Werden die HRK-Frauen auch in diesem Jahr nach 80. Minuten im Meisterschafts-Finale den Titel bejubeln können?? Wenn am kommenden Samstag, dem 14. Mai 2016, die junge Schiedsrichterin Maria Latos aus München das Endspiel um die 29. Deutsche Meisterschaft anpfeift, treffen mit dem gastgebenden SC Neuenheim und dem Heidelberger RK die beiden dominierenden Mannschaften der letzten Jahre aufeinander. Gleich sechs der letzten sieben Endspiele wurden zwischen diesen beiden Teams aus Heidelberg ausgetragen. Lediglich im Jahr 2012 konnte der FC St. Pauli diese Dominanz brechen und den SC Neuenheim bereits im Halbfinale ausschalten. In dieser Saison sah es nach der Hinrunde danach aus, als könnte der ASV Köln nach starken Heimspielen und einem Sieg gegen den SCN ins Finale vorstoßen. Allerdings hatten die Rheinländerinnen dann in der Rückrunde gleich zwei Mal deutlich das Nachsehen bei den Auswärtsspielen gegen die jetzigen Finalistinnen und müssen sich mit Platz drei begnügen.
So kommt es also am Samstag in Heidelberg-Neuenheim zur Neuauflage der letzten beiden Finalspiele, die vom Serienmeister HRK jeweils relativ knapp gewonnen worden sind. Der SCN musste sich 2014 und 2015 mit 7:14 beziehungsweise 7:10 den Zebras geschlagen geben. Mit einem erneuten Sieg am Samstag könnte der Ruderklub jetzt nicht nur seine insgesamt siebte Meisterschaft erringen, sondern darüber eine einmalige Serie im deutschen Rugby aufstellen: sieben Meistertitel in Folge, das wäre Rekord! Ein Rekord übrigens, den ausgerechnet die Erbinnen jener SCN-Mannschaften verhindern könnten, die bereits in der Frühzeit des deutschen Frauenrugby von 1988 bis 1993 ebenfalls sechs Titel in Folge gewinnen konnten. Daran werden die Blauen aus dem Heidelberger Stadtteil Neuenheim vor dem Spiel aber wohl eher weniger denken, sondern eher daran, endlich den gemeinsamen Traum von einer Deutschen Meisterschaft zu erfüllen. Die Letzte datiert aus dem Jahr 2009, im Kader für das kommende Finale sind von damals mit Elisa Trick und Lisa Bohrmann nur noch zwei Spielerinnen von damals dabei. Beim HRK wiederum sind trotz des starken Umbruchs im Team noch einige Spielerinnen an Bord, die schon 2010 die allererste Meisterschaft für den Ruderklub gewonnen hatten: Spielerinnen wie Tilla Dier, Jana Eisenbeiß, Freddy Kempter, Lisa Maral, Alysha und Larissa Stone waren schon 2010 für den HRK im Aufgebot. Doch das ist alles Geschichte…
Wie stehen die Vorzeichen vor dem Finale? Wer ist Favorit oder wer will es zumindest sein? Was sind die beiden Siege des SCN in der Saison gegen den HRK wert? Wie sehen die Teams aus? Wir machen den Endspiel-Check zum Samstag:
Um es gleich vorwegzunehmen: einen klaren Favoriten können wir nicht erkennen. Zwar hat der SC Neuenheim in der Saison nur einmal gegen den ASV Köln verloren und beide Lokalderbys gewinnen können, allerdings im Hinspiel gegen den Heidelberger RK beim 29:20-Erfolg erst in der Schlussphase die Entscheidung erzwingen können und auch im Rückspiel war das Spiel offener als es der Endstand von 22:7 vermuten lässt. Ein weiteres Indiz für unsere Annahme: auch die letzten beiden Finals zwischen den beiden Teams waren unabhängig von den Vorzeichen ganz enge Kisten. Beide Teams bringen von der ersten Reihe bis auf die Ersatzbank ein tolles Gesamtpaket an den Start und sind in Bestbesetzung zur deutschen Meisterschaft befähigt.
Beim SCN sind zur Erleichterung des Trainerteams Peter Schatz und Marcus Trick bereits letzte Woche die zuletzt gegen München fehlende Spielführerin Elisa Trick und Spielmacherin Leonie Hollstein wieder ins Mannschaftstraining zurückgekehrt. Mit diesen beiden Spielerinnen und der zuletzt in Bestform spielenden Franziska Holpp sind die Blauen auf der Achse 8-9-10 bärenstark besetzt. Auch die 7er-Nationalspielerinnen sind gesund aus Frankreich zurückgekehrt, die Innenpaarung mit Lisa Bohrmann und Steffi Gruber ist in der Defensive schier unbezwingbar. Dagegen hat die dienstlich versetzte US-Amerikanerin Sahtara Wehe von ihrem Arbeitgeber keine Freigabe für einen letzten Einsatz im Trikot der Blauen erhalten. Die eisenharte Stürmerin wird den Blauen ebenso wie die verletzte Sprinterin Sylvia Rausch fehlen. Unter der Woche haben die Blauen mit Sonderschichten am Spielsystem gefeilt und sich nochmal die Standardsituationen vorgenommen, mit denen die Trainer zuletzt nicht zufrieden waren.
Der Heidelberger RK hat sich für den Feinschliff vor dem Finale als Verstärkung Meistermacher Alfred Jansen zurück ins Trainerteam geholt. Der frischgebackene 15er-Nationaltrainer hatte die sechs deutschen Meisterschaften der Zebras verantwortet und soll Spielertrainerin Tilla Dier in der heißen Phase der Saison unterstützen, sowie mit seiner taktischen Expertise am Samstag an der Seitenlinie unterstützen. Dier und Jansen haben vor dem Finale unter anderem nochmal an den Kontaktpunkten feilen lassen. Beim Klub liegen die größten Stärken bei der formidablen dritten Reihe, Spielmacherin Tilla Dier und Deutschlands Weltklassespielerin Alysha Stone. Aber auch deren schnelle Schwester Laryssa oder die exzellente Schlussspielerin Jana Eisenbeiß können mit Speed und Erfahrung jederzeit ein Spiel mitentscheiden. Stürmerin Mona Bieringer wird im Finale definitiv nicht dabei sein, sie weilt beruflich bedingt im fernen Ausland. Dicke Fragezeichen stehen auch hinter dem Einsatz von 7er-Nationalspielerin Susanne Pfisterer und Allroundtalent Zoe Würmli.
TotalRugby-Prognose: Es wird also wieder einmal die Tagesform den Ausgang des Meisterschafts-Finales entscheiden. Wenn der SC Neuenheim die Aufgabe konzentriert angeht und die Leistungen aus der Rückrunde bestätigen kann, könnte es dieses Mal aber mit dem Sturz des Abo-Meisters Heidelberger RK klappen. Wir glauben, dass es eine ganz knappe Kiste wird.
DM-Finale 2016: SC Neuenheim – Heidelberger RK Samstag, 14. Mai, 15.00 Uhr Heidelberg, Tiergartenstrasse 7 (Museumsplatz)
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