Max Lueck blickt in der jüngsten Ausgabe seiner 14-tägigen Kolumne auf die heiß umkämpfte Endphase des Sechs-Nationen-Turniers 2014
Nach drei spannenden Spieltagen der „Six Nations“, dürfen wir mit großem Erstaunen feststellen, dass es dieses Jahr, seit Langem, eines der eng umkämpftesten Rennen um den Titel geben wird.
Die Tatsache, dass zwei Spieltage vor Schluss, mit Irland, England, Wales und Frankreich, gleich vier Teams, mit jeweils vier Punkten, gleich auf sind, deutet daraufhin, das durch die ausgeglichenen Leistungen der Teams, die Spannung an den letzten beiden Wochenenden noch einmal getoppt werden könnte. Aus vorangegangen Spielen lässt sich die Prognose ziehen, dass die begehrte Trophäe in diesem Jahr eher durch Heimvorteil und Punktedifferenz entschieden wird, und nicht durch aktuelle Form und Spielsystem.
Wenn dem tatsächlich so sein sollte, dann wird deutlich, dass Irland, zur Zeit mit einer Punktedifferenz von 42 Pluspunkten, die besten Chancen hat, das Turnier zu gewinnen. Zudem kommt den Männern von der grünen Insel zur Gute, dass sie im nächsten Spiel Italien im heimischen Aviva Stadion empfangen. Die „Azzurro“ zeigten bislang eher durchwachsene Leistungen und konnte noch keines ihrer Spiele gewinnen. Hinzu kommt, dass Irland noch eine Rechnung mit Italien offen hat, da diese im Vorjahr, am letzten Spieltag, die Iren überraschenderweise in Rom bezwangen.
Das letzte Jahr hat zwar einmal mehr gezeigt, dass die Italiener sich längst mit jeder anderen Mannschaft im Turnier messen können, dennoch sollte das nächste Spiel eine gute Plattform sein um den Punktevorsprung weiter auszubauen, bevor es dann eine Woche später, gegen den Angstgegner Frankreich, zum Showdown nach Paris geht. Dort konnten die Iren übrigens zuletzt vor 14 Jahren gewinnen. Kurioserweise wird das letzte Spiel der Six Nations 2014 auch gleichzeitig das Abschiedsspiel von Starcenter Brian O`Driscoll sein, der im Jahre 2000 gegen Frankreich, beim letzten Erfolg auf französischem Boden, durch einen Hat-Trick zum ersten mal seine einzigartige Klasse unter Beweis stellte.
Einen Hat-Trick an Versuchen kämen den Engländern sicherlich auch zugute zumal sie dem Spitzenreiter Irland dicht auf den Fersen sitzen. Die beiden Teams sorgten zuletzt in Twickenham für ein hochspannendes Duell, das England am Ende mit 13-10 nur ganz knapp für sich entschied. Das enge Ergebnis sorgte letztendlich auch dafür, dass England nun mit 21 Pluspunkten deutlich hinter Irland liegt und von daher, in den verbleibenden Partien, einiges aufzuholen hat. Vorrausgesetzt natürlich, England gewinnt die beiden auszustehenden Spiele.
Ähnlich wie Irland und ihrem Italien-Trauma, geht es sicher auch den Engländern, wenn sie an die schmerzhafte Niederlage gegen Wales im Vorjahr zurück denken. Vor einem Jahr hatte man am letzten Spieltag, nach einer dramatischen Partie in Cardiff, die Trophäe doch noch aus der Hand geben müssen. Wales gewann in diesem Jahr zum zweiten Mal in Folge die Six Nations und hofft nun auf ein dritten Titel in Folge, eine Leistung die bisher noch keinem anderem Team gelang. Allerdings wirft der schwache Auftritt gegen Irland vor knapp vier Wochen, einige Fragen in Sachen Titelverteidigung auf. Das kommende Spiel gegen Erzfeind England, wird die passenden Antworten liefern. Sollten die Engländer ihre wiedergefundene Stärke, die sie in den letzten Spielen unterstreichen konnten, noch einmal abrufen und stolpert Irland in einem der beiden Spiele, dann stehen die Chancen auf einen Titlelgewinn für die die Männer um Stuart Lancaster gar nicht schlecht. Denn auch hier könnte der Heimvorteil am Ende entscheidend sein, da man am kommenden Wochenende Wales zu Hause empfängt und die Woche darauf nach Rom reist.
Wer letztendlich den Titel für sich entscheidet, steht aber noch völlig offen. Fest steht, so eng wie in diesem Jahr war es selten zuvor. Dem Rugbyfan sollte die große Spannung in diesem Jahr gefallen. Hoffen wir, dass uns diese bis zur letzten Spielminute erhalten bleibt.
Best Wishes Max
Max Lueck, 29, hat seine Rugbykarriere als Spieler in Brühl angefangen und zog 2007 nach England, um dort Coaching zu studieren. Mittlerweile hat er mit vielen Rugby-Vereinen und Athleten als Trainer und Manager gearbeitet. Derzeit baut er mit Leidenschaft und Ehrgeiz das Projekt 7 Bamboos Rugby auf und bloggt regelmäßig für diverse Plattformen und Online Magazine. Weitere Information unter www.7bamboosrugby.com.
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