Die Landesverbandsmeisterschaft der U16 wurde abgesagt - © Jürgen Keßler
KOMMENTAR: Es klingt wie ein schlechter Witz, ist aber traurige Realität: Ausgerechnet in einer Zeit, in der Rugby angesichts der gerade stattfindenden WM hierzulande in den Medien präsent ist wie lange nicht mehr und auch so mancher Nicht-Rugger Interesse am Kampf ums Ei entwickelt, findet in Deutschland eine peinliche Posse statt, über die man nur den Kopf schütteln kann. Leidtragende sind in erster Linie Nachwuchsspieler, aber auch die Landesverbände und die ihnen angeschlossenen Vereine sowie nicht zuletzt der deutsche Rugbysport.
Was ist passiert? Die ursprünglich für den 3./4. Oktober geplante U16-Landesverbandsmeisterschaft in Hannover wurde heimlich, still und leise abgesagt, weil angeblich nicht genug Schiedsrichter zur Verfügung stehen. Diese Variante wurde jedenfalls von Teilen der Spitze der Deutschen Rugby-Jugend (DRJ) kommuniziert, allerdings nicht öffentlich und zudem recht kurzfristig. Die Landesverbände, die bereits ihre Reise geplant hatten, dürfen nun schauen, wie sie diese am geschicktesten stornieren, damit sie nicht auf allzu hohen Kosten sitzenbleiben. Der finanzielle Aspekt ist aber nur die eine Seite. Noch schwerwiegender sind die Folgen, die so eine Absage auf die Motivation bei den Nachwuchsspielern hat, die – euphorisiert durch die WM – ihre Kräfte messen wollten, nun aber um diese Möglichkeit gebracht wurden. Angesichts solcher Zustände, muss man sich nicht darüber wundern, dass Deutschland noch nie bei einer Rugby-WM dabei war. Man bekommt es ja noch nicht einmal hin, eine geplante U16-Landesverbandsmeisterschaft tatsächlich auszurichten.
Hinterfragen müssen sich in diesem Zusammenhang auch die Verantwortlichen der DRJ: Auch wenn eine Absage kein Ruhmesblatt ist, hätte man diese öffentlich verkünden müssen ¬– um Transparenz zu gewährleisten und sicherzustellen, dass alle Betroffenen so schnell wie möglich davon erfahren. Doch die Abläufe innerhalb der DRJ scheinen arg verbesserungswürdig zu sein. So konnte Jens Köhler auf Anfrage zunächst keine Auskunft zur Absage des Turniers geben. Der sehr aktive neue DRJ-Vizepräsident für Öffentlichkeitsarbeit war offenbar von den Kollegen gar nicht darüber in Kenntnis gesetzt worden. An Kommunikation scheint es aber auch an anderer Stelle zu hapern. So wussten zahlreiche Schiedsrichter, die an besagtem Wochenende Zeit gehabt hätten, gar nicht davon, dass es bei der U16-Landesverbandsmeisterschaft einen Mangel an Unparteiischen gab. Das Problem wäre also noch zu lösen gewesen – mit ein paar Mails oder Anrufen. Dass das Turnier abgesagt wurde, ist insofern nicht nur schade, sondern eine Schande.
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