Ex-Nationaltrainer Rainer Kumm will mit seiner Victoria aus Linden den Rückkehr in die Bundesliga schaffen
Nachdem am vergangenen Wochenende in der letzten regulären Spielrunde der 2. Bundesliga klar wurde, wer gegen wen in den Semifinalpartien antreten werden würde, galt es für vier der acht involvierten Vereine kurzfristig Busse zu chartern und viele Kilometer auf den bundesdeutschen Autobahnen abzuspulen, um den Traum Bundesliga am Leben zu halten. Welche der acht angetretenen Vereine sich weiterhin Hoffnungen auf einen Aufstieg ins Rugby-Oberhaus machen darf, erfahrt ihr in unserer TotalRugby-Review der Halbfinalduelle.
NORD-OST
TSV Victoria Linden 86:14 USV Potsdam
Hatte man in Potsdam noch vor einer Woche von einem erfolgreichen Saisonabschluss nach dem Heimsieg gegen Dresden und dem damit verbundenen zweiten Platz in der 2. Bundesliga Ost gesprochen, musste man nun in Hannover beim Rekordmeister Victoria Linden eine deftige Schlappe hinnehmen. Ein Aufstieg nach nur einer Saison in Liga zwei wäre sicherlich auch zu früh gekommen, aber mit nur 13 Spielern im Kader gegen die überragende Mannschaft der Nordstaffel wäre auch mit mehr Zweitliga-Erfahrung nicht viel zu holen gewesen.
Potsdam musste immerhin das dritte Spiel in sieben Tagen absolvieren, nachdem das Nordost-Pokalspiel gegen den BSV auf den Dienstag zwischen den Spielen gegen Dresden und Victoria Linden gelegt wurde.
Dadurch konnte es sich TSV-Coach Rainer Kumm gar erlauben, einigen jüngeren Akteuren unerwartet Einsatzzeit zu verschaffen und etablierten Spielern eine Verschnaufpause vor dem anstehenden entscheidenden Duell um den Aufstieg gegen den Nord-Rivalen Kiel zu gönnen. Die vielleicht auch deshalb kassierten zwei Versuche der Potsdamer wird man beim Hannoveraner Traditionsverein zweifelsohne verschmerzen können. Nach der Partie zollte der ehemalige Siebener-Nationalcoach Kumm den tapfer kämpfenden Potsdamer Adlern dann auch noch mal seinen Respekt.
Veltener Rugbyclub 22:32 FT Adler Kiel
An der Kieler Förde geht das Rugby-Märchen vorerst weiter. Gegen den Favoriten und Staffelsieger-Ost aus Velten gelang den erst im vergangenen Sommer aufgestiegenen Adlern nach zwischenzeitlichen Rückstand von 22:8 mit einer blitzsauberen Leistung in Hälfte zwei der so wichtige Auswärtserfolg. Dabei zeigte sich insbesondere der Kieler Sturm als äußerst durchbruchsstark und kaum vom Brandenburger Gegner zu stoppen.
Warum Velten-Coach Stamm sich nach dem Spiel zur Aussage "in einem normalen Punktspiel hätten wir Kiel weggehauen" hinreißen ließ, blieb offen. Für die Adler wiederum gilt es weiterhin nicht mit markigen Sprüchen, sondern mit Leistung auf dem Feld für Furore zu sorgen. Bereits an diesem Wochenende kommt es zum dritten Mal in dieser Saison zum Duell Victoria Linden - Kiel. Nachdem die Bilanz bis jetzt ausgeglichen ist, geht es nun im dritten und entscheidenden Match um den direkten Aufstieg in die erste Liga.
SÜD-WEST
München RFC 39:29 RC Aachen
Die betrachtliche Anreise von gut 650 Km aus der Kaiserstadt Aachen in die bayerische Landeshauptstadt München schien den schwarz-gelben aus dem äußersten Westen der Republik ebenso wie die Hitze im gut besuchten Stadion an der Ludwig-Hunger-Straße anfangs nicht gut getan zu haben. Zumindest die erste halbe Stunde verschliefen die Aachener komplett und kassierten ganze vier Versuche und lagen 29:0 hinten.
Ein Stürmerversuch vor der Pause und eine gelbe Karte für RFC-Kapitän Sidney Brenner für ein Tip-Tackle später fand sich Aachen aus dem Nichts wieder im Spiel. Der RC verkürzte bis zehn Minuten vor dem Ende der Partie auf 29:22, so dass ein verwandelter Versuch eine Verlängerung bedeutet hat. Aber Münchens Kapitän und Nummer acht Brenner schien seinen vorherigen Fehler wieder gut machen zu wollen und durchbrach die Verteidigung auf Höhe der Mittellinie, um das ovale Leder im richtigen Moment an Schluss Javier Gonzales zum Versuch zu übergeben. München machte damit den Sack so gut wie zu und ein weiterer Straftritt des fast tadellosen Kickers der Himmelblauen besiegelte das Aachener Schicksal endgültig, trotz eines Aachener Versuchs mit der letzten Aktion zum 39:29.
Mit einem besseren Start in die Partie wäre in dieser Partie aus Sicht der Kaiserstädter noch deutlich mehr möglich gewesen. In München wiederum wird man es nun mit einem weiteren unbekannten Gegner zu tun haben, um den Aufstieg ins Oberhaus perfekt zu machen.
Rugby Club Luxembourg 33:29 StuSta München
Die Rugger aus dem Großherzogtum Luxemburg gewannen das erste von zwei Duellen gegen Münchner Konkurrenten in einem äußerst knappen Match gegen die Studentenstädter von StuSta München. RCL Chef-Trainer John Paul Keane war mit der Leistung seiner Mannen bei sehr warmen Bedingungen auf dem Kunstrasen von Cessange im Süden der Hauptstadt mehr als zufrieden. Das Spiel war nach Aussage von Keane sehr offen mit vielen gelungenen Kombinationen von beiden Seiten.
Aufgrund der Luxemburger Länderspiele am vorvergangenen Wochenende gegen Dänemark und gegen Slowenien am kommenden Samstag, drohte die Vorbereitung auf die Aufstiegsspiele des RCL chaotisch zu werden. Das anstehende Duell gegen den München RFC wird nun wegen des bereits erwähnten Länderspiels gegen Slowenien wohl um eine Woche verlegt werden.
Gegen den Münchner RFC wird die Rugger aus Luxemburg dabei ein Gegner erwarten, der sein Spiel häufiger über die schweren Stürmer aufzieht, als das es die Studentenstädter tun.
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