Die Konkurrenz holt auf: Der FC St. Pauli musste im Derby gegen den Hamburger RC mächtig kämpfen, um den Stadtrivalen zu bezwingen - © Perlich
Die Vorrunde der 1. Bundesliga wurde am Wochenende mit einigen Nachhol-Begegungen der Süd-Staffel beendet. Grund genug einmal einen genaueren Blick auf die einzelnen Vorrunden-Gruppen und deren Ausgang zu werfen. Fest steht schon jetzt – das Teilnehmerfeld ist im Jahr drei nach der großen Ligareform deutlich enger zusammengerückt. Lediglich in der einstmals so umkämpften Süd-Staffel scheinen die ehemaligen Titelanwärter SCN, TSV und RGH vor der Übermacht des Heidelberger RK und des TV Pforzheim kapituliert zu haben.
Nord
Vorjahres-Halbfinalist Hannover 78 hat sich souverän (wenn auch nicht annährend so souverän wie in der Vorsaison) mit vier Bonuspunkt-Siegen für die Meisterrunde qualifiziert. Dahinter folgt der SC Germania List, der bis auf seinen Ausrutscher beim Hamburger RC eine bärenstarke Vorrunde spielte.
Der FC St. Pauli rettete sich mit einem knappen Derby-Sieg über den Stadtrivalen HRC noch direkt in die Meisterrunde. Während die von DRV-Vizepräsident Carsten Segert betreuten Rot-Schwarzen in der Relegation gegen den Berliner SV 92 nachsitzen müssen.
Schwierig wird es für Nord-Schlusslicht TSV Victoria Linden, der nach einer Vorrunde mit nur einem Sieg (am 1. Spieltag gegen den Hamburger RC) in der Relegation beim starken Ost-Aufsteiger RU Hohen Neuendorf ran muss. Keine leichte Aufgabe für die Mannen um 7er-Nationalspieler Rafael Pyrasch.
Meisterrunde: Hannover 78 (1., 20 Punkte), SC Germania List (2., 13 Punkte), FC St. Pauli (3., Punkte)
Relegation: Hamburger RC (4., 5 Punkte), TSV Victoria Linden (5., 4 Punkte)
DRV-Pokal: -
Ost
Der RK 03 Berlin hat den Berliner RC vom Ost-Thron gestürzt und zieht nach dem verdienten Derby-Sieg als beste Ostmannschaft in die Meisterrunde Nord/Ost.
Der von Danny Stephens betreute Berliner Rugby Club hat nach dem großen personellen Umbruch vor Saisonstart noch nicht zu alter Spielstärke zurückgefunden und wird sich deutlich steigern müssen, um ein ähnliches gutes Meisterrunden-Ergebnis wie in der letzten Spielzeit, dort kamen die Berliner bis ins Meisterrunden-Halbfinale, erreichen zu können.
Aufsteiger SG Siemennstadt/Grizzlies hat sich mit Siegen über die direkten Konkurrenten Hohen Neuendorf, den Berliner SV 92 und RC Leipzig sowie mit stabilen Leistungen gegen RK 03 Berlin und den Berliner RC als dritte Kraft in der Ost-Liga präsentiert und sollte auch in der Nord/Ost-Gruppe der Meisterrunde konkurrenzfähig sein.
Der RU Hohen Neuendorf ist ein Weiterkommen in der Relegation gegen den Nord-Fünften TSV Victoria Linden durchaus zuzutrauen, während der Berliner SV 92 als Ost-Fünfter gegen den Hamburger RC vermutlich die Flügel streichen wird. Der RC Leipzig geht mit nur einem Pünktchen aus fünf Spielen direkt in den DRV-Pokal, zählt dort aber mit Sicherheit zum erweiterten Kreis der Titelanwärter.
Meisterrunde: RK 03 Berlin (1., 24 Punkte), Berliner RC (2., 21 Punkte), SG Siemensstadt/Grizzlies (3., 14 Punkte)
Relegtion: RU Hohen Neuendorf (4., 10 Punkte), Berliner SV 92 (5., 4 Punkte)
DRV-Pokal: RC Leipzig (6., 1 Punkt)
Hier gibt es eine Übersicht aller Spielberichte der Erstliga-Vorrunde
Süd
Am Nachholspieltag der Süd-Staffel hat Meister Heidelberger RK den mit nur 16 Mann über den Neckar gekommenen TSV Handschuhsheim im Schongang mit 71:0 abgefertigt. Die Zebras ziehen selbstverständlich direkt in die Meisterrunde während die gebeutelten Löwen beim RC Aachen nachsitzen müssen. Was beim TSV, der seit Beginn der Saison von Ex-Bundestrainer Peter Ianusevici betreut und beraten wird, derzeit falsch läuft kann nur vermutet werden: Das etwas falsch läuft, wenn ein Verein der vor Wochenfrist zum vierten Mal mit dem Grünen Band für vorbildliche Jugendarbeit ausgezeichnet wurde und der neben einer 1. und einer 2. Mannschaft sogar ein U23-Team bilden kann, nur mit 16 Mann zu einem Derby beim Stadtnachbarn antritt, ist jedoch unstreitig.
