Der Berliner RC möchte sich auf dem Weg ins Bundesliga-Halbfinale auch von der RG Heidelberg nicht aufhalten lassen - © Miriam May
Es knistert in der Rugby-Bundesliga. Am Wochenende liefern sich nicht nur die Meisterschaftsfavoriten Heidelberger RK und TV Pforzheim ein Fernduell, sondern die RG Heidelberg muss beim Nord/Ost-Zweiten Berliner RC zeigen was sie drauf hat und der FC St. Pauli will beim SC Neuenheim beweisen, dass er in der ersten Bundesliga angekommen ist.
SC Neuenheim - FC St. Pauli Samstag, 3. Mai 14 Uhr
Die Partie zwischen dem SC Neuneheim und den FC St. Pauli beschließt die Qualifikationsrunde für das Viertelfinale um die deutsche Meisterschaft. Ursprünglich hatten die Heidelberger vergangenes Wochenende eine Begegnung im North Sea Cup terminiert und baten daher die Hamburger um die Verlegung des K.o.-Spiels. Der FC St. Pauli fährt nun bester Stimmung zum amtierenden Vizemeister.
„Wir schätzen den SC natürlich stark ein. Aber wir wollen an unseren Aufgaben wachsen und einen guten Kampf abliefern. Was am Ende dann dabei rauskommt, werden wir sehen“, sagt Nils Zurawski, Rugby-Abteilungsvorsitzender des FC St. Pauli. Im Falle einer Niederlage wolle seine Mannschaft das Ergebnis so eng wie möglich halten. Dabei gehen die Hamburger mit erhobenem Haupt in die Partie. „Keine Absagen, kein grüner Tisch – wir stellen uns unseren Aufgaben. Wir haben eine gute Mannschaft und wollen schauen, wo wir stehen“, betont Zurawski. Daher absolvierte die Mannschaft von Trainer Paul McGuigan im Vorfeld des Spiels alle Trainingseinheiten voll konzentriert und fährt mit nahezu voller Kapelle in die Kurpfalz. Nur hinter Flanker Lorenz Klingbeil steht noch ein Fragezeichen, über dessen rote Karte aus dem letzten Gruppenspiel gegen Victoria Linden noch verhandelt wird.
Und auch wenn der angepeilte vierte Tabellenplatz in der Gruppe Nord/Ost als Fünfter verpasst wurde, zeigt sich Nils Zurawski mit der bisherigen Saison zufrieden. Der vierte Rang wäre natürlich schön gewesen, aber Rugby ist halt kein Wunschkonzert“, bilanziert Zurawski. Er sieht den Verein auf dem richtigen Weg und mache die Entwicklung nicht von der „individuellen Leistungsbilanz eines Teams“ abhängig.
Der amtierende Vizemeister hat sich dagegen andere Ziele gesteckt, als nur das Achtelfinale im Kampf um die deutsche Meisterschaft zu erreichen. Für den SC Neuenheim ist das Heimspiel gegen die Hamburger nur eine Zwischenstation in den Play-offs. Alles andere als ein Sieg auf dem heimischen Geläuf gegen den FC St. Pauli wäre eine faustdicke Überraschung. Ob die Gäste dabei das Endergebnis wie angekündigt im Rahmen halten, können wird dabei wohl eher am SCN liegen, ob die Mannschaft bis zum Abpfiff Vollgas gibt oder irgendwann den Dampf aus der Partie nehmen wird. Denn eine Woche später würde bei einem Sieg die Fahrt zum Nordmeister DSV Hannover 78 anstehen.
TotalRugby-Prognose: Physis, Schnelligkeit, Taktik – der SC Neuenheim wird dem FC St. Pauli in allen Belangen überlegen sein. Die Hamburger haben dagegen nur ihren bekannten Kampfgeist in die Schale zu werfen, der mit zunehmender Spieldauer aber auch erlahmen wird. Daher wird der SCN mit einem Sieg von +60 Punkten in das Viertelfinale einziehen.
