DRV-Präsident Klaus Blank
Eine neue Interview-Reihe wird unter rugby.de gestartet. Dabei werden die neugewählten Präsidiumsmitglieder der DRV-Organisationen vorgestellt. Wir haben zuerst mit dem neuen DRV-Präsidenten Klaus Blank über seine Position sowie Ziele und Pläne für Rugby-Deutschland gesprochen.
Klaus Blank, damit sich die Leser ein Bild von dir machen können, kannst du uns etwas zu dir persönlich sagen?
Sehr gern. Ich bin 55 Jahre alt, verheiratet und habe zwei erwachsene Söhne. Geboren wurde ich in Heidelberg und bin heute Angestellter bei der Heidelberger Druckmaschinen AG und dort in der Forschung und Entwicklung tätig. Dort berate ich die Konstrukteure sowie die F+E Führung in umwelt- und chemikalienrechtlichen Belangen.
Du warst auf dem Rugby-Platz und bist heute „neben“ dem Platz aktiv. Kannst du uns die wichtigsten Stationen in deiner Rugby-Karriere vorstellen?
Im Alter von sechs Jahren habe ich beim SCN mit dem Rugby begonnen und war meist als Außendreiviertel eingesetzt. Gespielt habe ich bis kurz nach unserer Junioren-Meisterschaft 1979, so ungefähr bis zum 20. Lebensjahr. Von 1988 bis 2010, also 22 Jahre, war ich dann als Schiedsrichter aktiv – und durch die zahlreichen internationalen Einsätze auch wesentlich erfolgreicher. 1996 habe ich mit Bernd Gabbei die Schiedsrichtervereinigung des DRV (SDRV, Anm. d. Red.) mitgegründet. Aufgrund meiner Erfahrungen im Schiedsrichterwesen wurde ich Schiedsrichterausbilder und bin im DRV, bei Rugby Europe und für World Rugby aktiv. Von 2004 bis 2012 gehörte ich bereits dem DRV-Präsidium als Vorsitzender der SDRV an. Ab 2012 wechselte ich auf das internationale Parkett und nahm als Rugby-Europe Repräsentant weiter an den Präsidiumssitzungen teil. Dabei habe ich bei der Erstellung des strategischen Plans und den World Rugby Reviews mitgearbeitet.
Wie man hört bist du nicht nur auf nationaler Ebene aktiv sondern auch international. Was kannst du uns dazu sagen?
Wie gesagt, ich bin Schiedsrichterausbilder im DRV, bei Rugby Europe und World Rugby. Bei verschiedenen Turnieren von Rugby Europe wurde und werde ich als „Match Commissioner“ und Schiedsrichtermanager eingesetzt. Seit 2011 bin ich Vertreter des DRV und seit 2012 im „Board of Directors“ (Präsidium, Anm. d. Red.) von Rugby Europe.
Warum diese Position im DRV?
Weil es keinen anderen Kandidaten gab? Nein – bei der Diskussion zur Nachfolge von Ian Rawcliffe wurde ich bei der Präsidiumssitzung im Mai angesprochen, ob ich mir vorstellen könnte den Verband nicht nur gegenüber Rugby Europe und World Rugby, sondern allgemein zu vertreten. Nach einer Woche Bedenkzeit, vielen Gesprächen mit der Familie, Freunden und Bekannten im Rugby habe ich mich entschlossen zu kandidieren. In die Bereiche „strategische Planung“ sowie World Rugby Reviews war ich seit Jahren eingearbeitet und durch die Vertretung des DRV in den internationalen Gremien bin ich auch dort sehr gut vernetzt.
Welche Aufgaben hat deine Position?
Ich verstehe die Aufgabe des Präsidenten nicht so wie manche Vorgänger, dass man sich um jedes „Bit und Byte“ des Tagesgeschäftes kümmern muss. Das ist Aufgabe der einzelnen Vizepräsidenten, die ihren Bereich eigenverantwortlich führen müssen. Wobei eigenverantwortlich nicht „abgeschottet“ bedeutet. Die Aufgabe des Präsidenten ist es zu steuern, die Kommunikation zwischen den einzelnen Ressorts sowie das Erreichen der gemeinsamen Ziele zu gewährleisten.
