Dabei hatte es zunächst nach diesem Rekord überhaupt nicht ausgesehen, denn neben den Gastgebern und Neckarsulm hatten Bamberg und Tübingen ihr Kommen angedroht. Als jedoch beide Teams am Turniermorgen absagten - offensichtlich liegen noch zu viele ihrer Spieler auf den Intensivstationen Göttinger Kliniken - konnten die Gastgeber erleichtert das Projekt 'Kleinstes Rugbyturnier der nördlichen Hemisphäre' starten.
Dies wurde unterstützt dadurch, dass Neckarsulm nur mit 7 Spielern antrat, weil prominente Unterländer Spielerpersönlichkeiten ihr Kommen wegen Restalkohol- und daraus resultierenden Logistikproblemen absagen mussten. Die Gastgeber, ebenfalls ohne ihre verunfallten Göttinger Patienten, stellten immerhin neun Spieler, zum Teil mit Kampfgewichten, die das Gelingen des Projekts wieder in Frage stellten.
Dabei hatte das Würzburger Sportdezernat im Sinne des Projekts ganze Arbeit geleistet: Nicht nur, dass man aus Anlass des Rekordversuchs ein großes Stadtfest veranstaltete, nein: im Stadion, hart am Hauptplatz, war ein bonsai-artiges Spielfeld abgekreidet: gefühlte 20 mal 30 Meter groß, mit 85-95 Zentimeter breiten Streifen als Malfeldern, hinter denen, genau wie an den Seiten, nach weiteren 50 Zentimetern eine strapazierfähige Asphalt-Fläche begann, garniert mit dem einen oder anderen funkelnagelalten Hydrantendeckel. Es war schade, dass die Gastgeber diesen im Sinne ihres Projektes hervorragend geeigneten Platz nicht annahmen - denn namentlich die Asphaltflächen hätten die Teilnehmerzahl zügig weiter heruntergesetzt.
Dafür zog man um auf den Trainingsplatz in entlegener Landschaft, sinnigerweise in der Nähe des Waldfriedhofs, der weitläufige Rasen umgeben von üppiger Vegetation - was möglicherweise an der guten Naturdüngung durch Spieler und Zuschauer liegt, denn es gibt dort weder Umkleiden, noch Duschen, noch Toiletten.
Man kreidete darauf ein großzügiges Spielfeld von ca. 75 auf 115 Meter ab, ganz im Sinne des Projekts, denn die zwei Mal sieben Spieler wirkten darauf recht verloren. Auch von der Spielzeit her stand jetzt dem Gelingen des Rekordversuchs nichts mehr im Wege: man begann und endete mit dem 2 mal 10 Minuten dauernden Endspiel, dem, außerhalb des Turniers und außerhalb des Rekordversuches, eine kurze Nach-Runde folgte - als Ersatz für die ausfallende Vor-Runde.
Da Würzburg etwa das doppelte bis dreifache Kampfgewicht wie die Neckarsulmer auf den Rasen brachte, ging das Endspiel deutlich an die Platzherren, doch gelang es den Neckarsulmern in der Schlussminute noch, den entscheidenden Ehrenversuch zu legen, der Neckarsulm einen kaum erwarteten 2. Platz im Turnier einbrachte, während sich die Würzburger mit einem enttäuschenden vorletzten Platz zufrieden geben mussten.
Spieler des Tages war der Neckarsulmer Johannes A., der nicht nur durch sein statisches Spiel zu gefallen wusste, sondern stets noch über genügend Luft verfügte, um dem Schiedsrichter bei seinen Entscheidungen mit fundiertem Rat zur Seite zu stehen.
Rekordversuch geglückt - wer wagt da noch zu behaupten, mit dem deutschen Rugby gehe es nicht vorwärts??!! Dem Vernehmen nach plant Würzburg, den diesjährigen Rekord nächstes Jahr noch zu toppen, indem man beim 2. Turnier allein antritt; so wäre auch der Turniersieg schon unter Dach und Fach.
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