Handschuhsheims Gedrängehalb Moritz Bayer möchte seine Löwen gegen die RG Heidelberg auf der Erfolgsspur halten - © Thomas Sperl
Endspurt in der Bundesliga-Meisterrunde. Beim letzten Kräftemessen vor der Knockout-Phase kommt es zu einigen interessanten Begegnungen. Wir verraten Euch, wer mit Rückenwind in die Finalspiele um den Bronzeball starten wird.
Nord/Ost
RU Hohen Neuendorf – Hamburger RC
Samstag, 18. April 15 Uhr
An diesem letzten Spieltag in der Meisterrunde sind alle Messen bereits gesungen und für die Hohen Neuendorfer geht es nur noch darum, sich möglichst gebührend von der ersten Saison in der höchsten Spielklasse zu verabschieden. Im letzten Spiel konnten sich die Havelländer zumindest punktetechnisch verbessern und hielten den Endstand gegen den FC St. Pauli auf 17:3. Allerdings war das Spiel aufgrund des verregneten Wetters auf beiden Seiten von Handlingfehlern geprägt und sehr zerfahren. „Am Ende war es wiedermal eine vertane Chance einen Sieg in der Meisterrunde einzufahren. Bei etwas besserem Angriffsspiel und noch mehr Zug zum Malfeld wären mehr Punkte und vielleicht ein Sieg drin gewesen“, resümiert RU-Pressesprecher Andreas Vogel. Im eigenen Angriff müssen die Hohen Neuendorfer demnach sicherlich noch eine Schippe drauf packen, denn mit einer Punkteausbeute von gerade einmal zehn gelegten Versuchen während der gesamten Meisterrunde hinken sie den Konkurrenten deutlich hinterher. Der Tabellennachbar FC St. Pauli kann mit bisher 29 gelegten Versuchen wesentlich mehr in die Waagschale werfen und auch die bereits ausgeschiedene Spielgemeinschaft der Siemensstädter mit den Grizzlies kommt auf eine Ausbeute von 18 Versuchen. Daher wird RU-Coach Bonanno in den letzten vier spielfreien Wochen definitiv an der Offensive gearbeitet haben um dem heimischen Publikum nochmal beweisen zu können was die Unioner eigentlich drauf haben.
Die Hamburger hingegen haben bisher alles erreicht, was sie sich insgeheim vorgenommen haben. Mit Chefcoach Carsten Segert an Bord ist die positive sportliche Entwicklung nicht mehr von der Hand zu weisen. Die Play-Offs sind bereits vor dem letzten Spieltag in Sack und Tüten und das Spiel gegen die Hohen Heuendorfer werden die Hanseaten dazu nutzen, wieder ordentlich in Tritt zu kommen. Denn das letzte Spiel gegen die Spielgemeinschaft Siemensstadt/Grizzlies musste aufgrund der Auflösung eben jener abgesagt werden. Der sportliche Leiter der Hamburger, Jan Höhler, befürchtet nun daher „etwas aus dem Spielrhythmus zu geraten“. Coach Segert wird dem aber erwartungsgemäß Abhilfe verschafft und in den letzten vier spielfreien Wochen seine Mannschaft ordentlich in der Erfolgsspur gehalten haben. Im letzten Spiel gegen den BRC haben die Hamburger eine beinharte Verteidigung bewiesen und ließen keinen Versuch der Berliner zu. Dies ist für das letzte Spiel der Hamburger in der Meisterrunde besonders wichtig, denn die Hanseaten konnten in der Vergangenheit keinen einzigen Sieg bei der Rugbyunion einfahren. „"Das wird ein schweres Spiel, auch wenn die Tabellenkonstellation etwas anderes sagt. Die RUH wird uns alles abverlangen und wir werden uns ordentlich strecken müssen, um einen Sieg einzufahren. Für den Erfolg unserer Saison hat dieses Spiel eine große Bedeutung. Eine Niederlage im letzten Spiel würde uns moralisch vor den Playoffs ein bisschen zurückwerfen“, prophezeit HRC-Teammanager Eric Mau. Aus diesem Grund werden die Hamburger nicht nur mit einer vollen Mannschaftskapelle an die Havel reisen, sondern etliche eigene Fans im Gepäck dabei haben.
