Argentinien konnte trotz gut aufspielendem Team aus Namibia seiner Favoritenrolle in der Partie gerecht werden - (c) Jan Perlich
Die letzten Spiele der Gruppenphase dieser Rugby-WM, ein Wochenende mit gleich 8 Spielen und einigen wichtigen Entscheidungen für die kommenden Viertelfinalpaarungen. Rugby-Fans konnten sich sicherlich nicht über zu wenig Rugy an diesem Wochenden beklagen. Schottland konnte mit einem dramatischen Sieg gegen verbesserte Samoaner den Viertelfinaleinzug sichern, während die Japaner damit trotz dreier Siege die Segel streichen mussten - als beste der ausgeschiedenen Mannschaften.
Neuseeland-Tonga 47:9
Wie schon in der letzten Woche konnte Neuseeland am Freitag Abend einen deutlichen Sieg einfahren. Doch so sehr das Resultat eine eindeutige Partie suggeriert, den 51.000 Zuschauern bot sich über eine knappe Stunde hinweg ein relativ ausgeglichenes Spektakel. Die Seeadler zwangen den Weltmeister mit einer schnell aufrückenden Verteidigung wiederholt zu Fehlern. Nach einer langen Sequenz an der Mallinie der All Blacks, die Tonga nicht zu einem Versuch verwandeln konnte, der sie bis auf 4 Punkte an Neuseeland herangebracht hätte, war der Widerstand gebrochen. In der letzten halben Stunde der Partie gelangen den All Blacks noch 5 Versuche, um am Ende mit einem standesgemäßen Ergebnis ins Viertelfinale einzuziehen. Mittelfeld-Veteran Ma‘a Nonu setzten in seinem 100. Länderspiel drei Minuten vor dem Ende noch den Schlusspunkt.
Statistiken und Highlights der Partie
Samoa-Schottland 33:36
Für Schottland hieß es Samstag Mittag Alles oder Nichts. Bei einem Sieg hätte den am Sonntag spielenden Japanern der Einzug ins Viertelfinale an Stelle der Schotten gelingen können. Ein früher Versuch durch den Samoaner Pisi ließ erahnen, dies würde keine einfache Aufgabe werden. Die Samoaner, bereits ausgeschieden und ohne ihren als Eckdreiviertel firmierenden Bulldozer Alesana Tuilagi, lieferten den Schotten einen großen Kampf. Die Unterstützung durch Tausende in die nördlichste englische Stadt Newcastle gereiste Schotten brachte die vom Neuseeländer Vern Cotter trainierte Mannschaft schließlich über die Ziellinie. Mit 36:33 setzte man sich durch und mit dem Schlusspfiff explodierte der St. James‘ Park.
Statistiken und Highlights der Partie
Australien-Wales 15:6
Das wohl spannendste Rugby Spiel der letzten Jahre, in dem kein Versuch erzielt wurde. Zwar schafften es tapfer kämpfenden Waliser mehrmals über die Linie der Australier, doch wurden sie entweder im Malfeld hochgehalten, oder verloren Zentimeter vor dem Ablegen die Kontrolle über das Spielgerät. Genau das passierte dem walisischen Achter Taulupe Faletau, und er wird sicherlich häufiger über diesen Moment reflektieren, sollte das Viertelfinale gegen Südafrika nicht erfolgreich verlaufen. Die Australier wiederum dürften mit dem Spiel zufrieden sein. Ihr Gedränge arbeitet weiter auf hohem Niveau, und eine Klassemannschaft wie Wales mit zwei Mann weniger minutenlang auf der eigenen Linie zu verteidigen zeugt von Entschlossenheit. So entschieden schlussendlich vier Straftritte und ein Drop von Bernard Foley die Partie. Dan Biggar hingegen versemmelte erstmals einen Kick bei dieser WM, und das trotz seiner mittlerweile legendären „Macarena-Vorbereitung“ vor jedem Kick.
Statistiken und Highlights der Partie
England-Uruguay 60:3
„Dead rubber“ werden Spiele wie dieses in England genannt, bei uns spricht man vom Spiel um die goldene Ananas. Eine Woche nach dem schockierenden Aus gegen die Wallabies, konnte sich England nochmals dem eigenen Publikum zeigen. Nach sechs Jahren spielte man mal wieder abseits von Twickenham auf heimischen Boden, das diesmal im Norden des Landes, im Stadion des Fußballklubs Manchester City. Im letztlich bedeutungslosen Spiel durften sich die bisher nicht eingesetzten Jack Nowell, Henry Slade, James Haskell und Danny Care noch einmal zeigen. Genauso konnte der nachnominierte Veteran Nick Easter, der in seinem letzten WM Spiel, vielleicht sogar seinem letzten Spiel im Trikot mit der Rose, noch einmal mit einem Hattrick überzeugen. Für die Amateure aus Uruguay geht die WM ebenso zu Ende. Im Gegensatz zu England haben sie keinerlei Erwartungen enttäuscht. Im Gegenteil, die Amateurtruppe hat sich trotz physischer Unterlegenheit teuer verkauft.
