Am Ende hat der DRV VII gegen Frankreich und Großbritannien auch die physische Präsenz vom verletzten Kapitän Anjo Buckman gefehlt
Bereits an Tag eins in Moskau wussten unsere Jungs von der DRV Siebener-Nationalmannschaft zu glänzen (Bericht von Tag eins hier), am zweiten Tag des Rugby Europe Grand Prix Series Turniers gelang es den zwölf Männern um Kapitän Anjo Buckman dann leider nicht, ihre hervorragende Leistung mit einem Podiumsplatz zu krönen. Im Halbfinale gegen Frankreich wäre eigentlich viel mehr drin gewesen, aber es hat einfach nicht sein sollen mit dem ersten deutschen GPS-Sieg überhaupt. Dennoch ist der Aufwärtstrend der deutschen Siebener-Jungs kaum verkennbar.
Der Tag hatte für die DRV VII perfekt begonnen. Gegen eine starke portugiesische Mannschaft, die in der vergangenen Saison auf der World Series unterwegs war, zeigte sich Deutschland gnadenlos und ließ den Iberern beim 19:0 keine Chance. Versuche von Sam Rainger, Sebastian Fromm und Phil Szczesny besiegelten das Schicksal des Rekord-Europameisters Portugal.
Nur zwei Mal konnte Portugal über den 1,93 Hünen Adérito Esteves gefährlich werden, der wiederholt die deutsche Linie durchbrach. Doch einmal war es Fabian Heimpel, der mit einem mutigen Try-Saver den 105 kg Mann stoppte, später schaffte auch HRK-Außen Robert Hittel den enteilten Esteves zu Boden zu bringen. Entsprechend sprach Nationaltrainer Chad Shepherd auch von einer überzeugenden Leistung im Viertelfinale.
Gegen Frankreich folgt der Einbruch auf den Blitzstart
Auch das Halbfinale gegen Frankreich begann die DRV VII großartig. Zwei schnelle Versuche durch Sebi Fromm und Tim Biniak brachten Deutschland mit 14:0 in Front. Als man mit einer drei zu eins Überzahl erneut auf die Linie der Franzosen zustürmte, schien die erste Finalteilnahme Deutschlands bei einem GPS Turnier zum Greifen nah. Doch der deutsche Stürmer entschied sich fünf Meter mittig vor der Linie alleine auf Bruch zu gehen, anstatt mit einem Pass den dritten Versuch weiter außen sicher zu machen.
Und so kam es, wie es scheinbar kommen musste. Frankreich erzielte den nächsten Versuch und die deutschen Männer waren auf einmal wie von der Rolle. Keiner der folgenden Frankreich-Ankicks konnten mehr gefangen werden. Ein weiterer Versuch, der selbst in der Wiederholung aufgrund eines scheinbaren Vorballs eher ungültig aussah, brachte les Bleus endgültig zurück in die Partie. Ein dritter Versuch und Frankreich lag 19:14 in Führung.
Dennoch kam Deutschland noch einmal fast zurück, denn die DRV Siebener-Mannen steckten nicht auf. Mit mehreren guten Phasen arbeiteten sich Heimpel und co. bis kurz vor die Linie der Franzosen. Nur zwei Meter vor der Linie war es dann der bis dahin im Turnierverlauf überragende Tim Biniak, der ein Offload von Verbinder Heimpel nicht verwerten konnte und mit einem Vorball die Partie beendete. Der Ball war allerdings verdammt schwer zu verwerten, dennoch hätte der mittige Versuch den sicheren Sieg und die erstmalige Finalteilnahme bedeutet.
Leistungssportreferent Manuel Wilhelm resümierte, dass man "den Finaleinzug hätte klar machen können, wenn man sich in ein oder zwei Situationen cleverer angestellt hätte". Zudem fehlte Kapitän Anjo Buckman aufgrund einer Nackenverletzung. Seine physische Präsenz in den Rucks wurde schmerzlich vermisst.
Gegen Team GB "war die Luft raus"
Scheinbar haderten einige Akteure unserer noch jungen Truppe mit den verpassten Chancen zum Auftakt des abschließenden Spiel um Platz drei und so ging England durch zwei schnelle Versuche mit 14:0 in Führung. Six Nations Star und Schottland Innen Mark Bennett war für die Deutschen kaum zu verteidigen und zweimal tankte sich der Glasgow-Spieler durch und schaffte es mittig über die Linie.
Eine gelbe Karte gegen England Sevens Kapitän Tom Mitchell, aufgrund eines Vergehens im Ruck kurz vor der Mallinie ermöglichte Deutschland dann einen Versuch durch Hannover 78 Außen Phil Szczesny, der als Halb überraschend um das Ruck herum sprintete und den Ball außen ablegen konnte. Das zwischenzeitliche 5:21 war aber leider nicht das Signal zur Aufholjagd, zu sehr hatten die deutschen Kräfte unter den fünf harten Spielen gelitten. Ein weiterer Versuch vom Überragenden Bennett besiegelte die deutsche Niederlage. Ohne den am Nacken verletzten Kapitän Anjo Buckman hatte es den DRV-Männern auch in den Rucks an physischer Präsenz gefehlt, so dass viele Bälle im Spielaufbau verloren gingen.
Von den beiden abschließenden Niederlagen sollten sich die deutschen Rugby-Fans nicht entmutigen lassen. Erstens, da dieser vierte Platz eine Verbesserung zum letztjährigen Auftakt ist und zweitens weil Deutschland fast durchgängig mit allen Top-Mannschaften Europas mithalten kann. Manuel Wilhelm betonte auch im Nachgang an den EM-Auftakt, dass man insgesamt ein interessantes Turnier gespielt habe. Nach der Halbfinalniederlage "war auch in gewissem Maße die Luft raus". Im Hinblick auf Monaco "haben wir auch zuletzt ein oder zwei Spieler geschont, um nicht noch mehr Ausfälle für Monaco zu riskieren". Nun steht unsere DRV VII nach einigen Tagen Erholung noch eine knapp zweiwöchige Vorbereitung auf die Olympia-Vorbereitung in Monaco vor. Dort kann historisches gelingen, ganz Rugby-Deutschland hofft darauf.
HIGHLIGHTS 7s Grand Prix Series - Moscow 2016... von RugbyEurope
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