Fidschi gilt momentan als der Maßstab im Siebener. Gegen Samoa hat es im Paris-Finale dennoch nicht gereich, aber nun erhalten sie Verstärkung aus der NFL
In der zweiten Ausgabe unserer TotalRugby Road to Rio verfolgen wir den weiteren Weg unserer DRV VII Jungs im Vorfeld auf die kommenden GPS-Turniere und die Olympia-Quali in Monaco. Dabei werden Heimpel, van Grumbkow und Szczesny schon an diesem Wochenende auf einen Super Bowl Sieger treffen. Ja ihr habt richtig gelesen, denn mittlerweile versuchen sich zwei American Football Spieler, die noch in der vergangen Saison in der NFL gespielt haben, am olympischen Siebener-Rugby. Wer das ist und für wen sie auflaufen erfahrt ihr in unserer TR-Road to Rio.
Wie schon in der Vorwoche verschlägt es unsere DRV VII Jungs auf ihrer Road to Rio auch an diesem Wochenende nach Frankreich. Doch während man in der Vorwoche mit einer Mischung aus etablierten Siebener-Nationalspielern und einigen weniger erfahrenen jungen Talenten bei einem hochwertig besetzten Uni-Turnier in Paris antrat, hat Nationaltrainer Chad Sheperd für die Howard Hinton Sevens einen durchweg erfahrenen Kader nominiert. Das bereits zum zwanzigsten Mal stattfindendende Turnier im westfranzösischen Tours dürfte dabei zu einer echten Härteprobe für die zwölf nominierten Spieler um Kapitän Clemens van Grumbkow werden.
DRV VII trifft in Tours auf Super Bowl Sieger Nate Ebner
Bereits in der Gruppe, in die das DRV-Team gelost wurde, erwarten unsere Jungs dabei ein paar ganz dicke Brocken. Unter anderem mit von der Partie - die USA-Falcons - sozusagen das Reserveteam der World Series Mannschaft der USA. Einige der in Tours antretenden Spieler haben schon Erfahrung auf der World Series und damit berechtigte Hoffnungen auf einen Rio-Nominierung für die Staaten. Einer von ihnen ist gar vor zwei Jahren Super Bowl Sieger in der NFL geworden. Die Rede ist natürlich von Nate Ebner, dem Spieler der New England Patriots und ehemaligem College- und High School Rugby-Spieler, der sich vor nicht einmal einem Monat von seinem NFL-Team freistellen lassen hat, um einen Platz bei den Amerikanern für Rio zu ergattern.
Ebner debütierte in Singapur auf der World Series und verbuchte gleich zwei Versuche im ersten Spiel
So spektakulär NFL-Star Ebner als Gegner aber auch sein mag, der andere sehr prominente Gruppengegner Tribe Sevens, mit vielen Spielern aus dem australischen Siebener Set-Up, dürfte für die DRV-Jungs mindestens genauso schwer zu bezwingen sein. Doch genau solche Herausforderungen werden im DRV-Camp geschätzt. Dementsprechend spricht Kapitän von Grumbkow auch von einer "willkommenen Herausforderungen vor den anstehenden Aufgaben Grand Prix Series und Olmypia-Quali in Monaco".
Obwohl die zwölf mitgereisten Siebener Cracks sicherlich so gut abschneiden wollen wie nur möglich, betont Clemens van Grumbkow, dass es in erster Linie darum geht "Kombinationen zu finden und das im Training erarbeitete umzusetzen". Nationaltrainer Chad Sheperd schlägt dabei in die gleiche Kerbe und meint, dass "so eine schwere Gruppe genau das ist, wonach man im Vorfeld zu Moskau (erstes GPS-Turnier; Anm. d. Red.) und Monaco (Olympia-Qualifikation; Anm. d. Red.) gesucht hat". Vor diesem Turnier habe man laut Sheperd mehr trainiert, als das normalerweise vor einem Wettkampf getan werde, aber schließlich wolle man ja erst in Moskau und Monaco auf dem absoluten Leistungszenit sein. Unter diesen schweren Umständen werde er über gewisse Spieler mehr erfahren können.
Wenn es dabei am Wochenende gelingt die eigene Leistung in Offensive und Defensive abzurufen, ist an Tag zwei und drei des Turniers in Tours einiges drin. Aber schon am Freitag Abend kommt mit den Falcons der erste richtige Härtetest auf die Nationalmannschaft zu und ob die mit 23 Uhr ungewöhnlich späte Ankickzeit ein Vor- oder Nachteil ist, sei dahingestellt.
