Bereits in Tours wusste Max Calitz im Deutschland-Trikot mit seinen dynamischen Läufen zu überzeugen.
Max Calitz ist die zweite relative Unbekannte in Chad Shepherds Aufgebot für Moskau. Um Rugby-Deutschland auch von ihm ein besseres Bild zu ermöglichen, haben wir uns kurz vor Calitz Abflug nach Deutschland noch ein ausführliches Gespräch mit ihm geführt. Abseits des Spielfeldes präsentiert sich der 22-jährige Max Calitz als äußerst umgänglicher junger Mann, zuvorkommend und höflich. Doch auf dem Feld ist der explosive Innendreiviertel der UP-Tuks eine echte Waffe. Mit dem Ball in der Hand dynamisch und schwer zu tacklen, bricht er oftmals die gegnerische Verteidigungslinie, defensiv dagegen ist er ein Spieler ohne große Schwächen. Für das deutsche Siebener-Nationalteam wird der in Pretoria im südafrikanischen Gauteng beheimatete Calitz auch nach Ansicht von Nationaltrainer Chad Shepherd eine Bereicherung sein.
Die Rugby-Vita des Mannes mit deutschen Großeltern ist dabei eine beeindruckende. Die Pretoria Boys High School, an der Calitz das Spiel mit dem ovalen Leder erlernte, ist für ambitionierte angehende Rugbyspieler eine perfekte Brutstätte. Neben zwei Nobelpreisträgern stammt auch der ehemalige Springbok mit den meisten Einsätzen als Kapitän - John Smit - von eben jener Schule. Der Präsidialsitz der Republik Südafrika, die Stadt Pretoria, liegt wie Johannesburg in der Metropolregion Gauteng mit insgesamt knapp 13 Millionen Einwohnern. Von dem her wird sich Calitz bei seinen Aufenthalten in Heidelberg ein wenig an das kleinstädtische Flair der deutschen Universitätsstadt gewöhnen müssen.
Doch Calitz selbst findet die Neckarstadt "großartig" und kennt sich nach seinem ersten längeren Aufenthalt im Winter, als er für den HRK die Challenge Cup Qualifikation mitspielte, schon sehr gut in der Stadt aus, deren Atmosphäre er besonders schätzt. Noch befindet sich Calitz im letzten Studienjahr für seinen Master-Abschluss im Bauwesen, doch danach ist ein Umzug nach Deutschland sehr wohl eine wahrscheinliche Option für ihn. Bereits vor seinen "Rugby-Ausflügen" nach Deutschland war Calitz mit seiner deutschsprachigen Mutter und seinen gebürtigen deutschen Großeltern, die aus Leipzig stammen, in der Bundesrepublik unterwegs.
Calitz stammt aus der südafrikanischen Talentschmiede Varsity Cup
Doch bevor ihm durch den Kontakt mit Nationaltrainer Kobus Potgieter die Entwicklungsmöglichkeiten im deutschen Rugby aufgezeigt wurden, ahnte Calitz laut eigener Aussage kaum, auf welch hohem Niveau auch hierzulande Rugby gespielt wird. Seit er an der Universität von Pretoria eingeschrieben ist, steht Calitz auch im Kontakt mit dem Super Rugby Franchise Blue Bulls, für den auch Potgieter schon gearbeitet hat. Mit den Bulls hat Calitz auch bereits die nationale Meisterschaft im Siebener-Rugby in Südafrika gewonnen. Doch hauptsächlich hat er in den vergangenen Jahren für das Team seiner Universität, die UP-Tuks gespielt.
Um zu verstehen wie hochwertig das Spielniveau in der südafrikanischen Uni-Meisterschaft "Varsity Cup" einzuschätzen ist, muss man wissen, dass viele Spieler direkt den Sprung vom Varsity Cup in eines der sechs südafrikanischen Super Rugby Teams schaffen. Die Partien werden live auf dem südafrikanischen Pay-TV-Sender "Super Sport" gezeigt und in den Stadien sind nicht selten mehr als 10.000 Zuschauer zu Gast. Vorgänger von Calitz im Tuks-Trikot mit der Nummer zwölf ist unter anderem der jetzige Springbok-Verbinder Handré Pollard, der noch vor knapp zwei Jahren für die Tuks auflief. Aber auch fast alle anderen jetzigen Springboks haben als letzte Station vor ihrem Profidasein im Varsity Cup gespielt.
Doch bis zum Ende dieses Jahres wird Max Calitz sich noch mit Prüfungen und Vorlesungen in Pretoria auseinandersetzen müssen. Er befindet sich erst am heutigen Mittwoch im Anflug auf Deutschland und wird in Moskau sein GPS-Debüt geben. Direkt nach der Olympia-Quali in Monaco am 18. und 19. Juni, für die Calitz mit seinem deutschen Pass anders als etwa Louis Fesolai spielberechtigt sein wird, muss er wieder nach Pretoria zurückfliegen, um eine Reihe von wichtigen Prüfungen abzulegen.
Calitz wusste mit seinem Auftritt bei den Howard Hinton Sevens in Tours zu überzeugen
Seine Ziele im Trikot mit dem Adler sind dabei schnell erklärt. Er will "für das Team einen positiven Beitrag leisten, zum weiteren Wachstum der Mannschaft beitragen", denn immerhin hat Calitz noch mindestens zehn gute Rugby-Jahre vor sich. Als Innen oder Stürmer im Siebener war er bereits am vorletzten Wochenende für Deutschland bei den Howard Hinton Sevens in Tours unterwegs. Nationalcoach Shepherd betont die gute Rolle, die Calitz über die drei anstrengenden Tage des Turniers hinweg auf Innen gespielt habe. Beim Turnier in Tours habe er bewiesen, dass er auch bei wichtigen Turnieren wie in Moskau eine wichtige Rolle für die DRV VII spielen kann. In der russischen Hauptstadt wird Calitz erst einmal den verletzten Kapitän Clemens von Grumbkow im Sturm ersetzen müssen. Auch wenn laut Shepherd noch mit Calitz an seiner Arbeit in den Rucks gearbeitet werden müsse, wird die Mannschaft von seinen dynamischen Läufen mit dem ovalen Leder und seiner tadellosen Defensive profitieren.
Max Calitz wiederum selbst betont seine Dankbarkeit gegenüber seinen Teamkollegen, die ihm die Eingewöhnung unglaublich einfach gestaltet hätten. Calitz entschuldigt sich dabei schon fast für sein noch ausbaufähiges Deutsch, denn nur seine Mutter sei deutschsprachig während der Vater Afrikaans-Muttersprachler ist. Doch ausnahmslos alle deutschen Spieler sprechen laut Calitz hervorragend englisch und seine Fähigkeiten der deutschen Sprache würden bereits zur Kommunikation auf dem Feld genügen. Darüber hinaus würde man als Rugger "sowieso eine gemeinsame Sprache haben".
Auf die Frage ob er für sich die World Series ultimativ als Ziel sieht, entgegnet er "sicherlich". Aber bescheiden wie er ist, schiebt Max Calitz direkt hinterher wie viel harte Arbeit dies erfordere.
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