Auch an diesem Wochnende wird der Deutsche Meister nicht mit besonders viel Gegenwehr rechnen müssen - © Albrecht
Es scheint als würde lediglich die Partie zwischen der SG Siemensstadt/Grizzlies und der RU Hohen Neuendorf den winterlichen Temperaturen zum Opfer fällt. Väterchen Frost hat zwar schon angeklopft, aber davon lassen sich die Meisterunden-Rugger nicht beeindrucken. Zumal der vorletzte Spieltag des Jahres einige hochspannende Partien bereithält, die auch das Publikum erwärmen sollten.
Nord/Ost
FC St. Pauli – SC Germania List Samstag, 13. Dezember, 14.30 Uhr
Beim FC St. Pauli freuen sich Spieler und Verantwortliche auf die nahende Winterpause. Lief die bisherige Saison doch überhaupt nicht nach den Vorstellungen der Hamburger - viele Verletzte, ein personeller Umbruch in der Mannschaf und wenig überzeugende Vorstellungen auf dem Platz. „Das frustriert und macht müde“, muss der der Abteilungsvorsitzende Nils Zurawski konstatieren.
In den beiden letzten Spielen des Jahres heißt es für die Hamburger, nochmal alle Kräfte zu bündeln und alles zu geben, was die Akkus noch hergeben. „Zu Hause gegen Germania könnte was gehen“, sagt Zurwaski. Bleibt dabei aber bewusst im Konjunktiv. „Wir geben noch mal alles. Die Trainer um Headcoach Paul McGuigan arbeiten konzentriert, wissen aber auch, dass die Männer eine extra Portion Motivation brauchen für die beiden starken Gegner, die da noch kommen werden“, blickt Nils Zurawski bereits auf das Spiel beim RK 03 Berlin voraus.
Mit Blick auf die Ausfälle besonders in der Zweiten und Dritten Reihe kommt die Winterpause dem SC Germania List ebenfalls nicht ungelegen. „Seit der Vorbereitung im Sommer gab es für die Spieler kaum frei Wochenenden, welche dann noch mit Testspielen oder Trainingslager belegt waren. Erholung muss sein - und das haben die Jungs sich verdient“, betont Germanias Teamsprecher Marian Treder. Doch gegen den FC St. Pauli ist nochmal volle Konzentration gefragt. „St. Pauli hat uns in der Vergangenheit so manches graues Haar beschert. Auch wenn das in diesem Jahr etwas anders ist, sind sie auf eigenem Geläuf sicherlich stärker einzuschätzen als im Hinspiel bei uns“, sagt Treder. Für den Jahresabschluss nehmen sich die Germanen aber vor, beide noch ausstehende Spiele zu gewinnen.
TotalRugby-Prognose: Dieses Mal müssen sich die Hannoveraner keine grauen Haare wachsen lassen. Gegen auf letzter Rille laufende Spieler des FC St. Pauli fährt SC Germania List einen ungefährdeten Auswärtssieg mit +35 Punkten ein.
RK 03 Berlin – Berliner RC Samstag, 13. Dezember 15:30 Uhr
Die Ostberliner sind zwar nach elf Spielen in dreizehn Wochen ziemlich platt, raffen sich aber dennoch für das große Derby gegen den BRC auf und die Motivation könnte nicht besser sein um den Titel des „King of Berlin“ zu verteidigen. Im Hinspiel konnten die Schwarz-Gelben knapp mit 10:16 gewinnen, dies soll auf heimischem Geläuf besser werden und man fühlt sich bestens präpariert: „Die Niederlage gegen uns im Hinspiel hat dem BRC sichtlich weh getan und das werden sie wieder gutmachen wollen. Aber wir sind optimal darauf vorbereitet und wollen den zweiten Derbysieg hintereinander“, betont RK-Teammanager Lutz Joachim. Und auch wenn sich der BRC „gerade im Umbruch befindet“, kennt man den Erzrivalen und dessen Spielweise gut, sodass man sich im Vorfeld bestens darauf einstellen konnte. Im Hinspiel waren die schnellen Eckdreiviertel der Schlüssel zum Erfolg, bei zu erwartenden Temperaturen um die 4°C werden es aber die schnellen Hintermannschaftsspieler des RK schwer haben, ordentlich in Schwung zu kommen. Dazu kommt noch, dass mit Lukas Hinds-Johnson ein wichtiger Bestandteil im RK-Sturm ausfällt, da er noch an seiner Schultereckgelenkssprengung vom vergangenen Spiel gegen Siemensstadt laboriert. Auch Hintermannschaftsallrounder Matthias Neumann muss zum großen Derbytag passen, da er sich ebenfalls gegen Siemensstadt die Mittelhand gebrochen hat.