TotalRugby Prognose: Die Hohen Neuendorfer wollen sich im letzten Heimspiel und im letzten Spiel der laufenden Saison überhaupt gebührend verabschieden. Gegen die Hanseaten werden sie es jedoch schwer haben zu Punkten zu kommen. Der HRC ist nach den vier spielfreien Wochen heiß auf das nächste Match und will sich für das erste Play-Off Spiel in Heidelberg ordentlich einspielen Zudem soll endlich die Niederlagensträhne in Hohen Neuendorf beendet werden. Am Ende fahren die Hamburger mit +32 Punkten nach Hause.
SC Germania List – RK 03 Berlin Samstag, 18. April 16 Uhr
Beim RK 03 Berlin fiebern Spieler und Verantwortliche dem Duell mit Germania List entgegen. Denn die Hauptstädter treffen ein letztes Mal auf ihren Ex-Trainer Allan Nugent, der mittlerweile in Hannover wirkt. Der Australier wird nach der Saison in seine Heimat zurückkehren und dort seinen Rugby-Ruhestand genießen. Vom zweiten Platz der Gruppe Nord sind die Berliner nicht mehr zu verdrängen und haben somit für das Achtelfinale im Kampf um die deutsche Meisterschaft ein Freilos. Die Brisanz der Partie liegt darin, dass Germania List sich durch einen Sieg den dritten Rang in der Gruppe endgültig sichern kann.
Bei einer Niederlage müssten die Germanen auf Schützenhilfe durch den Stadtrivalen Hannover 78 hoffen, der gleichzeitig gegen den Tabellen-Vierten Berliner RC spielt. Für den RK 03 Berliner geht es in dem Spiel darum, sich für das in zwei Wochen anstehende Viertelfinale im heimischen Stadion Buschallee einzuspielen und zu beweisen, dass man den souverän herausgespielten zweiten Tabellenplatz in dieser Saison verdient hat.
Die Hausherren können zum letzten Spiel in der Meisterrunde mit nahezu voller Kapelle auflaufen. Allan Nugent kann dabei auf das hoffnungsvolle Talent Daniel Koch zurückgreifen. Koch ist nach seinem einjährigen Aufenthalt in Australien wieder in die Leinsestadt zurückgekehrt und soll als Verbinder für den nötigen Angriffsschwung im Lister Offensivspiel sorgen.
TotalRugby-Prognose: In Hannover steigt ein Spiel auf Augenhöhe, bei dem die Hausherren knapp mit +5 Punkten die Nase vorn haben werden.
Hannover 78 – Berliner RC Samstag, 18. April 15 Uhr
Zum zweiten Leine-Spree-Duell des Spieltages kommt es bei Hannover 78. Dort empfängt der souveräne Tabellenführer den schwächelnden Berliner RC. Standen beide Teams vergangene Saison noch im DM-Halbfinale, könnte die Entwicklung in der aktuellen Spielzeit nicht unterschiedlicher sein. Während Hannover 78 von Sieg zu Sieg eilt und die Tabelle mit der maximalen Ausbeute von 55 Punkten anführt, zeigt die Leistungskurve beim Berliner RC nach unten. Beim BRC werden die Verantwortlichen daher froh sein, wenn die Saison zu Ende ist, um sich personell auf und neben dem Platz zu sortieren und für die kommende Spielzeit neu aufzustellen.
TotalRugby-Prognose: Das Duell der letztjährigen DM-Halbfinalisten wird eine einseitige Angelegenheit werden – zu Gunsten der Hausherren. Hannover 78 wird das Duell mit dem Berliner RC mit +35 für sich entscheiden.
Süd/West
TV Pforzheim – ASV Köln Samstag, 18. April 14 Uhr
Die Vorzeichen könnten nicht unterschiedlicher sein. Der TV Pforzheim rangiert unangefochten auf dem zweiten Tabellenplatz der Rugby-Bundesliga und hat seinen Platz in den Play-Offs bereits sicher. Die Gäste aus Köln sind dagegen das Schlusslicht der Bundesliga und konnten außer einigen beachtlichen Ergebnissen noch keine Punkte verbuchen. Auch am Wochenende dürfte sich dies nicht ändern. Das TVP Trainer Team John Willis und Neil Foote haben den Fokus bereits auf den bevorstehenden Play-Offs und das Training nochmals verschärft. Bedauerlich: 7er- und 15er-Nationalspieler Timo Vollenkemper hat sich bei den Melrose 7s in Schottland neuerlich am Knie verletzt und wird in dieser Spielzeit nicht mehr für die Rhinos auflaufen können.