Dem internationalen Starensemble des TV Pforzheim gelang mit dem 141:0 über den Heidelberger TV ein Rekordsieg. Die Goldstädter zeigten sich gegen die müden Turner gut erholt von der ernüchternden 0:54-Klatsche auf heimischen Rasen gegen den ersatzgeschwächten Heidelberger Ruderklub. Aufgabe bis zum angestrebten Bundesliga-Endspiel muss es sein, aus den talentierten Rugby-Legionären eine Einheit zu formen, die sich mit der Aufgabe als Rugby-Entwicklungshelfer identifizieren kann, um nicht nur womöglich dem großen Rivalen aus der Kurpfalz endlich mal ein Bein stellen zu können, sondern um – viel wichtiger – den Rugbysport im Nordschwarzwald so aufzustellen, dass sich dieser gut geführte Verein mittelfristig über deutsche Nachwuchskräfte und Eigengewächse profilieren kann.
Richtig gut präsentierte sich die Rudergesellschaft Heidelberg in den letzten beiden Liga-Spielen gegen den TSV Handschuhsheim (30:0) und im Sonntags-Spiel gegen die internationale Spitzentruppe des SC Neuenheim (26:21). Dabei profitierten die Orangehemden in erster Linie von ihren superfitten Spielern aus der 7er-Trainingsgruppe des Deutschen Rugby-Verbands: Allen voran der nach seiner Rotsperre erstmals aufgelaufene Verbinder Fabian Heimpel (8 Punkte), aber auch seine 7er-Nationalmannschaftskumpels Marvin Dieckmann (13 Punkte), Elmar Heimpel, Robert Haase, Stefan Wadlinger (5 Punkte) und Raphael Hackl stellten eindrucksvoll unter Beweis, dass sich tägliches Training auf hohem Niveau mit der Zeit auszahlt.
Dem unterlegenen Sportclub Neuenheim bleibt als Tabellenvierter der Süd-Vorrunde der Gang in die Relegation erspart, die Königsblauen profitieren davon, dass sich in der Westgruppe nur insgesamt vier Meisterrunden-Bewerber gefunden hatten.
Der Heidelberger TV war bis auf die Spiele gegen die Endspiel-Teilnehmer Heidelberger RK und TV Pforzheim in jeder Partie konkurrenzfähig und ist in guter Position, um den Titel im DRV-Pokal verteidigen zu können.
Meisterrunde: Heidelberger RK (1., 25 Punkte), TV Pforzheim (2., 20 Punkte), RG Heidelberg (3., 14 Punkte), SC Neuenheim (4., 10 Punkte)
Relegation: TSV Handschuhsheim (5., 5 Punkte)
DRV-Pokal: Heidelberger TV (6., 0 Punkte)
West
Die dezimierte West-Gruppe wurde ganz klar vom stark aufspielenden RK Heusenstamm dominiert. Wie stark die Füchse zur Zeit sind, stellten sie u.a. bei einem Testspiel gegen die Nationalmannschaft Österreichs unter Beweis. Das Team Austria war gegen die Hessen, die mit Nationalspieler Mark Sztyndera (SC Frankfurt 1880) einen hochkarätigen Gastspieler in ihren Reihen hatten, ohne Chance und verlor deutlich mit 13:33. In der aktuellen Form sind die 7er-Experten vom Martinsee ein mehr als nur ein Geheimtipp für einen Platz im Meisterrunden-Halbfinale.
Drunter und drüber geht es mal wieder beim Ex-Meister SC Frankfurt 1880. Nach Auflösung der Profi-Abteilung haben die Hessen auf dem Papier zwar nach wie vor eine super Truppe beisammen, aber leider bekommen sie diese viel zu selten aufs Spielfeld. Insbesondere die beiden Nationalspieler Jannis Läpple und Mark Sztyndera glänzten bisher in erster Linie durch permanente Abwesenheit. Die Unzuverlässigkeit des eigenen Kaders bewog den 80 sogar dazu auf dem Bundesliga-Ausschuss per Eilantrag um die Teilnahme am DRV-Pokal zu bitten. Doch da die anderen Bundesligisten sich der Argumentation des Traditionsvereins nicht anschließen konnten, muss der Sportclub bis zum Saisonende in der Meisterrunde auf die Zähne beißen. Ein echter Charaktertest also für die talentierte Truppe von Headcoach Daniel Cünzer.
Gespannt sein darf man darauf wie sich der ASV Köln in der Meisterrunde präsentiert. Die vom emotionalen Korsen Eric Daniel behutsam aufgepäppelten Crusaders planen in der Süd/West-Staffel der Meisterrunde den ein oder anderen Favoritensturz und wollen keinesfalls als Kanonenfutter für die Bundesliga-Schwergewichte aus dem Süden der Republik herhalten.
Der RC Aachen wartet in dieser Saison noch aufs erste Erfolgserlebnis: Dieses wird sich auch im Relegationsspiel gegen die Löwen aus Heidelberg/Handschuhsheim nicht einstellen. Doch im DRV-Pokal dürfte mit den jungen Wilden der Öchern durchaus zu rechnen sein.
Meisterrunde: RK Heusenstamm (1., 15 Punkte), SC Frankfurt 1880 (2., 10 Punkte), ASV Köln (3., 4 Punkte)
Relegation: RC Aachen (4., 0 Punkte)
DRV-Pokal: -
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