Der TSV Handschuhsheim will gegen den Heidelberger RK das Unmögliche schaffen - © @HRK_Rugby
Im Viertelfinale der Bundesliga-Meisterrunde könnte es mit der Dominanz der Süd-Clubs zumindest vorübergehend zu Neige gehen. Der Sportclub Neuenheim muss zum schweren Auswärtsspiel bei Hannover 78 antreten und die RG Heidelberg muss beim Ost-Topverein RK 03 Berlin vorspielen. In den Süd-Süd-Duellen zwischen Heidelberger RK und TSV Handschuhsheim sowie dem TV Pforzheim und dem RK Heusenstamm stehen die Sieger indes wohl schon vor Anpfiff fest.
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Heidelberger RK – TSV Handschuhsheim Samstag, 2. Mai 14 Uhr
Keine guten Nachrichten für den TSV Handschuhsheim, denn der Heidelberger RK vermeldet vor dem Viertelfinal-Spiel gegen den Stadtrivalen: „(Fast) alle Mann an Bord.“ Cheftrainer Kobus Potgieter muss lediglich auf den langzeitverletzten Benjamin Danso und 15er- und 7er-Nationalspieler Anjo Buckman verzichten. Dafür hat sich mit Nationalmannschafts-Verbinder Raynor Parkinson ein ganz wichtiger Akteur pünktlich zur K.O.-Runde zurückgemeldet und auch Parkinsons Nationalmannschafts-Kumpel Steffen Liebig hat seine Leistenprobleme wohl soweit überwunden, dass er wieder mitspielen kann. Damit hat National- und Klubtrainer Potgieter bei der Mannschaftsaufstellung die Qual der Wahl und es kann durchaus passieren, dass sich auf der Reservebank des Serienmeisters der ein oder andere aktuelle Nationalspieler wiederfinden wird.
Beim TSV Handschuhsheim hat man das Saisonziel bereits erreicht. Die Löwen mussten beim SC Germania List mächtig ackern, um sich für die Runde der letzten Acht zu qualifizieren. Ex-Bundestrainer Peter Ianusevici wird natürlich versuchen seine Mannen noch einmal eine gute Leistung zu entlocken, aber er wird es schwer haben in den eigenen Reihen einen Spieler zu finden, der tatsächlich an das Wunder gegen den Heidelberger Ruderklub glaubt. Schließlich hat der Klub in der ganzen Spielzeit jede Partie mit Offensiv-Zähler (für vier oder mehr gelegte Versuche) gewonnen und nicht ein Tabellen-Zähler an einen Kontrahenten abgetreten.
TotalRugby-Prognose: Angesichts des schier übermächtigen Gegners wird sich das Lazarett der Löwen vor der Viertelfinal-Begegnung gegen das Team Capri Sonne nicht entscheidend lichten. Der Meister will sich für die Endspiele warmspielen, weshalb es am Harbigweg Einbahnstraßen-Rugby zu sehen geben wird. HRK +96
Hannover 78 – SC Neuenheim Samstag, 2. Mai 15 Uhr
Zwölf Spiele, 60 Punkte – maximale Ausbeute. In beeindruckender Manier hat sich Hannover 78 in das diesjährige Viertelfinale gespielt. Und damit wieder einmal bewiesen, dass der Vorjahreshalbfinalist auch diese Saison im Norden und Osten aktuell sportlich unerreichbar ist. Nun kommt es in der Runde der letzten Acht für die Niedersachsen zu der lang ersehnten Nagelprobe mit einem Südvertreter im Kampf um den deutschen Meistertitel. Gegner: Der SC Neuenheim. Damit kommt es am Schnellen Graben zur Neuauflage des Viertelfinales aus dem Vorjahr. Damals konnte Hannover 78 nach einem 29:13-Sieg gegen die Heidelberger in die DM-Vorschlussrunde einziehen.
Der SC Neuenheim wird daher alles daran setzen, die Scharte aus dem Vorjahr auszuwetzen und Revanche für die erlittene Play-off-Pleite zu nehmen. Dabei muss der Süddritte weiterhin auf die Dienste von Spielmacher Oliver Paine verzichten. Ein weitere Nachteil: Die lange Anreise, die auch Lokalrivalen TSV Handschuhsheim im Achtelfinale gegen Germania List vor Wochenfrist zu schaffen gemacht hat. Dafür haben die Neuenheimer sich die gesamte Saison über auf höchstem Niveau einspielen können. Interessant wird daher sein, was die eindrucksvolle Meisterrundenbilanz von Hannover 78 im Vergleich mit einem Südvertreter wert sein wird. Verzichten müssen die Niedersachsen im Viertelfinalduell auf Sportsoldat und DRV-Nationalspieler Phil Szczesny, der im Urlaub weilt.
