Heusenstamm ist auf Wiedergutmachung beim RK 03 aus (c) Jürgen Keßler
Während die DRV XV in Schweden um den Aufstieg in die höchste europäische Spielklasse und dem Verbleib in der Qualifikation für die WM 2015 in England kämpft, ist auch auf hiesigen Rugbyplätzen Spannung garantiert. Grund: Die Play-offs um die deutsche Meisterschaft beginnen dieses Wochenende. TotalRugby hat die Protagonisten unter die Lupe genommen
Deutsche Meisterschaft: Achtelfinale
RK 03 Berlin - RK Heusenstamm Samstag, 26. April, 15 Uhr
Die Berliner gehen topmotiviert in das Spiel gegen den RK Heusenstamm. Nicht nur, dass einige Langzeitverletze wieder zurück ins Aufgebot kehren, sondern auch der Umstand dass dies das letzte Spiel der aktuellen Saison sein könnte trägt zur Stimmungsaufhellung bei. Ebenso haftet der letzte Sieg in der Saison 2012/13 gegen die Heusenstammer Füchse den Ostberlinern im Gedächtnis. Damals konnten die Hauptstädter vor heimischer Kulisse im Achtelfinale mit 45:34 schlagen und zogen somit ins Viertelfinale gegen den SC Neuenheim ein.
Dieses Mal würde ein Sieg ebenfalls eine Reise nach Heidelberg bedeuten. Nur müssten die Schwarz-Gelben dann gegen den langjährigen amtierenden Deutschen Meister HRK ran, was wohl die Endstation für die aktuelle Saison bedeuten würde. Aber eine Teilnahme im Viertelfinale wäre genau nach Plan des RK 03: „Wir wollen wieder unter die Top 8 kommen. Das ist unser Anspruch und unser Saisonziel. In einem möglichen Viertelfinale gegen den HRK wäre dann Schluss für uns, also ist das Spiel gegen Heusenstamm jetzt unser Finale.“, konstatiert RK 03 Teammanager Lutz Joachim. Bis dahin ist es aber noch ein beschwerlicher Weg, was auch Joachim weiß: „Im letzten Jahr haben wir ein sehr offensives Angriffsspiel gesehen, ähnlich wird es wohl auch dieses Jahr verlaufen. Traditionell haben die Hessen einen starken Sturm und sehr gute junge Hintermannschaftsspieler. Dazu kommt, dass die Spiele RK 03 gegen RKH immer sehr eng sind, also werden wohl an diesem Tag auch die Nerven entscheiden.“. Dennoch vergibt Joachim die Favoritenrolle an die jungen Hessen, da sie im Verlauf der Saison ordentlich aufgespilet haben, die Berliner hingegen die Spiele auf Augenhöhe nicht für sich entscheiden konnten. „Aber wie sagt man so schön? In K.O. Spielen ist alles möglich.“, schließt Joachim ab.
In die Karten spielen wird dem Trainer-Trio Lill, Lowdon und Hinds-Johnson, dass sie nicht mehr zum Zuschauen an der Seitenlinie verdammt sind. Alle drei sind wieder fit und melden sich rechtzeitig zum entscheidenden Spiel zurück. Dazu gesellen sich noch einige mehr, die in den letzten Wochen ausfallbedingt fehlten. Alles in allem hat der RK 03 die Qual der Wahl, wer alles am Samstag vor dem heimischen Publikum auflaufen darf.
Egal, wie die Partie in der Hauptstadt ausgeht: Die aktuelle Saison ist für RKH-Trainer Jens Steinweg bereits jetzt „die wohl beste“ in der 35-jährigen Vereinsgeschichte. Schließlich haben die „Füchse“ die Meisterrunde nicht nur als Tabellenfünfter der Süd-Gruppe beendet, sondern den SC Frankfurt 1880 als Hessens Nummer eins abgelöst. Nun soll die so gute Runde natürlich so gut wie möglich beendet werden. Dass der Gegner auf dem Weg ins Viertelfinale RK 03 Berlin heißt, bietet dem RKH die Möglichkeit, eine „offene Rechnung“ zu begleichen.