Tuisova schlägt ein wie eine Bombe
Doch nun zu einem bereits für Rio qualifizierten Team, den Siebener-Cracks von den Fidschi Inseln. Wie bereits in der letzten Ausgabe von TotalRugby Road to Rio vermeldet, probiert Fidschi-Coach Ben Ryan in der momentan laufenden Vorbereitung auf Rio einiges aus. Beim World Series Turnier in Paris am letzten Wochenende mit von der Partie: Glasgow Zweite-Reihe-Stürmer Leone Nakarawa und Toulon-Außen Josua Tuisova. Speziell Letzterer tat das, wofür er auch in Toulon geschätzt wird - Tackles brechen und Versuche legen.
Nach mehrjähriger Abstinenz vom Siebener gelang Tuisova der Übergang vom Fünfzehner zurück zum Siebener besser als seinem Toulon-Mannschaftskameraden Quade Cooper, der bekanntlich nicht in Rio mit von der Partie sein wird.
Doch auch mit Tuisova, Nakarawa und den restlichen Stars der "Flying Fijians" gelang der Auswahl Ben Ryans der Turniersieg in Paris nicht. Nach einer komfortablen Führung mit drei Versuchen im Finale, gelang es Pazifiknachbar Samoa noch Fidschi den Titel zu entreißen. Eine großartige Leistung und sicherlich das beste Comeback der letzten Jahre gegen die momentan beste Siebener Mannschaft. Darüber hinaus sicherlich auch ein Zeichen, vor welchen schweren Aufgabe unsere Nationalmannschaft in Monaco steht, denn Samoa zählt zu den Favoriten beim Quali-Turnier im Juni.
Highlights des Finales in Paris ab Minute 4:10
Trotz der dramatischen Niederlage in Paris führt Fidschi weiterhin in der World-Series Gesamtwertung und würde mit einem Cup-Viertelfinal-Einzug beim letzten Turnier an diesem Wochenende in London den Gesamtsieg klar machen. Doch das ganz große Ziel einer jeden Siebener-Nationalmannschaft in diesem Jahr dürfte zweifelsohne die Goldmedaille in Rio sein. Von daher sollte auch niemand verwundert sein, wenn Fidschi-Trainer Ryan weiterhin experimentiert und an diesem Wochenende einen Spieler aufs Feld schicken wird, der zuvor noch nie Rugby in seinem Leben gespielt hat und erst seit einer Woche überhaupt im Siebener-Rugby-Training ist.
Fidschi rekrutiert NFL-Star Jarryd Hayne
Dabei reden wir aber nicht nur von irgendjemanden, sondern von Jarryd Hayne, einem, wenn nicht sogar dem bekanntesten Sportler in Australien überhaupt. Noch vor anderthalb Jahren war der Sohn von Einwanderern aus Fidschi der wohl beste, mit Sicherheit aber der bestbezahlte Spieler in der australischen NRL, dem weltbesten Rugby-League Wettbewerb. Doch auf dem Zenit seiner Karriere verließ Hayne nicht nur seinen Verein Paramatta, sondern gleich auch den Sport insgesamt, um sich in den USA im American Football zu probieren. Entgegen fast aller Prognosen schaffte es Hayne in nicht einmal einem Jahr in die Mannschaft der San Francisco 49ers und wurde über Nacht auch in den USA zu einem Superstar, während daheim eine ganze Nation mitfieberte. Er wurde in immerhin der Hälfte aller Spiele eingesetzt und sein Trikot mit der 38 schaffte es aus dem Nichts in die Top Five der meistverkauften Jerseys.
Haynes Ankündigung seines erneuten Wechsels am Montag ließ Down Under die sozialen Medien förmlich explodieren und auch die Sportsender kannten nur ein Thema. Doch kann es Hayne überhaupt noch in den Zwölfer-Kader von Fidschi schaffen? Vom American Football kommend, bei dem athletisch gänzlich andere Anforderungen gefordert sind. Graham Bentz, der Strenght&Conditioning Coach der deutschen Siebener-Nationalmannschaft, traut es ihm zu. Mit Haynes Hintergrund im League und seinen guten physischen Grundvoraussetzungen sei auch die Konditionierung in den verbleibenden Wochen möglich. Bentz weiß dabei wovon er redet, immerhin hat er schon das Sevens World Series Team Kenya als S&C Coach betreut und davor für den südafrikanischen Verband SARU gearbeitet.
Auch Nationaltrainer Chad Shepherd hat Haynes Entwicklung in den letzten Jahren verfolgt und hält ihn für einen "absoluten Schlüsselspieler, der Spiele im Alleingang entscheiden kann". Die technischen Feinheiten zu lernen und sich gegen die etablierten Fidschi-Spieler durchzusetzen wird laut Shepherd alles andere als einfach. Aber auch vor seinem Wechsel in die NFL hätten wenige auf ihn gesetzt. Genau deshalb meint Shepherd, sollte man nicht den gleichen Fehler noch mal begehen und gegen ihn wetten. S&C Coach Bentz wiederum ist davon überzeugt, "dass der Spielstil Fidschis Hayne zu Gute kommen wird".