TSV nicht den Hauch einer Chance. Vor allem den großartig aufgelegten Innendreiviertel Yassin Ayachi konnte die Berliner Verteidigung im Laufe der Partie nie unter Kontrolle bringen. Bei sommerlichen Temperaturen konnte selbst eine gelbe Karte für Firas El-Chami die Löwen vom TSV nicht aus dem Tritt bringen, denn selbst in Unterzahl punkteten die Weiß-Blauen weiter.
Schon zum Pausentee hatte Handschuhsheim vier Versuche auf dem Konto während auf Seiten des BRC nur ein Straftritt durch die Stangen gekickt werden konnte. In Hälfte zwei ließen die Heidelberger weitere vier Versuche folgen, wobei erneut Ayachi glänzen konnte und seine persönliche Ausbeute mit einem Assist und einem Versuch verbessern konnte. TSV-Kicker Oliver Seelinger erwischte fünf von acht Erhöhungen und so stand der Löwen-Sieg am gesamten Nachmittag nie in Frage. Tim Wimbergs Berliner Mannen hatten dagegen sicherlich nicht viel Freude an ihrem Heidelberg-Ausflug, aber immerhin bestand auf der sechsstündigen Rückreise genug Zeit zur Analyse des Geschehens auf dem künstlichen Grün in der Neckarstadt.
TSV-Trainer Ianusevici zeigte sich entsprechend erfreut über die seiner Ansicht nach "entfesselte Leistung gegen den BRC". Sicherlich nicht nachteilig wird das Löwen-Trainingslager am vergangenen Wochenende gewesen sein, bei dem Worcester und England Sevens Innendreiviertel Max Stelling beratend zur Seite stand.
Das am Sonntag anstehende Duell gegen den Frankfurter Sport-Club wird wohl für den TSV wohl der erste echte Härtetest der Pokalsaison und zugleich bereits die Möglichkeit den Finaleinzug perfekt zu machen. Im letzten Herbst hatte es in Frankfurt in der Bundesliga noch eine deutliche 3:38 Niederlage gegeben, doch die Löwen haben sich seitdem durchaus positiv entwickelt und dürfen sich berechtigte Hoffnungen auf das Finale machen.
SC Frankfurt 1880 59-7 RC Leipzig
Im zweiten Nord-Süd Duell des Wochenendes gab es ebenfalls ein eindeutiges Resultat. Trotz zweier schneller Versuche der Frankfurter war der Anfang des Spiels von vielen Fehlern auf beiden Seiten geprägt, was kaum verwunderlich sein dürfte. Immerhin hatte der Sport Club vom Main drei Wochen lang und die Gäste aus der Messestadt gar ganze sechs Wochen lang kein Spiel mehr bestritten. Zudem hatte ein Gewitterregen das Spielgerät und das Spielfeld in einem glitschigen Zustand hinterlassen.
Im Verlauf der ersten Hälfte kam daher auch nie richtiger Spielfluss zustande, so dass am Ende einer Reihe von Gedrängen und Gassen die Frankfurter Hintermannschaft noch zwei Mal zum Versuch durchbrechen konnte. Vier verwandelte Versuche zum 28:0 deuteten auf ein einseitiges Spiel hin. Auch in Hälfte zwei dominierte auf dem Feld einzig der heimische Sport Club. Für Frankfurt-Trainer Karl Savimaki war indes der neuseeländische Erste-Reihe-Stürmer Beau Robertson Spieler des Spiels. Er überzeugte nicht nur im dominanten SC-Gedränge sondern konnte auch seine Leistung auch noch mit zwei Versuchen krönen. Auf Leipziger Seite war man nach dem Spiel mit dem eigenen Spiel, der nie aufgebenden Verteidigung und mit der Erfahrung eines Spiels gegen ein Team der Südgruppe zufrieden.
