 Die TVP-Reihe um Sita (im Bild), Chitokwindo und Marc Hittel machten gegen den HRK den Unterschied aus. Bild (c) Kessler Die Messe schien für Rugby-Deutschland schon vor dem Anpfiff zum gestrigen Bundesliga Finale um die Meisterschaft im deutschen Rugby gelesen. Der Heidelberger Ruderklub würde sich dem Vernehmen vieler nach, wie bereits in den letzten sechs Jahren, souverän den Titel sichern. Vorprogrammierte Langeweile, da lohne es sich eher den spannenden und hochwertigen DRV-Pokal zu verfolgen, war in der TotalRugby-Kommentarspalte zu lesen. Die Pforzheimer Rhinos allerdings hatten anderes im Sinn. Nachdem man zu Anfang der Saison noch hauchdünn an Niederlagen gegen die Kellerkinder Heusenstamm und Köln vorbeigeschrammt war, gelang nun die Sensation gegen die seit Jahren beste deutsche Rugby-Mannschaft.
Dabei sah es in den ersten Minuten der Partie überhaupt nicht danach aus, dass es hier eine Überraschung geben könnte. Mit zwei schnellen Versuchen in den Anfangsminuten ging der Ruderklub mit 12:0 in Führung. Die Vorhersagen schienen sich zu bewahrheiten. Denn selbst im Pforzheimer Lager war man nicht gänzlich von der eigenen Chance im Finale überzeugt, gerade angesichts der verletzungsbedingten Ausfälle, wurde von einigen Pforzheimern gar eine deftige Klatsche befürchtet. TVP-Coach Willis konstatierte im Nachgang auch, dass man die ersten Minuten völlig verschlafen habe.
Doch anders, als in den letzten Aufeinandertreffen gegen den HRK, nahm speziell der Pforzheimer Sturm in dieser Partie nun den Kampf um jeden Meter an. Pforzheims Teammanager Jens Poff konnte im Nachgang des Spiels den Stolz auf seine Mannen schlecht verbergen. Mit Herz und Seele habe man seitens der Pforzheimer gekämpft und im Laufe des Spiels auch zunehmend an sich geglaubt. So arbeiteten sich die Rhinos mehr und mehr in das Spiel zurück und steckten auch nie auf, als der HRK ein ums andere Mal davonzuziehen drohte.
Denn über die 80 Minuten der Partie hinweg, lag der Titelverteidiger fast durchgängig vorne. Die sommerlichen Bedingungen und das damit verbundene schnelle Geläuf im Heusentammer Sportzentrum Martinsee war dabei aber dem Spielplan der Goldstädter zuträglich. Der neuseeländische Trainer des TVP, John Willis, instruierte seine Spieler sich bei gegnerischem Ballbesitz möglichst aus den offenen Gedrängen rauszuhalten, um dadurch mit so vielen Spielern wie möglich in der Linie zu verteidigen zu können und möglichst keine sinnnlosen Straftritte herzuschenken. Bei eigenem Ballbesitz wiederum sollte das Spiel schnell gemacht und möglichst über viele Phasen gestaltet werden, um den schweren Sturm des Heidelberger Gegners zu ermüden. Angst sollte dabei für die Rhinos kein Faktor sein, schließlich habe man wenig zu verlieren, so Willis im Vorfeld des Spiels zu seiner Mannschaft. Kurz nach der Halbzeitpause war der Ruderklub auch drauf und dran der Partie einen Deckel aufzusetzen, nach einem Robert Hittel-Versuch zum 33:17. Doch nach verpassten Chancen und zwei TVP-Versuchen war das Spiel zur Mitte von Hälfte zwei wieder völlig offen.
Der HRK war indes im Spielverlauf im Sturm nicht dermaßen überlegen, wie man es vom stärksten Sturm der Republik gewohnt ist. Die Gedränge gingen allesamt an die jeweils einwerfende Mannschaft, während der Klub bei den Gasseeinwürfen gar einige ungewöhnte Schwächen zeigte. Zudem haderte man beim Klub über die mangelnde Chancenverwertung. Dadurch konnte der TVP seine Vorteile auf der Reihe, im Gegensatz zu den letzten Aufeinandertreffen, besser ausspielen. Dabei präsentierte sich insbesondere Tafadzwa Chitokwindo, der mit der Siebener-Nationalmannschaft seines Heimatlandes Simbabwe noch vor wenigen Wochen in Hong Kong gegen Deutschland punkten konnte, als schwer zu tackelnde Gefahr für den Ruderklub. Er war es schlussendlich auch, der mit der letzten Aktion des Spiels mit seinem Versuch zum 41:36 das Duell zu gunsten seines TVP entschied, nachdem zuvor die Führung in den letzten zehn Minuten mehrmals gewechselt hatte.
Trainer Willis, ein sonst eher zurückhaltender Zeitgenosse, brach mit dem Abpfiff ebenso wie die gesamte Bank der Grün-Weißen in ekstatischen Jubel aus. Bereits in der Kabine und auf der Rückfahrt in die Goldstadt wurde ausgelassen gefeiert. Und mit passenden Meistershirts und einigen wenigen dem Anlass angemessenen Kaltgetränken konnte dann in Pforzheim der Titel zelebriert werden.
Aber auch beim Ruderklub kam im Anschluss an das Spiel der gesamte Verein im Klubhaus zusammen. Unter anderem wurde der Abschied von Vereins-Legende und Veteran der Nationalmannschaft, Alexander Snakko Widiker, gefeiert. Trotz dieses Abgangs wird es wohl nicht zu einem großen Umbruch kommen. In den kommenden Wochen werden beim HRK sicherlich die Wunden geleckt werden. Allen Erfolgen vieler Klub-Spieler im Dress der Nationalmannschaft zum Trotz, wird man am Harbigweg mit dem Titelgewinn gerechnet haben. Die lange Saison hat an den Kräften vieler Spieler gezehrt und mit Raynor Parkinson, Michael Poppmeier, Jaco Otto und eventuell Jarrid Els werden sich einige Klub-Leistungsträger wohl unters Messer legen müssen.
Der TVP wird versuchen den Kern der eigenen Mannschaft zu erhalten. Teammanager Poff will den TVP dabei zukünftig sukzessive zum Anlaufpunkt für talentierte junge deutsche Spieler machen, wohl auch zu Lasten einiger ausländischer Spieler. Kommende Highlight-Spiele werden dabei ab der kommenden Saison im schmucken neuen Stadion im Brötzinger Tal, mit einer Kapazität von 8.000 Zuschauern, ausgetragen werden. Die Zukunft des Projektes TVP sieht gut aus.
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