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TotalRugby-Interview: Ex-BRC-Trainer Danny Stephens über seinen Rücktritt
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Dienstag, 31. März 2015

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Wir haben den ehemaligen BRC-Coach Danny Stephens zu den Gründen seines überraschenden Rücktritts befragt - © Miriam May

Der Rücktritt von Danny Stephens als Trainer des Nord-Bundesligisten Berliner RC hat für Diskussionen gesorgt. Wir haben mit dem gebürtigen Waliser, der die Hauptstädter seit 2012 gecoacht hatte, gesprochen.

 

Danny Stephens, es gibt widersprüchliche Berichte über den Grund für Ihren Rücktritt. Können Sie zur Aufklärung beitragen?

Ich bin zurückgetreten, weil meine Rolle als Trainer von drei Mannschaft, die zu unterschiedlichen Zeiten an unterschiedlichen Orten spielen, eine nicht mehr hinnehmbare Belastung für meine Familie und meine Ehe darstellte. Zuletzt gab es eine Posse beim Spiel unserer dritten Mannschaft gegen die zweite Mannschaft des RK 03 Berlin, die dazu führte, dass ich meine Familie alleine lassen musste, obwohl ich ihr einen gemeinsamen Tag versprochen hatte. Und das war nicht das erste Mal. Das alles hatte einen Punkt erreicht, an dem ich Familie und Trainertätigkeit nicht mehr guten Gewissens miteinander vereinbaren konnte.

 

Wie erklären Sie sich, dass aus Spielerkreisen kolportiert wurde, Sie seien mit dem Rücktritt bloß Ihrer Entlassung zuvorgekommen?

Ich kann nicht kommentieren, was hinter meinem Rücken gesagt wurde. Als Trainer hat man immer mit Leuten zu tun, die einen kritisieren oder die Erfolge der Arbeit schmälern wollen. Normalerweise steckt dahinter immer ein Motiv. Aber in dem Fall hat das nichts mit der Wahrheit zu tun. Ich hatte bereits im November verkündet, dass ich kommende Saison nicht mehr als Trainer zur Verfügung stehen würde – aus den bereits genannten Gründen. Es ist schon komisch, dass man das behauptet, nachdem ich gesagt hatte, dass ich zurücktreten werde.

 

Wie würden Sie das Verhältnis zu den Spielern bezeichnen?

Das war sicherlich nicht immer perfekt. Ich wollte eine Kultur des Konkurrenzkampfes um Plätze in der ersten Mannschaft kreieren. Die Spieler sollten verstehen, dass es kein Recht auf einen solchen Platz gibt, sondern dies ein Privileg ist, das sich jeder im Verein erarbeiten kann - unabhängig von Nationalität oder Hintergrund. Ich habe verlangt, dass man am Training teilnimmt oder zumindest den Grund mitteilt, warum man nicht daran teilnimmt. Und dass man Mitspieler ermutigt und alle, die mitmachen wollen, herzlich willkommen heißt. Das hat aber zu Problemen mit einigen Leuten geführt, die eine Rolle im Verein einnehmen oder verteidigen wollten – und zwar mit Methoden, die mit Rugby nichts zu tun haben. Das war mit Abstand die größte Enttäuschung für mich in den vergangenen drei Spielzeiten. Ich weiß, dass ich nicht der einzige Trainer bin, der unter solchen Verhaltensweisen leidet. Das scheint etwas zu sein, dass im deutschen Rugby häufig vorkommt.

 

Ihnen wurde auch vorgeworfen, ausländische Spieler bevorzugt zu haben...

Wie ich schon sagte, basierte die Kultur, die ich einführen wollte, auf Trainingsbeteiligung, Kommunikation und positiver Atmosphäre innerhalb des Teams. Es ist nicht schwer, zweimal pro Woche zu trainieren. Und es ist noch leichter, ehrlich damit umzugehen, warum man es nicht schafft, regelmäßig ins Training zu kommen. Jeder sollte sich hinterfragen, ob er wirklich 100 Prozent gibt. Aber das war für einige Leute scheinbar zu viel verlangt. Aber erfolgreiches Rugby ist eine Frage der Lebenseinstellung und kein Hobby, das man auswählt und sich darin eine Rolle aussucht. Es gab jedenfalls auch deutsche Spieler, die sich in diese Kultur eingebracht haben und regelmäßig in der ersten Mannschaft gespielt haben. Ich hatte nichts anderes vor, als diese Form der Rugby-Kultur zu etablieren. Diejenigen, die außerhalb des Rugbys nach Gründen für ihre Nicht-Nominierung suchen, sind in der Regel selbst der Grund.

 

Wie begründen Sie die sportliche Stagnation beim Berliner RC?