Auch am Wochenende bieten wir den Bundesligisten wieder die Möglichkeit ihre Anhänger über unseren LiveTicker auf dem Laufenden zu halten. Damit wir auch den sehr Rugby-intensiven Monat Mai (WM-Qualifikation, K.O.-Phase in der Meisterrunde, etc.) bewerkstelligen können sind wir weiterhin auf Eure Spenden angewiesen. Zu diesem Zweck haben wir unsere betterplace.org eine Spendenaktion aktualisiert, damit ihr unsere Live-Berichterstattung unkompliziert unterstützen könnt. Gespendet werden kann wie immer auch via Überweisung (BLZ: 12030020, Kto: 17735507) oder Paypal.
RG Heidelberg – Berliner RC Samstag, 3. Mai 14:30 Uhr
Der BRC ist endlich dort angekommen, wo er hinwollte. Das Viertelfinale gegen Kontrahenten auf Augenhöhe wartet nun nach einer langen Vorbereitungszeit auf Trainer Danny Stephens und sein Team, dass er in den vergangenen Monaten extrem verjüngt hat. Auch zum Leidwesen einiger etablierter Stammkräfte, die nun oftmals von der Bank aus den Spielen beiwohnen müssen. Aber gerade jetzt, gegen die langersehnten gleichwertigen Gegner, ist Stephens auf die geballte Erfahrung der alten Hasen angewiesen. Aber Stephens ist dennoch zuversichtlich, denn schließlich ist die RGH keine Unbekannte: „Das Personal und die traditionelle Spielweise der RGH sind bekannt. Einige Nationalspieler und noch weitere 7er Spieler tummeln sich in der Mannschaft. Die haben wenig Schwächen und wir müssen am Samstag auf unserem höchsten Niveau sein“. Daher hat sich Stephens auch nicht unmittelbar auf einen Mannschaftsteil in der Vorbereitung zum Viertelfinale festgelegt: „Ob sturmlastig oder die schnelle Hand, wir wollen beides können“. Der BRC will sich zudem nicht auf das bisher Erreichte ausruhen. Allein unter die Top acht zu kommen reicht nicht aus, auch wenn sich Stephens an dieser Stelle diplomatisch gibt: „Unser Saisonziel ist ganz einfach: so gut spielen wie möglich und als Mannschaft besser werden. Nach dem Samstag werden wir wissen, ob wir etwas besser hätten machen können oder nicht“. Die Spiele gegen die untere Tabellenhälfte der Ost-Gruppe haben zumindest den jungen Wilden, die Stephens ins Team geholt hat ordentlich Selbstvertrauen gegeben. Nun müssen sie aber auch gegen die erfahrenen und gewitzten „Orange Hearts“ aus der Kurpfalz zeigen, dass sie die vollen 80 Minuten über ihre Konzentration aufrecht halten können. Die Vorzeichen dazu stehen jedoch schlecht. Denn gegen den Tabellenprimus Hannover 78 haben die Berliner zweimal gepatzt. Daher bleibt die Frage, ob Stephens nun im Viertelfinale auf die Erfahrung im Team setzt oder bei den mittlerweile eingespielten Akteuren bleibt. Allerdings muss er auch einige Ausfälle verkraften, denn mit Eckdreiviertel Sione Afu (Bänderriss) und Graham Combo (Meniskusprellung) fallen gleich zwei wichtige Spieler in der Hintermannschaft aus. Dazu gesellen sich noch Zweite-Reihe-Stürmer Eleder San Sebastian und Nachwuchsverbinder Jerry Schnatbaum, die aus privaten Gründen passen müssen.
