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KOMMENTAR: Anmaßende Forderung nach mehr Medienpräsenz
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Dienstag, 20. Oktober 2015

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© Jürgen Keßler

Dass Eurosport und Co. so ausführlich über Rugby berichten, ist schön. Daraus aber die Forderung nach mehr Medienpräsenz abzuleiten, ist anmaßend. Wer Aufmerksamkeit haben will, muss erstmal selbst liefern. Ein Kommentar von Christian Düncher.

So eine Rugby-Weltmeisterschaft ist schon eine feine Sache. Deutschland ist zwar nicht dabei, trotzdem wird hierzulande so viel über den Kampf ums Ei berichtet wie wohl noch nie zuvor. Und dabei geht es keineswegs bloß um die WM an sich, die dank Eurosport auch in die hiesigen Wohnzimmer übertragen wird. Auch Mitglieder des DRV und deutscher Vereine dienen den Medien derzeit gerne als Gesprächspartner. Die Ergebnisse sind in Print, Online, Radio und TV zu sehen bzw. zu hören.

Das ist alles höchst erfreulich, weckt aber auch Begehrlichkeiten. Das reicht von Fragen wie der, ob Eurosport angesichts der guten Einschaltquoten künftig die „Six Nations“ überträgt, bis hin zur Aussage, dass der Spartensender nun auch die Spiele der Rugby-Bundesliga zeigen soll. Eine derartige Forderungsmentalität ist allerdings nicht nur anmaßend, sondern zeugt von einem gewaltigen Mangel an Branchenkenntnis. Wer in den Medien Beachtung finden will, muss in der Regel erstmal etwas anbieten, über das es sich zu berichten lohnt. Das bezieht sich nicht alleine auf die sportliche Leistung, sondern auch auf deren Präsentation durch den jeweiligen Verein/Verband – vor, nach und während des Spiels. Und da beginnt bereits die lange Reihe an Problemen.

Liga-Logo und Liga-Name (z.B. Deutsche Rugby-Liga)? Fehlanzeige! Konstanz beim Ligen- bzw. Spielsystem? Gibt es ebenfalls nicht! Verständliche Bezeichnung der Wettbewerbe? Schön wär’s! Lieber hält man krampfhaft an traditionellen Begriffen wie DRV- und Ligapokal fest, obwohl es sich dabei um gar keine klassischen Cup-Wettbewerbe mehr handelt! Zeitnahe Versorgung der Fans und vor allem Medien mit Informationen? Bei vielen Vereinen leider keine gängige Praxis! Stichpunkt Liveticker. Totalrugby.de bietet den Klubs die Möglichkeit, sich im bekanntesten deutschen Rugby-Portal auf diese Weise zu präsentieren, doch (zu) viele nutzen diese entweder gar nicht oder in einer Form, die dem Begriff Liveticker nicht mal ansatzweise gerecht wird.

Ähnlich ernüchternd fällt die Bilanz mit Blick auf Pressemitteilungen und anderweitige Publikationen aus. Allzu oft werden hier (unbewusst) Fehler gemacht, die sich leicht vermeiden ließen. Daher muss man sich nicht wundern, dass Rugby zwischen den Weltmeisterschaften hierzulande in einem sehr überschaubaren Maß in den Medien präsent ist. Der aktuelle Umfang der Berichterstattung kann hier freilich nicht die Messlatte sein, mehr wäre aber bei besserer Pressearbeit möglich. Um nicht missverstanden zu werden: Diejenigen, die in ihrem Verein/Verband für diesen Bereich zuständig sind, können nicht alles richtig machen – sofern sie nicht aus dieser Branche kommen. Unverständlich, ja, sogar ärgerlich ist es allerdings, wenn – wie wiederholt geschehen - Angebote zur Weiterbildung in Sachen Pressearbeit nicht wahrgenommen werden bzw. aus Mangel an Teilnehmern ausfallen. Besser wird’s dadurch gewiss nicht, im schlimmsten Fall hat das sogar Fehler zur Folge, die dem Verhältnis zwischen Verein/Verband und Medien schaden können.

Gut gemeint ist bekanntlich nicht immer gut gemacht. Ein aktuelles Beispiel hierfür liefert die „Initiative PRO Rugby“ aus Hannover, die auf ihrer Facebook-Seite mit Verweis auf einen Rugby-Artikel der Süddeutschen Zeitung fordert, „die lokalen Medien (...) sollen sich daran ein Beispiel nehmen und ihre Berichterstattung über das drittgrößte Sportereignis der Welt deutlich ausweiten“. Das ist nicht nur anmaßend, sondern kann sogar kontraproduktiv sein. In den Redaktionen kommt es nämlich in der Regel gar nicht gut an, wenn man unabhängigen Medien vorschreiben will, worüber sie in welchem Umfang zu berichten haben. Man bewirkt auf diese Weise eher das Gegenteil. Der richtige Weg wäre, die Medien auf mögliche Geschichten zum Thema Rugby (und WM) aufmerksam zu machen bzw. zum Beispiel selbst Gesprächspartner anzubieten oder Einladungen zum Training/Public Viewing auszusprechen.

