Nicht nur die kleinen Fans hätten sich gewünscht, dass die neuseeländische Rugby-Legende Richie McCaw (links) zumindest auf Vereinsebene noch ein paar Jahre aktiv geblieben wäre. Foto: Sabrina Conforti
Dass die WM der letzte Auftritt von Richie McCaw im Trikot der All Blacks sein würde, war bereits vor Beginn des Turniers klar. Wer gehofft hatte, den 34-Jährigen zumindest weiter auf Klub-Ebene zu sehen, wurde enttäuscht. „King“ Richie, wie ihn seine Fans nennen, hat abgedankt. Und zwar komplett.
Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist, heißt es. Richie McCaw hat dieses Motto offenbar beherzigt. Drei Wochen nach dem Gewinn des WM-Titels verkündete die neuseeländische Rugby-Ikone das Ende die Karriere. Einer Karriere, die gespickt ist mit Titeln und Rekorden.
„Das Finale war mein letztes Spiel“, stellte McCaw auf einer Pressekonferenz klar, die einen Tag nach dem plötzlichen Tod der All-Blacks-Legende Jonah Lomu (40) stattfand. Lomu galt für viele als der beste Rugbyspieler aller Zeiten. Andere sprachen McCaw diesen inoffiziellen Titel zu. An Zahlen, die für diese Auffassung sprechen, mangelt es nicht. Niemand hat mehr Länderspiele absolviert als „King“ Richie. In 148 Partien führte er die All Blacks 110 Mal als Kapitän auf den Platz. 131 Mal verließ er diesen als Sieger. Sein Debüt hatte er 2001 als 20-Jähriger gegen Irland gegeben und war prompt zum „Man of the match“ gekürt worden. Dreimal gewann er die Wahl zum „Rugbyspieler des Jahres“.
Auch im Verein und mit den All Blacks sammelte er Titel wie kaum ein anderer. Unter anderem gewann er sieben Mal die „Rugby Championship“, das Turnier der vier besten Nationen der südlichen Hemisphäre (neben Neuseeland noch Australien, Südafrika und Argentinien). Die Höhepunkte sind aber die zwei WM-Titel - 2011 in Neuseeland und 2015 in England. Den All Blacks gelang es damit als erstem Team, zweimal in Folge Weltmeister zu werden. Und McCaw war derjenige, der in beiden Fällen den Pokal entgegennahm.
„Ich glaube, dass sein letztes Spiel eines seiner besten war“, sagte All-Blacks-Trainer Steve Hansen mit Blick auf das WM-Finale und betonte: „Man muss den richtigen Zeitpunkt finden, um aufzuhören. Und er hätte keinen besseren Zeitpunkt finden können.“ Hansen adelte McCaw als „fantastischen Spieler und Anführer“ Er sei „vielleicht sogar der Größte, den wir je hatten“.
Der 34-Jährige sagte mit Blick auf seinen Rücktritt: „Das ist das Ende von etwas, das in meinem Leben eine ganz große Rolle gespielt hat.“ Und McCaw spielte eine ganz große Rolle im Rugby. Die Nummer sieben der All Blacks war einer der besten „openside flanker“, allerdings nicht unumstritten. Als Schummler wurde er mehrfach bezeichnet, weil er nach Auffassung seiner Kritiker nicht immer regelkonform agierte. McCaw selbst betonte nach seinem Rücktritt, dass er sich nichts vorzuwerfen und immer sein Bestes gegeben habe.
Vermutlich war niemand so lange auf derart hohem Niveau aktiv wie „Captain Fantastic“. Auf diese Beständigkeit ist McCaw durchaus stolz. Darauf blicke er gerne zurück, sagte er, hat aber auch schon klare Vorstellungen davon, wie seine Zukunft aussehen soll: Der begeisterte Segelflieger will unter anderem seine Lizenz als kommerzieller Hubschrauber-Pilot machen, ist bereits Teilhaber der Firma Christchurch Helicopters und an mehreren anderen Unternehmen beteiligt.
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