Wie im letzten Jahr in Lyon geht es auch in Moskau in der Gruppenphase gegen Spanien. Foto (c) Kessler
Am morgigen Samstag um 10:06 deutscher Zeit wird es im Moskauer Oktober-Stadion ernst. Deutschlands Siebener-Nationalmannschaft um Kapitän Anjo Buckman, der für den verletzten Clemens von Grumbkow die Binde übernehmen wird, tritt dann im ersten Gruppenspiel gegen Belgien an. Natürlich ist die Zielsetzung in der deutschen Mannschaft die Gruppe auf einem der ersten beiden Plätze zu beenden, dennoch befinden sich unsere Jungs in einer keines Falls zu unterschätzenden Gruppe. Gerade gegen die Belgier setzte es in den letzten Jahren bei den EM-Turnieren die eine oder andere Niederlage. Beispielsweise beim Spiel um Platz drei in Lyon 2015, als man denkbar knapp mit 21:26 unterlag.
Insgesamt beendete unsere DRV VII 2016 zwar die gesamte EM-Serie auf Platz fünf und damit drei Ränge vor den Belgiern, aber das lag vor allem am enttäuschenden letzten Platz eben jener Belgier im letzten Turnier der GPS Serie 2015 in Exeter. Zudem können die Belgier auf einen gut besetzten Kader mit hochtalentierten Spielern zurückgreifen, wie das extrem junge Duo Reynaert und Bontems aus der Akademie des französischen Spitzenklubs Racing 92 aus Paris, oder Marc Tchangué aus der französischen Zweitligamannschaft USA Perpignan.
Bereits um 13:06 treten unsere Jungs dann gegen den vermeintlich schwächsten Gruppengegner Italien an, die als Gruppenletzter gesetzt sind, dennoch alles andere als Fallobst sind. Ganz im Gegenteil, der finanziell gut aufgestellte Verband des Sechs-Nationen-Teilnehmers leistet sich einen Profi-Kader und eine ebenso professionelle Vorbereitung mit Turnierteilnahmen und Trainingslagern.
Letzter Gegner am ersten Turniertag und Gruppenkopf ist um 15:44 unserer Zeit die spanische Nationalmannschaft. Auf dem Papier sicherlich der stärkste Gegner, waren die Spanier doch bis zu ihrem Abstieg vor zwei Jahren jahrelang auf der World Series unterwegs. In diesem Duell wird sich unsere vergleichsweise junge aufstrebende Mannschaft gegen die Erfahrung der Iberer durchsetzen müssen. Noch beim World Series Quali-Turnier in Hong Kong hatten die Leones ihre Gruppe souverän gewonnen, nur um dann im Viertelfinale gegen Hong Kong 7:12 zu unterliegen. Noch in der letzten Woche absolvierten die Mannen von Trainer Jose Inchausti ein Trainingslager in den Vereinigten Staaten, dürften also sehr gut auf das Turnier in Moskau und die anschließende Olympia-Quali in Monaco vorbereitet sein. Ein gutes Omen für unsere Nationalspieler dürfte das letztjährige Turnier in Moskau sein, als man die damals favorisierten Spanier in der Gruppenphase mit 12:7 besiegen konnte.
Nationaltrainer Chad Shepherd erwartet "eine sehr gut vorbereitete und erfahrene spanische Mannschaft" und warnt eindringlich davor die Gegner zu unterschätzen, denn auch "gegen Belgien haben wir des öfteren den Kürzeren gezogen". Leistungsportreferent Manuel Wilhelm pflichtet Nationalcoach Shepherd bei und betont, "dass man diese Gruppe nicht auf die leichte Schulter nehmen darf". Immerhin gelte es "den Aufwärtstrend zu bestätigen".
Deutschlands potenzielle Gegner in der K.O. Phase
Um genau das zu bewerkstelligen, müsste es die junge deutsche Mannschaft auf einen der ersten beiden Plätze von Gruppe B schaffen, was ihr durchaus zuzutrauen ist. Im Viertelfinale des Cups würde man dann auf potentiell hochwertige Gegner treffen. Die beiden Großbritannien-Teams, die anstelle von England, Schottland und Wales antreten, um eine optimale Vorbereitung auf Olympia in Rio zu gewährleisten, dürften dabei sicherlich die hartnäckigsten Widersacher sein.
Die traditionellen Rivalitäten zwischen den verschiedenen Nationen Großbritanniens seien dabei laut Großbritannien Coach Simon Amor kein Problem, denn man habe in den wenigen Trainingseinheiten in der Vorbereitung einen echten "Team GB Spirit" entwickeln können. Bei der Nominierung habe man darauf geachtet eine Mannschaft zu formen, die zusammen funktioniert und auf, sowie abseits des Feldes in der harten sechs-wöchigen Vorbereitung auf Rio gut miteinander könne.
In Moskau wird dabei eine Mannschaft als GB-Lions und eine weitere als GB-Royals auflaufen. Erstere hat dabei sicherlich den stärkeren Kader mit England Sevens Cracks wie Dan Bibby, oder England-Kapitän Tom Mitchell und dem explosiven schottischen Fünfzehner-Innen Mark Bennett. Die Royals wiederum haben mit Corry Allen und Joe Simpson zwei Spieler dabei, die laut Trainer Amor noch dringend Spielpraxis auf hohem Niveau benötigten.
Frankreich andererseits tritt dem Vernehmen nach in Moskau mit einer Auswahl von Studenten an, die Deutschland bereits im Finale der Howard Hinton Sevens besiegen konnte. Natürlich sind all diese Studenten auch allesamt Rugby-Profis in einer der ersten drei Divisionen des französischen Ligen-Systems und bereiten sich auf die Studenten-WM vor und sind somit ein schwieriger Gegner.
Dennoch bleibt den Mannen um Kapitän Buckman ein Wiedersehen mit Frankreich Sevens-Sensation Virimi Vakatawa oder Fulgence Ouedraogo, wie im letzten Jahr, erspart. Damals stand für Frankreich die Qualifikation für Rio ganz weit oben auf der Prioritäten-Listen und so mobilisierte man zahlreiche Weltklasse-Spieler, unter anderem auch aus der Fünfzehner-Nationalmannschaft. Gegen diese Franzosen, die über die gesamte Serie ungeschlagen blieben, hatte man im Vorjahr bei den drei GPS-Turnieren gleich drei Mal das Nachsehen.
Zu guter letzt muss auch mit dem Gastgeber Russland gerechnet werden. Nach der Debüt-Saison auf der World-Series geht Russland sicherlich mit einer noch stärkeren Mannschaft in die Grand Prix Series. Kapitän der Sbornaja, Vladimir Ostrouschko, hatte auch auf der World Series des öfteren überzeugen können und landete auch einmal im Dream Team eines World Series Turniers.
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