Trotz couragierter Leistung der Georgier, konnten sie dem amtierenden Weltmeister Neuseeland nie wirklich gefährlich werden - © Perlich
Gastgeber England scheitert bereits vor dem letzten Spieltag in der Gruppenphase, Außenseiter Japan hingegen kann sich noch realistische Hoffnungen aufs Viertelfinale machen. Wer mit dieser Prognose vor dem Turnier zum Buchmacher seines Vertrauens gegangen wäre, hätte sicherlich den einen oder anderen Euro verdienen können. Zumal bei keiner der bisherigen acht Weltmeisterschaften ein Gastgeber so früh die Segel streichen musste. TotalRugby fasst für euch die Action des dritten Wochenendes der Rugby-WM zusammen.
Georgien-Neuseeland 10:43
Bereits am Freitag Abend schlugen die All Blacks erwartungsgemäß Deutschlands ENC-Gegner Georgien. So klar das Ergebnis im Endeffekt ausgefallen ist, konnten die Mannen aus dem Kaukasus lange gut mit den Superstars des Weltmeisters mithalten und erzwangen mit ihrer bravurösen Defensive einige Fehler beim Gegner. Julien Savea erzielte einen Dreierpack, Georgiens Kapitän Mamaku Gorgodze hingegen wurde die Ehre als Man of the Match zuteil. Neuseeland wirkte zeitweilig nicht wie die unschlagbare Übermannschaft, als die sie in den letzten Jahren wahrgenommen wurde. Das wiederum könnte ein spannendes Viertelfinale gegen Irland oder Frankreich versprechen.
Highlights und Statistiken der Partie
Japan-Samoa 26:5
Wer der Versuchung unterlegen sein sollte Japans Sieg gegen die Springboks als Eintagsfliege anzusehen, wurde am Samstag im Aufeinandertreffen der beiden Pacific Nations Cup Teilnehmer eines Besseren belehrt. Die Japaner siegten in einer Partie, die sie von Anfang bis Ende dominierten. Ein Strafversuch nachdem das Japanische Gedränge sein samoanisches Pendant über die Linie zu drücken drohte, war Zeichen der Dominanz bei den Standards. Auch im offenen Spiel mit einem überragend schnellen Ball-Recycling konnten die Japaner immer wieder Meter machen. Paul Perez erzielte kurz vor dem Ende der Partie noch den Ehrenversuch für die Samoaner, nachdem er eine vielversprechenden Angriff der Japaner kurz vor der eigenen Mallinie mit einem Intercept stoppte. Schlussendlich werden die Japaner, die bis dato nur 4 von 15 Spielen gegen Samoa gewonnen hatten, einem durchaus möglichen Offensiv-Bonuspunkt nachtrauern.
Highlights und Statistiken der Partie
Schottland-Südafrika 16:34
Durch Südafrikas Sieg gegen munter mithaltende Schotten in Newcastle, haben die Springboks nun ihr Schicksal wieder komplett selbst in der Hand. Mit einem Sieg im letzten Gruppenspiel gegen die bislang alles andere als überragenden Amerikaner wäre den Boks der Gruppensieg nicht mehr zu nehmen. Duncan Weir, der einen Pass von Südafrikas jungem Verbinder Handre Pollard antizipierte und abfing, kreierte Schottlands einzigen Versuch durch Tommy Semour. Abgesehen von den paar Minuten nach dieser Szene hatte man nie das Gefühl, dass Schottland die Überraschung schaffen könnte. Zu oft durchbrachen dominante Springboks die Linie und schafften es immer wieder in die gegnerische 22 vorzudringen. Gred Leidlaws unnötige gelbe Karte nach einem Tackle ohne Ball an Bryan Habana, der seinen eigenen Kick verfolgte, tat ihr Übriges. Eben jener Habana konnte am Ende der Partie mit seinem 61. Versuch seine Position als bester Winger der Boks aller Zeiten weiter ausbauen.