Kurzum: Man muss den Medien etwas anbieten. Und zwar etwas, das überzeugend ist. Dies setzt neben handwerklicher Genauigkeit ein Mindestmaß an Branchenkenntnis voraus. Leider ist beides bei vielen Vereinen/Verbänden nur unzureichend gegeben. Aber es lässt sich in gewisser Weise erlernen – zum Beispiel durch Weiterbildungen.

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Kommentare (8)add comment

Jens Köhler said:

1692
...
Ich beobachte derzeit die 2. Bundesliga intensiv. Dabei musste ich feststellen, dass enorme Qualitätsunterschiede gibt. Manche Vereine haben Beiträge auf der Homepage mit aktuellem Datum vom 24.03.2014. Manche Vereine erwähnen zumindest kurz das Ergebnis auf Facebook. Bei anderen ist nix zu finden. An einer aktuellen Berichterstattung muss gearbeitet werden, damit es mit der ÖA vorangehen kann.
Oktober 20, 2015

Bernd Lauermann said:

3643
bzgl. Kommentar
dem Total-Rugby Kommentar ist eigentlich nichts hinzuzufügen, wir in Rugby Deutschland sollten dankbar darüber sein das uns von Seiten Eurosport mehr als die angekündigten Spiele gezeigt wurden, welch spannende bis jetzt und die verbleibenden werden uns auch noch gezeigt, dazu erst einmal danke an diesen Sender, mit tollen Kommentaren, wobei auch immer wieder versucht wurde, das Spiel als solches auch einem nicht so fachwissendem Zuschauer zu erklären. Falls sich der Sender entscheiden sollte event. die Six-Nations zu übertragen sollten wir uns glücklich schätzen, aber nach nationalen Übertragungen zu fordern ist ja wohl weit her geholt, wenn man es nicht einmal fertig bekommt zu einem 1. Ligaspiel Zuschauer zu generieren, und da liegt der "Knackpunkt", als Zuschauer auch ohne Vereinsbrille Spiele zu besuchen, zu versuchen Spieltermine öffentlich zu machen, Presse etc., Freunde und Bekannte einmal dazu einladen, all das wird vernachlässigt, und dem Jens Stimme ich zu, alleine wenn man die Homepages nur der 1. Ligavereine anschaut könnte man bis auf wenige Ausnahmen das Grauen kriegen, ... Folge würde heißen, sich an die eigene Nase fassen und erst einmal im eigenen Verein etwas bewegen, also immer den ersten vor dem zweiten Schritt tun, nicht immer nur fordern sondern auch etwas tun dafür, vielleicht bewegt sich ja einmal etwas.
Oktober 20, 2015

Christoph Kotowski said:

1048
Völlige Zustimmung
Dem Kommentar von Christian Düncher kann man eigentlich nur zustimmen. Diese Thematik ist jedoch nicht neu. Seit Jahren wird darüber diskutiert, welches Bild das deutsche Rugby eigentlich von sich gibt. Allein im TotalRugby.de-Forum finden sich unzählige Beiträge dazu. Dabei geht es um verschiedene Aspekte, für die teils die Funktionäre im Verband, die Zuständigen in den Ligen aber auch die Mitglieder in den einzelnen Vereinen verantwortlich sind. Teilweise hat sich ja in den letzten Jahren durchaus etwas getan. Insbsondere auf Verbandsebene, wie ich finde. Ein Manko der deutschen Rugby-Szene ist jedoch, dass sie mehrheitlich von ehrenamtlichem Engagement lebt oder eben Personen, die ihre Brötchen woanders verdienen und sich nur nach Feierabend mit Rugby beschäftigen. Es entsteht dabei zumindest bei mir der Eindruck, dass es den meisten Akteuren dann nur noch darum geht einfach paar mal in der Woche Rugby zu spielen oder eben im Fernsehen (oder per Stream) konsumieren. Alle anderen Aspekte, die zum Betreiben eines Vereins gehören, geschehen dann unter Zeitdruck, vielleicht sogar auch mehr oder weniger unfreiwillig. Aber selbst in Vereinen, in denen zahlreiche Akteure hervorragende Arbeit etwa im Jugendbereich leisten und ihre komplette Freizeit für den Sport opfern, fehlt oft die Idee, gezielt auch im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit Personen bereitzustellen oder sich darüber Gedanken zu machen, mit welchen Mitteln und auf welchem Weg neue Fans für diesen Sport generiert werden können. Das ist zumindest mein äußerer Eindruck. Als reiner Beobachter der Rugby-Szene, also als Fan, muss man am Ende leider sehr viel Eigeninitiative erbringen, um auf dem Laufenden zu bleiben. Selbst, wenn man wie ich, in einer Region wohnt, in der es gar eine handvoll Rugby-Vereine gibt. Wenn ich mir deren Auftritte im Internet, den sozialen Medien oder der Presse anschaue, wundert es mich sogar, wie diese Vereine es schaffen immer noch genügend Personen für ihre eigenen Mannschaften zu werben. Das scheinen manchmal wohl schlicht Familienangehörige zu sein. Denn jemand völlig von Außen, kann sich bei dem Angebot nicht ernsthaft angesprochen fühlen. Es hapert oft nicht einmal an der eigentliche Internetseite der Vereine. Je besser diese ist, desto stümperhafter ist manchmal das Auftreten in sozialen Netzwerken oder der lokalen Presse. Einfachste Mittel und naheliegende Möglichkeiten werden hier kaum augeschöpft. Dann zu glauben, dass Rugby bald regelmäßig im Fernsehen läuft, ist irrwitzig. Ich persönlich glaube jedenfalls, dass nur die WM im deutschen Fernsehen einen Platz hat. Ihre Rolle als drittgrößtes Sportereignis und Markenakteure wie die All Blacks sind es, die für Sender wie Eurosport entscheidend sind und auch szenefremde Zuschauer anlocken. Für die Six Nations hingegen wird sich mit Sicherheit keine ähnlich große Gruppe an Zuschauern interessieren. Zumal das Turnier eher wie eine Liga über einen langen Zeitraum ausgespielt wird und dort vornehmlich Mannschaften von den Britischen Inseln an den Start gehen, und keine Teams die man aus anderen Gelegenheiten als Laie kennt oder mit denen man sich irgendwie schnell identifizieren könnte. Wir können daher wirklich alle froh sein, auf welche wundervolle Art und Weise Eurosport uns diesen Herbst versüßt.
Oktober 21, 2015