Das war eher ein Umbruch. Es gab dieses Jahr viele neue Gesichter und es dauert eine Weile, diese zusammenzubringen. Zudem haben wir diese Saison wegen Studium, Beruf, Beziehung, Familie, abgelaufener Visa, Verletzungen oder Verträgen als Semi-Profi bei anderen Vereinen sieben Spieler aus dem Team verloren, das in der Spielzeit zuvor noch im Halbfinale war. Seit Weihnachten fehlte uns aus unterschiedlichen Gründen die komplette erste Garnitur der Achse von Position sechs bis zehn. Das ist eine Belastung, die für ein Amateur-Team nur schwer zu schultern ist. Stellenweise haben wir diese Saison zwar glänzendes Rugby gespielt, aber das Team kam bis Oktober nicht richtig in Form. Und die Winterpause ist immer eine harte Unterbrechung. Wenn diese Mannschaft aber zusammenbleibt und von Anfang an Gas gibt, sollte sie eine Macht sein, mit der kommende Saison zu rechnen ist. Ich glaube aber, dass diejenigen, die unsere Niederlagen gegen den RK 03 Berlin als Stagnation bezeichnen, übersehen, dass der RK 03 Berlin in Sachen Umbruch gute Arbeit macht.

 

Wieviel Potenzial sehen Sie im Berliner RC?

Sehr viel. Da ist eine gute Spieler-Generation in der U16 und U18, die zuletzt mehr Spielpraxis im Erwachsenenbereich bekommen hat als vorher. Sie haben das Gros unserer dritten Mannschaft in der Regionalliga gebildet. Sie wachsen körperlich langsam in den Erwachsenenbereich hinein und sie spielen öfter zusammen. Durch die zweite Mannschaft in der 2. Bundesliga wurde die Basis für eine Atmosphäre geschaffen, in der ein Wettkampf um die Stammplätze stattfand und Rugby auf einen besseren Level gehoben wurde. Leider sind da aber immer noch einige Spieler, die sich zu gut oder vielleicht zu cool fühlen für alles unterhalb der ersten Mannschaft – oder außerhalb ihrer kleine Clique. Aber das ist nur noch eine Minderheit.

Außerdem ist die Regel des DRV, wonach ein Spieler, der in der Startaufstellung der ersten bzw. zweiten Mannschaft stand, in der Woche darauf nicht in der zweiten bzw. dritten eingesetzt werden darf, tödlich. Von allen Regeln, die der DRV eingeführt hat, ist diese eine der schlimmsten – weil sie junge Spieler davon abhält, zu spielen, und den Klubs die Freiheit nimmt, auszuwählen, wer in welcher Mannschaft zum Einsatz kommen soll. Und das ist nicht die einzige Regel des DRV, auf die das zutrifft.

 

Wie fällt vor diesem Hintergrund Ihr Fazit als Trainer des BRC aus?

Vor drei Jahren wurde der BRC durch die Ligareform vor dem Abstieg bewahrt. Es folgte eine Saison, in der ein Spiel abgesagt werden musste, weil keine 15 Spieler zur Verfügung standen. Seitdem hat der Club erstmals innerhalb der letzten sieben Jahre das Halbfinale erreicht. Die Anzahl derer, die spielen bzw. am Training teilnehmen, hat sich verdoppelt – auf teilweise mehr als 50. Die U18 hat nun eine angemessene Anzahl an Spielen und es gibt es eine klare Durchlässigkeit zum Herren-Bereich. Die hohe Summe an Roten und Gelben Karten, die es in den Jahren bis 2012 gab, wurde merklich reduziert. Das alles sind Teile eines Prozesses, mit dem einiges geändert werden soll und der noch nicht abgeschlossen ist. Ich hoffe, dass mein Nachfolger er schafft, diesen Prozess fortzusetzen und zu beenden. Ich möchte zudem ergänzen: Während dieser Zeit ist kein einziger Cent an einen einzelnen Spieler gezahlt worden.

Danken möchte ich an dieser Stelle Mark Temme, Stefan Hansen, Barbara Blume, Jascha Temme, Felipe Barral, Sam Houghton und einer kleinen Gruppe von Spielern, die geholfen haben, eine Kultur zu fördern, in der Offenheit gegenüber Neulingen herrschte und Engagement von denen, die dem Kader angehörten. Ohne sie wäre das alles nicht möglich gewesen.