Der ASV hat versucht, sich nach der Schlappe in Neuenheim wieder zu berappeln. "Im letzten Spiel gegen Neuenheim lief einiges nicht so gut und gegen Pforzheim werden wir bestimmt auch die selben Fehler nicht ganz abstellen können", sagt Vize-Kapitän Andreas Blasek. Er ist dennoch zufrieden mit der Entwicklung, die das Team vom Rhein in dieser Saison gemacht hat. "Wir haben gezeigt, dass wir gegen einige Teams der Liga sehr gut mithalten können und haben -- auch wenn wir noch immer keinen Punkt in der Meisterrunde geholt haben -- uns den Respekt der anderen Vereine verdient. Sportlich, strukturell und vom Teamgefühl hat sich eine Menge getan, worauf wir weiter aufbauen werden, um in der neuen Saison richtig anzugreifen. Wir wollen nicht nur defensiv, sondern auch offensiv Erfolge verbuchen."
TotalRugby-Prognose: Der TV Pforzheim geht die Partie gegen Köln vor den harten Spielen der Meisterrunde gelassen an. Beim ASV ist die Luft für die Saison raus, doch die Jecken wollen sich würdig verabschieden. TVP +84
RK Heusenstamm – Heidelberger RK Samstag, 18. April 15 Uhr
Zum Abschluss der Punktrunde wartet auf die „Füchse“ aus Hessenstamm der dickste Brocken. Im Serienmeister und souveränen Tabellenführer Heidelberger RK kommt das „Maß der Dinge in der Bundesliga“ ins Sportzentrum Martinsee, so RKH-Trainer Jens Steinweg. Im ungleichen Duell zwischen dem Tabellensechsten und dem Spitzenreiter bestehe „keine Aussicht auf Erfolg“, so Steinweg. Dennoch werden die „Füchse“ mit der bestmöglichen Mannschaft antreten. Auch Siebener-Nationalspieler Sam Rainer, der zuletzt mit der DRV-Auswahl beim Melrose Stevens in Edinburgh glänzte, steht wieder zur Verfügung. Unklar ist noch der Einsatz von Horta, der sich im letzten Spiel eine tiefe Platzwunde zugezogen hatte, die von Teamarzt Dr. Fleischmann genäht werden musste. Ein Einsatz kommt wohl noch zu früh. Gleichwohl äußert Steinweg die Hoffnung, zumindest für eine kleine Überraschung sorgen zu können. „Vielleicht springt ja ein Bonuspunkt für vier oder mehr gelegte Versuche heraus.“ Das würde reichen, um noch einen Platz nach oben zu klettern - sofern der TSV Handschuhsheim (5.) im Lokalderby gegen die RG Heidelberg (4.) leer ausgeht. Doch egal, ob Fünfter oder Sechster: Der RKH müsste in der Qualifikation für das Viertelfinale auf jeden Fall auswärts antreten - beim Nord-Dritten oder -Vierten. Es stellt sich also die Frage, wie sehr sich die „Füchse“ für diese Aufgabe motivieren können. Im Hinspiel war ihnen das sehr gut gelungen. Damals zogen sie sich beim 12:57 achtbar aus der Affäre. „Das war schon ein kleines Erfolgserlebnis für uns“, so Steinweg. Von einem solchen war der stark ersatzgeschwächte Tabellennachbar SC Frankfurt 1880 (7.) zuletzt weit entfernt und kam gegen den Heidelberger RK mit 0:148 unter die Räder. "So soll und darf es bei uns nicht ausgehen“, stellt Steinweg klar.
Totalrugby-Prognose: Trotz guter Leistung war Hessenstamm bereits beim Hinspiel weit von einem Bonuspunkt entfernt. Auch diesmal wird es für die „Füchse“ nichts zu holen geben. Der HRK gewinnt mit +51 Punkten Differenz
SC Neuenheim – SC Frankfurt 1880 Samstag, 18. April 15 Uhr
Der Sportclub Neuenheim will die Zwischenrunde auf dem dritten Tabellenplatz abschließen, dazu müssen die Königsblauen ihr letztes Heimspiel gegen den angeschlagenen SC Frankfurt 1880 gewinnen. Bei Neuenheim freut man sich besonders, dass der argentinische Innendreiviertel Tomas van Gelderen nach quälend langer Reha im Olympiastützpunkt Rhein-Neckar wieder einsatzbereit ist. Vergangene Woche gegen den ASV Köln reichte es für den defensivstarken Gaucho schon für 80 Minuten und auch gegen den SC Frankfurt 1880 wird der 25-jährige weiter Matchpraxis sammeln dürfen, um pünktlich für die K.O.-Spiele wieder in Topform zu sein.
