Die Großen der Südhemisphäre sind zu Gast in Europa und das Wochenende wartet mit ein paar wirklichen Krachern auf. Also wer es nicht zur Partie der DRV XV gegen Wales Amateure schafft, sollte das nächste Irish Pub aufsuchen, um eine der folgenden Begegnungen mitzuverfolgen. TotalRugby wirft einen kurzen Blick auf die Begegnungen des kommenden Wochenendes.
England – Pacific Islanders
Das letzte was Spieler wie auch Trainer sich wünschen ist, wenn Parallelen zu ihren Vorgängern gezogen werden. Aber in diesem Falle sind die Parallelen so offensichtlich, dass man schlicht und einfach nicht anders kann. Das erste Team von Englands Weltmeistertrainer Clive Woodward, vor inzwischen sage und schreibe 11 Jahren, beinhaltete 5 Debütanten, von denen 3 Hintermannschaftsspieler waren. Jetzt ist Martin Johnson am Steuer, Woodwards ehemaliger Kapitän und sein erstes Rosenteam beinhaltet 4 neue Gesichter, davon 3 in der Hintermannschaft.
Der bodenständige Johnson wird über diese Gemeinsamkeiten nur müde lächeln, zumal seine Auswahl durch Verletzungen entscheidend beeinflusst wurde. Er glaubt nicht an Omen oder ähnliches, er ist ein Mann der Tat und der gewissenhaften Planung, aber in der 6-Jährigen engen Zusammenarbeit mit Clive Woodward hat dieser mit Sicherheit auf den ehemaligen 2. Reihe Stürmer abgefärbt, schließlich war Johnson der verlängerte Arm des Erfolgscoaches.
Sir Clive berief damals Matt Perry, David Rees und Will Greenwood in sein Team, welches 1997 ein Unentschieden gegen Australien erkämpfte und Sir Martin entschied sich dazu Delon Armitage, Ugo Monye und Riki Flutley zu berufen – in beiden Fällen ein Schluss, ein Außendreiviertel und ein Innen. Verblüffend, oder nicht? Die 3 finden sich am Samstag im ersten Spiel der „Investec Challenge Series“ in einem Team wieder, welches noch grüner hinter den Ohren ist, als das Team, welches Woodward bei seinem ersten Mal aufbot: 54 Länderspiele im Vergleich zu den 64 von damals.
Der 4. Neuling steckt im Sturm und zwar in Form des mit 203cm recht imposanten Nick Kennedy von den London Irish, der nach der aus seiner Sicht frustrierenden Dienstreise nach Neuseeland im Frühjahr, auf welcher er keine Minute zum Einsatz kam, nun an der Seite von Kapitän Steve Borthwick endlich sein 1. Länderspiel feiern können wird. Kennedy erhält den Vorzug gegenüber dem Paar der London Wasps, Simon Shaw und Tom Palmer. Die Wasps stellen trotz ihres miserablen Saisonstarts 4 Spieler in der Startformation und 3 weitere auf der Bank. Auch zum Aufgebot gehört der für sein aufbrausendes Temperament bekannte hochtalentierte Hakler der Northampton Saints, Dylan Hartley, welcher, so er zum Einsatz kommt, ebenfalls sein erstes Länderspiel bestreiten wird.
In der 3. Reihe hat Tom Rees trotz seiner jugendlichen Unerfahrenheit die Nase vor Michael Lipman, welcher maßgeblichen Anteil daran hat, dass Bath die Spitze der Premiership erstürmen konnte.
Danny Crane bleibt verdientermaßen im Besitz des Trikots mit der Rückennummer 9, ein größeres Risiko stellt hier schon die Personalie Danny Cipriani dar. Nach seiner schweren Verletzung ist der blutjunge Spielmacher der Wasps weiterhin auf der Suche der Leichtigkeit und Genialität, welche sein Spiel in der abgelaufenen Saison so entscheidend prägten. Als Alternative hätte Toby Flood bereitgestanden, welcher sich ebenfalls im Trikot mit der Rückennummer 12 wohl fühlt, doch der englische Trainer- und Ärztestab ist höchstzufrieden mit den Fortschritten Ciprianis und schmeißt den „Golden Boy“ einfach mal ins kalte Wasser. Eine Halbpaarung mit insgesamt 5 Länderspielen, diese Tatsache wird die All Blacks, welche am 29. November zu Gast in Twickenham sein werden, schon die Messer wetzen lassen. Aber Johnson ist kein verträumter Romantiker, natürlich will auch er in erster Linie gewinnen, aber vor allem möchte er seinem „Attack Coach“ Brian Smith Spielermaterial zu Verfügung stellen, mit welchem die Weißen endlich weg kommen vom wenig attraktiven 10-Mann Rugby der vergangenen Jahre. Neben all den aufregenden Spielern in Johnsons erster richtiger Aufstellung erscheint Jamie Noon etwas Fehl am Platz, doch der kompromisslose Tackler von den Newcastle Falcons soll der englischen Verteidigung etwas Stabilität verleihen, gleiches gilt für Paul Sackey, der jetzt in seine 3. Saison im englischen Nationalteam geht und langsam bereit sein sollte, etwas mehr Verantwortung zu übernehmen.
