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1880-Jugend in London: Respekt verschafft und Freunde gewonnen
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Geschrieben von Tilo Barz   
Mittwoch, 20. November 2013

Die U12 des 1880 mit Lawrence Dallaglio, 85-facher englischer Nationalspieler
Die U12 des 1880 mit Lawrence Dallaglio, 85-facher englischer Nationalspieler

Die U12 und die U14 des SC Frankfurt 1880 kehren von ihren London-Touren mit Siegen und vielen Eindrücken im Gepäck zurück. Noch wichtiger: Damit ist auch die Basis für eine aussichtsreiche Partnerschaft mit dem Top-Club London Welsh gelegt.

Am zweiten und dritten November-Wochenende bestiegen jeweils etwa 20 Kids mit Trainern und betreuenden Eltern eine frühe Samstagsmaschine in die englische Hauptstadt. Für die U12 gab es am 9./10.11. ein volles Rugby-Programm.


Schotten, Engländer, Argentinier

Am ersten Tag ging es gleich zu London Scottish, dem 1878 von schottischen Exilanten gegründeten Traditionsverein im Stadtteil Richmond. Nach einem gemeinsamen Aufwärmen folgte ein Freundschaftsspiel von 3x10 Minuten Länge – im schönsten Londoner Dauerregen. Es war ein sehr ausgeglichenes Spiel, das in den letzten zehn Minuten drei Führungswechsel sah. Am Ende stand es 35:30 für die Frankfurter Jungs, die vor allem von ihrer Laufstärke profitierten. Anton Rupf wurde von den Gastgebern zum „Man of the Match“ gewählt. Beim anschließenden gemeinsamen Mittagessen im London Scottish Clubhouse bekam der 80er Nachwuchs auch eine große Portion englische Rugby-Tradition serviert – besonders die tadellose sportliche Einstellung der Briten und der erwiesene gegenseitige Respekt hinterließen hoffentlich einen bleibenden Eindruck. Die Krönung dieses Tages war der Besuch im nahegelegenen Stadion Twickenham, wo England vor über 76.000 Zuschauern Argentinien mit 31:12 schlug.

Promi-Faktor beim Sonntagsturnier

Am Sonntag stand dann das „London Welsh Midis Festival“ auf dem Programm, ein lokales Highlight mit ausgesucht guten Vereinen. Um die Jungs nicht zu überfordern, hatte Frankfurt für die "B Division" gemeldet; dadurch wurde auch der leichte Altersvorteil kompensiert, den die Engländer gegenüber deutschen Jugendteams durch den September-Stichtag haben. Dennoch kamen waren die Gegner nicht zu unterschätzen, immerhin kamen sie aus den bedeutendsten Rugbyvereinen rund um Twickenham. Ausgestattet mit dem gegen London Scottish gestärkten Selbstbewusstsein, errangen die Frankfurter zunächst einen 15:0-Sieg gegen Ealing. Es folgte ein sehr ausgeglichenes und umkämpftes Spiel gegen Rosslyn Park, das 5:0 ausging; die immer besser werdende Sturmarbeit im Offenen machte dabei den Unterschied.

Gegen Richmond fiel zunächst ein Rugby-Papa am Spielfeldrand auf – es handelte sich um niemand geringeren als Lawrence Dallaglio, 85-facher englischer Nationalspieler, Kapitän und Weltmeister. Sechs Jahre nach seinem Ausstieg aus der Nationalmannschaft schaute er nun zu, wie sein elfjähriger Sohn in der Fullback-Position gegen die 1880er antrat und mit 0:10 verlor. Dallaglio spendierte einige nette Komplimente für die Spielweise der Frankfurter und stand auch noch bereitwillig für ein Gruppenfoto zur Verfügung.

Im letzten Spiel gegen die Platzherren konnten die 1880er durch zwei frühe Versuche schnell die Kontrolle übernehmen. Nach der Halbzeitpause erzielte London Welsh zwar den einzigen Gegenversuch der Frankfurter im Turnier, dann aber ließen die Hessen nichts mehr anbrennen und gewannen am Ende mit 25:5.

Eine tolle Leistung der Frankfurter U12! Für ihr konstruktives Rugby und die sportliche Einstellung gab es viel Anerkennung von Zuschauern und Gegnern. Insgesamt war es eine fantastische Erfahrung für alle 80er, die die herzliche Gastfreundschaft von London Scottish und London Welsh genießen konnten. Die von Professionalität, Respekt und Höflichkeit geprägten Umgangsformen auf und neben dem Platz schufen eine sehr entspannte und angenehme Atmosphäre, die ja sonst nicht immer selbstverständlich ist. Auch das Team selbst steigerte sich enorm: So fokussiert, engagiert und diszipliniert wie in London hatte man diese Frankfurter U12er noch nie zuvor erlebt! Stolz können auch die Trainer um Martin Käschel sein – und wer von den mitgereisten Eltern vorher noch etwas skeptisch gewesen war, wurde in London endgültig vom Rugby-Virus infiziert.