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Kommentare (4)add comment

Robert Modi said:

3487
Danny Stepehn's Kulturrevolution á la Mao Zedong
Was am Ende zählt sind die Ergebnisse. Seit seinem Heimsieg gegen die RGH, die mit 11 Verletzten spielern antreten musste und nach nicht einmal 10 Minuten eine rote Karte bekam schlug sich der Trainer des BRC noch wie ein Gorilla gegen die Brust, weil er gegen einen humpelnden Hund gewonnen hatte. Dabei waren damals noch die "kulturlosen" Leistungsträger, die über Jahre für den Verein großes geleistet haben. Die Willkommenskultur, von der Danny redet galt anscheinend nicht für die eigenen Spieler, die schon dort waren. Wie kann man sich sonst erklären, dass beim Spiel gegen Hannover 78 nur zwei Spieler aus der eigenen Jugend bzw. die schon länger als ein Jahr beim BRC waren auf dem Feld standen? In Wahrheit ist der BRC von Hannover 78, RK03 und sogar Germania List überholt worden. Auch der HRC hat ihn auch schon in die Knie gezwungen. Bemerkenswert bleibt, wie Danny Stephens sich das alles schönreden kann und natürlich kein Wort der Selbstkritik äußert. Stattdessen redet er über Kultur, als ob es keine gegeben hätte vor ihm, als der BRC 2009 im Halbfinale in Frankfurt stand, damals noch in der wahren ersten Liga und als wäre er ein Rugbyprophet, der seine eigene, einzig wahre Religion gründen würde. Dabei ist sein Verhalten mehr als feige. Immerhin kam sein Rücktritt zwei Spieltage vor Saisonende und direkt nach der sehr, sehr peinlichen Niederlage gegen den HRC, womit er den Verein in einem riesigen Loch vollkommen alleine, ohne Trainer allein und vorallem im Stich gelassen hat. Seine Trainertätigkeit hat aus einem Traditionsverein mit eingefleischter Kultur eine Backpackertruppe gemacht, die niemand mehr kennt, nicht mal die langjährigen Mitglieder des eigenen Vereins. Heute wäre der BRC bestenfalls eine durchschnittliche Zweitligamannschaft in der Mitte der Zweitligatabelle. Es bleibt zu hoffen, dass man schnell wieder die eigene Kultur des BRC wiederentdeckt und die neue Saison mit den alten Eckpfeilern und Leistungsträgern vorallem im Sturm angehen kann. Stephen's Kulturrevolution á la Mao Zedong ist mit den letzten Niederlagen klar gescheitert. Und wäre es nach vielen beim BRC gegangen, hätte Danny Stephens seit 2012 mehr Zeit mit der Familie verbringen können.
März 31, 2015

Matthias Hase said:

381
...
Wieso wird die Niederlage gegen den HRC als "sehr, sehr peinlich" bezeichnet?
März 31, 2015

Martin Blume said:

1691
TotalRugby-Interview: Ex-BRC-Trainer Danny Stephens über seinen Rücktritt
Weder ist die HRC Niederlage peinlich noch hat Herr Modi Insider Informationen
und mit lahmen Hunden (da ist ein Team) hat das auch nichts zutun.

Vielleicht sollte man dieses Interview stehen lassen wie es ist ohne gleich andere Vereinsinteressen in den Fordergrund zu stellen. Ich habe immer gerne mit Danny zutun gehabt - Danke dafür. Ich wünsche Danny und seiner Familie viel Glück für die Zukunft und dem BRC Erfolg auf dem Platz.
März 31, 2015

Peter Hoffmann said:

3470
Danny Danke
Hi Danny,
für Deine Arbeit und für Deine oben geschriebene Worte Danke ich Dir.
Als BRC-Urgestein weiß ich, wie schwer es manchmal sein kann, mit all den Charakteren in unserem Verein umzugehen.
Seit Jahrzehnten versucht man eine von Dir beschriebene Rugby-Kultur umzusetzen. Natürlich gibt es auf diesem Wege den einen oder anderen Stein, den man zur Seite rollen muss. Rugby hat gerade in Berlin sehr viel Konkurrenz durch andere Sportarten, so dass wir die Besonderheiten dies Sportes in Vordergrund schieben müssen.
Hierrüber haben wir das eine oder andere Mal kräftig diskutiert. Am Ende hatten wir nicht immer die gleichen Definitionen für die einzelnen Begrifflichkeiten, dennoch haben wir über das Gleiche gesprochen.
Wenn ich Dir einen Vorwurf machen kann, dann den, dass Du nicht häufiger diese Diskussion mit uns Trainern aus dem Schüler- und Jugendbereich geführt hast. Ich denke in den unteren Altersklassen leisten wir gute Arbeit und leben Rugby, so dass mir für die Zukunft keine Sorgen mach.
Behalte den BRC in guter Erinnerung.
Ich wünsche Dir und Deiner Familie für die Zukunft alles Gute.

Peter Hoffmann
März 31, 2015

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Letzte Aktualisierung ( Dienstag, 31. März 2015 )
 
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