Ein wenig Wehmut gab es auf Frankfurter Seite als Dritte-Reihe-Stürmer Josh Aiken, der am Samstag in Abwesenheit von Kapitän Youngman die Binde tragen durfte, zum vorerst letzten Mal das SC 1880 Trikot abstreifte. Für ihn heißt es Abschied aus der Mainmetropole und zurück in die Heimat Down Under. Dementsprechend wir Aiken nicht beim Halbfinal-Heimspiel des SC am kommenden Sonntag gegen Handschuhsheim teilnehmen können.
RG Heidelberg 34-7 Hannover78
Drei Jahre nach dem 13:7 Sieg der RGH im Viertelfinale um die deutsche Meisterschaft konnten sich die "Orange Hearts" erneut gegen den Konkurrenten aus dem Norden durchsetzen. Nur an diesem sonnigen Sonntag war der Sieg der Heimmannschaft nie gefährdet. Noch kurzfristig hatte der DRV mehrere Leistungsträger beider Vereine, die als Siebener-Kaderspieler aufgrund der anstehenden EM- und Olympia-Quali-Turniere gesperrt waren, für diese Partie freigegeben.
Auf Seiten von 78 kamen Pascal Fischer und Nico Müller kurzfristig in den Kader, wobei nur letzterer auch von Beginn an spielte. Bei der RGH waren es die beiden Schreieck Brüder, Marvin Dieckmann und Robin Plümpe, die zurück in den Kader kamen und die 78 Defensive auseinanderwirbelten, so dass die Bilanz am Ende des Spiels mit sechs Versuchen zu einem deutlicher ausfiel als es das Ergebnis suggeriert. Immerhin fehlte der beste RGH-Kicker Fabian Heimpel, da er zeitgleich in Moskau der DRV VII zu einem hervorragenden vierten Platz beim EM-Auftakt verhalf.
Im Anschluss an die Partie wurde im RGH-Vereinsheim am Rudolf-Harbig-Weg noch determiniert, dass es die Rudergesellschaft im Halbfinale nächste Woche mit den Lokalrivalen vom SCN zu tun bekommt, also nur einmal den Neckar überqueren muss. Aber anders als beim letzten Bundesliga-Sieg gegen eben jene Neuenheimer wird man dieses Mal auf die wichtigsten Siebener-Kaderspieler verzichten müssen.
RK Heusenstamm 25-38 SC Neuenheim
Raus mit Applaus, so könnte man aus Heusenstammer Sicht das Résumé von der Viertelfinalpartie gegen den SCN ziehen. Unter schwierigen Vorraussetzungen für die Füchse, denn immerhin musste man ein Heimspiel auf fremden Platz austragen, hat immer noch keine festen Termin für das alles entscheidende Relegationsspiel gegen München und muss weiterhin auf wichtige Leistungsträger wegen deren Verpflichtungen für die Nationalmannschaft verzichten, von daher zogen sich die Männer von Trainer Jens Steinweg mehr als achtbar aus der Affäre.
Der Pokal-Favorit SCN startete seinem Selbstverständnis entsprechend und lag zur Hälfte mit 24:6 vorne und hatte das Geschehen unter Kontrolle. Doch obwohl den RKH-Recken eigentlich nicht an einer weiteren kräftezehrenden Pokal-Partie vor ihrem Duell um den Ligaverbleib gelegen sein dürfte, brillierte der Füchse-Sturm ein ums andere Mal und legte die Platform für drei unbeantwortete Heusenstamm-Versuche. Beim Stand von 25:31 aus Heusenstammer Sicht lag das sensationelle Comeback in der Luft, bis sich der RKH zuletzt doch noch einen Konter des SCN zum 25:38 einfing und sich damit mit erhobenem Haupt aus dem Pokal verabschiedet. RKH-Trainer Steinweg analysierte nach der Partie, dass man den SCN in Bestbesetzung schlagen hätte können.
Neuenheim empfängt derweil bereits am nächsten Samstag die Lokalrivalen von der RGH und wird bei sommerlichen Temperaturen auf einige Zuschauer am heimischen Museumsplatz hoffen dürfen.
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