„Ich erwarte in den ersten 25-30 Minuten am Samstag ein richtiges Feuerwerk, deswegen müssen wir den Ball gut kontrollieren und die sich uns bietenden Chancen konsequent nutzen“, so Johnson. „Wir haben uns einige Dinge vorgenommen und zwar nicht, weil sie sexy aussehen, sondern weil wir das Spiel gewinnen wollen“.
Keiner der 4 Neulinge ist ein wirklicher Jungspund – Armitage ist mit 25 Jahren der jüngste des Quartetts und Flutey der älteste – und alle werden ihre internationale Karriere vermutlich schon abgeschrieben haben. Jetzt bietet sich ihnen und ihren Kameraden in dem verjüngten englischen Team die Chance zu zeigen, was in ihnen steckt.
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Wales – Südafrika
Die Nominierung von Debütant Leigh Halfpenny als Eckdreiviertel für die Partie gegen Südafrika, den Weltmeister, ist die größte Überraschung in der walisischen Aufstellung, obwohl auch die Tatsache, dass Gareth Cooper auf Gedrängehalb den Vorzug vor Dwayne Peel erhält, nicht erwartet worden war. Vermutlich hätten sich auch viele gewünscht, dass James Hook als Verbinder aufläuft und nicht Stephen Jones. Aber Warren Gatland, der neuseeländisch Coach der Waliser, bevorzugt offensichtlich die Erfahrung des Spielmachers der Scarlets, zumindest für den Anfang der Partie.
Als risikoscheu kann man Gatland wahrlich nicht bezeichnen und er scheint der Meinung zu sein, genug von Halfpenny gesehen zu haben, um ihn zu nominieren. Halfpenny hat mit seinen 19 Jahren ein paar herausragende Spiele für die Cardiff Blues gespielt und wird es gegen die Boks mit Bryan Habana zu tun bekommen, dem vielleicht schnellsten Außendreiviertel der Welt. Andy Powell, Nummer 8, auch von den Blues, ist der andere Neuling, seine Nominierung bedeutet, dass Ryan Jones, der Kapitän der Waliser, als Nummer 6 auflaufen wird.
Halfpenny gilt als einer der talentiertesten, die das walisische Rugby in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Obwohl er nur knappe 180cm groß ist, ist er sehr robust und außerordentlich schnell über die ersten 40m, zudem ist er ein sehr guter Kicker, sowohl zu den Stangen, als auch aus der Hand. Es gibt technisch schlechtere Verbinder. „Wir erwarten von Leigh, dass er rausgeht und Spaß hat, er soll sich keine Gedanken über sein Gegenüber machen,“ sagte Gatland. „Er soll ohne Angst spielen und die Erfahrung genießen.“
Halfpenny ist einer von mehreren tollen Spielern, die in der walisischen U20 aufliefen und schon in der Lage sind im Herrenbereich für Furore zu sorgen. Dan Biggar, der Verbinder, der letzten Monat im Heineken Cup für Osperys gegen Perpignan auflief, ist ein anderer. „Die Jungs, die jetzt kommen, haben das höchste Level aller Zeiten“, sagte Stephen Jones über die jungen Spieler, die aus den Akademien von Cardiff und Osperys kommen. „Der Blick auf den Spielerkader hat mir bewusst gemacht, dass ich schon ganz schön alt bin“, so Jones, der im Dezember 1977 geboren ist, wohingegen Halfpenny zwar im gleichen Monat, aber dafür 1988 das Licht der Welt erblickte.
