Das Länderspiel gegen Brasilien war die erste Begegnung einer Deutschen Mannschaft gegen ein Team aus Südamerika. Wie im Vorfeld erwartet erwies sich das Team von Kobus Potgieter (Heidelberg) bei diesem Kräftemessen als zu stark für die Südamerikaner, am Ende der unterhaltsamen 80 Spielminuten fuhr die DRV XV vor 4000 Zuschauern in Blumenau einen nie gefährdeten 29:12-Erfolg ein.
Die Gäste begannen die Partie trotz der vorherigen Reisestrapazen druckvoll und mit hohem Tempo, nach mehreren Stürmerphasen konnte Mittelbock Rob May bereits nach fünf Minuten in die Endzone der „Tupi“ eintauchen.
Doch bereits drei Minuten später konnte Brasiliens Verbinder David Harvey, der gebürtige Australier spielte in seiner Profilaufbahn u.a. für das australische Super-Rugby-Team Western Force, per Strafkick auf 3:5 verkürzen.
Davon unbeeindruckt konnten sich die Gäste aus Deutschland über den starken Sturm immer wieder entscheidende Feldvorteile erarbeiten, nach einer starken Gasse und anschließendem Paket konnte Hakler Dale Garner in der 18. Spielminute per Pick’n’Go zum zweiten Versuch für Deutschland ablegen. Schluss Raynor Parkinson verwandelte die Erhöhung zur 12:3-Führung für Deutschland.
Im Anschluss war die DRV-Auswahl weiter spielbestimmend, spielte die Angriffe aber nicht konsequent genug zu Ende. In der 31. Minute musste dann der bis dahin gute Prop Arthur Zeiler verletzungsbedingt ausgewechselt werden, danach gewannen die Südamerikaner zusehends an Dominanz im Gedränge und konnten sich derart zahlreiche Straftritte „erdrücken“. Folgerichtig verwandelte Brasiliens Verbinder Harvey zwei weitere Straftkicks zum 9:12-Pausenstand aus Sicht der Gastgeber.
In der zweiten Halbzeit das gleiche Bild, Deutschland ist die technisch bessere Mannschaft und hat große Dominanz an den Gassen, während Brasilien am Gedränge deutlich stärker ist.
Nach dem Pausentee sind es die Deutschen die zuerst Punkten: In der 47. Spielminute spielt Deutschlands Jeremy Te Huia einen cleveren Innenpass auf Schlussmann Raynor Parkinson, der seinen eigenen Versuch zum 19:9 erhöht. Kurz danach scheitert Parkinson (53. Spielminute) mit einem Straftritt aus guter Position
Anstatt den Sack zuzumachen, schwamm die Deutsche Mannschaft jetzt zusehends. Die Müdigkeit nach der langen Anreise sowie das wacklige Gedränge brachten die Heimmannschaft zurück in die Partie und in der 59. Spielminute war es wieder Harvey der per Kick auf 12:19 verkürzte.
Wenige Minuten später schickte der gute Referee Rivera den am Gedränge überforderten Marcus Bender mit einer gelben Karte für 10 Minuten zum abkühlen. Dies hatte zur Folge, dass die Gedränge nur noch ohne Druck gespielt werden mussten und die brasilianischen „Tupi“ somit ihrer stärksten Waffe beraubt waren.
Als dann der Brasilianer Vettorato ebenfalls mit einer gelben Karte auf die Strafbank geschickt wurde, kippte das Spiel endgültig zu Gunsten der Auswahl des Deutschen Rugby-Verbands. Nach einem dominanten Gassepaket legte der bärenstarke Debütant Otto clever auf den eingewechselten Fischer ab, der aus kurzer Distanz ins rechte Malfeldeck eintauchen konnte. Die Erhöhung aus schwerer Position verwandelte Parkinson ohne große Schwierigkeiten.
Fünf Minuten vor Spielschluss besorgte Parkinson dann per Straftritt die letzten Zähler der Partie zum 29:12-Endstand. Mit diesem Sieg müsste sich die DRV-Auswahl in der Weltrangliste des Rugby-Weltverbands (World Rugby) von Position 30 auf 27 verbessert haben, während es für die Brasilianer von Rang 39 auf 42 runter geht.