Die „Orange Hearts“ sind hingegen trotz, oder gerade wegen der vielen Ausfälle hochmotiviert. Denn je kleiner das Team wird, desto mehr muss es auch zusammenhalten, um den Personalmangel kompensieren zu können „und das klappt derzeit sehr gut. Außerdem spielt man nicht alle Tage im Viertelfinale um die Deutsche Meisterschaft – da ist jeder motiviert“, berichtet RGH Coach Christopher Weselek. Auch die Berliner sind den Kurpfälzern nach etlichen Jahren in der ersten Bundesliga gut in Erinnerung geblieben: „Der BRC ist seit Jahren eine spielstarke Mannschaft, gegen die es immer schwierig ist zu gewinnen. Gerade ihre Hintermannschaft rund um Raphael Hackl ist brandgefährlich. Die Berliner spielen bis jetzt eine tolle Saison, da müssen wir uns mächtig ins Zeug legen wenn wir gewinnen wollen“, analysiert Weselek. Auch die ähnliche Spielanlage beider Teams trägt nicht unbedingt dazu bei, bereits im Vorfeld einen Favoriten auszumachen, das weiß auch Weselek: „Die Stürmer und die Hintermannschaften beider Teams begegnen sich auf Augenhöhe. Ich denke, es wird deshalb ein ganz enges Spiel, bei dem am Ende die Tagesform entscheidet“. Das gute Teamspiel der Heidelberger und die gewitzten Hintermannschaftsspieler lassen selten die Fehler der Gegner ungestraft. Das konnten sie auch im Achtelfinale gegen den überforderten TSV Victoria Linden unter Beweis stellen. Solch ein hoher Sieg in der K.O. Runde ist natürlich Balsam für die Seele und Schmiermittel im Räderwerk des Selbstbewusstseins. Jedoch will Weselek seine Männer nicht unnötig unter Druck setzen: „Wir wissen, dass wir uns in den Play-Offs befinden. Da kann die Saison plötzlich vorbei sein. Unser Ziel ist es immer, das nächste Spiel zu gewinnen. Wo wir am Ende dann landen, wird man sehen“. Die Reise nach Berlin wird jedoch durch die schier endlose Verletztenliste getrübt. Mit Carsten Lang, Mike Härtel (beide Rücken), Jeff Tigere (Daumen), Tim Reinhard (Knie), Basti Himmer (Muskelverletzung), Matthias Krischke, Constantin Hocke (beide Kreuzbandriss) und Tit Hocevar (Länderspieleinsatz für Slowenien) fällt fast die halbe Mannschaft aus. Zudem stehen hinter Marvin Dieckmann, Michael Ahl, Patrick Schachner und Lennard Herlyn einige Fragezeichen, die die medizinische Abteilung der RGH noch bis Samstag aus dem Weg räumen muss.
TotalRugby Prognose: Die ähnliche Spielweise beider Teams verspricht eine enge Partie. Die Verletztenliste der Heidelberger und der Heimvorteil der Berliner spielen jedoch dem BRC ganz gut in die Karten. Das wird allerdings erst zum Ende des Spiels passieren, wenn der BRC mit +3 den Platz verlässt.
Heidelberger RK – RK 03 Berlin Samstag, 3. Mai 15 Uhr
Mit einer morgendlichen Trainingseinheit am Tag der Arbeit hat sich der amtierende Meister Heidelberger RK auf das bevorstehende Viertelfinale gegen den Nord/Ost-Dritten RK 03 Berlin vorbereitet. Das zeigt, dass man die Ostberliner beim Klub ernst nimmt, auch wenn Trainer und Spieler der Kurpfälzer selbstverständlich intensiv mit der Vorbereitung auf die internationalen Mammut-Aufgaben im olympischen 7er-Rugby und der WM-Qualifikation im 15er-Rugby beschäftigt sein dürften. Aus dem Grund wird HRK-Cheftrainer Kobus Potgieter auch in der Runde der letzten acht versuchen seine kostbaren Nationalspieler so dosiert wie möglich zum Einsatz zu bringen. Definitiv fehlen wird DRV-Schlussmann Pieter Jordaan (Nackenverletzung) aber auch die Innenpaarung Buckman/Liebig, Deutschlands Verbindungshalb Raynor Parkinson und Flanker Kehoma Brenner dürften relativ früh zum Duschen geschickt werden. Ähnliches gilt vermutlich für die beiden Erste-Reihe-Pfeiler Arthur Zeiler und Samy Füchsel, für die es mit Luis Vasquez und Patrick Schliwa aber durchaus hochwertige Ersatzkräfte gibt.