Statistiken und Highlights der Partie
Argentinien-Namibia 64:19
Für beide Mannschaften war ihre jeweilige Platzierung in der Gruppe vor dem Spiel klar. So entwickelte sich eine muntere Partie im Sonnenschein von Leicester. Argentinien war in diesem Spiel in jeglicher Hinsicht eine Nummer zu groß für die Welwitschias, trotzdem gelang es den Männern aus dem Südwesten Afrikas ihre sich bietenden Chancen zu nutzen. Drei Versuche gegen groß aufspielende Pumas, jeweils von Unachtsamkeiten des WM Dritten von 2007 profitierend, lesen sich am Ende gut für Namibia. In der Nachspielzeit durfte sich erste Reihe Stürmer Johnny Redelinghuys in seinem 50. und letzten Spiel für Namibia noch mal an einem Erhöhungstritt versuchen, und traf dabei leider nur die Stange. Argentinien hingegen schaut erwartungsvoll auf das Viertelfinale gegen Irland, bei dem kein klarer Favorit auszumachen ist.
Statistiken und Highlights der Partie
Italien-Rumänien 32:22
Das letzte Spiel in Exeters Sandy Park entschied die direkte Qualifikation für die nächste WM in Japan. Bisher waren beide Mannschaften nicht durch ihre vielen erzielten Versuche aufgefallen waren, das sollte sich am Sonntag in der Grafschaft Devon aber ändern. Rumänien hatte über die Partie gesehen länger den Ball und dominierte das Gedränge, die Italiener verteidigten gut und nutzten wiederholt die Fehler der rumänischen „Eichen“ aus. Zwei späte Versuche Rumäniens aber ließen das Spiel zum Ende hin fast noch einmal spannend werden. Speziell der Versuch durch Popirlan Minuten vor dem Ende wird sicher den Weg in viele der Highlightvideos der WM schaffen. Vlaicu mit einem Sensationspass über drei Italiener hinweg zu seinem Eckdreiviertel, der den Ball neben die Eckfahne legen kann.
Statistiken und Highlights der Partie
Frankreich-Irland 9:24
Frankreichs Trainer Phillip Saint-André sah sich gezwungen zu betonen, dass man trotz allem noch nicht ausgeschieden sei. Irland hatte Frankreich deutlich die Grenzen aufgezeigt, und das trotz einiger Verletzungssorgen. Mit Verbinder Johnny Sexton, Kapitän Paul O‘Connell und Flanker Peter O‘Mahoney verlor die Mannschaft Joe Schmidts gleich drei wichtige Leistungsträger im Laufe des Spiels. Dennoch schafften es die Iren das Spiel in aller Deutlichkeit für sich zu entscheiden. Bei Frankreich wussten lediglich die dritte Reihe Stürmer Dusautoir und Picamoles zu überzeugen. Doch Frankreichs Verteidigungswand konnte zwei mal durch die Iren Kearney und Murray durchbrochen werden. Frankreichs Ideenlosigkeit im Angriff ist besorgniserregend, und ob man sich erneut zu einer unglaublichen Leistungssteigerung gegen die All Blacks aufraffen, bleibt abzuwarten.
Statistiken und Highlights der Partie
USA-Japan 9:24
Japan, nach dem unglaublichen Sieg gegen Südafrika jedermanns zweitliebstes Team, hat es als einzige Mannschaft mit drei Siegen auf dem Konto nicht ins Viertelfinale geschafft. Ein fast schon routinierte Sieg gegen die USA im Kingsholm Stadion zu Gloucester war nach dem Resultat der Schotten am Vortag leider bedeutungslos. Der sogenannte schlafende Riese USA wird noch viel Arbeit vor sich haben, um bei der nächsten WM konkurrenzfähig zu sein. Japan hingegen sollte alles in Bewegung setzen um Trainer Eddie Jones im Land zu behalten. Die Mannschaft scheint auf dem richtigen Weg zu sein, und mit einer Mannschaft im Super Rugby ab dem kommenden Jahr dürften bis zur Heim-WM 2019 noch mehr Japaner die Klasse eines Fumiaki Tanaka oder Shota Horie erreichen.
Statistiken und Highlights der Partie
|