Der BRC hat sich in der laufenden Saison neu finden müssen, da etliche Akteure des Charlottenburger Vereins ihre Schuhe an den Nagel gehängt haben. Man munkelt, dass Meinungsunterschiede zwischen diesen Spielern und dem Trainer ein wesentlicher Bestandteil dieses Schrittes gewesen sein sollen. Danny Stephens hat es aber geschafft, im Laufe der Saison den größtenteils komplett neuen Kader aufeinander abzustimmen und weitere Spieler aus den großen Rugbynationen anzulocken. So spielt der ehemals für Leipzig agierende südafrikanische Gedrängehalb Sheldon Castle nun im schwarz-roten Dress und treibt die Stürmer um Kapitän Rob Taylor ordentlich an. Daher wird nur noch wenigen BRC-Spielern das große Derby gegen den Hauptstadtrivalen eine wahre Herzensangelegenheit sein. Dennoch geht es in diesem Derby nicht nur um Sieg oder Niederlage, sondern auch um eine ganze Menge Prestige, das sich der BRC wieder verdienen will. Im Letzten Spiel gegen den Ligadebütanten aus Hohen Neuendorf konnten die Berliner nicht vollends überzeugen und so blieb bei einem Punktestand von 0:29 während des Pausentees die zweite Halbzeit komplett punktlos. Zu viele Fehler haben sich eingeschlichen und der Wille zum Vollzug blieb auf der Strecke. Dass man am Samstag aber ein anderes Spiel erwarten kann, ist naheliegend. Stephens wird das letzte spielfreie Wochenende auch dazu genutzt haben, um die Abstimmung in seiner Mannschaft zu justieren und den Willen zu 80 Minuten voller Konzentration zu schärfen.
TotalRugby Prognose: Der BRC hat in den letzten Spielen ein wenig geschwächelt, während die Konkurrenz aus dem Osten der Stadt überzeugen konnte. In diesem Spiel werden aber alle Vorzeichen wieder auf null gesetzt, denn beide Teams wollen eine schmachvolle Niederlage verhindern. Am Ende triumphieren aber die „Ossis“ über die „Wessis“ mit +8.
Hamburger RC – Hannover 78 Sonntag, 14. Dezember, 14.30 Uhr
Für den Hamburger Rugby-Club kommt es zum Jahresende knüppeldick. Denn der HRC muss in der Meisterrunde noch gegen die beiden Topteams der Gruppe Nord/Ost antreten. Den Anfang macht die Partie gegen den unangefochtenen Spitzenreiter Hannover 78. Auf einen Punktgewinn oder gar einen Sieg spekuliert daher keiner der HRC-Verantwortlichen.
„Wir sind natürlich krasser Außenseiter. Jeder rechnet mit einer hohen Klatsche für uns“, sagt Teamsprecher Gordon Roeder. Doch der Hamburger RC gibt sich kämpferisch. Mit Blick auf die 0:67-Hinspielniederlage will der HRC in der heimischen Rugby-Arena Stadtpark ein besseres Ergebnis erzielen und selbst punkten. „Wir haben nichts zu verlieren und wollen den guten Eindruck in der bisherigen Saison bestätigen und wieder in die Spur finden, nach der eher schlechten Vorstellung bei Germania List“, führt Roeder aus. Das Rezept dafür lautet: Ballbesitz und Kontrolle mit dem eigenen Sturm ausüben. Roeder ist sich dabei bewusst, dass ein hartes Stück Arbeit vor dem HRC liegt, zumal einige Stammspieler wegen Verletzungen dieses Jahr kein Spiel mehr bestreiten werden.