Highlights und Statistiken der Partie
England-Australien 13:33
Ideenlose Engländer, überragende Wallabies, eine wahrliche Lehrstunde von Australiens Verbinder Bernard Foley. Im wichtigsten Spiel der bisherigen WM entschied sich das Schicksal der beiden ehemaligen Weltmeister und es wurde zu einer Demonstration. Angesichts jahrelanger Vorbereitungen für die Heim-WM, einem Höhentrainingslager in Denver und der Tatsache, dass England die letzten fünf von sechs Spielen gegen ihre Rivalen vom sechsten Kontinent gewinnen konnten, sprachen für einen Heimsieg. Australien allerdings wurde zum ultimativen Spielverderber. Das oft als Lachnummer des internationalen Rugby verschrieene Gedrängen dominierte die Scrums Englands, und im offenen Spiel fanden Stuart Lancasters Männer kein adäquates Mittel um wiederholt über die Vorteilslinie zu gelangen. Zwei brillant abgeschlossene Spielzüge mit der Hintermannschaft, an deren Ende jeweils Bernard Foley die England Linie überquerte, bescherten den Wallabies eine 17:3 Halbzeitführung. In Hälfte zwei konnte Ersatz-Verbinder George Ford mit schnellen Händen einen Angriff einleiten, bei dem Eckdreiviertel Anthony Watson erstmals genügend Raum zur Verfügung stand, um seine Schnelligkeit auszunutzen. Er durchbrach zwei Tackles und brachte England mit seinem Versuch wieder in Sichtweite. Nach einem weiteren Straftritt befand sich der Gastgeber nur noch einen Versuch hinter den Australiern. Twickenham kochte, jedoch nur kurz. Zehn Minuten vor dem Ende bewarben sich gleich zwei Engländer in nur einer Situation um eine gelbe Karte. Owen Farrell mit einem Tackle ohne Arme gegen einen Spieler ohne Ball, und Rugby League-Überläufer Sam Burgess mit einem Tackle am Hals eines Gegenspielers. Farrells Aktion wurde schließlich mit Gelb bedacht. Australien nutzte die Überzahl mit dreizehn Punkten, und spätestens Matt Giteaus Versuch kurz vor dem Schlusspfiff bedeutete das Aus für England.
Highlights und Statistiken der Partie
Argentinien-Tonga 45:16
Nach nur sechs gespielten Minuten gingen die „Seeadler“ aus Tonga durch einen Versuch ihres Verbinders Kurt Morath in Führung. Los Pumas antworteten mit einem Doppelschlag durch Tuculet und Imhoff. Ein spektakulärer Versuch durch Tongas Prop Tonga‘uiha schloss eine unterhaltsame erste Hälfte mit einem relativ knappen 20:13 ab. In Hälfte zwei konnten Argentiniens Mannschaft das Spiel noch weiter unter Kontrolle bringen, und weitere Versuche folgen lassen. Speziell der „Doppelpass“ zwischen Hakler Montoya und Flanker Fernandez-Lobbe durch den es der Hakler aus etwa zehn Metern Distanz bis über die Linie schaffte, war sehenswert. Los Pumas stehen somit schon mit einem Bein im Viertelfinale, sehr zur Freude der argentinischen Fußball-Legende Diego Maradona, der in Leicester unter den knapp 30.000 Zuschauern war. Nach dem Spiel ließ sich es Diego auch nicht nehmen den Sieg seines Heimatlandes in der Kabine der Pumas zu feiern.
Irland-Italien 16:9
So sehr das erste Sonntagsspiel mit schönen Spielzügen und Versuchen zu überzeugen wusste, so zäh war das zweite Spiel der beiden Six Nations Rivalen. Kaum Spielfluß, zu viele Fehler und nur ein Versuch durch Keith Earles dürften viele der knapp 54.000 Zuschauern im Londoner Olympiastadion enttäuscht haben. Italien wirkte deutlich stabiler, nicht zuletzt aufgrund der Rückkehr des bis dato verletzten Kapitäns Parisse. Geheimfavorit Irland konnte nur einmal demonstrieren was viele Experten von den amtierenden Six Nations Gewinnern erwartet hatten. Ein schöner Kurzpass von Verbinder Sexton gegen die Laufrichtung an Innendreiviertel Henshaw, der mit einem überragenden Offload an Eckdreiviertel Keith Earls und dieser erneut mit dem Versuch in der 23. Minute. Italien ist trotz seiner Leistungssteigerung ausgeschieden. Im Spiel Irland-Frankreich am kommenden Sonntag wird der Gruppensieger ermittelt, und damit wem die Ehre zu Teil wird gegen die All Blacks bereits im Viertelfinale antreten zu dürfen.
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