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Kommentar zur Rugby-Berichterstattung in der Heidelberger Rhein-Neckar-Zeitung
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Geschrieben von Matthias Hase   
Montag, 9. Mai 2016

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Die TVP-Finalhelden Sita und Chitokwindo - © Jürgen Keßler

Gastbeitrag von Matthias Hase: Ein Sturm der Entrüstung fegte über Rugby-Deutschland ob der Schiedsrichter-Schelte und der sexistischen Ausdrucksweise, die der Autor im Liveticker zum DM-Halbfinale zwischen dem RK 03 Berlin und dem TV Pforzheim angeschlagen hatte. Merkwürdig still war es dann, als in der Heidelberger Rhein-Neckar-Zeitung sich der Autor ebenfalls einen sexistischen Ausrutscher auf Kosten der Freundinnen der HRK-Spieler erlaubte: "... dass man in diesem Spiel immer Vollgas geben muss; ausruhen kann man sich nachts, wenn die Freundin endlich Ruhe gibt."

Quelle: HRK gewinnt Halbfinale gegen List mit 104:12 (Rhein-Neckar-Zeitung)

Doch nun müsste ein Orkan losbrechen. Denn der selbe Autor des Namensartikels zum Nachbericht des DM-Finales in der RNZ bedient dieses Mal ethnische und rassistische Stereotypen, um den Sieg des TVP einzuordnen – und erreicht in der medialen Berichterstattung über Rugby in Deutschland den absoluten Tiefpunkt:

"Wie sehr sich Simbas freuen können, wenn sie weiße Männer fertig gemacht haben, kennt man aus dem Filmklassiker "Die Wildgänse kommen", in dem Richard Harris und Hardy Krüger verhäckselt werden, Roger Moore und Richard Burton überleben nur knapp. Der Jubel auch der blasseren Pforzheimer war unermesslich."

Quelle: Pforzheim gewinnt Meisterschaftsfinale gegen Heidelberger RK (Rhein-Neckar-Zeitung)

Dies nenne ich unverhohlen Rassismus! Die Wortwahl und der Bezug auf einen Film, der Gedankengut aus Zeiten des Söldnertums und Kolonialismus huldigt und offen rassistische Passagen und Stereotypen enthält, lässt keinen anderen Schluss zu – und somit wäre dieser Text ein Fall für den Presserat. Dazu passt irgendwie, dass der DRV anscheinend "Propaganda" betreibt. Traurig, dass der Autor den Unterschied zwischen Propaganda und Öffentlichkeitsarbeit nicht kennt. Dazu gibt es zahlreiche fachliche und wissenschaftliche Abhandlungen. Ganz persönlich muss ich wohl damit leben, dass ich knapp drei Jahre der "Propagandaminister" des DRV gewesen bin.

Erschreckend ist dabei, dass der Autor als Vorsitzender des LV BaWü eben auch diese Spieler vertreten soll, die er in schlimmsten Stereotypen beschreibt. Dass diese Person zudem dem DRV als 1. Vorsitzender vorstand und aktuell dieses Position beim zweitgrößten Rugbyverein Deutschlands einnimmt, macht die ganze Sache noch unangenehmer. Auf den weiteren journalistischen Nonsens und die tendenziöse Berichterstattung will ich gar nicht eingehen. Nur so viel: Seit wann sind Nominierungskriterien des DRV unfair, wenn 7er-Nationalspieler ihrem Beruf bei der Bundeswehr nachgehen? Die Streitkräfte haben da bestimmt eine andere Sicht der Dinge. Und auf Superlative wie "... größte Sensation ... seit Menschengedenken ..." sollte ein seriöser Journalist verzichten.

Sollten dies die Werte sein, für die das deutsche Rugby steht, kann ich gerne darauf verzichten. Für mich ist Rugby bunt - abseits aller rassistischen Vorurteile und Ressentiments.

