Ex-Frankreich-Profi Robert Mohr bei seiner Premiere im HRK-Trikot - © Jürgen Keßler
Es war ein spannendes und nasskaltes Rugby-Wochenende, an welchem sich der Trend der vergangenen Wochen fortsetzte: 100er-Klatschen wie sie in den letzten Jahren vor und nach der Ligareform noch an der Tagesordnung waren werden weniger und insbesondere das Mittelfeld in beiden Staffeln liegt richtig eng beeinander. Nur die Überflieger Hannover 78 und Heidelberger RK entziehen sich weiterhin konsequent diesem Trend!
Nord/Ost
Statt von der erhofften Leichtigkeit machte sich beim SC Germania List (4., 20 Punkte) nach der derben 8:66-Klatsche im Derby mit Nord/Ost-Primus Hannover 78 (1., 40 Punkte) Ernüchterung breit. Nach der knappen 3-Punkt-Hinspiel-Niederlage am schnellen Graben hatten sich die in Bestbesetzung angetreten Gastgeber deutlich mehr ausgerechnet, doch der von Ex-Nationaltrainer Torsten Schippe trainierte Vorjahres-Halbfinalist war in der List eine Nummer zu groß für die junge Heimmannschaft.
Zehn Jahre waren seit dem letzten Derbysieg des Hamburger RC (5., 18 Punkte) über den großen Rivalen FC St. Pauli (6., 11 Punkte) vergangen, doch am Samstag gelang den Rot-Schwarzen vor 400 Zuschauern ein frenetisch gefeierter 22:10-Sieg. Insbesondere im Sturm und dabei vor allem im Gedränge war der HRC dem Kultklub vom Kiez mehr als eine überlegen Der HRC hat mittlerweile schon 12 Punkte Vorsprung auf einen Nicht-Playoff-Platz, während der FC St. Pauli weiter nur fünf Punkte vor der SG Siemensstadt/Grizzlies liegt.
Im Hinspiel hatte die RU Hohen Neuendorf (8., 2 Punkte) auf heimischen Rasen noch 3:76 gegen den RK 03 Berlin (2., 34 Punkte) verloren, im Rückspiel verloren die Brandenburger „nur“ noch mit 15:52. Insbesondere im zweiten Spielabschnitt konnten die Orangehemden, bei denen Gedrängehalb Fabian Wendt gleich zwei Versuche verbuchte, die Partie offener gestalten, die souverän agierenden Gelb-Schwarzen jedoch nie wirklich in Bedrängnis bringen.
Teuer verkauft hat sich Erstliga-Neuling SG Siemensstadt/Grizzlies (7., 6 Punkte) im Stadtderby beim Berliner RC (3., 31 Punkte). 41:17 stand es nach 80 Minuten für den Vorjahreshalbfinalisten und während der BRC weiter in Kontakt mit dem Spitzenduo bleibt, reift bei den Berliner Grizzlybären die Erkenntnis, dass ehrenhaften Niederlagen alleine nicht für eine Play-Off-Teilnahme reichen werden.
SC Germania List – Hannover 78 8:66 FC St. Pauli – Hamburger RC 10:22 | Fotos RK 03 Berlin – RU Hohen Neuendorf 52:15 Berliner RC – SG Siemensstadt/Grizzlies 41:17
Süd/West
Auf dem schweren Kölner Geläuf war der gastgebende ASV Köln (8., 0 Punkte) den Gästen des TSV Handschuhsheims (5., 14 Punkte) ein unangenehmer Spielpartner. Doch die Präzession und Power der Löwen war zu viel für die rheinischen Kreuzritter und so gab es ein leistungsgerechtes 37:8 zu Gunsten der Gastmannschaft. Durch diesen Sieg verbessert sich der TSV auf den 5. Tabellenplatz und somit auf einen Play-Off-Rang. Die Kölner warten indes noch auf die ersten Tabellenzähler in der Meisterrunde.
Ohne Manawatus, ohne Chance. So lässt sich die Leistung des SC Frankfurt 1880 (7., 11 Punkte) gegen den Heidelberger RK (1., 40 Punkte) zusammenfassen. Dennoch verkaufte sich die junge Truppe der Hessen auch gegen den Serienmeister aus der Kurpfalz gut und teuer und kam bei der 7:62-Niederlage immerhin zu einem Ehrenversuch. Der Klub, mit 14 (!) Nationalspielern in der Startaufstellung darunter erstmals Frankreich-Profi Robert Mohr, experimentierte mit einem neuen vielversprechenden Offensiv-System, fand sich darin aber noch nicht so gut zurecht wie in vertrauten Spielweise der letzten Meisterschafts-Spielzeiten. Jaco Otto, der einzige Nicht-Nationalspieler in der Startaufstellung des Heidelberger RK, erzielte sechs (!) Versuche.
Kaum mehr als eine Handvoll Zuschauer wollten das Heimspiel des SC Neuenheim (3., 23 Punkte) gegen den West-Champion RK Heusenstamm (6., 12 Punkte) verfolgen. Dabei lieferten sich beide Teams auf dem Neuenheimer-Museumsplatz ein hochspannenden Schlagabtausch mit zahlreichen Führungswechseln, in welchem die Gäste aus Heusenstamm die bessern Chancen, der Sportclub aber die bessere Chancenverwertung hatte und daher auch zu Recht einen knappen 19:14-Sieg verbuchen konnte. Besonders stark auf Seiten des Sportclubs war wuchtige Verbinder Wynston Cameron-Dow, während beim RK Heusenstamm 7er-Nationalspieler Sam Rainger als unermüdlicher Antreiber zu überzeugen wusste.
Zahlreiche lautstarke Unterstützer sahen bei der RG Heidelberg (4., 19 Punkte) einen ersatzgeschwächten TV Pforzheim (2., 38 Punkte) der sich weit entfernt von der angestrebten Endspiel-Form präsentierte. Den stets wacker kämpfenden Orange Hearts gelang es jedoch nicht aus der Pforzheimer-Schwäche Kapital zu schlagen, insbesondere die schlechte Defensiv-Organisation, das schwache Gassespiel der Heidelberger sowie die gute Form von TVP-Nationalspieler Carlos Soteras-Merz, besiegelten den Sieg der Rhinos auf dem mitgenommenen Geläuf des Heidelberger Fritz-Grunebaum-Sportparks. Stark auf Seiten der Rudergesellschaft waren die Sturm-Veteranen Tit Hocevar und Christoph Hug sowie die 7er-Nationalspieler Fabian Heimpel und Marvin Dieckman. Beim TVP wussten neben Soteras-Merz der schnelle Manasah Sita sowie Spielmacher Jeremy Te Huia zu überzeugen.
ASV Köln – TSV Handschuhsheim 8:37 SC Frankfurt 1880 – Heidelberger RK 7:62 SC Neuenheim – RK Heusenstamm 19:14 RG Heidelberg – TV Pforzheim 18:34
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