„Deutschland war die bessere Mannschaft, war aber nicht so stark wie erwartet. Sie spielen in Europa gegen Topteams wie Portugal und Georgien, dafür haben wir sehr gut mitgehalten. Für uns war dieses Spiel ein wichtiger Schritt in der Vorbereitung auf unser erstes Spiel in die Südamerika-Meisterschaft gegen Kolumbien“, so Brasiliens Trainer nach dem Abpfiff über die DRV-Auswahl, die mit insgesamt acht Neulingen in die Partie gegangen war.
Deutschlands Kapitän Sean Armstrong, der sich von der Kulisse in Blumenau beeindruckt zeigte, attestierte den Gastgebern eine gute Leistung: „Wir hatten damit gerechnet, dass Brasilien sehr stark sein würde und wurden nicht enttäuscht. Es war ein sehr hartes Spiel in dem wir für unseren Erfolg richtig arbeiten mussten“, so der DRV-Skipper unmittelbar nach dem Abpfiff.
Bereits am Freitag, den 4. Dezember (0H00 MEZ) trifft die DRV-Auswahl in Sao Paulo zum zweiten Weltranglistenspiel auf Brasilien. Bis dahin dürfte die deutsche Mannschaft ihre Akklimatisierung abgeschlossen haben und mit Nachzügler Samj Harris (SC Neuenheim) und dem im ersten Test verletzungsbedingt geschonten Flanker Kehoma Brenner (Heidelberger RK) stehen Nationaltrainer Kobus Potgieter zudem zwei weitere Leistungsträger zur Verfügung.
Spiel in voller Länge
Brasilen
Straftritte: Harvey (4)
15 Lucas Tranquez “Zé” (SPAC), 14 Lucas Muller (Desterro), 13 Mateus Estrela (Niterói), 12 Martin Schaefer (SPAC), 11 Lucas Drudi (Jacareí), 10 David Harvey (NSW Country Eagles, Australien/NRC), 9 Beukes Cremer (Pasteur), 8 Nick Smith (SPAC), 7 João Luiz da Ros “Ige” (Desterro), 6 Arthur Bergo (SPAC), 5 Matheus Wolf (Joaca), 4 Lucas Piero “Bruxinho” (Desterro), 3 Jardel Vettorato (San Diego), 2 Yan Rosetti (CUBA, Argentinen/URBA Top 14), 1 Wilton Rebolo “Nelson” (São José).
Ersatz: 16 Benê Rodriguez (São José), 17 Caique Silva (CUQ, Argentinen), 18 Lucas Abud (SPAC), 19 Lucas Correa “Tedd” (Farrapos), 20 Mark Jackson “Wacko” (Desterro), 21 Stefano Giantorno (San Luis, Argentinen), 22 Robert Tenorio (Pasteur), 23 Felipe Claro “Alemão” (SPAC).
Deutschland
Versuche: May, Garner, Parkinson und Fischer Erhöhungen: Parkinson (3) Straftritt: Parkinson (1)
15 Raynor Parkinson (Heidelberger RK), 14 Mark Sztyndera (1880 Frankfurt), 13 Carlos Soteras Merz (Pforzheim), 12 Paul Bosch (Heidelberger RK), 11 Hendrik van der Merwe (Heidelberger RK), 10 Jeremy Te Huia (Pforzheim), 9 Sean Armstrong (Heidelberger RK) (c), 8 Rob May (Heidelberger RK), 7 Jarrid Els (Heidelberger RK), 6 Jaco Otto (Heidelberger RK), 5 Michael Poppmeier (Heidelberger RK), 4 Benjamin Danso (Heidelberger RK), 3 Samy Füchsel (Heidelberger RK), 2 Dale Garner (Luctonians / ENG), 1 Arthur Zeiler (Heidelberger RK).
Ersatz: 16 Rupert Cowan (Richmond / ENG), 17 Jörn Schröder (Pforzheim), 18 Eric Marks (Aachen), 19 Marcus Bender (Handschuhsheim), 20 Robert Lehmann (Rottweil), 21 Pascal Fischer (Hannover 78), 22 Thomas van Gelderen (Neuenheim), 23 Oliver Paine (Pforzheim).