Gruß von der Insel (17) - Frührentner und Trophäen
Geschrieben von TotalRugby Team
Mittwoch, 30. April 2014
Max Lueck hat bei den HC-Halbfinalspielen ganz genau für uns hingeschaut
Am 24. Mai ist es endlich soweit: Nach 78 packenden Partien wurden am Wochenende die beiden Finalisten für das diesjährige Heineken-Cup-Finale ermittelt. Die derzeit beste englische Mannschaft, Saracens, bekommt es mit Titelverteidiger Toulon zu tun. Die beiden Mannschaften begegneten sich bereits vor einem Jahr im Halbfinale, damals hatten die Südfranzosen in Twickenham am Ende die Nase vorn.
Die Presse diskutierte vor dem Spiel eifrig, ob Englands Nachwuchshoffnung Owen Farrel Toulons Starverbinder Johnny Wilkinson, das Wasser reichen kann. Der ist nicht nur Urheber der großen Fußspuren, in die ein englischer Nachwuchsverbinder im Nationaltrikot zu treten hat, sondern gleich auch sein Gegenüber im Heineken-Cup-Finale. Nach dem Spiel war man sich einig: Er kann es nicht. Damals hatte „Wilko“ mit sieben Straftritten und einem Drop-Goal sein Team souverän ins Finale navigiert. Und auch in dieser Saison führt der Brite mit 100 Punkten die Topscorer-Liste an. Ohnehin wird der 24. Mai ein besonderer Tag für jenen Sportler sein, den man insbesondere auf englischem Boden so sehr verehrt wie keinen zweiten. Denn nach dieser Saison tritt der Weltmeister von 2003 im zarten Alter von 34 Jahren die Rente an. Ob er seine Mannschaft, einen Tag vor seinem 35. Geburtstag, noch einmal zum höchsten europäischen Clubtitel führen wird, bleibt abzuwarten. Gönnen werden es ihm viele.
Owen Farrell und sein Team werden hingegen alles dafür tun, den Ausstand von Wilkinson zu versauen. Der junge Farrell ist in den vergangenen Monaten deutlich gereift und hat sein Spiel in allen Bereichen enorm verbessert. Immerhin hat er eine erfolgreiche Lions-Tour hinter sich und darf auch mit den Leistungen im Englandtrikot recht zufrieden sein. Aber vor allem sei Verein scheint in diesem Jahr das Erfolgsrezept gefunden zu haben. Angeführt vom ehemaligen England-Kapitän Steve Borthwick, der am Ende der Saison ebenfalls die Schuhe an den Nagel hängt, zeigten die Londoner gegen Vorjahresfinalisten Clermont im Halbfinale eine überzeugende Leistung. Vor allem in der Verteidigung sind die Saracens derzeit in bestechender Form. Gegen Clermont Auvergne gelangen alleine Jacques Burger, Schalk Brits und Mako Vunipola mehr erfolgreiche Tacklings (63 von 193) als dem gesamten Clermont Team zusammen (56 Tacklings). Zum Vergleich: Im zweiten Halbfinale, Toulon gegen Munster, war Matt Giteau mit 11 von insgesamt 93 Tacklings der herausragende Spieler.
Und auch in der Offensive hat die englische Mannschaft von Trainer Marc McCall sich von einer effektiven, aber langweiligen Kick-and-Chase Mannschaft zu einer äußerst kreativen und gefährlichen Angriffseinheit entwickelt. Das Team scheint in dieser Saison besser denn je ihre Flügel und Schlussspieler einzubinden. England-Winger Chris Ashton führt derzeit mit 11 Versuchen die Rangliste der Top-Scorer an. Und auch seine Teamkollegen Chris Wyles (5 Versuche) und David Strettle (4 Versuche) sind beide in der Top 10 der erfolgreichsten Spieler. Allerdings haben die Franzosen mit Bryan Habana, Steffon Armitage und Mathieu Bastareaud drei der besten Angriffsspieler der Welt in Ihren Reihen, die jederzeit und von nahezu jeder Position erfolgreich angreifen können.
Für die Saracens kommt vielleicht noch ein Vorteil hinzu. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird man bereits eine Woche später im nächsten Endspiel stehen, um in Twickenham den Premiership-Titel zu erkämpfen. Vielleicht sorgt ja die Aussicht, die erfolgreichste Saison in der Vereinsgeschichte zu spielen, für den entscheidenden Motivationsschub.
Ein Spieler muss sich um die Motivation mit Sicherheit keine Sorgen machen. Auch wer schon alle Pokale gewonnen und zahlreiche Rekorde in seiner Karriere gebrochen hat, wird alles dafür tun, sich dem Heineken-Cup-Titel zu verabschieden. Erst recht, wenn er Johnny Wilkinson heißt.
Best Wishes
Max
Max Lueck, 29, hat seine Rugbykarriere als Spieler in Brühl angefangen und zog 2007 nach England, um dort Coaching zu studieren. Mittlerweile hat er mit vielen Rugby-Vereinen und Athleten als Trainer und Manager gearbeitet. Derzeit baut er mit Leidenschaft und Ehrgeiz das Projekt 7 Bamboos Rugby auf und bloggt regelmäßig für diverse Plattformen und Online Magazine. Weitere Informationen unterwww.7bamboosrugby.com.