Die Berliner haben ihr Saisonziel mit der Teilnahme am Viertelfinale bereits erreicht. Alles was jetzt in Heidelberg kommt ist daher als Bonus zu betrachten. Beim letzten Gastspiel beim Ruderklub hatten die Gelb-Schwarzen ein empfindliches 7:109 einstecken müssen, weshalb es durchaus als Erfolg zu werten wäre, wenn es diesmal gelingen würde, die Partie möglichst lange offen zu gestalten. Dafür bedarf es freilich einer starken Leistung der erfahrenen Achse Hinds-Johnson-Lill-Lowdon.
TotalRugby-Prognose: Der RK 03 kann von Glück sprechen, dass HRK-Trainer Kobus Potgieter sich den Luxus erlaubt auch im Bundesliga-Viertelfinale das Interesse der Rugby-Nationalmannschaft über den Vereins-Interessen anzusiedeln. Gegen die 1B-Mannschaft der Gastgeber werden die Spreestädter freilich dennoch verlieren, es wird aber nicht ganz so heftig. HRK +58
TV Pforzheim – TSV Handschuhsheim Samstag, 3. Mai 16 Uhr
Der TSV Handschuhsheim musste sich den Einzug ins Viertelfinale hart erkämpfen. Der SC Germania List lieferte den Löwen aus der Kurpfalz in der Relegation vergangenes Wochenende ein hartes Stück Arbeit. Am Ende zahlten sich jedoch die bessere Fitness und die Ausdauer für den TSV aus, der einen knappen Sieg erringen konnte.
Der TSV, der bislang zweimal im Meisterschaftsfinale stand (1978 und 2005), dürfte mit dem Platz unter den besten acht Teams der Bundesliga sein wichtigstes Ziel für diese Saison bereits erreicht haben. Entsprechend motiviert werden die kampferprobten Löwen jetzt gegen die Pforzheimer Rhinos spielen: Sie haben alles zu gewinnen, nichts zu verlieren.
Der TV Pforzheim gibt sich vor der Partie gewohnt selbstbewusst. Zwar erwartet TVP-Coach John Willis ein „körperbetonte Spiel, das allen Spielern viel abverlangen und Kräfte kosten wird“. Doch sieht sich der TVP aktuell am Anfang einer „langen Reihe von Endspielen“, von denen das letzte das Meisterschaftsfinale im heimischen Stadion sein soll. „Das ist machbar“, schätz Willis. „Aber wir gewinnen nicht durch Träume, sondern durch ein fokussiertes Spiel, in dem wir unsere Stärken auf dem Platz entfalten und das System des Gegners zum Scheitern bringen, weil wir ihn zu Fehlern provozieren.“
Wie das geht, haben die Rhinos vergangene Woche im North Sea Cup einmal mehr eindrucksvoll bewiesen. Das Team, das erst seit 2011 in der Rugby-Bundesliga spielt, gewann im internationalen North Sea Cup vor heimischem Publikum gegen die Auswahl Niederlande South mit 46 : 19. Bis auf die verletzten Udo Schwarz und Russell Kupa ist der TVP-Kader komplett.
TotalRugby-Prognose: Der TV Pforzheim geht als klarer Favorit in die Partie, und wird dem TSV von Beginn auf sein Spiel aufzwingen wollen. Die Löwen werden über 80 Minuten tapfer dagegen halten und einige sehenswerte Achtungserfolge erzielen. Am Ende wird der TVP aber klar dominieren. TVP +43
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