 Irlands Brian O'Driscoll möchte in seinem letzten Sechs-Nationen-Turnier seinen Tank leeren Kurz vor dem Start des Sechs-Nationen-Turniers 2014 haben wir die einzelnen Mannschaften noch einmal etwas genauer unter die Lupe genommen und uns sogar zu einem Endplatzierungs-Tipp hinreißen lassen. Dabei sind wir etwas anderer Auffassung als die Experten von Sportradio360.de. Ach ja und wer sich noch nicht für die Fantasy-Rugby-Liga angemeldet hat, der sollte sich jetzt beeilen (Pin: 51335). Jetzt aber genug der warmen Worte und rein in die Prognosen:
Wales
Dieses Jahr wird die 120. Auflage des Sechs-Nationen-Turniers gespielt und noch nie ist es einer Mannschaft gelungen dreimal in Folge den Titel zu gewinnen. Die Mannen von Kiwi-Coach Warren Gatland können also Geschichte schreiben und haben dabei den Vorteil nur zweimal Auswärts ran zu müssen. Allerdings führen diese Auswärtsspiele zu den keltischen Brüdern nach Irland und nach Twickenham ins „Home of English Rugby“.
In Europa sind die Waliser seit Jahren eine Macht, aber gegen die internationale Konkurrenz aus der Südhalbkugel haben sich die „Red Dragons“ in den November-Länderspielen allerdings nicht mit Ruhm bekleckert. Zwar konnten Argentinien und Tonga bezwungen werden, aber dafür setzte es Pleiten gegen Südafrika, Australien und Japan.
Schlüsselspieler: Die erste Fünfzehn der Waliser hat sich das Prädikat Weltklasse verdient und in der Dritten-Sturm-Reihe kann sich Gatland sogar den Luxus erlauben seinen Skipper Sam Warburton auf der Bank zu lassen, ähnlich verhält es sich auf der Verbinderposition, auf der sich Biggar, Priestland und Hook um das Trikot mit der Nummer zehn zanken. Aber auf anderen Positionen sieht es nicht so rosig aus. Insbesondere in Sturmreihe eins geht ohne die Dauerbrenner Gethin Jenkins und Adam Jones nur wenig und da Ersterer mit einer Knieverletzung ausfällt, muss der mittlerweile 32-jährige Jones alleine dafür sorgen, dass die walisische Hintermannschaft mit guten Bällen aus dem angeordneten Gedränge gefüttert wird.
TotalRugby-Prognose: Platz 4
England
Die Mission Titelgewinn 2015 ist zwar in vollem Gange, aber anders als vor der Weltmeisterschaft 2003, als England als erstes und bisher einziges Team der Nordhalbkugel den Titel gewinnen konnte, ist 20. Spiele vor WM-Start noch kein Grundgerüst auszumachen. Zwar ist es Headcoach Stuart Lancaster gelungen eine gesunde Teamkultur zu etablieren, doch das kann nicht mehr genug sein.
In den November-Tests waren die Weißhemden nahe dran die übermächtigen All Blacks vom Sockel zu stoßen, mussten sich aber am Ende mit Siegen gegen Australien und Argentinien begnügen.
Zum Auftakt muss das Rosenteam ins Stade de France und der Ausgang von „Le Crunch“darf getrost als wichtiger Meilenstein auf dem Weg zum begehrten William Webb Ellis Pokal gesehen werden. Ansonsten spielt die Turnierauslosung den Engländern in die Karten, die Auswärtsspiele gegen Schottland und Italien sind machbar, gegen die stark einzuschätzenden Iren und Titelverteidiger Wales hat das Rosenteam Heimvorteil.
Schlüsselspieler: Mit Innendreiviertel Manu Tuilagi, den brandgefährlichen Offensivspielern Yarde, Wade und Foden sowie Erste-Reihe-Koloss Alex Corbisiero muss Lancaster verletzungsbedingt auf vier Akteure verzichten, die in seinen WM-Planungen eine zentrale Rolle spielen dürften. In der jungen englischen Mannschaft werden die Führungsqualitäten von Kapitän Chris Robshaw, der in seiner Position als Spielführer zuletzt nicht mehr in Frage gestellt wurde, von übergeordneter Bedeutung sein. Wenn es ihm gelingt, diese junge Truppe erfolgreich durch das Sechs-Nationen-Turnier zu bringen, dann dürfte die Mission Heim-Weltmeisterschaft richtig Fahrt aufnehmen.
