Das Facebook-Foto zeigt die Verletzung, die sich ein Frankfurter Spieler im Duell mit dem TSV Handschuhsheim zugezogen hat
Es ist gerade mal drei Wochen her, dass dank der WM beste Werbung für Rugby gemacht wurde. Hart, aber fair - so stellte sich der raue Sport den TV-Zuschauern hierzulande dar und grenzte sich in vielen Bereichen wohlwollend vom Fußball ab. Doch nun hat offenbar auch das deutsche Rugby einen Luis Suarez. Zur Erinnerung: Der uruguayische Fußball-Nationalspieler sorgte als Beißer für negative Schlagzeilen.
Tim Manawatu hat in seiner Karriere schon viel erlebt. Nach dem Erstligaspiel beim TSV Handschuhsheim (7. November) war der 33-jährige Neuseeländer jedoch außer sich. „In all den Jahren, in denen ich Rugby spiele, habe ich so etwas noch nicht gesehen“, schrieb er auf Facebook zu einem Foto, das nur für dort mit ihm befreundete Personen sichtbar ist. Das Bild sorgte in der Tat für ungläubige Blicke. Zu sehen war der Unterarm eines Frankfurter Spielers mit einer sichelförmigen Wunde und einer weitläufigen Rötung drumherum. Da sei die Verletzung schon vier Tage alt gewesen, so Manawatu.
Zugezogen hatte sich der Frankfurter Spieler diese bei der Partie in Handschuhsheim - angeblich durch den Biss eines TSV-Spielers. Daran besteht für die Achtziger kein Zweifel. Die Wunde habe noch geblutet, als man sie dem Schiedsrichter zeigte, schrieb Manawatu. Aber der Unparteiische habe "nichts gemacht" - obwohl jeder wisse, welcher Spieler dafür verantwortlich sei. Die Frankfurter glauben, ihn anhand eines Videos und der Rückennummer zweifellos identifiziert zu haben. Auch totalrugby.de liegen diese Informationen vor. Wir verzichten an dieser Stelle jedoch auf die Erwähnung des Namens oder der Rückennummer.
Manawatu hatte sein Urteil jedenfalls schon gefällt: „Ein Spiel für Gentlemen, ruiniert von einem Schwachkopf." Der Neuseeländer äußerte die Hoffnung, dass das Videomaterial der Frankfurter zur Aufklärung der Situation beitrage. Die Bewegtbilder untermauern in der Tat die Darstellung der Achtziger, eine Strafe droht dem TSV-Spieler aber wohl nicht. Man habe das Video dem DRV zukommen lassen, doch dieser könne wohl nichts machen, da dieses nicht als Beweis zulässig sei, heißt es dazu aus Frankfurt. Beim SC 1880 äußerte man die Hoffnung, dass sich die Handschuhsheimer der Sache annehmen und die Sachen intern regeln. Doch das wird wohl nicht passieren. Der TSV setzte den Spieler im wichtigen Kellerduell gegen den RK Heusenstamm ein und sieht auch jetzt keinen Grund, der Sache nachzugehen.
Auf Anfrage von totalrugby.de teilten die "Löwen" lediglich mit, dass sie sich nicht an Spekulationen beteiligen werden. Der Vorwurf ist den Handschuhsheimern freilich schon länger bekannt. Man wertet ihn dort jedoch als Gerücht - obwohl der Biss bereits während und nach der Partie ein Thema war. Die Frankfurter hatten den Schiedsrichter immerhin auf dem Platz darauf aufmerksam gemacht. Die Reaktion des TSV erinnert an die drei Affen: Nicht sehen, nichts hören, nichts sagen. Es geht hier schließlich nicht um einen Lapalie. Und es gibt durchaus Indizien dafür, dass sich der Frankfurter Spieler die Verletzung durch einen Biss zugezogen hat. Das ist ein schwerer Vorwurf, zumal ein solches Verhalten in der Regel nicht - wie zum Beispiel ein Schlag - im Affekt passiert, sondern ein gewisser Vorsatz unterstellt werden muss. Um es noch einmal klarzustellen: Es ist nicht zweifelsfrei klar, was genau passiert ist und wer gegebenenfalls die Verantwortung dafür trägt. Aber es ist offenbar auch nicht alles völlig aus der Luft gegriffen. Daher wäre es im Sinne des Rugby-Sports wünschenswert, wenn auch der TSV seinen Teil zur Aufklärung dieses Themas beiträgt.
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