Diesmal schaut TR-England-Experte Max Lueck mit uns auf Viertelfinal-Spiele im Heineken Cup
Eines der spannendsten Six-Nations-Turniere der jüngeren Geschichte ist gerade einmal halbwegs verdaut, da kommen schon die nächsten vielversprechenden Rugby-Highlights auf uns zu. Diesmal geht es auf Vereinsebene um jene Trophäe eines Wettbewerbs, der in dieser Saison mehr Schlagzeilen abseits des Platzes gemacht hat als auf dem Rasen. Deswegen wird es höchste Zeit, dass der Heineken Cup, der womöglich in dieser Form zum letzten Mal stattfindet, endlich wieder sportliche Geschichten schreibt. Die Ausgangslage für die am kommenden Wochenende stattfindenden Viertelfinal-Spiele könnte kaum erwartungsfroher stimmen – es erwartet uns das Who is Who der besten Vereine Irlands, Englands und Frankreichs.
Anders als in vergleichbaren Wettbewerben anderer Sportarten ist das Reizvolle am Heineken-Cup, dass die Teams nur einmal gegeneinander Spielen – also Knock-Out-Matches von der ersten Minute an. Dieser Spielmodus macht dementsprechend den erkämpften Heimvorteil signifikant wertvoller, was sich auch in der folgenden Prognose wiederspiegelt - ein Überblick auf das, was uns am Samstag und Sonntag erwartet:
Munster vs Toulouse Samstag 5. April 14:30 Uhr
Hier treffen zwei echte Heineken-Cup-Riesen aufeinander. Munster mit zwei Titeln und zwei weiteren Finalteilnahmen auf dem Konto trifft auf den Rekordsieger Toulouse, das bereits vier Pokale in der Vitrine stehen hat. Allerdings waren glorreiche Erfolge der Südfranzosen in den vergangenen Jahren rar. Der letzte Titel liegt bereits vier Jahre zurück und in der Liga kommt die Mannschaft von Kulttrainer Guy Novés auch nicht recht aus dem Mittelfeld heraus. Zwar hat Toulouse immer noch ein feines Starensemble in den eigenen Reihen, mit Top-Spielern auf fast allen Positionen, denoch ist Munster zu Hause mit seinen berühmt-berüchtigten Fans, der „Red Army“, im Rücken nahezu unbesiegbar und sollte wohl am Ende die Nase vorne haben. Hinzu kommt, dass die Iren durch den Six-Nations-Titel nochmal ordentlich Selbstvertrauen getankt haben.
Clermont vs Leicester Samstag 5. April 17:00 Uhr
Ähnlich wie Munster dürfte sich auch der Vorjahres-Finalist Clermont auf seine lautstarken und treuen Fans verlassen können. Angetrieben vom charismatischen Kapitän Aurélien Rougerie haben die Franzosen im Moment die deutlich besseren Karten in der Hand, zumal Leicester zuletzt nur recht knapp sein Viertelfinalticket sicherte. Allerdings sollte man Leicester keineswegs unterschätzen. Wenn das gewohnt starke Gedränge- und Maulspiel der Engländer auf Touren kommt und zudem die 9-10 Verbindung zwischen Ben Youngs und Toby Flood reibungslos funktioniert, können sich die Tigers durchaus eine Außenseiterchance wahren. Nichts desto trotz dürfte Clermont am Ende der Halbfinaleinzug gelingen.
Ulster vs Saracens Samstag 5. April 19:30 Uhr
Im letzten Spiel an diesem Tag empfängt die Nordirische Provinz Ulster den Premiership-Tabellenführer und derzeit Englands stärkstes Team, die Saracens aus London. Ulster, das bereits schon einmal überraschend den Cup im Jahre 1998/99 gewann, hat sich ungeschlagen durch die Gruppenphase gekämpft und spielt zur Zeit mit das attraktivste Angriffsrugby in Europa. Allen voran der südafrikanische Ausnahmespieler Ruan Pienaar diktiert und dirigiert das Spiel der Nordiren Woche für Woche mit intelligenten Pässen und Kicks. Allerdings, müssen sich die Saracens keineswegs verstecken. Mit nur zwei Niederlagen aus zuletzt 18 Ligaspielen reist man mit breiter Brust auf den Ravenhill. Beide Mannschaften können sich auf eine solide Verteidigung verlassen, und so wird das Spiel voraussichtlich durch ein Kick-Duell zwischen Pienaar und Owen Farrrell entschieden. Aufgrund der stärkeren Leistungen im bisherigen Turnierverlauf und dem Heimvorteil würde ich mein Geld denoch auf Ulster setzten.
Toulon vs Leinster Sonntag 6. April 17:30 Uhr
Im Sonntagsspiel treffen noch ein allerletztes Mal zwei Spieler aufeinander, die das europäische Rugby wie kaum ein anderer geprägt haben. Toulons Verbinder Jonny Wilkinson empfängt Brian O´Driscoll mit seinem Team aus Leinster. Der Titelverteidiger und neureiche Verein von der Côte-d'Azur wird alles geben, damit dieses Spiel O´Discolls letzter Auftritt im Heineken Cup sein wird. Allerdings ist es bei Toulon ähnlich wie bei der französischen Nationalmannschaft; das Team ist zwar gesegnet mit großen Namen, zeigt allerdings öfters unerwartete Schwächen diese Saison, beispielsweise bei der Niederlage gegen die Cardiff Blues im vergangenen Oktober. Leinster auf der anderen Seite, mit drei gewonnen Heineken Cups und der derzeitigen Tabellenführung in der Liga, steuert geradewegs auf eine Rekordsaison zu. Ähnlich wie die Teams aus Munster und Ulster sollte auch Leinster mächtig Aufwind durch den Gewinn der Iren in den Six Nations bekommen haben. Und auch wenn Leinster bei dieser Partie nach Südfrankreich reisen muss, gehen die Iren mit einem hauchdünnen Vorteil in das Spiel.
Best Wishes Max
Max Lueck, 29, hat seine Rugbykarriere als Spieler in Brühl angefangen und zog 2007 nach England, um dort Coaching zu studieren. Mittlerweile hat er mit vielen Rugby-Vereinen und Athleten als Trainer und Manager gearbeitet. Derzeit baut er mit Leidenschaft und Ehrgeiz das Projekt 7 Bamboos Rugby auf und bloggt regelmäßig für diverse Plattformen und Online Magazine. Weitere Information unter www.7bamboosrugby.com.
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