TotalRugby-Prognose: Platz 2
Schottland
Rugby hat in Schottland einfach nicht den Stellenwert wie beispielsweise in Wales, Irland, Frankreich oder England. Zwar bereitet es den Highländern stets diebische den verabscheuten Engländern die Suppe zu versalzen, aber von einem Titelgewinn sind die Blauhemden noch weiter entfernt, als von der politischen Eigenständigkeit.
Nach Jahren in denen man seine besten Spieler ins Ausland exportiert hat, um sie auf diese Art und Weise besser ausbilden zu lassen, kommt das Gros der schottischen Truppe mittlerweile wieder aus den inländischen Spitzenklubs Edinburgh und Glasgow, die sich zuletzt wieder etwas teurer verkaufen konnten, im Heineken Cup aber weiterhin keine Rolle spielen.
In den November-Tests gab es einen Sieg über Japan, eine ordentliche Leistung gegen Australien und eine 0:28-Klatsche von den Springboks. Mit dem „fliegenden Holländer“ Tim Visser fehlt der beste Finisher der schottischen Liga und die Leistungen von Kiwi-Import und Quade Cooper Cousin Sean Maitland im schottischen Trikot blieben bis hinter den Erwartungen zurück.
Schlüsselspieler: Das schottische Team ist grundsolide und gut ausgebildet, doch in der Hintermannschaft möchte der Funke nicht so richtig überspringen. Das Distelteam krankt seit Jahren an chronischer Offensiv-Schwäche. Ändern soll das Schlussspieler Stuart Hogg, der schon in der vergangenen Saison unter Beweis gestellt hat, dass er das Potenzial hat gegnerische Defensiv-Verbünde aufzubrechen.
TotalRugby-Prognose: Platz 6
Italien
Dem überraschenden Auftaktsieg gegen Frankreich ließen die Italiener 2013 einen Abschlusssieg gegen Irland vor 75.000 frenetischen Tifosi im ausverkauften Stadio Olimpico folgen. Es sah also so aus, als wären die vom Franzosen Jaques Brunel betreuten Blauhemden nach schmerzhaften Lehrjahren endlich auf dem richtigen Weg.
Doch ganz anders das Bild in den November-Tests als die Azzurri gegen Australien und Argentinien chancenlos waren und auch gegen die Fidschi-Inseln taten sich die Italiener trotzt fünf (!) gelber Karten gegen die Insulaner lange Zeit richtig schwer.
Der Sturm der Italiener gehört seit vielen Jahren zu den besten Europas, doch die Stars beginnen zu altern. Kapitän Sergio Parisse (30), Erste-Reihe-Haudegen Martin Castrogiovanni (32), Zweite-Reihe-Stürmer Marco Bortolami (33) sowie die beinharten Flanker Alessandro Zanni (30) und Mauro Bergamasco (35) sind zwar nach wie vor gehobenes Weltniveau, haben aber vermutlich nur noch einen World Cup in sich. Es ist also an der Zeit jüngere Nachfolger zu finden.
Schlüsselspieler: Schwachstelle im italienischen Spiel bleibt trotz der alternden Sturmreihe die Hintermannschaft und hier insbesondere die so wichtige 10-12-Achse. Zu indifferent sind die Leistungen des quirligen Italo-Argentiniers Luciano Orquera im Trikot mit der Rückennummer zehn, weshalb jetzt der junge Tommaso Allan die Fäden ziehen soll. Der 20-jährige Sohn eines schottischen Vaters und einer italienischen Mutter spielte in Schottlands U17-, U18- und U20-Nationalmannschaften, entschied sich aber schlussendlich für sein Geburtsland auf Punktejagd gehen zu wollen.