U14 schlägt London Welsh – nach 75 Minuten

Eine Woche später folgte die Frankfurter U14 dem Beispiel der jüngeren Kollegen, wobei hier kein Turnier anstand; Ziel dieser Tour war vielmehr, den Kontakt mit London Welsh weiter zu etablieren und auch in einer zweiten Altersklasse eine sportliche Visitenkarte zu hinterlassen. Nach einer sonnigen Stadtrundfahrt am Samstagvormittag mit Tower, Buckingham Palace und Big Ben wurde die hessische Delegation im Clubhaus der Gastgeber empfangen. London Welsh ist zwar fünf Jahre jünger als der SC Frankfurt 1880, hat aber seit der Gründung deutlich mehr Nationalspieler hervorgebracht (177 für Wales und 43 für die British Lions). Die Profimannschaft führt derzeit die zweite englische Liga an und plant den Wiederaufstieg in die Aviva Premiership. Höhepunkt des Tages war das gemeinsame Public Viewing des Länderspiels England-Neuseeland, und die allermeisten Frankfurter freuten sich mit ihren walisischstämmigen Gastgebern über den Sieg der Kiwis…

Am Sonntag folgte dann das härteste Match, das diese Frankfurter U14 jemals erlebt hat. Nach einem gemeinsamen Warmmachen standen 3x25 Minuten Spielzeit an, ohne größere Pause. Anders als in Deutschland spielen die Engländer in der U14 bereits 15 gegen 15 auf dem großen Feld, und so konnten auch die 80er erstmals alle von den Herren bekannten Positionen besetzen.

Die körperlich leicht überlegenen Londoner machten von der ersten Minute an Druck. Offensichtlich wollten sie sich im eigenen Stadion keine Blöße geben, doch dank der aufopferungsvollen Verteidigung der Frankfurter schaffte es der Ball einfach nicht über die Mallinie. Einen Kick und einen Lauf später war die Action dann plötzlich in der walisisch-englischen Hälfte. Mit einem gewitzten Überkick bugsierte Fritz Segner das Ei fast bis ans Spielfeldende, fing ihn selbst auf und musste nur noch ablegen. Fritz gelang auch noch die Erhöhung, und weitere fünf Minuten später stand es sogar 14:0. Die Briten gaben keineswegs klein bei, sondern suchten weiter ihre Chancen. Dennoch baute Frankfurt die Führung auf 26:10 aus. Da waren schon zwei Drittel absolviert, und nun wurde auf beiden Seiten kräftig durchgewechselt. Dem SC 1880 gelang noch ein Versuch,  dann ging aber der Spielfluss verloren. So kam London Welsh ebenfalls noch zu drei schön herausgespielten Versuchen, bevor der Schlusspfiff ertönte.

Das Endergebnis lautete also 31:25 für den SC Frankfurt 1880, wobei die drei gelungenen Erhöhungen den Ausschlag gaben. Auf dem Feld waren beide Mannschaften ebenbürtig, schenkten sich nichts und kämpften verbissen; die Hintermannschaft der Waliser schaffte zwar mehr Durchbrüche, dafür war aber der Frankfurter Sturm in den Rucks präsenter.


Revanche in Frankfurt!

Der doppelte Härtetest für U12 und U14 hat erneut bewiesen, dass die Frankfurter Rugbyjugend auf einem sehr guten Weg ist. Die sportlichen Erlebnisse an beiden Wochenenden wurden aber erst so richtig perfekt durch die freundliche und interessierte Aufnahme, die die Hessen in London erfuhren. Betreuer und Kinder beider Teams kamen miteinander ins Gespräch; beide Seiten konnten ihren Horizont erweitern und konkret erfahren, dass die Rugby-Community wirklich international ist. London Welsh wird im April in Frankfurt mit U14 und U15 zum Gegenbesuch erwartet, und die U12 will im Mai am Frankfurter Rugby-Jugendfestival teilnehmen. Die Briten wollen sich dann sportlich revanchieren und die Hessen als Gastgeber, damit aus diesem ersten Kontakt eine möglichst langlebige Partnerschaft wird. Ein Dankeschön gilt allen Helfern, Unterstützern und Sponsoren!

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