Bernd Lauermann said:

3643
bzgl. kommentare
Es ist ja legitim und alles ganz toll zu den geschriebenen Meinungen ein sog. Voting oder zu deutsch eine Bewertung abzugeben, hier bewerten immer wieder Personen 'negativ' aber trauen sich nicht einen öffentlichen Kommentar abzugeben, das ist sehr bedauerlich und feige, dann tut doch einmal öffentlich kund was zu sagen ist und versteckt euch nicht unnamentlich hinter einer Maske, Rugby mit der fair Play Prämisse und dann... Nur Feiglinge etwas öffentlich kund zu tun und auch dazu zu stehen, ... traurig aber wahr
Oktober 21, 2015

tim spengler said:

2957
...
Ich finde auch, dass dieser ligamodus immer sehr mühselig zu erklären ist.
Im prinzip ist die erste Liga doch eine zweigleisige liga, mit anschließenden playoffs und relegationsspielen. Wieso benennt man es dann nicht einfach so, sondern macht drv pokal, ligapokal usw. daraus? Das macht es nur unnötig kompliziert.
Ein schönes symbol für die rugbyliga gäbe es auch schon seit langem. Ich glaube, es wird von einem berliner rugby club verwendet. Wieso man das nicht für die bundesliga nimmt, verstehe ich nicht.

Die bundesliga ist weitestgehend eine amateurliga und es wirkt auch so, als wollten die meisten vereine das so beibehalten.
Von daher sollte man die bundesliga vielleicht als höchste amateurliga belassen und darüber eine deutsche rugby liga mit auswahlmannschaften der landesstützpunkte einführen. Das alles ein bisschen professioneller und ansprechender aufziehen und dann interessiert es auch die presse, sponsoren und zuschauer.


Oktober 22, 2015

Christoph Kotowski said:

1048
Wir drehen uns im Kreis
Ohne den Willen aller Entscheider klappt das eben nicht. Die Ligareform war ja gut, finde ich. Die geteilte 1. Rugby-Bundesliga mit Play-Offs. So sollte es laufen und heißen. Dass zusätzlich dazu ein darüber stehendes Turnier mit Auswahlmannschaften der Verbände toll wäre, ist keine Frage. Ähnlich dem System, wie man es in Wales, Schottland aber auch Neuseeland oder Südafrika praktiziert. Dann hätte man auch etwas in der Hand, mit dem man "Fans" generieren könnte. Ohne Fans nämlich kein Marktpotential. Aber das erscheint mir alles als sehr utopisch. Es fehlt wohl einfach an Manpower und Willen. Rugby-Deutschland ist eben zu klein.
Oktober 22, 2015

Ingo Goessgen said:

3369
Liga Logo
Ein schöner Bericht. Es existiert seit einigen Jahren ein Ligalogo, welches in Berlin beeits auf allen Kanälen gedruckt und kommuniziert wird. Diese Logo haben wir dem DRV zur kostenlosen Verwendung angeboten. Dieses Anliegen ist an den Bundesliga Ausschuß delegiert worden. Bei der Bundesliga Ausschußsitzung in Berlin gab es leider keine Einigung. Es steht immer noch das Angebot der Rugby Liga dieses Logo mit dem kompletten Corparate Design und allen Datenformaten/Größen zur Verfügung zu stellen.
Ingo Goessgen
Oktober 23, 2015

Walter Reuter said:

2342
...
Medienpräsenz der 1. und 2. Rugby-Bundesliga könnte aber auch nur Fernsehtext (Videotext) in den Fernsehsendern sein. So wie es in den Fußball-Landesligen in Form von Spiel-Ergebnissen und Tabellen üblich ist.
Oktober 25, 2015

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