Der Rugby-Tempel Twickenham ist heute Schauplatz des ersten Showdowns in der Todesgruppe A
Vier Weltklassemannschaften. Darunter mindestens zwei Titelanwärter. Und ein ganz großer Außenseiter. Spannender kann man eine Vorrundengruppe nicht gestalten. Mindestens ein großes Team bleibt auf der Strecke. Unsere Vorschau.
Als am 3. Dezember 2012 die WM-Gruppen ausgelost wurden, da wollte unter den Teams der Gruppe A keine rechte Freude aufkommen. Zu groß die Sorge unter den drei Bestgesetzten Australien, England und Wales auf der Strecke zu bleiben. Und dann ist da ja noch Fidschi …
Als Stuart Lancaster 2012 das Traineramt übernahm, war der Auftrag klar: England soll und muss bei der Heim-WM den Titel holen. Vier zweite Plätze bei den Six Nations später ist etwas Ernüchterung eingekehrt. Noch fehlt dem Rosenteam eine feste Stammformation. Zuletzt holte man im Schnellverfahren den ehemaligen Rugby-League-Star Sam Burgess ins Team. Neben Kapitän Chris Robshaw stechen das Zweite-Reihe-Duo Joe Launchbury und Courtney Lawes hervor. Billy Vunipola ist in der dritten Reihe vielseitig einsetzbar. Im Rückraum ist Schluss Mike Brown der vielseitigste Spieler, sowohl im Angriff wie in der Verteidigung. Gelingt es dem Weltmeister von 2003 Fans und Nation vom ersten Tag an hinter sich zu bringen, dann ist alles möglich. Kommt man aber ins Stolpern, dann findet die K.O.-Phase ohne Gastgeber statt.
Bereit für die ultimative Herausforderung? Dann messt Euch mit unserem Team in der TotalRugby-Liga beim World-Rugby-Tippspiel (2854-376) und im Fantasy-Rugby (code: 1124164-3598).
Jahre lang blieb Australien hinter den Erwartungen zurück. Rugby Union Fans aus Down Under hatten einen schweren Stand in diesem so sportverrückten Land. Erst als 2014 Michael Cheika vom glücklosen Ewen McKenzie das Traineramt übernahm, gab es einen Aufschwung. Zuletzt konnten im August die All Blacks besiegt werden und man sicherte sich zum ersten Mal die Rugby Championship. Der erste Titel seit den Tri-Nations 2011. Mit Michael Hooper und David Pocock verfügen die Wallabies über zwei Ausnahme Dritte-Reihe-Stürmer, die in den Kontaktsituationen für ihr Team die Spiele entscheiden können. Die Rückkehr von Frankreich-Legionär Matt Giteau gibt dem Mittelfeld neuen Schwung und ganz hinten sorgt Israel Folau mit seinen unnachahmlichen Läufen für die Versuche. Die Schwäche liegt in den Standartsituationen. Gelingt es die Fehler dort gering zu halten, ist der Weltmeister von 1991 und 1999 ein möglicher Titelkandidat. Wenn die Gruppe überstanden wird.
Der Dritte im Bunde der Schwergewichte ist Wales. Der WM-Vierte von 2011 scheint momentan nicht ganz in Form zu sein und muss zudem einige Verletzte ersetzen. Insbesondere der Ausfall von Stammkicker Leigh Halfpenny wiegt schwer. Aber neben Kapitän Sam Warburton hoffen die walisischen Fans bei ihrer beinahe Heim-WM auf Aussendreiviertel George North, der immer für einen Versuch gut ist. Trainer Warren Gatland setzt in seinem Gameplan auf solides Sturmspiel und wenig kreatives. Dafür sind die Waliser stark in den Standards. In Anbetracht der Gruppengegner wäre eine Wiederholung von Platz vier eine Sensation. Schon das Viertelfinale wäre ein Erfolg.
In jeder anderen WM-Gruppe wäre Fidschi ein Kandidat fürs Viertelfinale. Doch in dieser Gruppe wird es schwer für die „Flying Fijians“. Trainer John McKee setzt mit seinem Team auf die physischen Vorteile seines Teams. Gleichzeitig bestechen die Melanesier durch begnadete Technik und Leichtfüßigkeit. Zu den Stars im Team zählt eindeutig Nemani Nadolo. Der Winger, der für die Crusaders in Neuseeland Super Rugby spielt, ist einer der schnellsten und kräftigsten Sprinter im Weltrugby. Dazu gesellen sich Vereniki Goneva im Mittelfeld und Kapitän Akapusi Qera. Für das Viertelfinale wird es wohl nicht reichen, aber den Walisern könnte man bei günstigem Tunierverlauf Platz drei streitig machen.
Stell Dir vor, du qualifizierst dich als 20. Und letztes Team für die WM und dann…dann musst du gegen vier Top-Teams antreten. Und die nehmen auch keine Rücksicht auf Dich, Uruguay. Weil am Ende jeder Punkt und jeder Versuch zum Weiterkommen zählen könnte. Für „Los Teros“ dürfte jeder erzielte Punkt ein Erfolg sein. Und jeder Versuch wie der WM-Titel selbst gefeiert werden. Hätte sich die deutsche Auswahl fürs Turnier qualifiziert, wäre dies unser Platz gewesen. Ob das gut oder schlecht gewesen wäre, mag jeder selbst beurteilen.
England und Australien werden knapp ins Viertelfinale einziehen. Wales sich knapp vor Fidschi behaupten. Es könnte aber auch ganz anders kommen. Too close to call!
|