Die Angreifer des RK Heusenstamm bissen sich an der guten Verteidigung der Heidelberger Gäste zu häufig die Zähne aus - © Jürgen Keßler
Der Heidelberger RK und der TV Pforzheim dominieren das Meisterrunden-Geschehen im Stile von Real Madrid und dem F.C. Barcelona und nehmen dem Wettkampf um dem bronzenen Meisterball damit einiges an Brisanz, doch dahinter gestaltet sich der Kampf um die Play-Off-Plätze richtig spannend. 100er-Klatschen wie in den vergangen zwei Spielzeiten sind bisher eher eine Seltenheit.
Nord/Ost
Zusätzlich angestachelt durch die negative Prognose in der TotalRugby-Vorschau, für die es als "Dank" ein Foto mit entsprechender Widmung an TR-Redakteure nach dem Schlusspfiff gab, erkämpfte sich der Hamburger RC (5., 13 Punkte) einen 21:16-Auswärtssieg bei der SG Siemensstadt/Grizzlies (7., 6 Punkte) und unterstreicht damit die positive Entwicklung welche die Mannschaft unter dem vor Saisonbeginn zu den Hamburger gekommenen Übungsleiter Carsten Segert genommen hat. Hamburgs wuchtigem Sturmführer Gordon Roeder gelangen zwei Versuche. Die SG aus Berlin kassierte im Spielverlauf drei gelbe und eine rote Karte.
Mit voller Ersatzbank und großem Selbstbewusstsein hat Erstliga-Aufsteiger RU Hohen Neuendorf (8., 1 Punkt) den FC St. Pauli (6., 11 Punkte) in Empfang genommen. Die vom Argentinier Bonanno trainierten Brandenburger leisteten sich aber gegen die erfahrenen Kierzrugger zu viele unnötige Ballverluste und verloren dementsprechend deutlich mit 12:48. Für Pauli war dieser Sieg ein ganz wichtiger im Kampf um den Play-Off-Rang zu verteidigen.
Bis zur Halbzeit hatte der SC Germania (4., 15 Punkte) gegen den Berliner RC (3., 21 Punkte) noch in Front gelegen. Doch ein Schlussspurt im zweiten Spielabschnitt brachte dem Vorjahres-Halbfinalisten den hart erkämpften Auswärtssieg. Für die tapferen Germanen brachte ein Versuch kurz vor Spielende immerhin zwei Bonuspunkt (Offensiv- und Defensivzähler).
Die bessere Spielstruktur und der erneut überragende 15er- und 7er-Nationalspieler Phil Szczesny (3 Versuche, 4 Erhöhungen und ein Straftritt) gaben im Kräftemessen zwischen dem Nord/Ost-Spitzenreiter Hannover 78 (1., 30 Punkte) und dem Nord/Ost-Zweiten RK 03 Berlin (2., 24 Punkte) den Ausgleich zu Gunsten der Niedersachsen und das obwohl der RK 03 sich beim Vorjahres-Semifinalisten insbesondere in der Schlussphase als die körperlich fittere Mannschaft präsentierte. Kleiner Wehrmutstropfen: Leider gelingt es Hannover 78 in dieser Saison nicht verlässlich einen LiveTicker von den eigenen Heimspielen anzubieten.
SG Siemensstadt/Grizzlies – Hamburger RC 16:21 RU Hohen Neuendorf – FC St. Pauli 12:48 SC Germania List – Berliner RC 24:30 Hannover 78 – RK 03 Berlin 36:11
Süd/West
Der RK Heusenstamm (5., 11 Punkte) ist den eigenen gestiegenen Ansprüchen mal wieder nicht gerecht geworden und musste sich in der Nachspielzeit der abermals stark ersatzgeschwächten RG Heidelberg (3., 19 Punkte) geschlagen geben. Dabei waren die von Jens Steinweg und Markus Walger betreuten Füchse erstmals als klarer Favorit ins Duell mit den Orange Hearts gegangen, doch gerade in der Schlussphase präsentierte sich die junge RGH-Mannschaft gegen die mittlerweile durchaus erfahrenen Heusenstammer als die abgezocktere Truppe. 7er-Nationalspieler Fabian Heimpel verwandelte mit dem Schlusspfiff den entscheidenden Straftritt zum 28:27-Sieg der Kurpfälzer.
Immerhin einen Versuch zum zwischenzeitlichen 7:7 konnte der ASV Köln (8., 0 Punkte) bei der deutlichen 7:95-Niederlage gegen den Deutschen Meister Heidelberger RK (1., 35 Punkt) beisteuern. Das war’s dann aber auch schon mit der Spannung am Harbigweg, wo die Hausherren zu insgesamt 15 Versuchen kamen.
Ohne die Nationalspieler Jannis Läpple, Mark Sztyndera und Kieran Manawatu sowie Spielertrainer Tim Manawatu (alle mit dem Frankfurter Nachwuchs bei einem Jugendturnier in England) war der SC Frankfurt 1880 (6., 11 Punkte) beim TV Pforzheim (2., 28 Punkte) völlig chancenlos. Pforzheims Supersprinter Manasah Sita erzielte insgesamt drei Versuche, zwei weitere Spieler (Tyrone te Ruruku und Sam Gavigan) punkteten doppelt. Erst als die Gastgeber in der Schlussphase etwas Dampf rausnahmen, gelang den nie aufsteckenden Gästen der Ehrenversuch zum 80:8 Endstand. In der Tabelle fällt der SC 80 nach dieser Niederlage vom 4. auf den 6. Platz und muss den Play-Off-Platz vor den Löwen aus Heidelberg-Handschuhsheim verteidigen.
Der TSV Handschuhsheim (7., 5 Punkte) musste sich in einem emotional geführten Derby gegen die stark verjüngte Mannschaft des SC Neuenheim (4., 14 Punkte) knapp mit 13:20 geschlagen geben, wurde aber für seine Mühen immerhin mit einem Defensivpünktchen belohnt. Beim TSV ist die Operation Jugendstil vorerst vertagt, nachdem jüngst die erfahrenen Moritz Bayer und Ex-Nationalspieler Mathias Pipa (34) ihr Comeback feierten, kehrte gegen den Sportclub der ehemalige Nationalmannschaftskapitän Jens Schmidt (33) und frenetischem Beifall der fast 700 Zuschauer auf die Bundesligabühne zurück. Es würde nicht überraschen wenn in den kommenden Wochen noch Schmidts ehemalige Nationalmannschaftskumpels Alexander Hug (der 30-jährige unterstützt den TSV als Co-Trainer) und Alexander Pipa (der 31-jährige spielt bereits seit einigen Wochen in der 2. Mannschaft) in die 1. Mannschaft zurückkehren würden – lassen wir uns überraschen!
RK Heusenstamm – RG Heidelberg 27:28 | Fotos Heidelberger RK – ASV Köln 95:7 TV Pforzheim – SC Frankfurt 1880 80:8 TSV Handschuhsheim – SC Neuenheim 13:20
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