TotalRugby-Prognose: Der SC Neuenheim hat zwar leichte physische Vorteile im Sturm, aber Hannover 78 ist im Gesamtpaket beweglicher und wir daher die müden Gäste in Bewegung halten und am Ende mit +12 Punkten in das Halbfinale einziehen.
RK 03 Berlin – RG Heidelberg Samstag, 2. Mai 15 Uhr
Die Ostberliner vom RK 03 sind dieser Tage hoch motiviert. Das erste Viertelfinale um die deutsche Meisterschaft vor heimischem Publikum und gleich drei Comebacks in der Mannschaft sind zu feiern. Mit Nationalspieler Falk Duwe, U 18 Nationaltrainer Christian Lill und 7er Nationalspieler Jerome Ruhnau kommen drei wichtige Akteure zurück und streifen sich das schwarz-gelbe Trikot über. Nach dem letzten Durchhänger gegen den SC Germania List ist es auch bitter nötig, dass wieder neue Kräfte auf dem Platz stehen, denn es wartet bei einem Sieg nichts anderes als ein Halbfinale mit Heimrecht. Aus diesem Grund wird der RK 03 auch alles geben, um einen Sieg einzufahren. Leider muss man höchstwahrscheinlich in diesem wichtigen Spiel erneut auf den Einsatz von Stürmer-Hüne Lukas Hinds-Johnson verzichten, der nach dem Rückspiel gegen die Spielgemeinschaft Siemensstadt/Berlin Grizzlies immer noch an seiner Schultereckgelenksprengung laboriert und noch nicht zu 100 % rehabilitiert ist. Daher ist zu erwarten, dass die Berliner ihr Angriffsspiel eher auf die eigene schnelle Hintermannschaft fokussiert haben. Vor allem da der kommende Gegner RGH für seinen schweren Sturm bekannt ist. Doch auch die Hintermannschaft der Schwarz-Gelben wird in der Defensive enorm gefordert werden. Mit Fabian Heimpel wartet ein wendiger und blickiger Verbinder auf die Berliner, der jede Lücke in der Verteidigung sieht und nutzt. Beim Gastgeber ist es allerdings noch nicht sicher, wer diese wichtige Position auf ihrer Seite übernehmen wird. Ein großes Fragezeichen steht noch hinter Altmeister Marc Lowdon, der sich eigentlich nach und nach zurückziehen wollte aber schon beim Regionalligaspiel der zweiten Garde gegen den USV Potsdam gesichtet wurde.
„Die Stunde der Wahrheit in der Saison 2014 -15“ titelt die RGH das Viertelfinale gegen den RK 03 auf ihrer Homepage. An diesem Samstag wollen die Orangehemden ihr selbst gestecktes Saisonziel erfüllen und sich den Einzug ins Halbfinale und damit einen Platz unter den besten vier Rugbyteams Deutschlands sichern. Dass eine Reise nach Berlin aber kein Zuckerschlecken ist, wissen die Heidelberger nur zu gut: „Eine Reise, die bei vielen RGH-lern noch schmerzliche Erinnerungen aus dem Vorjahr hervorruft, als man im Viertelfinale beim Berliner Rugby Club überraschend mit 37-30 unterlag“, ist auf der Homepage weiter zu lesen. Jedoch gaben damals mehrere gelbe und eine rote Karte den ausschlaggebenden Punkt für diese bittere Niederlage. Nichtsdestotrotz wird der ehemalige Nationalspieler und jetzige Coach der RGH, Christopher Weselek in den vergangenen alles daran gesetzt haben, seine Männer bestens auf dieses schwere Spiel vorzubereiten. Allerdings muss Coach Weselek mit Robert Haase und Bastian Himmer auf zwei seiner besten Männer verzichten. Dafür hat 7er Nationalspieler Marvin Dieckmann nach seiner schweren Gehirnerschütterung vom RGH-Teamarzt wieder grünes Licht bekommen. Ein weiteres Schmankerl in den Reihen der Orangehemden sind die beiden Exil-Berliner Raphael Hackl und Geofrey Lwila: „Für Raphael Hackl, der nach nur einem Jahr bei der RGH am Ende der Saison zurück in seine Heimat nach Berlin und zu seinem Heimatverein (Berliner RC) kehrt sowie für den ebenfalls vom BRC zur RGH gewechselten Außendreiviertel Geofrey Lwila, bringt das Aufeinandertreffen mit dem BRC-Dauer-Rivalen RK 03 Berlin zudem ein ganz besonderes Derby-Feeling mit sich, auf das sich die beiden RGH-ler mit Berliner Wurzeln natürlich ganz besonders freuen“. Bei aller Vorfreude auf das Spiel bleibt man in Heidelberg realistisch: „Nicht zu unterschätzen ist hierbei jedoch die lange Anreise sowie der hochmotovierte RK 03 Berlin selbst“.