Denn vergangene Saison traf man in der K.o.-Runde ebenfalls auf die Hauptstädter und verlor mit 34:45. „Wir sind in den vergangenen Jahren immer mit Niederlagen aus Berlin heimgekehrt“, sagt Steinweg, stellt aber klar: „Das soll jetzt anders werden.“ Allerdings muss der RKH-Trainer gleich drei Stammkräfte aus der Hintermannschaft ersetzen, darunter die zwei Nationalspieler Tim Biniak und Sam Rainger. Biniak muss aufgrund einer Oberschenkel-Zerrung mindestens zehn Tage pausieren, hätte aber ohnehin gefehlt, weil er für das Länderspiel der DRV-Auswahl in Schweden nominiert war. Der zuletzt ebenfalls starke Rainger steht aufgrund einer Schulterverletzung nicht zur Verfügung. Zudem fehlt Tobias Apelt aus privaten Gründen. Dafür ist Verbinder und Kick-Spezialist Leon Hees wieder einsatzbereit. „Es gilt also, den Ausfall einiger Leistungsträger zu kompensieren“, sagt Steinweg. Allzu groß ist das Verlangen nach dem Einzug ins Viertelfinale aber offenbar nicht. Denn dort träfe man aller Voraussicht nach auf Titelverteidiger Heidelberger RK, bei dem man im letzten Spiel der Meisterrunde 0:109 unterlag. „Spätestens dann dürfte die 15er-Saison beendet sein“, so Steinweg.
TotalRugby Prognose: Die favorisierten Hessen treten aufgrund der vielen Ausfälle stark geschwächt die beschwerliche Reise nach Berlin an. Der RK 03 hingegen kann ausschlafen und wird mit voller Kapelle den Weg zum Viertelfinale bestreiten. Daher werden die Heusenstammer wohl auf ihren offenen Rechnungen sitzen bleiben müssen und beenden ihre beste Saison der 35-jährigen Vereinsgeschichte. Die Berliner machen allerdings erst in der zweiten Halbzeit den Sack zu und schicken die Hessen mit +16 Punkten Differenz nach Hause.
RG Heidelberg - TSV Victoria Linden Samstag, 26. April, 15 Uhr
Dass die Rudergesellschaft Heidelbergs angesichts des schier unglaublichen Verletzungspechs in dieser Saison überhaupt bis in die Relegation gekommen ist, ist durchaus beachtlich. Das Lazarett der Heidelberger liest sich inzwischen wie das Who-is-Who der Orange Hearts. Im K.O.-Spiel gegen Rekordmeister TSV Victoria Linden muss Coach Christopher Weselek unter anderem auf folgende Leistungsträger verzichten: Die Dritte-Reihe-Stürmer Constantin Hocke, Tim Reinhard (beide Knie), Carsten Lang (Rücken), Jeff Tigere (Daumen-OP), Tim Schiffers (Australien-Aufenthalt), Manuel Wilhelm (Länderspiel) Zweite-Reihe-Stürmer Matthias Krischke (Kreuzbandriss), die Erste-Reihe-Stürmer Lennard Herlyn (Knöchel) und Gian-Luca Salerno (beruflich verhindert), die 7er-Nationalspieler Bastian Himmer (Zerrung) und Marvin Dieckmann, Eckdreiviertel Mike Härtel (beide Rücken) und dazu noch die im Laufe der Spielzeit zurückgetretenen Christian Schroth, Tim Coly, Steffen Thier, Marcel Eloff, Bastian Böhm und Stefan Schmitt.
