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Guinness-Rekord: Würzburg veranstaltet kleinstes Rugby-Turnier der nördlichen Hemisphäre
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Geschrieben von Heinz Albers   
Samstag, 12. Juli 2014

Dabei hatte es zunächst nach diesem Rekord überhaupt nicht ausgesehen, denn neben den Gastgebern und Neckarsulm hatten Bamberg und Tübingen ihr Kommen angedroht. Als jedoch beide Teams am Turniermorgen absagten - offensichtlich liegen noch zu viele ihrer Spieler auf den Intensivstationen Göttinger Kliniken - konnten die Gastgeber erleichtert das Projekt 'Kleinstes Rugbyturnier der nördlichen Hemisphäre' starten.

Dies wurde unterstützt dadurch, dass Neckarsulm nur mit 7 Spielern antrat, weil prominente Unterländer Spielerpersönlichkeiten ihr Kommen wegen Restalkohol- und daraus resultierenden Logistikproblemen absagen mussten. Die Gastgeber, ebenfalls ohne ihre verunfallten Göttinger Patienten, stellten immerhin neun Spieler, zum Teil mit Kampfgewichten, die das Gelingen des Projekts wieder in Frage stellten.

Dabei hatte das Würzburger Sportdezernat im Sinne des Projekts ganze Arbeit geleistet: Nicht nur, dass man aus Anlass des Rekordversuchs ein großes Stadtfest veranstaltete, nein: im Stadion, hart am Hauptplatz, war ein bonsai-artiges Spielfeld abgekreidet: gefühlte 20 mal 30 Meter groß, mit 85-95 Zentimeter breiten Streifen als Malfeldern, hinter denen, genau wie an den Seiten, nach weiteren 50 Zentimetern eine strapazierfähige Asphalt-Fläche begann, garniert mit dem einen oder anderen funkelnagelalten Hydrantendeckel. Es war schade, dass die Gastgeber diesen im Sinne ihres Projektes hervorragend geeigneten Platz nicht annahmen - denn namentlich die Asphaltflächen hätten die Teilnehmerzahl zügig weiter heruntergesetzt.

Dafür zog man um auf den Trainingsplatz in entlegener Landschaft, sinnigerweise in der Nähe des Waldfriedhofs, der weitläufige Rasen umgeben von üppiger Vegetation - was möglicherweise an der guten Naturdüngung durch Spieler und Zuschauer liegt, denn es gibt dort weder Umkleiden, noch Duschen, noch Toiletten.

Man kreidete darauf ein großzügiges Spielfeld von ca. 75 auf 115 Meter ab, ganz im Sinne des Projekts, denn die zwei Mal sieben Spieler wirkten darauf recht verloren. Auch von der Spielzeit her stand jetzt dem Gelingen des Rekordversuchs nichts mehr im Wege: man begann und endete mit dem 2 mal 10 Minuten dauernden Endspiel, dem, außerhalb des Turniers und außerhalb des Rekordversuches, eine kurze Nach-Runde folgte - als Ersatz für die ausfallende Vor-Runde.

Da Würzburg etwa das doppelte bis dreifache Kampfgewicht wie die Neckarsulmer auf den Rasen brachte, ging das Endspiel deutlich an die Platzherren, doch gelang es den Neckarsulmern in der Schlussminute noch, den entscheidenden Ehrenversuch zu legen, der Neckarsulm einen kaum erwarteten 2. Platz im Turnier einbrachte, während sich die Würzburger mit einem enttäuschenden vorletzten Platz zufrieden geben mussten.

Spieler des Tages war der Neckarsulmer Johannes A., der nicht nur durch sein statisches Spiel zu gefallen wusste, sondern stets noch über genügend Luft verfügte, um dem Schiedsrichter bei seinen Entscheidungen mit fundiertem Rat zur Seite zu stehen.

Rekordversuch geglückt - wer wagt da noch zu behaupten, mit dem deutschen Rugby gehe es nicht vorwärts??!! Dem Vernehmen nach plant Würzburg, den diesjährigen Rekord nächstes Jahr noch zu toppen, indem man beim 2. Turnier allein antritt; so wäre auch der Turniersieg schon unter Dach und Fach.

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Kommentare (4)add comment

heinrich severin said:

323
albers in narrativer hochform
chapeau, mon cher,
ich habe dein epos mit großem vergnügen gelesen. veilleicht nehmen wir im kommenden jahr auch nicht teil, um euch eine mögliche steigerung nicht zu vereiteln. aber versprechen kann ich noch nichts. doch eventuell sagen wir fünf minuten vor antritt ab, um eure jubelfeier nicht zu stören.
narrhallamarsch!
Juli 12, 2014

Adrian Heber said:

194
gaaanz Toll
...wie man die eigene Unfähigkeit ein Turnier auszurichten auch noch in hochtrabend Prosa verpackt.

Da könnt ich ko..en
Juli 13, 2014

Heinz Albers said:

210
Jetzt mal joke off
Ich habe als Rugby-Pionier i.R. allen Respekt vor der Aufbauleistung der bayerischen Standorte in der Diaspora. Die Schwierigkeiten dieser Situation kenne ich aus eigener Erfahrung.
Deshalb finde ich es unsolidarisch, dass Teams, die für das Würzburger Turnier gemeldet hatten, so kurzfristig absagten. Wenn man mit 6 Spielern am Treffpunkt ist, fährt man halt mit 6 Spielern und bringt sie in eine Piraten-Mannschaft ein. Die Neckarsulmer sind jedenfalls trotz Personalproblemen mit einer Siebener-Mannschaft und Betreuern gekommen.
Die Würzburger haben eine gute Vereinsstruktur geschaffen, die auftretenden Probleme gemeistert und aus der Situation das Beste gemacht, kämpfen aber offensichtlich mit dem Unverständnis der Sport- und Kultus-Bürokratie; das Sportamt schien Siebener-Rugby für eine Art Nonnen-Hockey zu halten. Vielleicht wäre der Anschluss an einen etablierten Großverein eine Chance. Ich hoffe auch, dass ein reger kleiner Grenzverkehr mit Hessen, Bayern und Baden-Württemberg hier weiter hilft, besonders im Bereich des Schul-Rugby.
Das von den Würzburgern angedachte eintägige Turnier am Wochenende eines großen Stadtfestes ist grundsätzlich ein schöner Saison-Abschluss oder -Auftakt für die kleinen Standorte im Grenzland. Zwar häufen sich in dieser Zeit die Siebener-Events, aber wenn das städtische Sportamt einen zentral gelegenen Rasenplatz zur Verfügung stellt, könnte das Würzburger Turnier sich regional etablieren. Sollte mich besonders freuen für meinen alten Rugby-Eleven Felix, der inzwischen in Würzburg spielt.
Den Neckarsulmern jedenfalls hat das Turnierchen gefallen. Und auch das Nachprogramm an Main und Festplatz dürfte angenommen worden sein. Ich musste aus familiären Gründen leider heim.
OG
HA
Juli 13, 2014

Christian Fischer said:

3424
...
Humorvoller Beitrag - Da schumunzelt der Rugbylaie und der Fachmann ebenso
Juli 14, 2014

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