TotalRugby-Prognose: Platz 5
Irland
Die irischen Provinzen überzeugen im Heineken Cup mit hervorragenden Leistungen und auch die notwendige Verjüngung nimmt unter Coach Joe Schmidt Formen an.
In den November-Tests gab es einen mühelosen Sieg gegen Samoa (40:9) und eine bittere Pleite gegen Australien (15:32) aber ihr wahres Potenzial stellten die Kleeblätter im epischen Kampf mit Neuseeland unter Beweis. Keine Mannschaft verlangte den überragenden All Blacks in 2013 soviel ab wie die Mannen von der Grünen Insel, wenn es gelingt diese Leistung im Sechs-Nationen-Turnier abzurufen, dann wird mit den Iren zu rechnen sein.
Die Heimspiele gegen Schottland und Italien dürften keine Stolpersteine darstellen, doch schon am zweiten Spieltag kommt Titelverteidiger Wales zu Besuch und dann sind da noch die schweren Auswärtspartien in England und Frankreich, der Spielplan meint es in diesem Jahr also nicht gut mit den Grünen.
Schlüsselspieler: Es kann nur einen geben: Brian O’Driscoll spielt im Alter von mittlerweile 35 Jahren sein letztes Sechs-Nationen-Turnier. Der vermutlich beste irische Rugbyspieler aller Zeiten hat auf der Zielgeraden seiner Karriere nicht nur etwas von der Explosivität vergangener Tage eingebüßt, sondern auch sein Körper machte ihm immer wieder einen Strich durch die Rechnung. 136 Länderspiele hat O’Driscoll bestritten und damit nur drei weniger als Australiens George Gregan, der die Liste mit den meisten Länderspielen anführt, er hat 46 Versuche für Irland erzielt, er hat die meisten Versuche im Heineken Cup (30), war dreimal Spieler des Six Nations (2006, 2007 und 2009) und hat angekündigt in diesem Jahr „seinen Tank leer zu machen“.
TotalRugby-Prognose: Platz 3
Frankreich
Im Vorjahr Platz sechs, ein Verbinder der vor dem Auftaktspiel gegen England noch kein Länderspiel bestritten hat, ein verletzter Kapitän und Spieler, die in ihren mit ausländischen Stars gespickten Mannschaften immer wieder um Spielminuten ringen müssen.
Es spricht nicht viel für die Equipe Tricolor, zumal die Franzosen in 2013 nur zwei Spiele gewinnen konnten und zwar im Sechs-Nationen-Turnier gegen Schottland und in den November-Tests gegen Tonga.
Ein weiterer Wooden Spoon und Frankreich Coach Philippe Saint-Andre kann sich einen neuen Arbeitgeber suchen. Und ja es ist ein Cliché: Doch immer, wenn man die Franzosen abschreibt, dann drängen sie mit aller Macht zurück. Wir erinnern uns an den World Cup 2011, als Frankreich nach einer unrühmlichen Vorrunde erst im Finale von den siegreichen All Blacks (und von Schiedsrichter Craig Joubert) gestoppt werden konnten. Vom French Flair der vergangenen Tage ist vielleicht nicht mehr viel übrig, aber unsere Nachbarn bleiben unberechenbar und launisch.
Ungewohnten Support erhielt die französische Auswahl im Vorfeld des Turniers durch die Top14-Vereine, die einwilligten, alle Spieler aus dem Frankreich Kader eine Woche vor Turnierstart in der heimischen Liga zu schonen.
Für die Statistiker: Nach erfolgreichen Touren der British & Irish Lions waren die Franzosen im Six Nations stets siegreich!
Schlüsselspieler: Bei etwas weniger Verletzungspech hätte Prop Thomas Domingo seit seinem Debüt 2009 mit Sicherheit mehr als nur 17 Länderspiele auf seinem Konto. Der nur 173cm große und 107kg schwere Domingo gilt als einer der besten Gedrängespieler im Spiel und ist ein explosiver Ballträger im offenen Spiel. Im Verbund mit dem ähnlich gebauten Nicolas Mas hat Domingo das Potenzial seine weitaus größeren Gegenspieler in arge Bedrängnis zu bringen.
TotalRugby-Prognose: Platz 1
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