Demnach muss Trainer-Neuling Weselek am Samstag gegen den TSV Victoria Linden wieder mächtig improvisieren. Immerhin dürfen die U18-Nationalspieler Nico D’Amato, Victor Winnewisser und Malik Zarth nach erfolgreicher EM-Teilnahme und Vollendung des 18. Lebensjahr in der ersten Mannschaft aufgeboten werden. Wobei Eckdreiviertel D'Amato von der Europameisterschaft in Polen mit einer Schulterverletzung zurückgekehrt ist und daher nicht eingesetzt werden kann. Dafür ist der slowenische Nationalspieler Tit Hocevar von seinem Länderspiel-Ausflug zurück und auch Kapitän Patrick Schachner hat seine Muskelverletzung weitestgehend ausgestanden. „ Personell pfeifen wir zwar aus dem letzten Loch, aber wir haben den Heimvorteil auf unserer Seite und müssen daher von Anfang an das Tempo diktieren. Im letzten Heimspiel der Saison wollen wir unseren Fans noch einmal etwas bieten“, so 7er-Nationalspieler Fabian Heimpel, der gegen die Zebras als Verbinder auflaufen wird.
Victoria Linden muss mit Denzl Vermeulen und Donavin de Jongh ebenfalls auf zwei Stammkräfte in der Hintermannschaft verzichten. Daher setzt Trainer Boris Borkowski auf den Sturm, den er auf Augenhöhe mit den schweren Jungs der Orange Hearts sieht. Dennoch rechnet sich der Trainer der Zebras durchaus Chancen aus, da er die RGH als etwas schwächer als den Nordmeister DSV Hannover 78 einschätzt.
TotalRugby-Prognose: Die RGH hat sich in der Süd/West-Gruppe trotz ihrer Personalprobleme gut behauptet. Un dauch gegen den Nordvertreter aus Hannover zeigt das Team sein orangenes Kämpferherz. Nicht zu unterschätzen ist dabei der Heimvorteil. Daher wird die RGH das Spiel mit +12 Punkten für sich entscheiden.
SC Germania List - TSV Handschusheim Samstag, 26. April, 15 Uhr
Mit ganz eigenen Problemen hat der SC Germania List vor dem Start in die Play-offs zu kämpfen. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion wurde der Platz der Germanen zu einer Sandkiste umfunktioniert. Daher drohte ein "Auswärtsspiel" beim FC Schwalbe. Doch nun scheinen die Probleme behoben zu sein und die Hannoveraner gehen zuversichtlich in die Partie. "Germania ist fit und wir freuen uns auf Handschuhsheim", sagt Abteilungsvize Dirk Städler. "Es ist für uns der Höhepunkt der Saison, wenn wir ins Spiel kommen und unsere Jungs nicht zu viel Respekt vor dem Namen zeigen, rechnen wir uns Chancen aus."
Beim TSV Handschuhsheim sind die Verantwortlichne erleichtert, die Play-offs erreicht zu haben. "Die ganze Saison war für uns eine Herausforderung, da wir bis zum Schluss um die Qualifikation zur Meisterrunde zittern mussten. Jetzt sind wir froh, das Minimalziel für die Runde erreicht zu haben", betont Pressewart Johannes Laule. Für die Löwen sind die Hannoveraner ein unbeschriebens Blatt. "Leider konnten wir die Zeit nur schlecht auf eine spezielle Vorbereitung nutzen, da wir sehr wenig über den Gegner wissen. Wir haben allerdings viel Zeit mit der kollektiven Verteidigungsarbeit verbracht", sagt Laule "Wir wollen den Gegner im Sturm unter Druck setzten, um Freiräume für die Hintermannschaft zu generieren." Denn die Löwen haben sich in Hannover den Sieg vorgenommen. Dabei muss Handschuhsheim aber auf wichtige Stammkräfte verzichten. Marcus Bender und Alexander Hug kämpfen mit der DRV XV gegen Schweden in der Europameisterschaft um den Aufstieg. Zudem sind Mathias Pipa, Mathias Marin, Gregor Hartmann, Tonio Krüger und Sebastian Kößler verletzt. Und Yassin Ayachi ist beruflich verhindert.
TotalRugby-Prognose: Bei den Hausherren hängt alles davon ab, ob sie an die gezeigten Leistungen aus der Rückrunde anknüpfen können. Gelingt Germania dies, ist ihnen gegen ersatzgeschwächte Löwen durchaus ein Sieg zu zutrauen. Ein Sieg mit +5 Punten ist daher möglich.
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