Ein Grund, warum die Verantwortlichen beim Hamburger RC ebenfalls die Winterpause herbeisehnen. Doch bis es so weit ist, hofft die rot-schwarze Punktemaschine Gordon Roeder auf Unterstützung durch Petrus. „Als Stürmer wünsche ich mir gegen einen hintermannschaftslastigen Gegner wie Hannover 78 einen möglichst tiefen Platz. Mal sehen, was das Hamburger Wetter bis Sonntag noch so her gibt“, schmunzelt Roeder.
TotalRugby-Prognose: Egal, ob Sonne, Regen, Sturm oder Hagel – Hannover 78 agiert immer mehr wie eine gut geölte Maschine, die auch den Hamburger RC überrollen wird. Es sei denn, beim Spitzenreiter der Nord/Ost-Gruppe sind alle in Winterschlaf gefallen, denn Informationen zu dem Spiel in Hamburg gab es leider keine. Aber dennoch wird Hannover 78 das Spiel mit +50 Punkten gewinnen.
Süd/West
TSV Handschuhsheim – Heidelberger RK Samstag, 13. Dezember 13 Uhr
Der TSV Handschuhsheim macht sich vor dem Duell mit dem Serien-Meister keine Illusionen: Gegen den Ruderklub ist für die Löwen nichts zu holen. Zumal Kapitän Georg Hartmann nicht der einzige Handschuhsheimer ist, der vor Kräftemessen mit dem Stadt-Nachbarn passen muss. „Dieses Wochenende steigt das letzte Heimspiel des Jahres. Kommt raus und feuert die Löwen gegen den internationalen deutschen Meister HRK an...“ flüchten sich die Gastgeber auf ihrer Facebook-Seite schon einmal in Galgenhumor.
Beim Heidelberger RK lässt man sich von solchen Psycho-Spielchen sicher nicht aus der Ruhe bringen. Das „Team Capri Sonne“ wird auch gegen den TSV sein Standardprogramm abziehen und da ist es auch völlig nebensächlich, dass mit Sean Armstrong der Kapitän der Deutschen Nationalmannschaft zu ersetzen ist. Vorbei sind die Zeiten, als Spiele zwischen dem TSV und dem HRK umkämpfte und gut besuchte Derbies waren.
TotalRugby-Prognose: Es ist kein Duell Löwen gegen Zebra, sondern es erinnert eher an das Zusammentreffen zwischen einer Schlange und einem Kaninchen. Wer will der Heimmannschaft verdenken, dass sie schon beim Gedanken an die Übermacht von der anderen Neckarseite erstarrt. Die Rugby-Bundesligisten müssen sich etwas einfallen lassen, um diesen Meister vom Sockel zu stoßen. Am Wochenende ist es aber mit Sicherheit noch nicht soweit. HRK +67
RG Heidelberg – SC Frankfurt 1880 Samstag, 13. Dezember 14 Uhr
Bei der Rudergesellschaft brennt man auf die Revanche gegen den SC Frankfurt 1880, war das Spiel gegen die Hessen doch das einzige in dieser Spielzeit bei welchem man die eigenen Erwartungen nicht wirklich erfüllen konnte. Trainer Christopher Weselek muss allerdings gegen die Rot-Schwarzen auf Kapitän Marvin Dieckmann, der sich bei den Dubai 7s einen Bänderriss im Knöchel zugezogen hat sowie auf dessen 7er-Kumpel Bastian Himmer (Weißheitszähne) verzichten. Aber in der Hintermannschaft haben die "Orange Hearts" ohnehin Qualität im Überfluss, bisweilen happerte es im vermeintlich stärkeren Mannschaftsteil der jungen Orangehemden am harmonischen Zusammenspiel. Wohingegen der Sturm, mit seinem Mix aus alten Haudegen und jungen Wilden, gerade am Gassepaket immer wieder für Punkte gut war.