Nummer 8 Andy Powell hat etwas länger gebraucht, um sich einen Namen zu machen, doch inzwischen ist der 27-Jährige der Publikumsliebling im alt-ehrwürdigen Cardiff Arms Park. Er hat sich vor allem durch seine tollen Leistungen im Heinken Cup gegen Gloucester und gegen Leicester im EDF Cup in die Herzen der Blues-Anhänger gekämpft. In diesen Matches zeigte er unzählige Durchbrüche und wurde von Gatland danach als Weltklasse bezeichnet.
„Andy ist schon ne ganze Weile dabei und hat eine Menge Erfahrung, auch wenn er noch keine Länderspiele vorzuweisen hat“, so Gatland. „Er ist ohne Zweifel in beeindruckender Form und wir werden zusehen, dass wir den Ball zu ihm kriegen, damit er uns allen zeigen kann, wie gut er rennen kann. Ryan Jones, der Kapitän, kann überall in der 3. Reihe spielen, aber die Position des Kapitäns zu verändern ist mit Sicherheit ein Indiz dafür, wie stark wir Andy momentan einschätzen.“
Dwayne Peel bezahlt jetzt die Rechnung für sein schwaches Spiel mit den Sale Sharks gegen Munster im Heinken Cup, dort wurde er in der 2. Halbzeit vom Feld genommen. „Ich glaube nicht, dass Dwayne momentan so gut drauf ist wie Gareth (Cooper)“, so Gatland. „Man darf nicht vergessen, dass er eine sehr üble Schulterverletzung hatte. Gareth hat seine Chance genutzt, vor allem im zweiten Spiel gegen Südafrika auf der Tour im letzten Sommer, und wird jetzt dafür belohnt.“
Das Spiel zwischen dem Weltmeister und dem 6-Nations Sieger wird das 50. Spiel für Adam Jones sein, der als Adam Rhys Jones bekannt ist, damit man ihn von Alun Wyn Jones unterscheiden kann, obwohl vermutlich niemand einen etwas pummligen 180cm großen Prop mit einer Löwenmähne mit einem 2m großen durchtrainierten 2. Reihe Stürmer verwechseln dürfte.
Schottland – Neuseeland
Jason White wurde in einer Nacht- und Nebel-Aktion zurück ins schottische Team für die Partie gegen die All Blacks berufen und das, obwohl er sich bei den Sale Sharks nach seiner Verletzung momentan meist auf der Bank wiederfindet. Die Rückkehr des Flankers und ehemaligen Kapitäns, der bereits 67 Länderspiele bestritten hat und das letzte mal im März für sein Land auflief, ist einer von 7 Wechseln, im Vergleich zur letzten Partie der Schotten im Juni. Damals konnten die Pumas in Buenos Aires bezwungen werden. White – inzwischen 30 Jahre alt – hatte im Sommer eine Schulter- und eine Knieoperation. Die Schotten verfügen jedoch über eine starke 3. Reihe und können es sich daher erlauben, auf Alassdair Strokosch und Allister Hogg zu verzichten.
Nummer 8 Simon Taylor, der seiner Karriere in Frankreich bei Stade Francais neues Leben einzuhauchen versucht, kehrt – ebenso wie Innen Nick de Luca – ins Team zurück. Neuseeland hat 12 Wechsel vorgenommen im Vergleich zu der Mannschaft, die Australien letzte Woche in Hong Kong bezwungen hat. Richie McCaw und Dan Carter sind zu Beginn nur auf der Bank und es gibt 3 Neulinge im Sturm: Jamie Mackintosh, der Prop aus Southland, sowie Liam Messam und Kieran Read in der 3. Reihe.
Irland – Canada
Auch bei Irland gibt es einen Debütanten, Munsters Schluss Keith Earls wird erstmals für die Grünen auflaufen, wenn die Kleeblätter am Samstag im Thomond Park Weltmeisterschaftsteilnehmer Kanada empfangen.
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Frankreich – Argentinien
Obwohl Frankreich 6 der letzten 7 Begegnungen gegen die Pumas verloren hat und einige Schlüsselspieler verletzt sind, gelten die Gastgeber als Favoriten im Aufeinandertreffen des Weltranglisten 3. mit der Nummer 7 der Welt. Argentiniens neuer Coach erhält prominente Unterstützung in Form des französischen Ex-Kapitäns und Meister Trainer von Stade Francais Fabien Galthie und es ist zu erwarten, dass das hochtalentierte Team der Pumas den Franzosen vor allem körperlich einiges abverlangen wird.
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