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Kommentare (12)add comment

Martin Deinzer said:

3121
...
Da muss ich dem Autor absolut recht geben. Das ist unterste Schublade. Sollte das lustig sein? Ein Insider? Eher ein G.A.U.! Bin gespannt wie das aufgearbeitet wird...
Mai 09, 2016

Piet Schönherr said:

3532
traurig
Einfach nur traurig, diese Passagen! Ich hoffe nur, dass die Reichweite dieser Berichte so niedrig ist, dass Sie unseren Sport in kein schlechtes Licht rücken werden.
Kann mcih Matthias nur anschließen, Wie unsere Kieler Brust es schon zeigt, sind auch wir bunt und unvoreingenommen!
Mai 09, 2016

Walter Sill said:

334
...
Nach meiner Meinung sind diese Äußerungen ein klarer Fall für die Presse-Ethik-Kommission. Unglaublich!
Mai 09, 2016

heinrich severin said:

323
heinrich
kann sich noch jemand an anthony sabini von badesalz erinnern? wenn nicht, hört's euch an.
Mai 09, 2016

Carol Danvers said:

3809
...
Als leidenschaftlichen Rugby-Fan freut es mich sehr, dass dieser wunderbare Sport in Deutschland immer populärer wird und die Berichterstattung immer mehr Menschen erreicht. Eine solche Berichterstattung ist jedoch für jeden Sport, insbesondere für einen, der sich zum größten Teil auf Respekt und Fairness gründet, vollkommen inakzeptabel.Ich erwarte, dass hier die angemessenen Konsequenzen gezogen werden. Hoffentlich wird dem Autor irgendwann bewusst, wie sehr er seinem Sport mit solchen Ausdrucksweisen schadet !

"Sport has the power to change the world.It has the power to inspire.It has the power to unite people in a way that little else does. Sport can create hope where once there was only despair. It is more powerful than government in breaking down racial barriers.It laughs in the face of all types of discrimination." - Nelson Mandela
Mai 09, 2016

Sabine Hangel-Stein said:

3711
Die RNZ sollte sich schämen
Ich kann mich meinen Vor-Kommentatoren nur anschließen. Eine solche Berichterstattung ist unsäglich und kann unseren wunderbaren bunten und internationalen Sport schwer beschädigen. Die RNZ sollte sich schämen, dass ein solcher Beitrag veröffentlicht wird. Es ist schön zu sehen, wie einig sich die Rugby-Community zu diesem Thema äußert und danke an Matthias dass Du das Thema ins richtige Licht gestellt hast.
Mai 09, 2016

Thom Dupomme said:

3647
...
Ich habe im RNZ-Forum Herrn Bach die Frage gestellt, was er mit dieser Bemerkung bezwecken wollte. Leider bekam ich bis jetzt keine Antwort...
Mai 10, 2016

Christian Fischer said:

3424
...
Schlimm, dass es solche Auswüche gibt. Das lässt tief blicken. So jemand ist ehemaliger DRVchef und 1.Vorsitzender des SCN?
Mai 10, 2016

Thom Dupomme said:

3647
...
Eins möchte ich aber noch sagen: bevor hier weiter auf Herrn Bach eingeschlagen wird, sollte man ihm die Gelegenheit zu einer Stellungnahme geben.
Mai 10, 2016

Christian Fischer said:

3424
...
Warum? Der Ausschnitt spricht für selbst. Es gibt nichts, zu relativieren. So was ist ein Skandal.
Mai 10, 2016

Thom Dupomme said:

3647
...
Weil es auch nicht gerade für Fair Play spricht, einen Mann, der sich jahrelang für den deutschen Rugby-Sport eingesetzt hat, aufgrund einer, zugegeben ziemlich schwachsinnigen, Bemerkung in einem Artikel zu verurteilen, ohne ihm die Gelegenheit zu geben, dazu Stellung zu beziehen. Darum!
Außerdem stammt "Simba" aus der afrikanischen Sprache Sahili und bedeutet "Löwe", was natürlich nichts daran ändert, dass dieser ganze Absatz unnötig und dämlich ist.
Mai 10, 2016

RNZ Rhein-Neckar-Zeitung said:

3815
Stellungnahme
Unser Sportkollege bezieht Stellung zu den Vorwürfen: "In eigener Sache" am Ende des Textes http://goo.gl/MQ91yI
RNZ-Onlineredaktion, G. Münstermann
Mai 11, 2016

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