Nach der heftigen 0:148-Pleite beim übermächtigen Klassenprimus Heidelberger RK müssen die Achtziger erneut an den Neckar reisen - und abermals fehlen die Schlüsselspieler. Die beiden Manawatu-Brüder sind als Jugendtrainer im Einsatz und die deutschen Nationalspieler Mark Sztyndera (beruflich verhindert) und Jannis Läpple (verletzt) stehen ebenfalls nicht zur Verfügung. „Die Saison hat gezeigt, dass wir ohne unsere Stars nicht auf diesem Level mithalten können“, so Teammanager Nick Mackie. Besonders deutlich wurde das vergangene Woche in der Partie beim HRK, als die Frankfurter mit einem Mix aus erster und zweiter Mannschaft antrat und dem Meister rein gar nichts entgegenzusetzen hatte. Das Team aus der Mainmetropole wurde regelrecht überrannt. „Unsere Nachwuchsspieler sind noch zu jung, um sie in ein Spiel gegen den HRK oder Pforzheim zu werfen“, so Mackie. „Nach der Partie beim SC Neuenheim setzen wir uns zusammen und arbeiten aus, wie es in der kommenden Saison weitergeht."
Totalrugby-Prognose: Ohne ihre vier Stützen werden die Frankfurter auch gegen den SCN klar unterlegen sein. Zu null wird es diesmal aber wohl nicht ausgehen. Die Gastgeber setzen sich mit +63 Punkten Differenz durch.
TSV Handschuhsheim – RG Heidelberg Sonntag, 19. April 14 Uhr
Die Löwen des TSV Handschuhsheim brennen gegen die Rudergesellschaft Heidelberg auf Revanche für die bittere 0:30-Schlappe aus dem Hinspiel. Rechtzeitig vor dem Stadt-Derby haben sich die Hendsemer mit einem beeindruckenden 19:7-Erfolg beim leicht favorisierten RK Heusenstamm zurückgemeldet. Nicht auflaufen wird Spielertrainer und Sturm-Talisman Alexander Hug, der 30-jährige ist privat verhindert. Peter Ianusevici, sportlicher Berater des TSV, wird die Schwächen der Orangehemden genau analysiert und sein Löwen-Rudel bestens eingestellt haben.
Bei der RG Heidelberg freut man sich, dass 7er- und 15er-Nationalspieler Raphael Hackl nach langer Leidenszeit wieder spielfit ist. Das Spiel gegen die Löwen wird allerdings zugleich eines der letzten des kräftigen Blondschopfs im Trikot der Rudergesellschaft sein, den 27-jährigen zieht es nach nur einer Saison zurück an die Spree. Verzichten muss RGH-Coach Christopher Weselek auf seinen Spielführer Marvin Dieckmann, der spurtstarke Schlussspieler hat sich im Dienste der 7er-Nationalmannschaft eine schwere Gehirnerschütterung zugezogen und muss in der Folge für mindestens14 Tage auf Kontakt verzichten. Dieckmanns 7er-Kumpel Fabian Heimpel hat in beim 7er-Turnier in Melrose ebenfalls auf den Kopf bekommen, wird aber im Stadtderby auflaufen können.
TotalRugby-Prognose: Das wird eine ganz enge und intensive Kiste. Der TSV Handschuhsheim ist ohne Hug im Sturm an den Standardsituationen nicht so stark, dass er der RG Heidelberg sein Spiel aufdrücken könnte. Aber die kräftigen Brocken der Hausherren sind immer noch stark und aggressiv genug, um das starke RGH-Paket zu stoppen. Außerdem wird das enge Spielfeld an der Tiergartenstraße dafür sorgen, dass die RGH-Hintermannschaft nicht wie gewohnt zur Entfaltung kommen kann. TSV +3
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