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Gruß von der Insel (24) - Die WM im Blick
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Geschrieben von Max Lueck   
Mittwoch, 5. November 2014

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Im 24. Teil seiner Kolumne blickt Max Lueck mit uns auf die Autumn Internationals

Während die deutsche Nationalmannschaft in diesen Tagen aus dem sonnigen Namibia heimkehrt, beginnt für die weltbesten Mannschaften, im deutlich kühleren Europa, die Zeit der alljährlichen Autumn Internationals.

Die Serie ist in diesem Jahr besonders interessant, da es bereits einer der letzen ernsthaften Vorbereitungen auf die sehnlichst erwartete Weltmeisterschaft im kommenden Jahr sein wird. Für viele Teams wird der Herbst zu einem ernsten Reality-Check. Wo steht man im internationalen Vergleich und vor allem inwiefern ist man überhaupt fit für die WM, sind zwei der vielen Fragen, auf die Antworten gesucht werden.

Ein Rückblick: England, derzeit auf Rang 3 in der Weltrangliste, befand sich vor genau zwölf Jahren in einer ähnlichen Situation. Knapp ein Jahr vor einer  anstehenden WM (damals in Australien) kamen Neuseeland, Australien und abschließend Südafrkia im November 2002 nach Twickenham.

Alle drei Mannschaften konnten die Engländer, damals noch unter der Leitung von Clive Woodward, bezwingen. Kurz vor der WM im Folgejahr, gelang sogar ein seltener Erfolg auf neuseeländischem Territorium gegen Dauerfavorit All Blacks. Damit stand fest, England war bereit für den ganz großen Wurf.

Mehr als ein Jahrzent später, steht England sowie die anderen europäischen Top-Teams aus Wales, Irland und Schottland vor folgender Augangslage: Gelingen in diesem Herbst Erfolge gegen die Rivalen von der Südhalbkugel, kann man sich in den kommenden Monaten in Ruhe auf die Feinheiten der WM-Vorbereitung konzentrieren.

Ist das allerdings nicht der Fall, stehen den Trainern hektische Zeiten bevor, in denen taktische- und personelle Entscheidungen von allen Seiten hinterfragt werden. Um das zu vermeiden wird im Moment sehr viel Augenmerk auf die bevorstehenden Aufgaben gelegt. Denn die haben es in sich.

England bekommt es mit Hochkarätern wie Neuseeland, Südafrika, Samoa und Australien zu tun. Das alleine gleicht schon fast einer kleinen WM. Vor allem Siege gegen die ersten beiden Gegner, derzeit eins und zwei der Weltrangliste, würde für ordentlich Selbstvertrauen im englischen Lager sorgen. Stuart Lancaster´s Jungs plagen im Moment auch noch erhebliche Verletzungssorgen, was die Aufgabe nicht leichter macht. Unter anderem fallen Geoff Parling, Alex Corbisiero, Tom Youngs und Tom Croft aus

Ähnlich schwierige Aufgaben erwarten auch den Nachbarn aus Wales. Neben den drei großen SANZAR-Nationen spielen die Waliser zusätzlich gegen Fiji. Nach dem großen Ausverkauf sämtlicher Stars gen Frankreich und England, wird sich für Coach Warren Gatland herrausstellen ob die Dragons als Kollektiv immer noch so gut funktionieren wie in der Vergangenheit – oder ob das interne Verbandschaos sich auch auf die sportlichen Leistungen auswirkt.

Ein Faktor der die kommenden Partien besonders spannend macht, ist die Tatsache das Trainer, Spieler und Fans vor allem auch die Spiele der Konkurrenz intensiv beobachten werden. Beispielsweise treffen bei der Partie Wales gegen Australien gleich zwei von Englands WM-Gruppengegner aufeinander. Da will man schon einmal genauer hinsehen was die Konkurrenz so treibt. Sowohl für Wales als auch Australien wird es langsam Zeit zu beweisen, daß sie besser sind als ihre zuletzt schwache Form auf internationalem Parkett.

Von einer Formschwäche hingegen, kann man beim amtierenden Six-Nations Champion Irland nicht reden. Nachdem man im letzten Jahr dramatisch gegen die All Blacks verlor, wollen die Iren nun im ersten Jahr ohne Talisman Brian O´Driscoll, endlich beweisen das sie nicht nur in Europa zur Spitze gehören. Am kommenden Samstag gegen die Springboks, bietet sich die Gelegenheit, einen ganz großen zu besiegen. Anschließend wartet Georgien und am Ende des Monats steht dann noch ein Spiel gegen Australien auf dem Programm – wahrscheinlich der weitaus anspruchsvollerere Gegner.

Und Schottland? Bei dem scheinbar ewigen Sorgenkind des britischen Rugby´s hofft man das nun Coach Vern Cotter, ehemals Trainer bei Clermont, das Ruder endlich herumreißt. Zu wünschen wäre es ihnen, nachdem man bei den Six-Nations nur einen dürftigen Sieg gegen Italien einfahren konnte. Auf dem Spielplan der Schotten, stehen unter anderem Argentinien und Tonga, die stets unangenehm aber dennoch schlagbar sind. Gegen die All Blacks am 15. November ist wahrscheinlich deutlich weniger drin.

Allerdings bieten die kommenden Wochen viel Raum für große Überraschungen. Und wer im Herbst 2014 zu optimaler Form findet, kann sich auf den September 2015 freuen.

Best wishes,

Max

Max Lueck, 30, hat seine Rugbykarriere als Spieler in Brühl angefangen und zog 2007 nach England,  um dort Coaching zu studieren. Mittlerweile hat er mit vielen Rugby-Vereinen und Athleten als Trainer und Manager gearbeitet. Derzeit baut er mit Leidenschaft und Ehrgeiz das Projekt 7 Bamboos Rugby auf und bloggt regelmäßig für diverse Plattformen und Online Magazine. Weitere Informationen unter www.7bamboosrugby.com

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