Siehst du Probleme in der bisherigen Arbeit des DRV?
Bisher haben wir verschiedenste Pläne (Strategieplan und Strukturplan, Anm. d. Red.) aufgelegt. Diese sind aber oft im Anfangsstadium hängengeblieben und nur in einzelnen Punkten bis zur Umsetzung verfolgt worden. Es ist eine Verschwendung von Ressourcen mit verschiedensten Planungstools zu arbeiten bzw. sie zu erstellen und dann mehr oder weniger liegen zu lassen. Wir benötigen für unsere immer komplexer werdenden Aufgaben vernünftige Arbeitsmittel und strukturierte Arbeit. Meine Aufgabe wird sein die erstellten Pläne zu Monitoren und dort wo Unterstützung benötigt wird helfend einzugreifen.
Es heißt ja immer der DRV ist zu „schwerfällig“. Welche Reformen willst du anstoßen?
Die verstärkte Zusammenarbeit mit externen Partnern erfordert schnelle und effektive Entscheidungswege. Mein Ziel ist es den DRV so umzustrukturieren, dass wir für die Zukunft gerüstet sind. Derzeit ist das Präsidium zu groß um das darstellen zu können. Wenn wir den neuen strategischen Plan für 2016 – 2019 aufgestellt haben, dann kennen wir unsere Anforderungen und können uns bei der Neustrukturierung daran orientieren.
Wie beurteilst du die Zusammenarbeit mit den Landesverbänden?
Meiner Meinung nach kann es nicht sein, dass die Führung des DRV Pläne für die Zukunft des Rugbys in Deutschland erstellt und die Landesverbände sie nur unzureichend kennen bzw. nicht hinter den Plänen stehen. Nur wenn wir gemeinsam an den Zielen arbeiten und dazu müssen es unsere gemeinsamen Ziele sein, können wir den Sport hierzulande voranbringen.
Welche Aufgaben haben die Landesverbände dabei?
Die Aufgabe der Landesverbände wird es sein ihrerseits mit den Vereinen in ihrem speziellen Umfeld an Lösungen für die Weiterentwicklung zu arbeiten. Ein „one size fits all“ gibt es bei der heterogenen Struktur Rugby Deutschlands, meiner Meinung nach, nicht. Dessen muss man sich bewusst sein und seine Energie nicht damit verschwenden alle gleich machen zu wollen. Ein Landesverband wie Bayern hat andere Herausforderungen als Hamburg, Sachsen oder Baden-Württemberg. Die Vereine dort ebenso. Es gilt hier vernünftige Wege zu finden, die begehbar sind, und wo möglich Lösungsmöglichkeiten von anderen zu adaptieren. Miteinander und voneinander lernen sind hier die Schlagwörter.
Zum Abschluss blicken wir in die Zukunft, was werden die Schwerpunktaufgaben des DRV in den nächsten Jahren sein?
Die Ziele des DRV habe ich auf dem DRT kurz erläutert. Die zwei wichtigsten Punkte: Im Mittelpunkt stehen die Nationalmannschaften. Egal ob 15er oder 7er, egal ob Frauen oder Männer. Logischerweise mit unterschiedlicher Priorisierung, die sich aus der Leistungsfähigkeit und den Finanzierungsmöglichkeiten ergeben. Damit sind wir beim zweiten Punkt: Die Finanzierung des DRV muss auf breitere Beine gestellt werden. Dazu benötigen wir weitere Sponsoren und deshalb einen stärker ausgebauten Marketingbereich.
Die Interview-Reihe wird fortgesetzt mit dem DRV-Vizepräsidenten Bundesligaspielbetrieb Jens Poff, dem DRJ-Pressereferenten Jens Köhler und dem Stellv. Jugendwart, Schule und Entwicklung Volker Lange-Berlin.
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