Aufgrund der Spielpause am vergangenen Wochenende sei die Luft im Training etwas raus gewesen, gab SC-Trainer Daniel Cünzer zu. "Aber am Donnerstag war die Energie rechtzeitig zum Spiel am Samstag wieder da." Und Energie wird wohl auch erforderlich sein. Denn Cünzer rechnet mit einem schweren Spiel - vor allem aufgrund des Wetters. "Der Platz wird sicherlich tief sein." Im Hinspiel gelang den Frankfurtern mit 43:30 der erste Saisonsieg in der Meisterrunde. Im Vergleich zu damals werden diesmal aber einige Akteure fehlen. So stehen Tim Manawatu (als Jugendtrainer im Einsatz) Keiran Manawatu (Zahnimplantat) und Dennis Feidelberg (Rückenprobleme) nicht zur Verfügung. Ansonsten sind Cünzer zufolge "alle Mann an Bord". Auch Mike Patching, der auf 7 Spielen wird.
TotalRugby-Prognose: Wir bleiben dabei: Ohne Manawatus, ohne Chance! Der SC Frankfurt 1880 wird sich ohne das durchsetzungsstarke Kiwi-Brüderpaar bei der ersatzgeschwächten Rudergesellschaft redlich mühen, am Ende aber ohne Punkte bleiben. RGH +21
RK Heusenstamm – SC Neuenheim Samstag, 13. Dezember 15 Uhr
So schnell trifft man sich wieder: Erst vor zwei Spieltagen standen sich beide Teams gegenüber. "Es war ein sehr spannendes Spiel", erinnert sich RKH-Trainer Jens Steinweg. Wie so oft in dieser Saison fehlten den "Füchsen" aus Heusenstamm nur Kleinigkeiten zum ersten Saisonsieg in der Meisterrunde. Sie verloren 14:19. "Natürlich wollen wir jetzt Wiedergutmachung, auch weil die vergangenen Partien gegen die Heidelberger Klubs alle denkbar knapp verloren wurden", sagt Steinweg. "Knapp daneben ist aber bekanntermaßen ja auch vorbei und so werden wir alles daran setzen, etwas Zählbares aus diesem Jahr mitzunehmen." Fehlen werden Siebener-Nationalspieler Sam Rainger sowie die beiden Erste-Reihe-Stürmer Markus Otterbein und Horta, der Einsatz von Marc-André Bettner entscheidet sich kurzfristig.
Der Sportclub Neuenheim muss den Ausfall seines wuchtigen Spielmachers Wynston Cameron-Dow verkraften, der sich bereits ins warme Australien zum Weihnachts-Urlaub verabschiedet hat. Fraglich ist der Einsatz von Nationalspieler Marten Strauch, der Medizin-Student laboriert noch an den Folgen eines Nasenbeinbruchs. Dafür kann sich Cheftrainer Uwe Schwager über die Rückkehr von Sturmtank Willians Portillo freuen, der der sich wohlbehalten von seinem Südamerika-Abenteuer zurückgemeldet hat.
TotalRugby-Prognose: Cameron-Dow auf Seiten des SC Neuenheims und Sam Rainger auf Seiten des RK Heusenstamms haben das letzte Duell der beiden Vereine geprägt. Diesmal wird der Verein siegen, der den Ausfall seines Kreativkopfs besser kompensieren kann. Auf dem Papier ist das der Sportclub, aber irgendwann muss bei den Füchsen ja mal der Knoten platzen, deshalb tippen wir diesmal auf vier Tabellenpunkte für den vermeintlichen Underdog. RKH +3
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