TotalRugby-Prognose: Dieses Spiel wird an Spannung kaum zu überbieten sein. Beide Mannschaften wollen unbedingt ins Halbfinale einziehen. Dabei hat der RK 03 jedoch den nicht zu unterschätzenden Heimvorteil, während die RGH mit einem schweren Sturm und einer gewitzten Hintermannschaft auflaufen wird. Am Ende siegt die RGH nach einer denkbar spannenden Begegnung mit +5 Punkten.
TV Pforzheim – RK Heusenstamm Samstag, 2. Mai 15 Uhr
Für den TV Pforzheim soll das Viertelfinale nur eine Zwischenstation sein. Die „Rhinos“ wollen in ihrem vierten Bundesliga-Jahr zum dritten Mal ins Endspiel. Und dafür müssen sie zunächst den RK Heusenstamm besiegen, was ihnen diese Saison bereits zweimal klar gelungen ist. TVP-Teammanager Jens Poff ist jedenfalls „zuversichtlich“, denn seit Wochen präsentiere sich die Mannschaft als „geschlossenes Team in allen Bereichen, das eingeschworen und heiß aufs Finale ist“. Poff gibt aber zu bedenken, dass sich der RKH diese Saison insbesondere im Sturm weiterentwickelt habe, wieselflink sei und schnell kombiniere.
Auch wenn TVP-Coach John Willis bis Saisonende in Jörn Schröder und Siebener-Nationalspieler Timo Vollenkemper (Meniskus-Operation) auf zwei Kraftpakete verzichten muss, sieht er sein Team im Sturm und im Gedränge im Vorteil. Zumal in Markus Bachofer einer der „starken Kerle“ vor der Rückkehr steht. Nach doppeltem Beinbruch gab er vergangene Woche sein Comeback – in der zweiten Mannschaft. Er wird wohl zunächst auf der Bank sitzen. Willis ist gedanklich sogar schon in der Zeit nach dem Spiel: „Wenn wir ohne Verletzungen durch Viertel- und Halbfinale kommen, werden wir ein Wörtchen bei der Titelvergabe mitreden“, meint der Neuseeländer.
Beim RKH ist die Freude darüber, den „Berlin-Fluch“ gebannt und im dritten Anlauf endlich das Viertelfinale erreicht zu haben, der Ernüchterung darüber gewichen, dass dort mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Schluss sein wird. „Wir fahren nur mit Außenseiterchancen nach Pforzheim“, sagt Trainer Jens Steinweg. „Leider gilt der Spruch, dass im Fußball alles möglich ist, nicht im übertragenen Sinn für Rugby. Top-Mannschaften sind von schwächeren Teams eigentlich nicht zu schlagen - außer man tritt in Bestbesetzung an, hat den Tag seines Lebens und beim Top-Verein geht alles schief.“ Der Top-Verein ist in diesem Fall der TV Pforzheim. Und der RKH kann mitnichten in Bestbesetzung antreten. Zwar wird neben Siebener-Nationalspieler Sam Rainger, der seine Abschlussprüfung hinter sich gebracht hat, wohl auch Zinzan Hees wieder zur Verfügung stehen. Dafür fallen Kevin Happ (Knieverletzung), Patrick Weber (Klausur) und Sportsoldat Tim Biniak aus. Letzterer gab kürzlich zwar nach langer Verletzung ein gelungenes Comeback, wird aber geschont, um seinem „Arbeitgeber“ Deutschland in der bevorstehenden internationalen Siebener-Saison zur Verfügung zu stehen. Trotzdem werde ein „top Heusenstammer Team“ auflaufen, verspricht Steinweg und stellt klar: „Wir können völlig befreit aufspielen. Bereits ein knappes Ergebnis wäre ein riesen Erfolg. Pforzheim hingegen steht unter Druck, denn ein Aus gegen Heusenstamm steht mit Sicherheit nicht auf deren Plan.“
Totalrugby-Prognose: Die Rollen sind klar verteilt, das wird sich auch im Ergebnis niederschlagen. Ein, zwei Versuche sind dem RKH in Pforzheim zwar durchaus zuzutrauen. Am Ende werden die "Rhinos" die "Füchse" aber mit +45 Punkten Differenz überrollen.
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